vps.epas. Der Verlag der Schweizer Personalvorsorge hat die Leser angefragt, wie sie zur BVG-Reform abstimmen würden. Die Mehrheit lehnt die BVG-Reform ab (54.4%), da sie die 2. Säule nicht verbessere. Etwas mehr als ein Drittel (36.8%) ist der Meinung, besser eine Reform als keine. Eine Minderheit (8.8%) ist unentschlossen.
BVG-Reform
Dialog zur BVG-Reform mit Nationalrat Andri Silberschmidt
– Fortsetzung –
Lieber Herr Silberschmidt
Sie haben recht: die Reform erfüllt diverse Forderungen, die an sie gestellt wurden. Der Koordinationsabzug wird gesenkt, die berufliche Vorsorge für Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigte geöffnet. Die Beitragsstaffelung wird vereinfacht und für Ältere weniger nachteilig. Aber: Wer gegen die Reform ist, muss nicht grundsätzlich gegen diese Ziele sein. Die Frage ist bloss, mit welchen Mitteln werden sie erreicht und mit welchen Konsequenzen.
Abgesehen von der missglücken Kompensationslösung, stellen sich zahlreiche Fragen. Auch wenn die Linke rein aus politischem Opportunismus das Referendum ergreift, hat sie einen Punkt: Die Ausweitung der Versicherung für kleine Einkommen geht zu weit. Da werden falsche Erwartungen geschürt und mit viel Aufwand Kleinstrenten erzeugt, die mehr kosten als nützen. Die vielbeklagte Umverteilung geht ungebremst weiter. Wie von c-alm berechnet, dauert es 28 Jahre, bis die Verringerung durch die UWS-Senkung netto Wirkung zeigt. Da haben wir also Null Fortschritt.
Nun kann man, wie Sie schreiben, Verständnis dafür haben, dass weit mehr als die 15 Prozent der von der UWS-Senkung Betroffenen, nun lebenslang einen Zuschlag erhalten, nachdem sie vorher durch die zu hohen Umwandlungssätze Einbussen erleiden mussten. Aber das Spiel geht einfach weiter, eine Benachteiligung wird durch eine neue ersetzt.
Sie gehen nicht auf mein Argument ein, dass der Kompensationsmechanismus für die 2. Säule aus grundsätzlichen Überlegungen abzulehnen ist, weil damit ihre Grundlage unterminiert wird. Aus politischer Sicht scheint mir das von besonderer Wichtigkeit.
Man hat die Ziele erreicht, aber mit zu hohen Kosten und unerwünschten Nebenwirkungen. «Schlechtes Handwerk», wird von Expertenseite dem Parlament vorgeworfen. Ob der Status Quo oder die Reform besser ist, die linken Gegner von der Ablehnung mit ihren Plänen für den AHV-Ausbau von der Ablehnung profitieren, das sind Fragen der politischen Einschätzung. Schade jedenfalls, dass die bürgerlichen Parteien nichts Besseres zustande gebracht haben.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Wirth, E-Mail
Lieber Herr Wirth
Vielen Dank für Ihre Replik. Sie schreiben, dass wer gegen diese Reform ist, nicht grundsätzlich gegen diese Ziele sein muss. Da haben Sie einen Punkt. Nur muss man sich die Frage stellen, ob dann diese Ziele mit einem Nein zur Reform eher erreicht würden. Was spricht dafür, dass eine neue Reform komplett anders aussehen würde als die vorliegende? Wie hoch ist aber auch das Risiko, dass eine nächste Reform schlechter aussieht und eine Mehrheit findet?
Die minimale Ausweitung des Versichertenkreises erachte ich als richtig und wichtig. Es ist nicht so, dass diese Personen ihr Leben lang wenig verdienen. Die Erwerbsbiografien sind immer vielfältiger und so sollte auch das gesetzliche Minimum flexibler (und somit tiefer) werden.
Natürlich kann man errechnen, dass die Reform netto erst nach gut 20 Jahren eine tiefere Umverteilung mit sich bringt. Aber wenn man keine Reform respektive Senkung des Umwandlungssatzes vornimmt, dann hat man noch länger als 28 Jahre diese Umverteilung. Im Endeffekt ist doch wichtig, ob die Reform netto das System verbessert oder nicht. Ich hätte auch gerne ab Tag 1 eine Verbesserung. Aber dafür gab es bisher keine Mehrheiten im Rat oder im Volk. So habe ich lieber eine mittel- bis langfristige Verbesserung als gar keine.
