
Vorsorgecockpit und Spassarbeiter
Pensexpert-CEO Rafael Lötscher macht im Interview mit HZ Insurance Vorschläge, wie die berufliche Vorsorge modernisiert werden könnte. Auszüge:
Wie könnte die Situation verbessert werden?
Erstens sollten diejenigen, die nach der Pension weiterarbeiten, von einem höheren Rentnerfreibetrag bei der AHV profitieren können. Ausgenommen ist aktuell lediglich ein Freibetrag von 16’800 Franken, welcher auf einer Logik aus dem Jahre 1979 fusst und seltsamerweise nie mehr angepasst wurde. Eigentlich müsste diese Grenze der damaligen Logik folgend heute 22’050 Franken betragen.
Wieso bezahlen Pensionierte eigentlich weiterhin AHV-Beiträge?
Im Rahmen der Diskussionen rund um die gescheiterte 11. AHV-Revision wurde 2005 davon ausgegangen, dass arbeitstätige Rentner nicht aus finanzieller Notwendigkeit, sondern aus Freude weiterarbeiten. Die AHV-Beiträge würden die «Spassarbeiter» verkraften, war der Konsens.
Für mich war und ist das nicht nachvollziehbar, aber wenigstens wurde bei der letzten AHV-Abstimmung eine Anpassung vorgenommen, seither wird unter Umständen eine Rentenaufbesserung als Lohn für die Weiterarbeit nach der Pensionierung gewährt. Es wird geschätzt, dass die Arbeitstätigen über 65 jährlich rund 600 Millionen Franken in die AHV einzahlen. Das Sozialwerk will auf diese Geldquelle selbstverständlich nicht verzichten.
Zwist am Frauenstreiktag
Die Abstimmung zur BVG-Reform spaltet die Frauen. SP und Gewerkschaften bekämpfen sie, Alliance F ist dafür. Der Tages-Anzeiger schreibt:
Als Plattform nutzt der Gewerkschaftsbund den Frauenstreik vom kommenden Freitag, 14. Juni. Die von ihm betriebene Website 14juni.ch mit allen Informationen zum Streik wird von dem Referendum dominiert. Dort können Interessierte auch eine lila Frauenstreik-Plakette mit der Parole «Mehr bezahlen – weniger Rente?» gratis anfordern.
Die Vereinnahmung des Frauenstreiktags durch den gewerkschaftlichen Kampf gegen die Reform passt aber nicht allen, schon gar nicht allen Frauen. Das berichtete zuerst die «NZZ am Sonntag».
Denn einige Frauenverbände haben bereits die Ja-Parole beschlossen: Die Bäuerinnen und Landfrauen, der katholische Frauendachverband und die FDP-Frauen.
Susanne Vincenz-Stauffacher, Präsidentin der FDP-Frauen, sagt, die Gewerkschaften hätten schon in den letzten Jahren den Event vermehrt «missbraucht», um ihre Agenda zu promoten.
Wechsel im Vorstand
Anlässlich der Mitgliederversammlung von inter-pension ist nach12 Jahren im Amt Michael Bolt zurückgetreten, da dies die maximale Amtszeit für Vorstandsmitglieder ist. Seit seiner Wahl am 20. Juni 2012 hat er einige Veränderungen begleiten dürfen. So hat Bolt beispielsweise drei verschiedene Präsidenten im Vorstand und ein Wachstum bei den kumulativen Versicherten der Mitglieder von 400’000 auf rund 2 Millionen Versicherte miterlebt.
Seine Nachfolgerin ist Marlène Rast. Sie bringt 30 Jahre Erfahrung in der beruflichen Vorsorge, 6 Jahre Erfahrung in der Buchhaltung und Revision sowie einen EMBA mit.
