Die von der SGK-N eingebrachte Motion, mit welcher der Bundesrat beauftragt werden sollte, die Vorsorgeeinrichtungen zu verpflichten, ihre Verwaltungskosten offenzulegen, wurde letzten Herbst vom Nationalrat angenommen, jetzt aber vom Ständerat mit 24:16 Stimmen abgelehnt und ist damit gescheitert.
Kosten
«Jede Dienstleistung hat einen Preis»
Im Interview mit der Handelszeitung äussert sich Adrian Schatzmann, CEO der Amas, über die Kosten der Vermögensverwaltung in der beruflichen Vorsorge und über die Leistungen des dritten Beitragszahlers. Auszüge:
Könnte man mit dem vermehrten Einsatz von passiven Anlageinstrumenten, die deutlich günstiger sind als die aktive Vermögensanlage, mehr Kosten sparen?
Passive Instrumente werden in der Gesamtallokation der Pensionskassengelder bereits breit eingesetzt. Es gibt aber gewisse Vermögensklassen, die sich nicht passiv abbilden lassen wie beispielsweise Privatmarktanlagen oder Immobilien. Das sind aber wichtige Bestandteile einer Vermögensallokation, die zwar mehr kosten, aber über die letzten zehn Jahre einen erheblichen Mehrwert gebracht haben.
Gerade in diesen Anlageklassen fallen häufig Performance Fees an, die, wenn die Rendite eines Fonds eine bestimmte Marke überschritten hat, bis zu 20 Prozent auf dem Gewinn betragen können. Das erscheint sehr hoch.
Ich bin ein grosser Anhänger von Performance Fees, weil sie die Anreize so setzen, dass am Schluss der Investor maximal profitiert. Die Interessen der Assetmanager und der Kundschaft sind hier aligniert: Sie sitzen an der gleichen Seite des Tischs. Ein Private-Equity-Manager nimmt teilweise auch ein Ertragsrisiko auf sich, ohne die Kosten eins zu eins weiterzugeben. Dafür partizipiert er auch am Erfolg, wenn sich dieser einstellt. In den Jahren 2022 und 2023 waren die Performance Fees in dieser Anlageklasse deutlich tiefer, weil es im Private-Equity-Markt aufgrund der gestiegenen Zinsen zu einem Exitstau kam. Das schlägt sich sofort in den gesamten Vermögensverwaltungskosten nieder.
«Polemisch und überzogen»
Reto Zanettin weist in Cash die Kritik an den angeblich überzogenen Kosten für die Vermögensverwaltung der Pensionskassen als «polemisch» und «überzogen» zurück.
Zwei im August erschienene Studien besagen übereinstimmend: Die Vermögensverwaltungskosten machen im Schnitt weniger als 0,5 Prozent der Anlagen aus – im Schnitt bedeutet, es gibt eine Spanne und damit Ausreisser nach unten und nach oben.
Die Untersuchung des Beratungsunternehmens PPCmetrics berichtet nun von 0,41 Prozent, jene der Beratungsfirma Complementa von 0,42 Prozent.
Renditen unabhängig von den Kosten
Der Dachverband der Schweizerischen Pensionskassen-Consultants (SWIC) hat im Rahmen einer empirischen Untersuchung die Rolle der Vermögensverwaltungskosten analysiert.
Die Querschnittsanalyse kommt zum Schluss, dass die Höhe der Vermögensverwaltungskosten über den 10-jährigen Betrachtungszeitraum 2013 bis 2023 keinen Zusammenhang mit der erzielten Nettorendite der Vorsorgeeinrichtungen (weder positiv noch negativ) aufweist. In seinem Analysepapier schreibt der Verband:
MoreSeit dem Jahr 2013 weisen Vorsorgeeinrichtungen gemäss der Weisung der OAK zur Transparenz der Vermögensverwaltungs-kosten die Vermögensverwaltungskosten nach einheitlicher Methodik in der Jahresrechnung aus. Für die zweite Säule sind also umfassende Daten über die Vermögensverwaltungskosten verfügbar.
«Der Fokus auf die Kosten ist falsch»
Iwan Deplazes, Präsident der Asset Management Association Switzerland und Leiter der ZKB Vermögensverwaltung, äussert sich im Interview mit dem Sonntagsblick zu den Kosten der PK-Vermögensverwaltung.
Herr Deplazes, gemäss Berechnungen des Gewerkschaftsbundes hat die Finanzindustrie an den Vorsorgevermögen der zweiten Säule innert zehn Jahren 67,6 Milliarden Franken verdient. Was sagen Sie zu dieser Summe?