Aus versicherungsmathematischen Grundsätzen ritzt der Kompensationsmechanismus am puristischen Prinzip der zweiten Säule. Da gebe ich Ihnen Recht. Nur stellt sich die Frage, ob es aus politischer Sicht nicht das Kompromisselement ist, welches die zweite Säule insgesamt stärkt. Das ist das einzige Zugeständnis, das man in der Reform machen musste. Ansonsten haben wir uns in allen Punkten erfolgreich zu Gunsten einer Modernisierung des BVGs durchsetzen können. Wenn nun aber das BVG nicht mehr reformiert werden kann, sehe ich die Gefahr, dass insbesondere das Vollversicherungsgeschäft weiter leiden wird. Das wird den Druck und die Forderungen nach einer staatlichen Vollversicherung erhöhen.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass es schade ist, dass das Resultat der Reform nicht noch besser ausgefallen ist. Die FDP konnte noch lange nicht alle Forderungen erfolgreich umsetzen. Aber man muss auch zugestehen, dass eine Vorlage, die 100% den Vorstellungen von Ihnen oder mir entspricht, in einer Volksabstimmung nicht einfacher zu gewinnen wäre. So machen wir vielleicht doch lieber die kleinen Schritte und haben den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Beste Grüsse
Andri Silberschmidt, E-Mail
Damit beenden wir vorläufig den Dialog mit Nationalrat Andri Silberschmidt und danken für seine Bereitschaft, in unserem Newsletter Stellung zu beziehen.
Wir sind interessiert an Ihrer Meinung zu unseren Argumenten. Falls Sie sich an der Diskussion beteiligen wollen, senden Sie uns eine E-Mail.
«Mieux vaut un compromis que pas de réforme»
Pour Martin Roth, président de l’Association suisse des institutions de prévoyance, la prévoyance professionnelle fait face à des défis fondamentaux. S’il minimise l’impact de la chute de Credit Suisse sur l’écosystème, il se montre moins optimiste sur le sort de la réforme LPP21.
La réforme telle quelle a été votée vous paraît-elle s’inscrire dans cette vision à long terme?
En partie seulement. Le mécanisme transitoire de compensation de l’abaissement du taux de conversion n’est pas soutenable. Non seulement parce qu’il n’est pas juste, mais aussi parce que sa mise en œuvre s’annonce très complexe, d’un point de vue technique, et coûteuse. Il va peser sur les actifs alors même qu’il n’est pas nécessaire tel quel: prévoir que 50% des assurés touchent une compensation pendant quinze ans n’a aucun sens, alors que tout au plus 20% d’entre eux sont concernés. L’objectif initial – aider les gens qui auraient perdu de l’argent à cause du nouveau taux de conversion – a été perdu de vue. C’est le résultat d’un compromis politique et non d’une rationalité économique.
Ce compromis serait-il une raison suffisante pour soutenir le référendum et voter contre la réforme?
Peut-être mieux vaut un compromis que pas de réforme. Même si ce compromis est loin d’être idéal, car il incorpore un prix du politiquement correct de la révision du taux de conversion qui ne se justifie pas. Cette réforme est absolument nécessaire, il n’y a aucun doute, elle conditionne la pérennité du modèle helvétique de prévoyance que le monde entier nous envie, pour de bonnes raisons. Si elle ne passait pas, ce ne serait pas un bon signe. Cela signifierait que le 2e pilier est en danger. Ce serait la victoire des partis politiques qui souhaitent fusionner les premier et deuxième piliers. La réforme 2020 a déjà été rejetée, un nouvel échec ébranlerait le système. Sauf à ce qu’il permette une approche plus ciblée, qui est très possible, à mon avis.
“Gewerkschaftsgeschwurbel zur BVG-Reform”
Der Pensionskassenverband, obwohl kritisch gegenüber der BVG-Reform eingestellt, ärgert sich dennoch über die abstruse Anti-Propaganda des Gewerkschaftsbunds. In einer neuen Ausgabe seines Faktenchecks hält der Verband fest:
Auch wenn es genügend Gründe gibt, die aktuelle Reform der zweiten Säule abzulehnen – zum Beispiel die massive Überkompensation, die sich kontraproduktiv aufs Ziel auswirkt – können manche Gewerkschafter es weiterhin nicht lassen, Falschinformationen zur Reform zu verbreiten. Ob sie dies absichtlich tun oder einfach nur nicht verstehen, wie die zweite Säule funktioniert, sei dahingestellt.
