Aber kein Fondsmanager schlägt den Markt immer, deshalb boomen passive Fonds. Auch bei Profikunden?CRL: Fondsmanager schlagen den Markt vielleicht nicht jeden Tag, erfolgreiche aktive Manager schlagen den Markt aber über den Zyklus hinweg. Deshalb sind wir weiterhin von den Vorteilen des aktiven Managements überzeugt.
Das grosse Technologiethema ist die künstliche Intelligenz (KI). Wohin bringt uns diese?
Werden Sie in zehn Jahren noch menschliche Fondsmanagerinnen und -manager haben, oder übernimmt die KI diese Funktion?
CRL: Meine Vermutung ist, dass die KI die schlechten Managerinnen und Manager ersetzen wird.
Das ist eine klare Ansage.
CRL: Aber schauen Sie doch mal, wie Sie Chat GPT verwenden. Das ist so etwas wie ein supersmarter Youngster. Sie müssen ihm die richtigen Fragen stellen und etwas Orientierung geben, und dann arbeitet er. Dasselbe wird im Investment passieren. Die schwachen, aktiven Fondsmanager werden von der KI ersetzt werden. Aber die besten Manager werden jene sein, die die Fähigkeiten der KI nutzen und hebeln. Denn die KI wird nie wissen, wann zum Beispiel Covid kommt, Russland in die Ukraine einmarschiert oder was bei Wahlen herauskommt.
Hat dieser Wandel schon begonnen?
CRL: Ja, im Investmentbereich hat es das. Dazu haben wir eine quantitative Investmentboutique, die stark datengetrieben ist. Viele der Algorithmen, die da verwendet werden, werden nun ersetzt, weiterentwickelt oder trainiert durch KI.
Und was passiert in Ihrem Bereich der Bank, Herr Schubiger, bei der Betreuung der privaten Kundschaft? Im Retailgeschäft wird da ja gerade sehr viel automatisiert.
GS: Wir glauben noch immer stark an die menschliche Beziehung im Banking. Aber der Anteil der Dinge, die automatisch erledigt werden, nimmt sicher zu – ganz im Sinne unseres hybriden Ansatzes. Wir glauben nicht, dass KI und die digitalen Anwendungen den Menschen ersetzen werden, denn die Beratung, die wir anbieten, zielt ja nicht nur auf das Investment allein. Es geht um die ganze Investmentphilosophie, das Wealth-Planning, die Familie der Kundinnen und Kunden. Diese persönlichen Ebenen werden wichtig bleiben. Aber wir können unseren Beraterinnen mächtigere Mittel geben. So wäre denkbar, dass ein Telefongespräch automatisch transkribiert wird und der Kunde automatisch dazu passende Informationen erhält. Das stärkt die Kundenberaterinnen und erhöht das Tempo.
Interview Handelszeitung