Iwan Deplazes: Die Zahl scheint auf den ersten Blick sehr hoch. Zieht man aber in Betracht, dass in der zweiten Säule mittlerweile 1200 Milliarden Franken an Vermögen bewirtschaftet werden, relativiert sich dieser Eindruck stark. Zumal sich die Summe auf zehn Jahre bezieht und darin auch Beratungen, Anwaltshonorare und weitere Dienstleistungen enthalten sind.
2012 beliefen sich die Verwaltungskosten auf 5,7 Milliarden Franken, 2022 auf 8,2 Milliarden. Wie erklären Sie diese Zunahme?
Ich kann die Berechnungen der Gewerkschaften nicht im Detail beurteilen. Da wurden etwa Risikokosten hinzugerechnet, was für mich nicht nachvollziehbar ist. Es ist aber unbestritten, dass die Kosten in absoluten Zahlen gestiegen sind.
Der Hauptgrund dafür ist, dass auch das Volumen der verwalteten Vermögen stark zugenommen hat. Zudem sind die Pensionskassenvermögen heute breiter diversifiziert als früher, was einen Mehraufwand mit sich bringt. Prozentual gesehen sind die Vermögensverwaltungskosten relativ stabil und liegen seit Jahren bei rund 0,5 Prozent der verwalteten Vermögen. Das ist ein guter Wert, gerade auch im Vergleich mit Privatanlegern.
MoreVerwaltungskosten im Abstimmungskampf
Der Blick hat von der Gewerkschaft Travaile Suisse Zahlen zu den Pensionskassen-Verwaltungskosten erhalten. Das Thema wird vor der Reform-Abstimmung gezielt hochgespielt. Man darf Zweifel an der Vergleichbarkeit der Zahlen haben.
MoreEine neue Auswertung des Arbeitnehmer-Dachverbandes Travailsuisse zeigt nun, wie sehr sich die Verwaltungskosten bei den 15 grössten Pensionskassen unterscheiden. Sie liegen zwischen 7780 Franken pro Versicherten bei der Pensionskasse der Credit Suisse und 236 Franken bei der Bernischen Pensionskasse.
Besonders hohe Kosten pro Versichertem hatten laut den Berechnungen, die Blick exklusiv vorliegen, auch die Pensionskasse der Stadt Zürich (2925 Franken), sowie die Kassen der SBB (1377 Franken), Post (1346 Franken) und Migros (1339 Franken).
Asset-Manager und die Pensionskassen
Die FuW hat das vieldiskutierte Thema der Vermögensverwaltungskosten der Pensionskassen aufgegriffen.
MoreDie Verwaltung der PK-Gelder ist ein gutes Geschäft für Finanzdienstleister wie Swiss Life oder ZKB. Bei einem Gesamtvermögen der Pensionskassen von 1,2 Bio. Fr. verfügen die Asset-Manager über einen grossen und stabilen Pool, um den sie konkurrieren.
Über einen längeren Zeitraum sind die Kosten sogar leicht gestiegen. Diese Zunahme ist in erster Linie auf Verschiebungen in der Asset Allocation zurückzuführen. Pensionskassen haben einen höheren Anteil in alternative Anlagen wie Private Equity investiert als vor einigen Jahren.
Ein durchsichtiges Manöver
Fabian Schäfer kommentiert in der NZZ die reisserisch aufgemachten Berechnungen des SGB zu den Verwaltungskosten der Pensionskassen.
Die Abstimmung über die Reform der beruflichen Vorsorge (BVG-Reform) rückt näher. Beim Heischen um Aufmerksamkeit haben die Gewerkschaften nun einen ihrer Evergreens aufgelegt: die angeblich zu hohen Verwaltungskosten der Pensionskassen. Dabei reichen sie Milliardensummen herum, ohne diese ins Verhältnis zu setzen.
MoreDies ist eine hohe Zahl, aber wer sie kritisiert, sollte auch das gesamte in der zweiten Säule angelegte Vermögen erwähnen: Dieses betrug im selben Jahr 1186 Milliarden Franken.
Irreführende Kostendiskussion
Nico Fiore, Geschäftsführer von inter-pension, hat auf LinkedIn die Berichterstattung des Sonntagsblick über die Zahlen zu den Verwaltungskosten des SGB kommentiert und gibt dabei auch Einblick in die Hintergründe des Artikels. Fiore schreibt:
MoreDer Sonntagsblick wollte von uns einige Antworten zu den Zahlen des Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB bezüglich der Kosten von Schweizer Pensionskassen.