SGV-Präsident Pierre-Yves Maillard bezeichnet die Reform als «aus der Zeit gefallen». Seine Kritik: die Senkung des Mindestumwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent sei eine Idee aus der Zeit der Negativzinsen.
Macht der Zinsanstieg die UWS-Senkung überflüssig?
Gewerkschaftspräsident Pierre-Yves Maillard bezeichnete die BVG-Reform unlängst als «aus der Zeit gefallen». Seine Kritik zielt auf ein Kernelement der Vorlage: die Senkung des Mindestumwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent, die ohne Kompensation zu tieferen Renten führt. Das sei eine Idee aus der Zeit der Negativzinsen, argumentiert er. Tatsächlich ist in letzter Zeit das Zinsniveau gestiegen, was das Renditepotenzial auf dem Vorsorgevermögen erhöht. Maja Briner geht in der Luzerner Zeitung der Frage nach, ob sich die Senkung tatsächlich erübrigt.
Experten [widersprechen] dem Gewerkschaftsbund. «Die Argumentation, es brauche wegen der Zinswende keine Senkung des Umwandlungssatzes mehr, ist absurd», sagt Reto Leibundgut, Pensionskassen-Experte beim Beratungsunternehmen C-alm.
Er zieht den Vergleich zu 2010, als das Stimmvolk über den Umwandlungssatz abstimmte und eine Senkung ablehnte: «Heute ist die Umverteilung zwischen Jung und Alt sogar grösser als damals, der Handlungsdruck also gewachsen.» Der gesetzliche Umwandlungssatz sei «massiv überhöht».
Der hohe gesetzliche Umwandlungssatz bringe nicht die Pensionskassen in Nöte, stellt Leibundgut klar. «Sie haben das Problem für sich gelöst.» Auch BVG-nahe Kassen stünden nicht mit dem Rücken zur Wand. «Leidtragende sind vielmehr die jungen Aktiv-Versicherten – also die Erwerbstätigen, die in die Pensionskasse einzahlen. Sie müssen von einer Umverteilung geschützt werden.» Dafür brauche es eine Senkung des gesetzlichen Umwandlungssatzes.
Dialog zur BVG-Revision mit NR Andri Silberschmidt
Lieber Andri Silberschmidt
Sie gehören zu den Befürwortern dieser Reform, die nicht nur bei den Gewerkschaften, SP und Grünen heftige Kritik auslöst, sondern auch bei den PK-Experten. Noch offen ist, wie der ASIP zu dieser Reform Stellung bezieht. Aktuell läuft eine Konsultation bei den Mitgliedern. Auch ich habe mich an dieser Stelle wiederholt kritisch geäussert.
Von den vielen Elementen, die aus meiner Sicht zu kritisieren sind, möchte ich eines herausheben: Die Kompensation der UWS-Senkung. Sie hätte – wie der ASIP nachgewiesen hat – für die Minderheit der tatsächlich Betroffenen weitgehend aus den Rückstellungen der Pensionskassen finanziert werden können. Nun soll die Hälfte der Neupensionierten einen Zuschlag erhalten, mit zentraler Finanzierung und Lohnprozenten. Das Anrechnungsprinzip wurde gegen jede Vernunft aufgegeben. Der Zuschlag wird lebenslang ausgerichtet, ist aber begrenzt auf 15 Jahrgänge nach Inkraftsetzung der Revision.
Zu befürchten ist, dass man nach diesen 15 Jahren einen neuen, dringenden und unbestreitbaren Bedarf für die Mittel finden wird. Das im Kern einfache System des individuellen Sparens wird unterlaufen, ein institutionalisierter und kollektiver Umverteilungsmechanismus installiert. Ganz abgesehen davon, dass die Umsetzung zahllose ungelöste Probleme stellt und die PK-Führung verteuert.
Mit dem System-Argument läuft man Gefahr, als Verteidiger der reinen Lehre verspottet zu werden, das nehme ich in Kauf. Aber wir sollten nicht ohne Notwendigkeit die Grenze zwischen der 1. und 2. Säule verwischen. Diese ziehen ihre Berechtigung aus ihren spezifischen Eigenheiten, welche für die Stabilität des Systems entscheidend sind. «Wehret den Anfängen» ist in diesem Zusammenhang eine gut helvetische und bedenkenswerte Warnung.
