Studie
Mit und ohne Plan in die Pensionierung
Nach wie vor glaubt knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung, den gewohnten Lebensstandard im Alter halten zu können. Das geht aus der neuesten Vorsorgestudie der AXA hervor.
Knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung (44 %) ist nach wie vor zuversichtlich, dass sie den gewohnten Lebensstandard im Alter halten kann. Das zeigen die Daten aus der aktuellen Vorsorgestudie der AXA. Allerdings glaubt nur knapp ein Viertel (23 %), dass sie diesen allein aus der 1. und 2. Säule finanzieren kann.
Der restliche Teil der Bevölkerung (77 %) ist sich im Klaren darüber, dass zusätzlich eine private Vorsorgelösung nötig ist. Drei Viertel der befragten 18- bis 65-jährigen (75 %) haben eine solche in der 3. Säule abgeschlossen. Wertschriftenlösungen erfreuen sich dabei über die letzten Jahre steigender Beliebtheit.
Dabei zeigen die Studienergebnisse deutlich regionale Unterschiede: So ist die Zuversicht, den gewohnten Lebensstandard halten zu können, bei Personen in der Deutschschweiz deutlich höher ausgeprägt (51 %) als in der Westschweiz (22 %).
Etwa ein Viertel der Bevölkerung (28 %) dagegen geht davon aus, im Alter den gewohnten Lebensstandard nicht aufrecht halten zu können. Als problematisch angesehen werden weiterhin vor allem externe Faktoren aus Wirtschaft und Politik sowie die Demografie. Deutlich weniger Befragte erwarten einen niedrigeren Lebensstandard im Alter aufgrund von individuellen Aspekten wie zu geringen Einzahlungen oder kritischen Lebensereignissen.
Zwei Drittel der über 50- und bis 65-Jährigen (64 %) hat sich bereits mit der Finanzierung nach der Pensionierung auseinandergesetzt, davon Männer (66 %) wie Frauen (62 %) fast gleichermassen und mit zunehmendem Alter häufiger, wie die Studienergebnisse zeigen. Allerdings hat sich jede fünfte Person (19 %), die kurz vor der Pensionierung steht (60+), noch nicht mit der Finanzierung des dritten Lebensabschnitts beschäftigt. Bei den 50- bis 59-Jährigen ist es knapp jede zweite Person (43 %).
Musterschüler? Die gewaltige Last der ungedeckten Verpflichtungen
Im Rahmen ihrer aktuellen Studie zur Finanzierung der AHV gehen die UBS-Autoren auch auf die impliziten Staatsschulden der Schweiz ein. Das ergibt kein schönes Bild:
MoreMit einer expliziten Staatsverschuldung von 27,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Jahr 20211 steht die Schweiz im internationalen Vergleich vorbildlich da.
Rechnet man zu diesen expliziten Schulden die impliziten Staatsschulden (345,9 Prozent) hinzu, so beläuft sich die tatsächliche Schuld der Schweiz auf 373,3 Prozent des BIP.
Abzüglich der bestehenden expliziten Vermögen in Höhe von 50 Prozent beträgt die Nachhaltigkeitslücke 323,3 Prozent des BIP (Abbildung 1) oder umgerechnet fast 2500 Milliarden Franken.
Detailanalysen zeigen, dass vor allem die Ausgaben für Gesundheit, Pflege und Altersvorsorge in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen dürften und somit für hohe die implizite Staatsverschuldung verantwortlich sind.
Fairer Lastenausgleich zur Sanierung der AHV
Die UBS schreibt zu ihrer neuesten Analyse der Finanzierungssituation der AHV: «Das Leistungsversprechen der AHV wurde 2024 deutlich ausgebaut. In den kommenden Jahren muss der Fokus auf der generationengerechten Finanzierung der ungedeckten Rentenversprechen liegen. Optionen gibt es einige – ein höheres Referenzalter, mehr Einnahmen durch höhere Steuern und Beiträge oder strukturelle Anpassungen.
