
Keine Ahnung, woher das Geld kommt
Eine Mehrheit weiss nicht, wie die Pensionskassen ihr Geld verdienen. Obwohl diese Gewinne den grössten Teil zum Alterskapital beitragen, meint Albert Steck in der NZZ und verweist auf die erheblich bessere Verfassung unserer Altersvorsorge gegenüber anderen Ländern.
Warum steht die Altersvorsorge in Frankreich und Deutschland so viel schlechter da? Der Grund liegt darin, dass sie zum grössten Teil über das Umlageverfahren finanziert wird. Das heisst, die Erwerbstätigen bezahlen die Renten der Pensionierten aus ihren laufenden Einnahmen. Dies wird aber immer teurer, weil mehr und mehr Menschen den Ruhestand erreichen.
In der Schweiz funktioniert die AHV auch nach diesem Prinzip. Doch um diese zu entlasten, sparen die Erwerbstätigen zusätzlich über die berufliche Vorsorge für ihr Alter. Gigantische 1300 Milliarden Franken haben die Schweizerinnen und Schweizer bereits angehäuft. Allein im letzten Jahr hat die zweite Säule Erträge von 85 Milliarden Franken erzielt. Seit 2004 belaufen sich die gesamten Gewinne auf 600 Milliarden.
Keine Freude mehr an Private Equity
Nach starken Zunahmen verliert Privat Equity die Gunst der Pensionskassen. Das hat mehrere Gründe. Unter anderem hohe Kosten und tiefe Transparenz. Tina Fischer berichtet in der Bilanz:
MoreEs war das Traumpaar der Wirtschaft: hier die zahlungskräftigen, an langfristigen und sicheren Investments interessierten Pensionskassen, dort die verlockenden Angebote der Private-Equity-Firmen, die hohe Renditen versprachen. So fand zusammen, was zusammengehört.
Entsprechend floss das Kapital in Strömen. Innert zwanzig Jahren verzwölffachten die Schweizer Pensionskassen ihre Private-Equity-Investments. Ende 2023 erreichte der investierte Wert laut dem Bundesamt für Statistik knapp 28 Milliarden Franken.
Doch nun macht sich Katerstimmung breit. Die Pensionskassen haben begonnen, ihre Private-Equity-Investments zu hinterfragen. Romano Gruber, Managing Director des Beratungsunternehmens PPC Metrics, bestätigt entsprechende Recherchen: «Es gibt Kunden, die im Rahmen der Überprüfung der Anlagestrategie einen Abbau prüfen beziehungsweise schon umsetzen.»
Axa Ruhestandsmonitor 2025
Die aktuelle Studie der Axa untersucht das Wissen und die Einstellung der Schweizer Bevölkerung hinsichtlich der kommenden bzw. vergangenen Pensionierung. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der persönlichen Einschätzung der eigenen finanziellen Vorsorge und der Geldanlage der Pensionskasse.
Aus dem Bereich Politik wird gefragt, ob eine Rentenreform notwendig ist und welchen Stakeholdern die Befragten vertrauen. Zudem wird die Bereitschaft, sich im Ruhestand finanziell einzuschränken abgefragt.
Im Durchschnitt erwarten Schweizerinnen und Schweizer 2025, dass rund 58% ihres letzten Lohnes durch die AHV und die PK gedeckt werden. Dieser Wert ist damit in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich angestiegen. Somit schätzen Schweizerinnen und Schweizer auch ihre finanzielle Absicherung für den Ruhestand besser ein als noch im vergangenen Jahr (2025: 6.4, 2024: 5.9).
Besonders Männer, Pensionierte und Personen aus der höchsten Kaufkraftklasse sind optimistisch. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Gefühlslage hinsichtlich der Pensionierung. Personen, die sich finanziell (sehr) gut abgesichert fühlen, freuen sich deutlich stärker auf die Pensionierung als Personen, die sich (sehr) schlecht abgesichert fühlen.