So spannend diese Erfahrung auch ist, muss ich gestehen, dass auch eine gute Portion Ernüchterung mitschwingt. Nur sehr wenig der von uns eingereichten Antworten wurde wiederverwendet und gleichzeitig auch noch einige Falschaussagen abgedruckt. 🙆🏽♂️
Höchste Zeit also für ein Korrigendum:
Kosten ≠ Gewinn 👩🏽💻
Die Verwaltung von Vorsorgegeldern bedarf qualifiziertem Personal, das über spezifisches Fachwissen und Erfahrung in den Bereichen Finanzmanagement, rechtliche Rahmenbedingungen und Risikomanagement verfügt, um die Gelder effizient und sicher im Interesse der Versicherten zu verwalten. Dasselbe gilt auch für die Vermögensanlage.
67,6 Milliarden
Im Kampf nicht bloss gegen die BVG-Reform, sondern die 2. Säule generell, hat der Gewerkschaftsbund das Uralt-Thema der Kosten der Pensionskassen für Verwaltung und Kapitalanlage strategisch jetzt vor der Abstimmung wieder aufgewärmt. Der Sonntagsblick hat die «neue Analyse» exklusiv zum Vorabdruck erhalten. Das Blatt schreibt:
MoreIn einer neuen Analyse, die Sonntags-Blick exklusiv vorliegt, kommt der SGB zum Schluss, dass die Finanzindustrie an den PK-Vermögen der Arbeitnehmenden in den vergangenen zehn Jahren 67,6 Milliarden Franken verdient hat.
Die Summe setzt sich wie folgt zusammen: Die Vermögensverwaltungskosten schlugen zwischen 2013 und 2022 mit 43,8 Milliarden Franken zu Buche. Der übrige Verwaltungsaufwand belief sich auf 9,3 Milliarden. Diese Kostenblöcke werden in der offiziellen PK-Statistik des Bundes ausgewiesen.
Dazu addierte der Gewerkschaftsbund Kosten, wie sie aus Berichten der Finanzmarktaufsicht (Finma) ersichtlich sind: 9,1 Milliarden durch «überhöhte Risikoprämien» für Invalidität und Tod, die zugunsten der Versicherungskonzerne gingen.
Strahm und die Kosten
Regelmässig lässt sich der frühere Preisüberwacher Rudolf Strahm in den Medien zum Thema Verwaltungskosten vernehmen. Sie sind – natürlich – viel zu hoch. Neuerdings bezweifelt Strahm auch die in der Statistik ausgewiesenen Kosten, die auf der Basis der von der OAK erlassenen Vorschriften ermittelt werden. Er kommt auf 8,6 Mrd. Fr., rund 1,5 Mrd. mehr als das BFS. Als Mittel gegen die Kosten empfiehlt er den Erlass einer Vergleichsziffer In den CH-Medien heisst es dazu:
Seine neuen Zahlen seien «konsolidiert, solide und robust», sagt Strahm. Er hat sie mit dem Beratungsunternehmen c-alm abgeglichen und nach den Kriterien der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK) des Bundes erstellt. C-alm hat 2011 und 2019 die Erhebungsmethodik für die Verwaltungskosten im Auftrag der OAK entwickelt.
Brisant ist: In seinen neuen Berechnungen beziffert Strahm die Verwaltungsgesamtkosten der Pensionskassen für 2022 um 1,5 Milliarden Franken höher als das Bundesamt für Statistik (BFS) – auf 8,6 statt auf 7,1 Milliarden. Wo gibt es Unterschiede? Wo sind die Zahlen gleich?
Verwaltungskosten: Wie Strahm veranschlagt das BFS die Verwaltungskosten in seiner Pensionskassenstatistik auf 1 Milliarde Franken.
Der 3. Beitragszahler hat geliefert
Die Asset Management Association Switzerland schreibt in einer Mitteilung zum Report 2024 über die Vermögenserträge der Schweizer Pensionskassen:
Der 3. Beitragszahler hat im Jahr 2023 wieder zuverlässig geliefert: Kapitalmarktbeiträge steuerten nach Kosten 58 Mrd. Franken an die Pensionskassenvermögen bei oder 11’370 Franken für jeden Versicherten. Der Report belegt die zentrale Rolle des 3. Beitragszahlers im Schweizer Vorsorgesystem, in welchem in diesem Jahr wichtige Weichen gestellt werden.