Klar ist, dass eine Komponente allein nicht reichen wird. Es braucht mehrere Kompromisse, die die Last fair zwischen den Generationen und sozioökonomischen Gruppen verteilen.» Weiter heisst es in der Mitteilung:
MoreZur vollständigen Schliessung der Finanzierungslücke könnten Beiträge und Steuern noch stärker erhöht werden. Beides führt aber zu möglicherweise weitreichenden Zweitrundeneffekten.
Eine höhere Mehrwertsteuer könnte den Konsum schwächen und würde sozioökonomisch schwächere Gruppen stärker belasten, da sie relativ zu ihrem Gesamteinkommen höhere Ausgaben haben und diese weniger flexibel anpassen können als wohlhabendere Gruppen.
Höhere Lohnabgaben könnten zudem zu stagnierendem Lohn- und Beschäftigungswachstum führen und negative wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Kein Interesse an Arbeitnehmern 65+
Eine neue Swiss Life-Studie zeigt: Bei einer Mehrheit der Schweizer Arbeitgeber ist eine Weiterbeschäftigung auch im Rentenalter möglich, gefördert wird sie von den Unternehmen aber selten. Zudem sind die Arbeitgeber überwiegend der Meinung, dass bei Arbeitnehmern die Bereitschaft, im Rentenalter weiterzuarbeiten, eher tief ist. Swiss Life schreibt dazu:
More55- bis 64-Jährige sind in der Schweiz gemessen an der Erwerbstätigenquote im internationalen Vergleich gut in den Arbeitsmarkt integriert. Verliert man in diesem Alter allerdings seine Stelle, gestaltet es sich oft schwierig, beruflich wieder Fuss zu fassen.
Ausserdem ist die Erwerbsbeteiligung der über 65-Jährigen hierzulande im internationalen Vergleich nur durchschnittlich und stagnierte in den letzten Jahren.
Die wenigsten Unternehmen fördern Frühpensionierungen oder erachten solche explizit als wünschenswert. Die meisten befragten Arbeitgeber sagen zwar, dass eine Weiterbeschäftigung von Mitarbeitenden im Rentenalter möglich ist.
Die Lust zu arbeiten nimmt ab
Peter A. Fischer hat in der NZZ höchst interessante Daten zur Einstellung der Menschen zur Arbeit, genauer zur Erwerbsarbeit, zusammengestellt. Die weltweite Entwicklung zeigt, dass die Menschen immer weniger ihrer Zeit dafür aufwenden wollen. Gleichzeitig nehmen die krankheitsbedingten Absenzen zu. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht immer eindeutig. Je nach Land gibt es grosse Unterschiede. Abschliessend listet Fischer eine Reihe von Vorschlägen auf, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden kann.
MoreIn ganz Europa ist ein Wandel hin zur Freizeit- und Anspruchsgesellschaft zu beobachten. Die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden hat sich in allen entwickelten Ländern seit der Jahrtausendwende reduziert.
Am ausgeprägtesten war dies in Österreich mit 151 Stunden der Fall (was rund 19 Arbeitstagen entspricht); in Deutschland hat sich die durchschnittliche Jahresarbeitszeit in den vergangenen 23 Jahren um 76 Stunden verringert.
Aber auch die Schweizer Erwerbstätigen sind träger geworden. Sie arbeiten im Schnitt 138 Stunden weniger als im Jahr 2000. Nach wie vor sehr unterschiedlich sind allerdings die Niveaus: Der durchschnittliche amerikanische Arbeitnehmer verbringt mit 1810 Stunden weit über ein Drittel mehr Zeit bei der Arbeit als der Deutsche mit seinen 1301 Stunden.
ASIP engagiert sich für ESG
Kostenvergleich der 3a-Vorsorgeapps
Der Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die Kosten von digitalen Vorsorgelösungen der Säule 3a untersucht. Das Ergebnis: Vorsorge-Apps sind meist deutlich günstiger als klassische Vorsorgefonds.