Peter Wirth, E-Mail
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Lieber Herr Wirth
Bei allem Verständnis Ihrer Kritik an der Kompensation der UWS-Senkung erlaube ich mir eine politische Beurteilung der Vorlage. Die Reform der beruflichen Vorsorge erfüllt viele langjährige Forderungen:
– Der Umwandlungssatz soll endlich auf 6% gesenkt werden. Das baut die ungewollte Umverteilung zu Lasten der Erwerbstätigen ab.
– Der Koordinationsabzug wird ebenfalls gesenkt und soll neu 20% betragen. Damit werden tiefe Löhne und Mehrfachbeschäftigte besser versichert.
– Die Eintrittsschwelle wird auf CHF 19’845 gesenkt, womit mehr Personen Zugang in die berufliche Vorsorge erhalten. Eine Rente aus der zweiten Säule reduziert das Armutsrisiko in der Pensionierung erheblich.
– Die Altersgutschriften sollen nur noch eine Schwelle bei 45 Jahren kennen und neu 9 resp. 14 % betragen. Ältere Arbeitnehmende sollen nicht noch zusätzlich belastet werden.
Wenn man die Reform ablehnt, lehnt man alle diese wichtigen Änderungen ab. Die zweite Säule soll nicht nur für Gutverdienende funktionieren, sondern auch das Leistungsversprechen bei tiefen und mittleren Einkommen erfüllen können.
Jetzt kommen wir zu dem verflixten «Rentenzuschlag» für 15 Jahrgänge. Natürlich ist auch der mir ein Dorn im Auge. Die gefundene Lösung ist ein Mittelweg zwischen keiner Kompensation (das hat das Volk vor 10 Jahren wuchtig abgelehnt) und einer Kompensation für alle (Bundesratsvorschlag, den wir zum Glück verhindern konnten). Ab einem Vorsorgeguthaben von CHF 441’000 erhält man keinen Zuschlag. Ich habe aber gewisses Verständnis, dass die Personen mit einem tiefen Guthaben, welche jahrelang die Umverteilung aufgrund des zu hohen Umwandlungssatzes mitfinanzieren mussten, auch einen Zuschlag erhalten sollen.
Wollen wir nun deswegen die Reform ablehnen? Ist der Status Quo denn besser? Vergessen wir nicht, dass eine Reformunfähige zweite Säule Wasser auf den Mühlen derjenigen ist, welche die berufliche Vorsorge abschaffen und in die AHV überführen wollen (Volkspension). Das will ich nicht!
Beste Grüsse
Andri Silberschmidt, E-Mail
Wird fortgesetzt.
BVG-Reform: Erfolg für die Frauen?
Die CH-Medien berichten über den Streit zwischen Alliance F einerseits und SP und Grünen andererseits. Während Alliance F die BVG-Reform begrüsst – sie bringt den Frauen viele Vorteile, sammeln die Linken Unterschriften für das Referendum. Die Aargauer Zeitung schreibt.
Zwischen Alliance F und der Linken herrscht dicke Luft. Für den Frauendachverband Alliance F ist die BVG-Reform einer der Gleichstellungserfolge der letzten Session. Der Zuspruch bezieht sich auf die Abschaffung des fixen Koordinationsabzuges, die zu einer besseren Absicherung von Teilzeitbeschäftigten führt, darunter viele Frauen. Gewerkschaften, SP und Grüne sammeln Unterschriften für ein Referendum. Sie kritisieren, abermals bezahlten die Frauen für eine Reform. (…)
Das Engagement von Alliance F stiess manchen auf der linken Seite sauer auf. Die SP-Frauen entschieden Ende März, die Mitgliedschaft bei Alliance F zu sistieren, wie die NZZ zuerst berichtete. Der Antrag kam von der Berner Grossrätin Meret Schindler, Gewerkschaftssekretärin beim VPOD des Kantons Bern.
“Unwissend oder böswillig? Falsch auf jeden Fall”
Der Pensionskassenverband kritisiert in seinem “Faktencheck” die Aussagen des VPOD zur BVG-Reform und zur Begründung des vom VPOD unterstützten Referendums. Der ASIP schreibt:
Man kann zur BVG-Reform stehen wie man will, sie befürworten oder ablehnen. Aber jede Haltung dazu sollte mindestens gut begründet sein, idealerweise mit Fakten.