MoreAHV: Ausbau ohne Grenzen
Der Einbusse von 3,3 Mrd. p.a. für Ehepaare stehen 3,5 Mrd. für Vorteile durch die Ehe bei der AHV entgegen.
Der Wegfall der Plafonierung der AHV-Leistungen für Ehepaare – das Ziel der Mitte-Initiative – ist so teuer wie fragwürdig. Aber augenscheinlich populär. FDP, SVP und GLP haben gemeinsam und hinter verschlossenen Türen einen Gegenvorschlag ausgeheckt. Er ist etwas billiger, aber nicht gratis. Fabian Schäfer berichtet in der NZZ.
MoreMit Mehrkosten von 3,5 bis 4 Milliarden Franken im Jahr kommt die Mitte-Initiative beinahe an die 13. AHV-Rente heran, die das Volk vor einem Jahr beschlossen hat. Doch das Begehren gilt als populär, und die Mitte macht bis jetzt keine Anstalten, sich auf einen Kompromiss einzulassen.
Das sorgt für Nervosität im bürgerlichen Lager. In der laufenden Session befasst sich das Parlament zum ersten Mal mit der Initiative, allerdings nur indirekt: Der Nationalrat diskutiert kommende Woche über einen möglichen Gegenvorschlag, der das Anliegen zwar aufnehmen, den Schaden für die AHV aber eindämmen soll.
Das ist nicht ganz einfach, wie sich nun zeigt. SVP, FDP und GLP haben hinter verschlossenen Türen einen gemeinsamen Gegenvorschlag erarbeitet. Mittlerweile liegen die amtlichen Zahlen dazu vor, die zeigen, was die finanziellen Folgen wären.
Weiter sinkende Leerstandsziffern – aber nicht in den Zentren
Im neuen Bericht der UBS zum Wohnungsmarkt wird ausgeführt:
MoreDie vom Bundesamt für Statistik (BFS) jährlich erhobenen Leerwohnungszahlen sind im laufenden Jahr erneut gesunken. Per 1. Juni 2025 standen schweizweit noch 48’455 Wohnungen leer, was einer Leerwohnungsziffer von 1,00 Prozent entspricht (Vorjahreswert: 1,08 Prozent).
Damit ist die Quote auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren gefallen. Trotz rückläufigem Bevölkerungswachstum bleibt der bauliche Neuzugang an Wohnungen hinter der Nachfrage zurück. Die Anzahl leerstehender Wohnungen verringerte sich um 3500. (…)
Die niedrigsten Leerwohnungsziffern verzeichnen die
Kantone Genf (0,34 Prozent), Zug (0,42 Prozent) und Zürich
(0,48 Prozent). Mittlerweile liegt die Leerwohnungsziffer
in 15 Kantonen unterhalb der Schwelle von 1,0 Prozent.
Vor fünf Jahren traf dies lediglich auf fünf Kantone zu –
mit Ausnahme von Obwalden allesamt städtisch geprägt.
Berufliche Vorsorge aus ökonomischer Sicht
David S. Gerber, Leiter Versicherung und Risiken, Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF), stellt in CHSS grundlegende Aspekte der beruflichen Vorsorge aus ökonomischer Sicht zur Diskussion. Es sind dies: Vorsorgeziel, Verzinsung, Generationengerechtigkeit, Arbeitsmarkt und Technologie. Zum Thema Arbeitsmarkt schreibt Gerber:
Eine effiziente berufliche Vorsorge muss den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts entsprechen – und dieser hat sich in den vergangenen 40 Jahren gewandelt.
So wechseln Arbeitnehmende heute häufiger den Arbeitgeber – und damit auch die Vorsorgeeinrichtung: Im Durchschnitt arbeiten 25- bis 64-Jährige heute weniger als 9 Jahre im selben Unternehmen.
Querfinanzierungen zwischen den Altersgruppen im Versichertenkollektiv sind in einem mobileren Arbeitsmarkt noch problematischer, da Arbeitnehmende immer öfter nicht im selben Vorsorgewerk verbleiben.
