David S. Gerber, Leiter Versicherung und Risiken, Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF), stellt in CHSS grundlegende Aspekte der beruflichen Vorsorge aus ökonomischer Sicht zur Diskussion. Es sind dies: Vorsorgeziel, Verzinsung, Generationengerechtigkeit, Arbeitsmarkt und Technologie. Zum Thema Arbeitsmarkt schreibt Gerber: 

Eine effiziente berufliche Vorsorge muss den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts entsprechen – und dieser hat sich in den vergangenen 40 Jahren gewandelt.

So wechseln Arbeitnehmende heute häufiger den Arbeitgeber – und damit auch die Vorsorgeeinrichtung: Im Durchschnitt arbeiten 25- bis 64-Jährige heute weniger als 9 Jahre im selben Unternehmen.

Querfinanzierungen zwischen den Altersgruppen im Versichertenkollektiv sind in einem mobileren Arbeitsmarkt noch problematischer, da Arbeitnehmende immer öfter nicht im selben Vorsorgewerk verbleiben.

Zudem sind die Altersgutschriften, welche mit Arbeitnehmenden- und Arbeitgeberbeiträgen finanziert werden, in Prozent des koordinierten Lohns im BVG nach Altersgruppen gestaffelt. Dies verteuert ältere Arbeitnehmende systematisch und schmälert ihre Arbeitsmarktchancen.

Eine weitere Herausforderung für die zweite Säule ist der Trend zu Teilzeitarbeit beziehungsweise zu atypischen Arbeitsmodellen. Seit 1985 ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten um fast 20 Prozentpunkte auf knapp 40 Prozent gestiegen (vgl. Mergele et al. 2024 und BFS 2025b).

Aufgrund von Eintrittsschwelle beziehungsweise Koordinationsabzug können solche Beschäftigte je nach Vorsorgeeinrichtung nur unterproportional ein Vorsorgevermögen aufbauen.

Fazit: Aufgrund gescheiterter Reformen besteht im Bereich Arbeitsmarktkompatibilität weiterhin Handlungsbedarf.

  CHSS