In einem Interview mit der NZZ äussert sich BR Baume-Schneider im Zusammenhang mit der AHV-Sanierung auch zur Frage eines höheren Rentenalters. Sie ist dagegen. Auszüge:
Wollen Sie die gesamte Sanierung über Mehreinnahmen abwickeln, oder ziehen Sie auch strukturelle Massnahmen wie ein höheres Rentenalter in Erwägung?
Bei dieser Reform gibt es keine Tabus. Aber die Bevölkerung hat sich letztes Jahr sehr deutlich gegen eine Rentenaltererhöhung ausgesprochen. Deshalb prüfen wir, wie wir die Anreize zum freiwilligen Weiterarbeiten verstärken können. Wir denken aber auch über differenzierte Lösungen je nach Berufsgruppe oder Ausbildungsdauer nach. Wer im Büro arbeitet oder studiert hat, könnte später eine volle Rente erhalten als jemand, der physisch hart arbeitet.
Das tönt, als wollten Sie beim ordentlichen Rentenalter 65 bleiben.
Persönlich finde ich Rentenalter 65 sinnvoll. Aber das sind Abwägungen, die der Bundesrat vornehmen wird.
Was spricht gegen Rentenalter 66 oder 67?
Das Volk hat klar Nein dazu gesagt.
Die Lebenserwartung ist stark gestiegen, wir sind länger gesund, der Fachkräftemangel ist gross. Zudem hat das Volk nicht eine generelle Erhöhung abgelehnt, sondern einen Automatismus.
Auch die generelle Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre wurde nur äusserst knapp angenommen, obwohl sie für die Hälfte der Bevölkerung keine Verschlechterung bedeutete.
Sind Sie gegen ein höheres Rentenalter, weil Sie es an der Urne für chancenlos halten oder weil Sie es inhaltlich falsch fänden?
Ich denke, wir sollten zuerst die Anreize für längeres Arbeiten verstärken. Beim Rentenalter sind sehr viele Fragen offen. Gibt es genug Arbeit für alle Älteren? Wollen die Arbeitgeber sie weiter beschäftigen? Was machen Menschen, die mit 58 keine Stelle mehr finden? Investieren wir in ihre Weiterbildung? Wenn ja, wie finanzieren wir das? Ein würdiges Alter zu ermöglichen, ist ein Projekt der ganzen Gesellschaft. Es braucht eine gesellschaftliche Debatte über die Rahmenbedingungen für den Übertritt in den Ruhestand.
NZZ
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