Aufgrund der gestiegenen Kapitalbezüge ist es schwierig, konkrete und aussagekräftige Zahlen zu ermitteln. Den vom VZ angegebenen Daten eines Rückgangs um 40 Prozent stehen Schätzungen von Avenir Suisse entgegen, die sich zwischen 1 und 5 Prozent bewegen. Man hofft auf Klarstellungen durch die Fachverbände. Fabian Schäfer schreibt in der NZZ:
Die Bezüge der Pensionierten seien stark gesunken, wenn nicht sogar eingebrochen: Diese Botschaft war in den vergangenen Tagen in etlichen Medien zu vernehmen.
Die einen rapportierten, die Renten der Pensionskassen hätten seit 2002 um 40 Prozent abgenommen, andere meldeten, die Renten aus AHV und Pensionskassen zusammen seien um 16 Prozent gesunken.
Beide Zahlen stammen aus dem neuen «Pensionierungs-Barometer» des Vermögenszentrums (VZ), das am Freitag publiziert worden ist. Nicht nur die Zahlen sind dramatisch, sondern auch die Tonalität.
Von «schrumpfenden Renten» schreibt das VZ, von Pensionskassen, die ihre Leistungen bereits «stark reduziert» hätten, jetzt aber wegen der «sehr tiefen oder sogar negativen Zinsen» und der Lebenserwartung «weiter unter Druck» stünden.
Dass diese Sätze seit der Jahrtausendwende stark reduziert wurden, ist unbestritten. Die Pensionskassen nennen zwei Gründe: Wegen der steigenden Lebenserwartung müssen sie heutigen Neurentnern im Durchschnitt 21 Jahre lang eine Rente auszahlen.
Somit muss das angesparte Kapital auf eine längere Zeit aufgeteilt werden. Zudem haben mit den Zinsen auch die erwarteten Renditen abgenommen. So sank der Mittelwert der Umwandlungssätze laut Swisscanto allein seit 2016 von 6,1 auf 5,3 Prozent.
In der Realität haben aber viele Pensionskassen Gegenmassnahmen ergriffen. Diese sorgen dafür, dass die Renten weniger stark sinken als die Umwandlungssätze. Möglich ist dies, indem mehr Kapital angespart wird.
Manche Kassen haben die monatlichen Lohnbeiträge erhöht, die Angestellte und Arbeitgeber einzahlen. Andere nahmen einmalige Kapitalzuschüsse vor. Speziell grosszügig waren staatliche Pensionskassen. Bund, Kantone und Gemeinden haben als Arbeitgeber unerwünschte Rentenreduktionen mit Steuergeld wegfinanziert.
Das VZ-Barometer blendet all diese Kompensationen aus. Wer gut sucht, findet hinten im Papier, bei den «Berechnungsparametern», denn auch diesen Satz: «allfällige Kompensationszahlungen der Pensionskassen nicht berücksichtigt». Der Hinweis wird nicht weiter ausgeführt, in den Medienberichten fand er keine Erwähnung.
Der Verband der Pensionskassen (Asip) distanziert sich auf Anfrage von den Zahlen des VZ: Er teile weder die Analyse noch die Bewertung. Der Verband weist auch darauf hin, dass zahlreiche Pensionskassen die Vorsorge ausgebaut hätten, um unter anderem Teilzeitpensen besser zu versichern. Auch dies werde im VZ-Papier ausgeblendet, kritisiert der Asip.
NZZ / VZ Barometer