
WTW Swiss Pension Finance Watch 2022
WTW. Für die Pensionsverpflichtungen in den Unternehmensbilanzen war das Jahr 2022 dramatisch. Die Unternehmensanleihen stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 stark an. Diese Tendenz setzte sich in der zweiten Jahreshälfte fort, wenn auch langsamer. Der Gesamtanstieg im Jahr 2022 führte zur stärksten Veränderung der Pensionsverpflichtungen der Unternehmen, die seit Beginn des WTW Swiss Pension Finance Watch je innerhalb eines einzigen Jahres beobachtet wurde.
Da die Unternehmen mit ansehen mussten, wie der Wert ihrer Vorsorgevermögen im Laufe des Jahres dahinschmolz, wird der Rückgang der Vorsorgeverpflichtungen eine Erleichterung sein. Trotz alledem ist es möglich, dass zahlreiche Unternehmen per Ende 2022 in ihren internationalen Bilanzen eine positive Ausfinanzierung aufweisen.
Neurentenstatistik 2021
BFS. Eine neue Altersrente aus der beruflichen Vorsorge (BV) belief sich 2021 im Median bei den Frauen auf 1201 Franken und bei den Männern auf 2100 Franken pro Monat.
Der Medianbetrag der von den Pensionskassen und Freizügigkeitseinrichtungen entrichteten Kapitalleistungen betrug bei den Männern knapp 159’524 Franken und bei den Frauen 64’459 Franken.
Ohne Berücksichtigung der Kapitalleistungen aus Freizügigkeitseinrichtungen ist der Unterschied noch grösser: Der Medianbetrag der von den Pensionskassen ausbezahlten Kapitalleistungen belief sich bei den Männern auf 200’000 Franken und bei den Frauen auf 85’000 Franken.
“In der Rentenfalle”
pw. Es steht nicht gut um die BVG-Revision. Die Linke beharrt eisern auf dem sog. Sozialpartnerkompromiss mit starker Umverteilungskomponente, was das Gewerbe (auch Sozialpartner) aus Kostengründen nicht akzeptiert. Die bürgerlichen Parteien lavieren, sind sich fundamental uneinig und wissen nicht wirklich, was sie wollen.
Fabian Schäfer berichtet in der NZZ über ein “klandestines Treffen” aller Beteiligten auf bürgerlicher Seite, allerdings ohne Gewerbe und Bauern, was aber anscheinend kein zählbares Resultat erbrachte. Was wohl nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass der Arbeitgeberverband sich aus der selbstgestellten Falle mit dem Kompromiss nicht zu befreien vermag. Auch nach den Ständeratsbeschlüssen konnte er sich nicht zu einer öffentlichen Beurteilung der Situation durchringen, obwohl solches erwartet worden war.
Die Linke beruft sich auf ein angebliches Versprechen, die 2. Säule für Frauen massiv aufzubessern. Allerdings ist unklar, wer, wann und mit welchem Auftrag und welcher Bindung ein solches Versprechen abgegeben hat. Das gehört wohl zur aktuellen Nebelpetarden-Politik. Aber dieses Versprechen wird ad nauseam vorgebracht, als wäre damit die Reform bereits beschlossene Sache.
CS PK-Index 2022
CS. Im Berichtsmonat [Dezember] nimmt der Pensionskassen Index um 3,87 Punkte bzw. 2,01% ab; seine Veränderung seit Jahresanfang beträgt damit –10,14%. Per 31. Dezember 2022 steht der Index bei 188,57 Punkten, ausgehend von 100 Punkten zu Beginn des Jahres 2000.
Der Hauptanteil an der negativen Entwicklung im Dezember ist den Aktien (–1,52%) zuzuschreiben. Der Renditebeitrag von Aktien Schweiz beträgt –0,39% und derjenige der Aktien Ausland –1,14%. Auch die Anlageklassen Obligationen (–0,62%) und Alternative Anlagen (–0,04%) haben mit negativen Renditebeiträgen das Monatsergebnis zusätzlich belastet. Positive Beiträge sind einzig bei den Immobilien (+0,11%) und der Liquidität (+0,08%) zu verzeichnen, die restlichen Anlagekategorien waren unauffällig.