Zudem sind die Altersgutschriften, welche mit Arbeitnehmenden- und Arbeitgeberbeiträgen finanziert werden, in Prozent des koordinierten Lohns im BVG nach Altersgruppen gestaffelt. Dies verteuert ältere Arbeitnehmende systematisch und schmälert ihre Arbeitsmarktchancen.
Eine weitere Herausforderung für die zweite Säule ist der Trend zu Teilzeitarbeit beziehungsweise zu atypischen Arbeitsmodellen. Seit 1985 ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten um fast 20 Prozentpunkte auf knapp 40 Prozent gestiegen (vgl. Mergele et al. 2024 und BFS 2025b).
Aufgrund von Eintrittsschwelle beziehungsweise Koordinationsabzug können solche Beschäftigte je nach Vorsorgeeinrichtung nur unterproportional ein Vorsorgevermögen aufbauen.
Fazit: Aufgrund gescheiterter Reformen besteht im Bereich Arbeitsmarktkompatibilität weiterhin Handlungsbedarf.
«Bundesrat will am Souverän vorbei an das Vorsorgekapital der Schweizer»
Werner C.Hug formuliert in der FuW eine ausführliche Kritik an den Plänen des Bundesrats, die Besteuerung von Kapitalbezügen zu erhöhen. Hug fordert die Durchführung eines geordneten Verfahrens und Abklärungen, bevor weitere Entscheide getroffen werden:
MoreWer über Jahre Gelder für das Alter angespart hat, im Wissen, dass er bei der Pensionierung entweder Rente oder Kapital beziehen kann, wird völlig verunsichert, wenn während des Ansparprozesses und kurz vor dem Bezug der gesparten Gelder die Regeln geändert werden.
Das Vertrauen in die staatlichen Regelungen geht vollends verloren. Besteht Handlungsbedarf, den Bezug und die Besteuerung von Alterskapitalien neu zu regeln, dann sollte dies in einem geordneten Verfahren geschehen. Und in der Tat darf die heutige Regelung des Kapitalbezugs von Vorsorgekapital hinterfragt werden. (…)
Ist es richtig, wenn die zwangsgesparten Gelder vollständig als Kapital bezogen werden dürfen? Entspricht dies der ursprünglichen Idee des Gesetzgebers? Sollte nicht vielmehr vorerst darüber debattiert werden, ob das im Rahmen des Obligatoriums angesparte Geld überhaupt als Kapital aus der Pensionskasse herausgenommen werden darf? Diese Fragen müssen beantwortet werden, bevor die Details der Steuersätze beim Bezug von Kapital aus der Pensionskasse geregelt werden. (…)
Stabilität trotz Krisen
Thomas Breitenmoser, Leiter Investment Controlling bei Complementa, kommentiert im Interview mit HZ Insurance Ergbeniss der Pensionskassen-Studie 2025.
Herr Breitenmoser, die Pensionskassen erzielten 2024 etwa doppelt so hohe Erträge wie im 20-Jahres-Schnitt. Wie nachhaltig sind solche Renditen?
Rückschläge sind natürlich jederzeit möglich. Aber: In den letzten 20 Jahren haben die Kassen 3,7 Prozent pro Jahr erwirtschaftet, und in 8 Jahren lag der Jahreserfolg gar über 7 Prozent. Und dies, obwohl Pensionskassen in diesem Zeitraum diverse Krisen durchlebten, wie zum Beispiel die Finanzkrise, die Euro-Krise oder die Corona-Krise. Jüngst sind die Verwerfungen aufgrund von US-Zöllen und dem deutlichen Rückgang des US-Dollars hinzugekommen. Dennoch haben die Pensionskassen bis Ende August bereits 3,0 Prozent Rendite erwirtschaftet, was erneut überdurchschnittlich und angesichts der aktuellen Umstände beeindruckend ist.