Er belegt anhand von neuen Daten die positive Korrelation zwischen den Vermögensverwaltungskosten und den erzielten Renditen der Pensionskassen und zeigt auf, wie stark der 3. Beitragszahler für Neu-Versicherte in der BVG-Reform zu Tragen kommt..
Der Report räumt zudem mit den anhaltend kursierenden und von politischen Kreisen instrumentalisierten Mythen einer im Vergleich zur AHV «teuren und ineffizienten» 2. Säule auf: In dieser wird jeder während der Berufstätigkeit einbezahlte Franken ohne Steuerbeiträge verdreifacht. Neben den Arbeitnehmerbeiträgen stärken jene der Arbeitgeber und der 3. Beitragszahler das individuelle Pensionskassenvermögen.
Umstrittene Kostentransparenz
Steigende Anzahl der Gesetzesartikel zur 2. Säule
Nico Fiore, Geschäftsführer von inter-pension, äussert in einem Artikel der Handelszeitung Kritik an der von der SGK-N beschlossenen Motion zur Offenlegung der Verwaltungskosten von Pensionskassen. Fiore schreibt:
Obschon das Ziel dieser Motion absolut unterstützenswert ist, muss dabei beachtet werden, dass zusätzliche Regulierung oftmals mit einem höheren administrativen Aufwand einhergeht. Zugegebenermassen stellt diese Forderung allein keinen bedeutenden Mehraufwand für die Pensionskassen dar.
Die Regulierungsdichte steigt allerdings seit Jahren stetig an, was in der Summe einen erheblichen Unterschied ausmacht. Anhand der unten stehenden Grafik kann man sehen, dass das heutige regulatorische Umfeld für Pensionskassen wesentlich anspruchsvoller ist, als es beispielsweise noch vor zwanzig Jahren der Fall war.
Mehr Transparenz bei PK-Verwaltungskosten
Mit 12 zu 11 Stimmen hat die Kommission die Mo.Kostentransparenz in der zweiten Säule (24.3471) eingereicht. Sie hatte sich davor den Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) über die Verwaltungskosten in der 2. Säule vorstellen lassen.
Angesichts der hohen Beträge, die jährlich für die Verwaltung von Vorsorgeeinrichtungen ausgegeben werden (2021: 6,9 Milliarden Franken), ist die SGK-N der Ansicht, dass detaillierte Informationen zu den Kosten ausgewiesen werden müssen. Sie teilt die Auffassung der EFK, dass Informationen über die Verwaltungskosten einfach zugänglich sowie leicht verständlich sein sollten und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit wünschenswert wäre.
Eine Minderheit der Kommission hält die bestehenden Regeln für ausreichend und lehnt die Motion mit Verweis auf die in den Jahresberichten der Vorsorgeeinrichtungen und der Schweizerischen Sozialversicherungsstatistik bereits ausgewiesenen Zahlen ab.
D: PK-Kosten im Griff?
Wie hoch sind die Kosten deutscher Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung? Gibt es ein strukturelles Kostenproblem? Und müssen die Unternehmen zukünftig umfassender an die Finanzaufsicht berichten? In einem Bericht auf der Website der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) zu einer Kosten-Studie heisst es dazu:
Die durchschnittlichen Gesamtkosten deutscher Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) sind nicht zu hoch, lautet der Befund der BaFin. Das ist eine gute Nachricht für die Versorgungsberechtigten und Arbeitgeber, aber auch für die EbAV selbst.
Weil es kein strukturelles Kostenproblem gibt, ist auch ein umfassendes und regelmäßiges Kosten-Berichtswesen an die BaFin überflüssig. Zu den EbAV zählen in Deutschland Pensionskassen und Pensionsfonds. (…)
Die durchschnittlichen Gesamtkosten deutscher EbAV betrugen im Jahr 2021 0,79 Prozent der Kapitalanlagen zu Buchwerten oder 0,72 Prozent der Kapitalanlagen zu Zeitwerten. Es ist nicht erkennbar, dass die Kosten systematisch zu hoch sind. Ein strukturelles Kostenproblem gibt es also nicht.
Das Gesamtkostenniveau deutscher EbAV ist ähnlich dem der Niederlande, dem größten EbAV-Markt der Europäischen Union. In den Niederlanden gibt es schon seit Jahren Kostentransparenzinitiativen und ein umfassendes Kosten-Berichtswesen gegenüber der Aufsichtsbehörde.