Die Gesamtkosten der Vorsorge-Apps liegen zwischen minimal 0.13 Prozent und maximal 1.2 Prozent pro Jahr. «Im Vergleich zu klassischen Vorsorgefonds sind viele digitale Vorsorgeangebote deutlich günstiger», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Klassische Vorsorgefonds kosten im Durchschnitt mehr als 1 Prozent pro Jahr. Allerdings gibt es einzelne Vorsorgefonds, die ähnlich günstig oder sogar noch günstiger sein können als einige Vorsorge-Apps. Vergleichen lohnt sich deshalb.
UBS International Pension Gap Index II
Der UBS International Pension Gap Index analysiert 25 gesetzliche Rentensysteme weltweit. Anhand einer fiktiven Person wird ermittelt, wie viel Rente die Arbeitnehmenden aus dem obligatorischen Vorsorgesystem erwarten können.
Anschliessend wird festgestellt, inwieweit dieses Einkommen den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand abdeckt, und berechnet, wie hoch die zusätzliche potenzielle Sparerfordernis ist. Das Ziel ist es, zu zeigen, wie wichtig die private Vorsorge ist, um eine gewünschte finanzielle Situation im Alter sicherzustellen.
Der Bericht widmet sich zunächst der Unsicherheit im Hinblick auf die späteren Rentenbezüge. Im zweiten Schritt werden die gesellschaftlichen Auswirkungen tragfähiger Vorsorgesysteme betrachtet. Am Ende des Berichts fndet sich zu jedem der 25 besprochenen Vorsorgesysteme eine Zusammenfassung auf je einer Seite der jeweiligen Merkmale einschliesslich einer Analyse der Ergebnisse.
60 Prozent des Vermögens liegt in der PK
Das VZ VermögensZentrum hat in einer neuen Studie analysiert, wie sich das Vermögen von rund 2200 mittelständischen Haushalten in der Schweiz zusammensetzt. Das sind in der Regel Paargemeinschaften im Alter von 60 bis 68 Jahren mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von rund 100’000 bis 214’000 Franken.
Diese geburtenstarken Jahrgänge werden auch als Babyboomer bezeichnet. Mit wie viel Vermögen gehen sie heute in Pension? Der Median liegt gemäss Studie bei rund 1,6 Mio. Franken, davon 600’000 Franken in der Pensionskasse.
Viele Babyboomer-Haushalte schätzen ihr Vermögen bei der Pensionierung nicht so hoch ein. Denn sie unterschätzen oft, wie sich ihr Vermögen zusammensetzt:
• Die grosse Mehrheit der untersuchten Haushalte besitzt ein Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung. Wohneigentum ist in der Regel der grösste Vermögensposten.
MoreSchweiz auf Platz 1 des Global Retirement Index
(VPS) Pensionären geht es in keinem Land so gut wie der Schweiz. Das Land hat im sogenannten «Global Retirement Index 2024» Norwegen auf den 2. Platz verdrängt, vor Island. Alle Länder in den Top 10 seien «gute Allrounder», heisst es im Bericht. Die Schweiz sei jedoch das einzige Land, das zum zweiten Mal in Folge in allen vier Teilindizes – Finanzen im Ruhestand, materielles Wohlergehen, Gesundheit und Lebensqualität – unter den Top 10 rangiere. Vor allem in den Bereichen materielles Wohlergehen und Gesundheit habe sie zugelegt.
Solidarität in der Altersvorsorge
Die Hochschule Luzern (HSLU) hat der Schweizer Bevölkerung beim Thema Altersvorsage erneut auf den Zahn gefühlt. Der Fokus des diesjährigen «VorsorgeDIALOG» wurde dabei auf das Thema Solidarität gelegt.
Solidarität findet auch in der beruflichen Vorsorge Zustimmung – besonders bei jenen, die sich dabei Vorteile erhoffen. In der Zusammenfassung heisst es dazu:
MoreIn der 2. Säule ist die Solidarität nicht in allen sozioökonomischen Gruppen gleich stark ausgeprägt: 42 Prozent der Befragten finden eine Umverteilung in der 2. Säule als gerechtfertigt.