Werfen wir einen Blick auf den Deckungsgrad: Dieser ist mit 113,8 Prozent per August auf einem sehr komfortablen Niveau. Gleichzeitig liegen privatrechtliche Kassen bei 116 Prozent, öffentlich-rechtliche aber bei nur 102 Prozent. Wo sehen Sie die grössten Risiken für die Stabilität des Systems?
Die Deckungsgradunterschiede zwischen privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen sind insbesondere auf öffentlich-rechtliche Pensionskassen im System der Teilkapitalisierung zurückzuführen und sind somit systembedingt.
Dieser Umstand ist nicht neu, aber gemäss unseren Berechnungen steckt in den unterdeckten Kassen 10 Prozennt des Deckungskapitals. Mit dem hohen Deckungsgrad sind die privatrechtlichen Kassen aber für potenzielle Rückschläge an den Finanzmärkten gewappnet. Richten wir den Blick nach vorne, so erscheint das Tiefzinsumfeld beziehungsweise Negativzinsen in der Schweiz als mögliches Risiko.
More«Wir schieben die Probleme vor uns her»
Mehr AHV, mehr Kosten. Das geht auch zu Lasten der Wirtschaft und des Gewerbes. Urs Furrer, Direktor des Gewerbeverbands, äussert sich in einem Interview mit der NZZ und verlangt ein höheres Rentenalter. Auszüge:
Der Nationalrat will die Mehrwertsteuer bis 2030 erhöhen, um die 13. AHV-Rente zu finanzieren. Herr Furrer, was bedeutet dies aus Sicht des Gewerbes?
Das ist die zweitschlechteste Lösung. Noch schlechter wäre eine Erhöhung der Lohnbeiträge, die Angestellte und Arbeitgeber bezahlen müssen. Aber auch wenn die Mehrwertsteuer steigt, werden die kleinen und mittleren Unternehmen dies unmittelbar spüren. Die Kaufkraft wird sinken. Wir haben immer gesagt, dass die Finanzierung der 13. AHV-Rente sichergestellt werden muss – aber in Verbindung mit einer Strukturreform der AHV. Die demografische Entwicklung ist bekannt, die Zahl der Pensionierten nimmt schnell zu. Wir haben ein ernsthaftes Problem, das wir aber seit Jahren vor uns herschieben.
Was schlagen Sie konkret vor?
Wir verlangen eine Anpassung des Rentenalters . . .
. . . also eine Erhöhung?
Eine Anpassung nach oben, natürlich. Über die konkrete Umsetzung kann man reden. Eine Option ist das Modell der Lebensarbeitszeit: Damit könnten Personen, die jung ins Berufsleben einsteigen, früher in Rente gehen als beispielsweise Akademiker. Im Gegenzug zum höheren Rentenalter würden wir eine Erhöhung der Mehrwertsteuer akzeptieren. Eine reine Finanzierungsvorlage hingegen lehnen wir ab. Die Schweiz hat jetzt lange genug immer weitere Zusatzfinanzierungen für die AHV beschlossen. Das geht auf Dauer nicht auf, wir können die Strukturreform nicht ewig aufschieben. Je länger wir warten, desto grösser werden die Probleme. Wir unterstützen den Vorschlag der FDP, die eine Schuldenbremse für die AHV will: Sinkt ihr Fonds unter eine bestimmte Schwelle, steigen automatisch die Mehrwertsteuer und das Referenzalter. Das wäre pragmatisch: Die Massnahmen greifen erst, wenn es wirklich nötig ist.
Die 300 weltweit grössten Pension Funds
Das Thinking Ahead Institut hat die 2025-Liste der 300 grössten Pension Funds publiziert. Die Key Findings:
- Das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AUM) der 300 grössten Pensionsfonds belief sich auf insgesamt 24,4 Billionen US-Dollar.
- Die AUM der 300 größten Fonds stieg 2024 um 7,8 %, verglichen mit einem Anstieg von 10,0 % im Jahr 2023.
- Die 20 größten Pensionsfonds machten 2024 42,4 % des gesamten AUM aus, gegenüber 42, 1 % im Jahr 2023.