Der Indexstand der BVG-Mindestverzinsung (seit 1. Januar 2017 auf 1% p. a.) ist im Berichtsmonat um 0,13 Punkte (bzw. 0,08%) auf den Stand von 159,86 Punkten gestiegen, ausgehend von 100 Punkten zu Beginn des Jahres 2000. Die Rendite des Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index liegt somit per 31. Dezember 2022 um 2,09% hinter der BVG-Vorgabe zurück.
Die annualisierte Rendite des Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index seit 1. Januar 2000 beträgt per 31. Dezember 2022 2,79%. Demgegenüber steht eine annualisierte BVG-Mindestverzinsung von 2,05%.
Wohnungsmarkt: “Krise mit Ansage”
In der Schweiz werden derzeit zu wenig Wohnungen gebaut, als dass die steigende Nachfrage befriedigt werden könnte. Und es sieht nicht danach aus, als ob sich dies rasch ändern würde. Andrea Martel sucht in der NZZ nach Lösungen.
Der Bedarf an Wohnungen steigt laufend. 50’000 zusätzliche Haushalte pro Jahr sind in der Schweiz bald die Regel. Einerseits hat das Land eine starke Zuwanderung, anderseits breitet sich die ansässige Bevölkerung mehr und mehr aus.
Zeitweise hält die Neubautätigkeit mit dieser Zusatznachfrage Schritt. Zwischen 2014 und 2018 wurden sogar mehr neue Wohnungen erstellt als unmittelbar benötigt. Seit dem Jahr 2020 steigt die Zahl der Haushalte jedoch wieder stärker als der Wohnungsbestand. Laut dem Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen fehlen jährlich 5000 bis 10’000 Wohnungen. (…)
Für die nachlassende Bautätigkeit gab es gute Gründe. Es ist noch keine drei Jahre her, da war in der Schweiz von einem Überangebot die Rede. Pensionskassen und Versicherungen hatten auf Hochtouren Wohnungen gebaut, was die Leerstände – auch vor dem Hintergrund einer relativ schwachen Zuwanderung – deutlich nach oben trieb. Es war eine Zeit, in der sich Vermieter teilweise gezwungen sahen, Interessenten mit Einkaufsgutscheinen oder mietfreien Zeiten zu umwerben.
UBS PK-Performance 2022
Das schlechteste Ergebnis von -3,93% ist bei einer kleinen Pensionskasse mit verwalteten Vermögen von wenier als CHF 300 Mio. zu finden. Die Bandbreite der grossen Pensionskassen mit verwalteten Vermögen von mehr als CHF 1 Mrd. war am kleinsten mit 2,08 Prozentpunkten, bei den kleinen Pensionskassen belief sie sich auf 3,12 Prozentpunkte und bei den mittleren betrug sie 2,29 Prozentpunkte.
Innovationsfonds: Hoffnung auf die Pensionskassen, Update
Hansueli Schöchli befasst sich in der NZZ mit dem von BR Parmelin vorangetriebenen Projekt eines mit Bundesmitteln alimentierten Innovationsfonds, der zu gleichen Teilen auch private Mittel anziehen soll, nicht zuletzt von Pensionskassen. Viel Begeisterung löst das Vorhaben nicht aus.
Die Schweiz soll mit einem staatlichen Innovationsfonds Jungunternehmen fördern. Dies hat der Bundesrat im Juni 2022 im Grundsatz befunden. Einige Jahre zuvor hatte die Regierung die Idee noch abgelehnt – namentlich mit dem Hinweis, dass hier kein Marktversagen ersichtlich sei.
Auch die jüngste vom Bund bestellte Untersuchung vom April 2022 durch das Institut für Wirtschaftsstudien in Basel ortete kein Marktversagen bei der Finanzierung von Jungfirmen. Doch Wirtschaftsminister Guy Parmelin wollte die Staatsfonds-Idee dennoch weiterverfolgen. Es gab zwar in der Regierung wenig Begeisterung, aber es gab auch kaum fundamentale Opposition.
Seco: Tiefste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren
Seco. Das Seco hat am 9. Januar 2023 die neusten Zahlen zum Schweizer Arbeitsmarkt im Jahr 2022 publiziert. Die positive Arbeitsmarktentwicklung des Vorjahres setzte sich fort. Die Arbeitsmarktentwicklung war 2022 zunehmend durch eine Verknappung des Arbeitskräfteangebots geprägt. Langzeittiefstwerte bei den Arbeitslosenzahlen waren die Folge: Für das Berichtsjahr 2022 resultiert daraus eine Arbeitslosenquote von 2,2%, was einer Abnahme um 0,8 Prozentpunkte gegenüber 2021 (3,0%) entspricht.