Eine knappe Mehrheit spricht sich dagegen aus. «Unsere statistischen Modelle zeigen, dass diejenigen Personen, welche eine solche Umverteilung befürworten, mit höherer Wahrscheinlichkeit finanziell schlechter gestellt sind», sagt die Studienleiterin.
Oder in anderen Worten: Die Solidarität bei Personen mit höherem Einkommen gegenüber Personen mit tieferem Einkommen ist in der 2. Säule weniger stark ausgeprägt.
Risiko Check-up 2024
Complementa hat die 30. Ausgabe ihrer Pensionskassen-Studie «Risiko Check-up» veröffentlicht. Die neue Studie zeigt Trends und Entwicklungen bei Schweizer Vorsorgeeinrichtungen und basiert auf den Daten von 445 Pensionskassen (neuer Teilnahme-Rekord) mit 810 Milliarden Franken Vermögen. Die Studie steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Dazu schreibt Complementa:
2023 haben Schweizer Pensionskassen in einem wechselhaften Anlageumfeld, geprägt von geopolitischen Spannungen sowie der straffen Geldpolitik der internationalen Notenbanken, eine durchschnittliche Rendite von 5.2% erzielt. Die Verzinsung der aktiv Versicherten liegt mit 2.3% erneut über dem BVG-Minimum und dem technischen Zinssatz, welcher zum zweiten Mal in Folge leicht angestiegen ist.
Angesichts des aktuellen Zinsumfelds prüfen einige Pensionskassen ihre strategische Vermögensallokation. So sind beispielsweise Obligationen leicht attraktiver geworden. In diesem Jahr geben gut 15% der Pensionskassen an, ihre Obligationen-Quote erhöhen zu wollen. Dies und mehr lesen Sie im Sonderthema der Studie, «Minus zu Plus – worauf Pensionskassen im neuen Zinsumfeld achten müssen».
Website Risiko Check-up / Download Studie
PK-Jahrbuch 2024 der PPCmetrics
PPCmetrics hat ihr Pensionskassen-Jahrbuch 2024 veröffentlicht. Im Management-Summary heisst es:
MoreSeit zehn Jahren veröffentlicht die PPCmetrics AG das «Pensionskassen-Jahrbuch». In der Studie werden systematisch Strukturdaten von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen analysiert.
Die Studie stützt sich auf eine breite und repräsentative Peer Group von 334 Pensionskassen mit einem kumulierten Vorsorgevermögen von rund CHF 866 Mrd. und rund 4.3 Mio. Versicherten. (…)
Das Anlagejahr 2023 ermöglichte eine durchschnittliche Verzinsung von 2.16% (Median: 1.88%). Mit rund 75% hat eine grosse Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen eine Verzinsung über dem BVG-Mindestzinssatz von 1.00% gesprochen.
Alt werden in der heutigen Gesellschaft
Die neue Publikation «Panorama Gesellschaft Schweiz» beleuchtet in neun Kapiteln verschiedene Aspekte des Älterwerdens und des Alters. Ziel ist es, ausgewählte Themen zu vertiefen. Dabei entsteht ein differenziertes und vielschichtiges Bild verschiedener Aspekte und Dimensionen des Alterns in der Schweiz.
Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter. Die Lebenserwartung steigt und nach der Pensionierung besteht die Aussicht auf einige gesunde Lebensjahre, die aktiv genutzt werden können.
Subjektiv fühlen sich Seniorinnen und Senioren erst mit 80 Jahren als alt. Bei den Lebens- und Haushaltsformen oder bei der nachberuflichen Lebensgestaltung zeigt sich eine wachsende Vielfalt. Ungleichheiten lassen sich bei der finanziellen Situation, der Gesundheit und der sozialen Partizipation feststellen. Dies sind einige Resultate der zweiten Ausgabe des Panoramas Gesellschaft Schweiz zum Thema älter werden und Alter in der heutigen Gesellschaft.