- Staatliche und öffentliche Pensionsfonds machten 152 Fonds unter den Top 300 aus und repräsentieren 71,2 % des Gesamtvermögens.
- DB-Fondsvermögen macht mit 59,4 % den grössten Teil des offengelegten Gesamtvermögens aus, gefolgt von DC-Fondsvermögen (27,7 %), Reservefonds (12,0 %) und schliesslich Hybridfonds (0,9 %).
- Die meisten Regionen haben hauptsächlich in Aktien investiert, wobei die Fonds im asiatisch-pazifischen Raum eine etwas stärkere Präferenz für Anleihen zeigten.
- Der Anteil der nordamerikanischen Region am Gesamtvermögen stieg im Jahr 2024 auf 47,2 % aller Vermögenswerte.
- Das verwaltete Vermögen Europas macht 23,7 % aus, womit sich der Anteil im Jahr 2024 verringerte, während der Anteil des asiatisch-pazifischen Raums 25,5 % betrug, ebenfalls ein Rückgang im Jahr 2024.
- Nordamerika verzeichnete in den letzten fünf Jahren das größte annualisierte Wachstum (6,2 %), gefolgt von Asien-Pazifik (3,7 %) und Europa (2,9 %).
- Die USA haben die meisten Fonds in den Top 300; 153 Fonds decken 41,4 % des gesamten verwalteten Vermögens ab.
- Im Durchschnitt investierten die 20 größten Fonds etwa 53,2 % ihres Vermögens in Aktien, 28,8 % in festverzinsliche Wertpapiere und 18,0 % in alternative Anlagen und Barmittel.
BVG-Basiswissen: Die 2. Säule verstehen
Mit BVG-Basiswissen liegt ein Lehrmittel vor, das den komplexen und vielschichtigen Tätigkeitsbereich der beruflichen Vorsorge in der Schweiz strukturiert und klar nachvollziehbar erklärt.
Es behandelt umfassend Themen von den BVG-Grundlagen über die Alters- und Hinterlassenenvorsorge, Invalidenvorsorge, Leistungskoordination und Versicherungstechnik bis hin zu Vermögensanlagen und Steuern in der beruflichen Vorsorge, Organisationsformen oder der Unternehmensberatung.
Der Autor Urs Schaffner verbindet fundiertes theoretisches Wissen mit langjähriger Praxiserfahrung. Die klar verständlichen Texte werden durch zahlreiche Grafiken ergänzt. Anschauliche Beispiele gewährleisten den Praxisbezug. Die Lernfortschrittkontrolle wird durch Zusammenfassungen und Repetitionsfragen zielgerichtet unterstützt.
Dieses Lehrmittel eignet sich als Grundlage für die Ausbildung zur /zum dipl. Beraterin / Berater Berufliche Vorsorge IAF sowie für verschiedene Zertifikate und Fachausweise im Sozialversicherungsbereich. Es eignet sich für den Einsatz im Unterricht ebenso wie für das Selbststudium. Für Fachleute dient «BVG-Basiswissen» als praktisches Nachschlagewerk für alle erdenklichen Fragestellungen.
Mit seiner übersichtlichen Gestaltung und der allgemein verständlichen Darstellung der vielen Aspekte der 2. Säule im Rahmen der sozialen Sicherheit kann das Werk wärmstens empfohlen werden.
Urs Schaffner: BVG-Basiswissen, compendio, 240 Seiten, 80 Fr.
NR Entscheid für temporäre MWSt-Erhöhung
(sda) Die 13. AHV-Rente soll allein mit einer höheren Mehrwertsteuer und ohne Lohnbeiträge finanziert werden. So hat der Nationalrat am Mittwoch entschieden. Die Vorstellungen des SR gehen in eine ganz andere Richtung. Entsprechend bleibt vorderhand alles in der Schwebe.