Der VPOD hingegen hat seine Ablehnung mit Falschinformationen begründet, die informierte Leserinnen und Leser fassungslos zurücklassen.
Wie kann der VPOD behaupten, die vom Parlament verabschiedete Pensionskassen-Reform führe «zu Rentenverlusten von bis zu 3’240 Franken im Jahr», wo doch Tatsache ist, dass die betroffenen 15 Prozent der Versicherten keinen Rentenverlust erfahren und 35 Prozent der Versicherten sogar eine Rentenerhöhung, obwohl sie von der Reform gar nicht betroffen sind?
VPOD unterstützt Kampagne
pw. Der VPOD ist sich nicht zu schade, das Referendum gegen die BVG-Reform mit den abstrusesten Argumenten zu unterstützen. Ausgerechnet der Verband der Staatsangestellten, die höchstens in seltenen Ausnahmefällen von der Senkung des Umwandlungssatzes tangiert werden und von überdurchschnittlichen Leistungen ihrer Kassen profitieren, macht bei der üblen Kampagne des SGB mit, incl. dessen dümmliche Vorwürfe an die “PK-Manager”. Dass darunter nicht wenige hochrangige VPOD-Exponenten sind, wird locker hingenommen. Da hat man offensichtlich jegliche Selbstachtung verloren.
Begründete Kritik, Zustimmung aus politischen Gründen
pw. Die IZS (Innovation Zweite Säule) hat nach Abschluss der BVG-Reform im Parlament eine zweite Online-Diskussionsrunde organisiert, wiederum mit Eingangsreferat von Reto Leibundgut (c-alm). Er gehört zu den besten Kennern dieser Reform mit all ihren Schwächen und Mängeln und Fehlern und seltenen Lichtblicken. Mit ihm diskutierten die alt-Nationalräte Toni Bortoluzzi und Ruth Humbel, beide ohne grosse Begeisterung für diese Reform und hauptsächlich aus politischen Ueberlegungen für Zustimmung; etwa im Sinne von: es kann nur noch schlimmer kommen.
Wichtigster Kritikpunkt für Leibundgut sind die Kompensationsmassnahmen, aber auch den Leistungsausbau, der teilweise “gigantisch” ausfalle, stellt er in Frage. Eigentlich stellt seine Darstellung der parlamentarischen Arbeit ein vernichtendes Zeugnis aus. Dies ganz im Gegensatz zu jener der Pensionskassen, die ihre “Hausaufgaben” gemacht haben und damit die Umverteilung trotz des viel zu hohen Umwandlungssatzes stark verringern konnten.
«Die Gebühren sind nicht zu hoch!»
Danny Schlumpf vom Blick interviewt ASIP-Direktor Hanspeter Konrad. Schlumpf ist überzeugt, dass die Kosten der Vermögensverwaltung zu hoch sind und bringt den ausgeleierten Vergleich mit der AHV. Auszüge:
Herr Konrad, ist die zweite Säule noch zu retten?
Hanspeter Konrad: Wir müssen sie reformieren, um vor allem den demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Aber die zweite Säule ist nicht am Boden zerstört. Schauen Sie die letzten Jahre an: Die Pensionskassen erbringen ihre Leistungen und erzielen gute Renditen, die sie den Versicherten weitergeben.
Die Renditen der letzten Jahre waren schlecht.
Sie waren nur im letzten Jahr schlecht, in den Jahren zuvor waren sie hervorragend.
Dann ist nicht nachvollziehbar, warum die Finanzindustrie seit Jahren auf ein renditefeindliches Zinsumfeld verweist, um die tiefe Verzinsung der Altersguthaben, sinkende Renten und die Forderung nach einer Senkung des Umwandlungssatzes zu rechtfertigen.
Doch, das ist nachvollziehbar. Die Zinsen machen nur einen Teil der Rendite auf dem angesparten Alterskapital aus. Hinzu kommen zum Beispiel Aktiengewinne und Renditen von Immobilien. Darauf sind die guten Ergebnisse zurückzuführen.Weiterlesen »
“Die nächste Runde der Verlogenheit”
In seinem Kommentar zum Start des Referendums gegen die BVG-Reform geht Hansueli Schöchli in der NZZ wenig pfleglich mit den Gewerkschaften um. Zu recht. “Ehrlichkeit ist in der Politik der Altersvorsorge weiterhin kaum mehrheitsfähig”, schreibt er.