Hoher Verlust, keine Ausschüttung
SNB. Die Schweizerische Nationalbank wird für das Geschäftsjahr 2022 nach provisorischen Berechnungen einen Verlust in der Grössenordnung von 132 Mrd. Franken ausweisen. Der Verlust auf den Fremdwährungspositionen betrug rund 131 Mrd. Franken und derjenige auf den Frankenpositionen rund 1 Mrd. Franken. Auf dem Goldbestand resultierte ein Bewertungsgewinn von 0,4 Mrd. Franken.
Die Zuweisung an die Rückstellungen für Währungsreserven wird 9,6 Mrd. Franken betragen. Nach Berücksichtigung der vorhandenen Ausschüttungsreserve von 102,5 Mrd. Franken resultiert ein Bilanzverlust von rund 39 Mrd. Franken. Dieser Bilanzverlust verunmöglicht gemäss den Bestimmungen des Nationalbankgesetzes sowie der Gewinnausschüttungsvereinbarung zwischen dem Eidgenössischen Finanzdepartement und der SNB eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022. Das betrifft sowohl die Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre der SNB als auch die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone.
Herausforderung für Vorsorgeanleger
Thomas Hengartner befasst sich in der Finanz und Wirtschaft mit der Situation der Vorsorgeanleger nach dem verlustreichen 2022.
Anleger haben 2022 die Wertschriftenaufwertungen der Vorjahre, die von den damaligen Nullzinsen angefeuert waren, zu erheblichen Teilen hergeben müssen. Private und Institutionelle stecken heftige Verluste ein. Doch Vorsorgesparer hätten die selbstverwalteten Pensionskassengelder und 3a-Wertschrifteninvestments im Wesentlichen beibehalten, sagt Beat Bühlmann vom Vorsorgedienstleister Finpension.
Wie er berichtet, investieren Kunden ihre separierten Pensionskassengelder in gemischten Wertschriftenportfolios mit einem Aktiengehalt von rund 40%: «Bei den 3a-Vorsorgeinvestments setzt die Kundschaft gar auf einen Aktienanteil von im Schnitt über 85%.»
Allerdings ist es gut möglich, dass viele die Werteinbusse ihrer Vorsorgeinvestments nicht unterjährig verfolgen und erst mit Erhalt des digitalen oder brieflichen Jahresauszugs in den kommenden Wochen entdecken werden. (…)
Oliver Bienek vom Anbieter Liberty Vorsorge berichtet auf Anfrage der FuW, die Liberty-Kundschaft sei mehrheitlich «ausgewogen investiert mit einem Aktienanteil zwischen 40 und 50%». Das treffe gleichermassen auf die Wertschriftendepots der Kategorien Freizügigkeit, 1e-Pensionskassen und 3a zu.
Im Verlauf des schlechten Börsenjahres 2022 habe der Vorsorgedienstleister Liberty beobachtet, dass die Kunden die gewählte Anlagestrategie und den Aktienanteil im Vermögen nicht oder nicht wesentlich verändert haben. Bei den Freizügigkeitsgeldern aus Pensionskassen und den 3a-Vermögen seien jedoch 30 bis 40% der Kunden in einer Kontolösung angelegt.
Rentenreform – Das sind die Ideen
Der Beobachter hat die laufenden Reformideen zur Sicherung der Altersvorsorge zusammengefasst. Zur 2. Säule sind dies: die Modelle des Bundesrats (SoPaKo) sowie von National- und Ständerat. Der Beobachter gibt weder dem Bundesrat noch dem Parlament in einer Volksabstimmung dazu grosse Chancen.
Bei der Säule 3a sind zwei Vorstösse hängig, die Nachzahlungen und höhere Beitragssätze fordern. Die bürgerlichen Parteien sind dafür, linke und Bundesrat dagegen.
Die AHV soll eine 13. Rente auszahlen, verlangt eine Initiative des Gewerkschaftsbunds. Die Initiative der Jungen FDP will die Erhöhung und Dynamisierung des Rentenalters. Mit der SNB-Initiative will der SGB Nationalbankgewinne für die AHV einsetzen und schliesslich fordert die Mitte die Beseitigung der Benachteiligung von Ehepaaren gegenüber Konkubinatspaaren bei der AHV.