In der grossen Kammer setzten sich am Mittwoch jene Kräfte durch, die keinen Aufschub wünschten bei der Finanzierung der vom Volk an der Urne beschlossenen 13. AHV-Rente. Ausbezahlt wird diese erstmals 2026. Die Kosten dafür belaufen sich laut Bundesrat anfangs auf rund 4,2 Milliarden Franken. 2030 dürften es 4,6 Milliarden Franken sein.
Der Nationalrat beschloss gegen den Willen von SVP und FDP, die Mehrwertsteuer um 0,7 Prozentpunkte zu erhöhen. So schlägt es auch der Bundesrat vor. Der Nationalrat entschied sich allerdings für eine bis Ende 2030 befristete Erhöhung, und er lehnte wie zuvor der Ständerat eine Senkung des Bundesbeitrags an die AHV ab.
Kein Gehör fand die FDP mit dem Antrag für eine Schuldenbremse für die AHV. Falle der Fonds unter 90 Prozent, solle die Mehrwertsteuer um 0,5 Prozentpunkte und das Renten-Referenzalter schrittweise um sechs Monate erhöht werden, sagte Andri Silberschmidt (FDP/ZH).
«Das würde uns unabhängig machen von Prognosen und wäre eine Sicherung nach unten», sagte er. Hinter seinem Antrag stand eine starke Mehrheit der SGK-N. Die SVP unterstützte das Vorhaben, das aber mit 108 zu 89 Stimmen abgelehnt wurde.
Erfolglos waren FDP und SVP mit Nichteintretens- und Rückweisungsanträgen und Forderungen nach einer Gesamtschau. Eine Sanierung des Sozialwerks allein mit Steuern und Abgaben dürfe es nicht geben, sagte Regine Sauter (FDP/ZH). Es müsse unvoreingenommen diskutiert werden, auch über ein höheres Rentenalter.
Natixis Global Retirement Index: Schweiz fällt auf Platz drei
Top 10 im Natixis Retirement Index
Norwegen hat dank seiner starken Leistung in den Bereichen Gesundheitsversorgung, niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Einkommensgleichheit wieder die Spitzenposition im Natixis Global Retirement Index (GRI) 2025 erobert. Irland klettert dank Verbesserungen bei der Inflation und einem wirtschaftlichen Umfeld, das die Altersvorsorge unterstützt, auf den zweiten Platz.
Die Schweiz, zwischen 2016 und 2023 stets auf Platz 2, erreichte 2024 den Spitzenplatz und fiel nun auf Rang 3.
Seit seiner Einführung im Jahr 2012 bietet der Natixis Global Retirement Index eine vergleichende Bewertung der Altersvorsorge in 44 Industrieländern. Der Index bewertete 18 Schlüsselindikatoren, die in vier Teilindizes gruppiert sind: Finanzen im Ruhestand, materieller Wohlstand, Gesundheit und Lebensqualität.
Die Verwendung so unterschiedlicher Messgrössen wie Lebenserwartung, Pro-Kopf-Einkommen, Umweltqualität und Staatsverschuldung liefert ein mehrdimensionales Bild davon, wie gut die Länder für die Unterstützung ihrer alternden Bevölkerung aufgestellt sind.
Das Ranking vergleicht die Lebensqualität und die Vorsorgesysteme in 44 Ländern miteinander. Mit einer Gesamtbewertung von 81% bestätigt die Studie der Schweiz die Stabilität ihres Vorsorgesystems sowie die Stärke ihres wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Umfelds. Zusammen mit Irland ist sie das einzige Land, das in allen vier Teilindizes des GRI zu den Top 10 gehört.
Complementa PK-Studie 2025
Verzinsung und Anlagerendite
Complementa erstellt seit 31 Jahren ährlich eine umfassende und repräsentative Studie zur aktuellen Lage schweizerischer Pensionskassen. An der neuesten Umfrage haben 460 Pensionskassen mit einem Vermögen von 940 Mrd. Franken, 80 Prozent aller Anlagen, teilgenommen. Einige Highlights aus den Resultaten:
Die Pensionskassen erwirtschafteten im Jahr 2024 eine durchschnittliche Rendite von 7,5%. Dies entspricht dem Doppelten der Jahresperformance der letzten 20 Jahre. Der dritte Beitragszahler steuerte im Vorjahr rund 85 Milliarden Franken bei, was die kumulierten Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im selben Zeitraum übersteigt.