«Mehr bezahlen für weniger Rente»: Dieses Schicksal scheint die Versicherten in der zweiten Säule der Altersvorsorge zu erwarten, wenn die vom Parlament beschlossene Pensionskassenreform in Kraft tritt. Das behaupten jedenfalls die Gewerkschaften, die am Freitag ihre Referendumskampagne gegen die Reform lanciert haben.
Damit schreiben die Gewerkschafter im dicken Buch der Verlogenheit in der Politik der Altersvorsorge ein weiteres Kapitel. Die Reform bringt entgegen den Behauptungen keinen «Abbau» und keine Senkung des Wohlstands für die Versicherten. Die Vorlage verändert nur die Verteilung.
Doch die Umverteilungen in der Altersvorsorge sind versteckt. Und die populären Medien leisten viel zu wenig Aufklärungsarbeit – kraft einer Mischung aus politischer Linkslastigkeit, geschäftlichem Kalkül und Denkfaulheit. So können die Gewerkschaften mit grossen Erfolgsaussichten dem Publikum Sand in die Augen streuen: Sie fokussieren sich auf süffige Beispiele von Verlierern, blenden die Gewinner aus und verschweigen die chronischen Quersubventionierungen der Rentner zulasten der Jüngeren. Und die Kritiker unterschlagen, dass in einem nachhaltigen System für die Generationengerechtigkeit das ordentliche Rentenalter mit der Lebenserwartung steigen müsste. (…)
BVG-Referendum gestartet
pw. Gewerkschaften und Linksparteien haben das Referendum gegen die BVG-Reform gestartet. Die Argumente sind in geradezu verblüffender Weise nicht bloss faktenfrei, sondern strotzen vor Unwahrheiten. Besonders bemerkenswert, dass nicht nur wie üblich die Banken und Versicherungen als die grossen Profiteure der Reform denunziert werden – das ist mittlerweile kalter Kaffee – sondern die Pensionskassen in den selben Topf geworfen werden, mit der Warnung, dass sie dank Reform “weiterhin uneingeschränkt verdienen” würden. Der Satz ist von einer geradezu atemberaubenden Absurdität.
Damit ist die Zielrichtung klar: das Vertrauen der Versicherten in ihre PKs soll untergraben und die 2. Säule generell angegriffen werden. Primär geht es gar nicht um diese Reform. Man wird mit Interesse verfolgen, wie ein VPOD, dessen Mitglieder durch die Bank in Kassen mit überdurchschnittlichen Leistungen versichert sind, sowie das PK-Netz sich verhalten. Sie können diese üble Kampagne nicht gutheissen, ohne ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen. Aber wer wird es wagen, sich dem Gewerkschaftsbund unter Maillard zu widersetzen?
BVG-Reform: Referendum bis 6. Juli
SDA. Gegen die vom Parlament beschlossene Reform der beruflichen Vorsorge kann bis zum 6. Juli das Referendum ergriffen werden. Schon während der Debatten im Parlament hatten Linke und Gewerkschaften angekündigt, gegen die «Abbauvorlage» Unterschriften sammeln zu wollen. Am kommenden Freitag lanciert nun ein «Referendumsbündnis gegen die Pensionskassen-Rentensenkung» mit Vertretern von SGB, Unia, Travail.Suisse, SP und Grünen die Unterschriftensammlung.
“Diese BVG-Reform ist Provokation pur!”
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals ist fassungslos angesichts der vom Parlament verabschiedeten BVG-Reform und zieht wenig überraschend eine schiefe Parallele zum Ende der CS.
Wenn wir die letzten drei Wochen Revue passieren lassen, müssen wir den Kopf schütteln. Für die Rettung einer Grossbank stehen plötzlich Milliarden an Steuergeldern zur Verfügung und steht eine Lösung innert Tagen auf dem Tisch. Gleichzeitig beschliesst das Parlament in Bezug auf die BVG-Reform und nach wochenlangen Debatten eine reine Abbauvorlage. Und dies in Zeiten, wo die Inflation wieder aufkeimt. Für die Arbeitnehmenden und für die angehenden Rentnerinnen und Rentner eine Provokation nach allen Regeln der Kunst!