Jahresperformance -11%, Update
vps. Die Schweizer Pensionskassen haben im Jahr 2022 in der Anlage im Durchschnitt eine Rendite von -11.2 % erzielt. Dies geht aus dem PPCmetrics Pension Ticker hervor. Das Tool schätzt tagesaktuell die Rendite und den Deckungsgrad und basiert auf den Daten von mehr als 350 Vorsorgeeinrichtungen. Demnach haben die technischen Deckungsgrade im Jahresverlauf im Schnitt mehr als 15 % verloren und standen Ende 2022 bei 104.8 %. Der ökonomische Deckungsgrad lag am 19. Dezember bei 107.1 % (-8,5% seit Jahresbeginn). [Korrektur Angabe in der Klammer, -8,5 statt -15%].
Ein Tag weniger verzinst – CHF 21.25 verloren
Die Basler Zeitung berichtet über die Beschwerde von Stefan Burkhalter bei der PKBS, dass sein Vorsorgeguthaben für den Tag seines Austritts aus der Kasse nicht verzinst worden sei. Er will dafür notfalls vor Gericht gehen. Die BaZ schreibt:
Als ihm nach Beendigung seiner Arbeitsverhältnisse beim Finanzdepartement sowie beim Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt [BS] jeweils die Austrittsabrechnung der PKBS zugeschickt wurde, nahm er den Taschenrechner hervor, um die Zinsberechnung nachzuvollziehen.
Siehe da: Burkhalter kam zum Schluss, dass er um 10.35 sowie um 10.90 Franken betrogen worden sei – statt eines Zinses von 2417.30 und 43.70 Franken kam er auf 2427.65 und 54.60 Franken. Die Ursachenforschung ergab, dass ihm die Pensionskasse jeweils bei der Verzinsung einen Tag unterschlagen haben soll. Der Tag der Überweisung des Guthabens sei nicht verzinst worden.
Man muss schon einer vom Typus Burkhalter sein, um das auf sich zu nehmen, was wegen der insgesamt 21.25 Franken folgte: eine für Laien kaum verständliche Mail- und Zahlenschlacht mit der PKBS. Burkhalter stellt sich auf den Standpunkt, dass auch der Tag, an dem die Austrittsleistung ausbezahlt wird, verzinst werden müsse.
Düstere Aussichten
finews fasst die Ergebnisse einer Umfrage von Create Research und Amundi zusammen. Der Bericht fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter 152 Pensionseinrichtungen aus 17 Ländern und einem verwalteten Vermögen von 1,98 Billionen Euro zusammen.
Als wahrscheinlichstes Szenario erwarten 50 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Stagflation-Szenario, also eine Kombination aus hoher Inflation und geringem Wachstum. 38 Prozent rechnen mit einer säkularen Stagnation beziehungsweise einer Rückkehr zu Vor-Corona-Verhältnissen mit geringem Wachstum, niedriger Inflation, geringen Investitionen, wachsenden Ungleichheiten und stagnierenden Löhnen.
Nur 12 Prozent erwarten hingegen ein Szenario der «Roaring Twenties», in dem der Preisdruck durch Versorgungsengpässe merklich nachlässt und das Wachstum durch Produktivitätsgewinne infolge von Innovationen anzieht.
Der drastische Anstieg der Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch in der westlichen Welt markiert einen Wendepunkt. Im Einklang mit den Ergebnissen aus den anderen Ländern müssen demnach auch die Schweizer Vorsorgewerke ihre Anlagen an ein Stagflationsumfeld sowie die Zinswende anpassen und gezielt nach renditestärkeren Assets suchen. Handlungsbedarf besteht gemäss Pensionskassenverwaltern zudem bei der ESG-Integration sowie beim Wunsch, die Portfolios auf ein Netto-Null-Ziel auszurichten.
Bericht Finews / Download Studie
Peter Zanella tritt ab – und beginnt Neues
pw. Peter Zanella, Pension Consultant bei Willis Towers Watson, hat auf Linkedin seine Pensionierung kund getan. Er schreibt: “Nach 22 konstruktiven und lehrreichen Jahren beende ich meine Karriere bei Willis Towers Watson. Ich geniesse den neuen Lebensabschnitt als Pensionär und unabhängiger freiberuflicher Vorsorgeexperte.” Zanella ist seit vielen Jahren Mitglied im Vorstand des Vorsorgeforums. Wir wünschen ihm bei seinen neuen Aktivitäten viel Freude und Erfolg.