Die Altersguthaben der Arbeitnehmer konnten mit durchschnittlich 3,9% verzinst werden, was dem höchsten Wert der letzten 20 Jahre entspricht. Die gute Ausgangslage ermöglichte es 98% der Pensionskassen, eine Verzinsung über dem BVG-Minimum zu gewähren – ebenfalls ein Höchstwert. Mehr als 20% der Vorsorgeeinrichtungen haben eine Verzinsung von 6% oder mehr gesprochen.
Die positiven Anlageergebnisse zeigen sich auch im Deckungsgrad. Der kapitalgewichtete Deckungsgrad stieg innert Jahresfrist von 107,6% auf 111.8% per Ende 2024. Es befanden sich nur 2.9% der Pensionskassen in Unterdeckung, wobei es sich hier ausschliesslich um öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtungen im System der Teilkapitalisierung handelt.
Aktien sind neu die bedeutendste Anlageklasse: Ihr Anteil kletterte auf 32.5% des Gesamtvermögens – der höchste Wert der letzten zwei Jahrzehnte. Der Anstieg ist hauptsächlich auf die Performance ausländischer Aktien zurückzuführen. Durch Gewinnmitnahmen haben Pensionskassen diesem Anstieg aktiv entgegengewirkt. Festverzinsliche Anlagen verzeichneten mit 31,1% den tiefsten Wert seit Beginn der Datenaufzeichnung.
MoreKapitalbezug: Was oft vergessen geht
Der Beobachter listet in einem Beitrag fünf Punkte auf, die nach Ansicht der Autoren beim Kapitalbezug oft vergessen werden.
- Sicherheit vs. Flexibilität: Auch im Kapitalbezug lässt sich Sicherheit schaffen: Man kann das vorhandene Vermögen in einen Einkommens- und in einen Risikotopf aufteilen. Das Einkommen (vergleichbar mit der Rente) wird dann aus dem Einkommenstopf bezogen. Der Pensionär bezahlt sich dann quasi selbst. Der Risikotopf dagegen – Risikokapital genannt – wird investiert.
- Massive Selbstüberschätzung: Die Entscheidung ob Rente oder Kapital gleicht – etwas sarkastisch ausgedrückt – einer Wette auf den eigenen Todeszeitpunkt. Dabei hängt vieles von der statistischen Lebenserwartung ab. Stirbt man vorher, ist der Kapitalbezug attraktiver, bei einem langen Leben ist man wiederum mit der Rente im Vorteil.
- Teures Langleberisiko: Mit dem Kapitalbezug übertragen sie das Risiko einer potenziellen Finanzierungslücke aufgrund der Langlebigkeit an die Rentner. Für die Vorsorgeeinrichtung ist der Kapitalbezug zudem mit keinen Kosten verbunden. Ein kostenloses Abwälzen eines Risiko ist für einen rationalen Finanzmarktakteur immer attraktiv.
- Ungleiche Kostenstrukturen: Auch die Kosten sprechen in den meisten Fällen gegen einen Kapitalbezug. Für Privatanleger ist es unmöglich, die Kostenstrukturen einer Pensionskasse nachzuahmen. Auf das Vermögen hat dies einen bedeutenden Einfluss.
- Erbe und Steuern: Auch beim Thema Erbschaft ist das Bild gemischt. Zwar ist die Ehegattenrente tiefer als diejenige des oder der Verstorbenen. Bei Ehepartnern mit einem Altersunterschied von über zehn Jahren wird sie bei einigen Pensionskassen zusätzlich gekürzt. Doch bei hohem Alter des überlebenden Partners kann sie sich auszahlen.