PK Stadt Winterthur: Zustimmung zur Sanierung
(vps) Das 120-Millionen-Sanierungspaket für die städtische Pensionskasse (PKSW) wurde von der Stimmbevölkerung in Winterthur mit 63 % Ja-Stimmen gutgeheissen. Die Lokalzeitung Landbote berichtete über eine grosse Erleichterung bei den politischen Verantwortlichen über das Ja zur Sanierung. Auch bei der Kasse selber sei man froh über den Entscheid. Die Sektion Winterthur der Gewerkschaft VPOD äusserte sich erfreut, dass die PKSW nach mehr als 10 Jahren Leidensweg endlich unbeschwert in die Zukunft blicken kann: «Die PKSW wurde unterfinanziert verselbstständigt, weshalb die städtischen Angestellten fast 10 Jahre lang jeden Monat dafür bezahlen mussten.»
Fachmesse und Symposium 2024
Das Vorsorge-Symposium und die Fachmesse 2. Säule verzeichneten mit 2615 Besucherinnen und Besuchern einen Besucherrekord.
Alle Präsentationen der Referate sowie Fotos des diesjährigen Symposiums sind online zugänglich. In der Juniausgabe der Schweizer Personalvorsorge sind zudem erste Messeimpressionen enthalten.
Ein ausführlicher Rückblick folgt in der Juliausgabe. Die nächste Fachmesse mit Vorsorge-Symposium ist geplant für den 4. und 5. Juni 2025.
Weibel Hess PK-Vergleich 2024
Das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG führte im Auftrag der SonntagsZeitung, der «Finanz und Wirtschaft» und Bilan zum 19. Mal einen umfassenden Pensionskassenvergleich unter 33 frei zugänglichen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen durch.
Nebst der Analyse der Kapitalanlagen, Zinsgutschriften, Umwandlungssätzen sowie Finanzkennzahlen der Pensionskassen wurde wiederum ein Mystery Shopping durchgeführt, bei dem verdeckt ein Angebot für ein KMU und seine Angestellten angefordert wurde.
Datenquelle sind die publizierten Geschäftsberichte, Stiftungsinformationen auf Sobrado sowie ergänzende Angaben der Stiftungen. Swiss Life hat sich an diesem Vergleich wie in den beiden Vorjahren nicht beteiligt, die Datenbeschaffung erfolgte hier ausschliesslich durch die Weibel Hess & Partner AG. Die SonntagsZeitung kommentierte die Resultate:
Nicolas Schneider neuer CEO der Allvisa Services
Allvisa Services hat Dr. Nicolas Schneider per 1. Mai 2024 als CEO der Allvisa Services AG gewählt. Nach seiner Promotion zum Dr. phil.-nat. an der Universität Bern war er rund zehn Jahre in diversen Führungsfunktionen für die AXA Schweiz tätig und hat sich im Insurance Management an der HSG St. Gallen weitergebildet.
Von 2016 bis 2023 war er CEO der SST Vita Dienstleistungs AG und in dieser Funktion verantwortlich für die Geschäftsführung der Sammelstiftung Vita. Schneider ist Vater von 3 Teenagern und lebt mit seiner Familie in Winterthur.
Die Geschäftsleitung der Allvis besteht seit 1. Mai 2024 aus Dr. Nicolas Schneider (CEO), Roni Montalta (Leiter Verwaltung) und Sadri Sengör (Leiter IT).
UBS PK-Performance Mai 2024
- Die Pensionskassen im UBS-Sample erzielten im Mai eine durchschnittliche Performance von 1,15% nach Abzug von Gebühren. Seit Jahresbeginn steht die Rendite bei 4,27% und die annualisierte Rendite seit Publikation unseres Barometers im Jahr 2006 bei 3,13%.
- Im vergangenen Monat war die Bandbreite der Performance aller Pensionskassen 2,54 Prozentpunkte. Das beste (2,23%) Ergebnis erzielte eine kleine Pensionskasse mit verwalteten Vermögen unter CHF 300 Mio. Das schlechteste (-0,31%) Ergebnis erzielte eine grosse Pensionskasse mit verwalteten Vermögen über CHF 1 Mrd. Die geringste Performancespanne (1,47 Prozentpunkte) wiesen die mittelgrossen Pensionskassen mit verwalteten Vermögen zwischen CHF 300 Mio. und 1 Mrd. auf.
- Die Sharpe Ratio (der letzten 36 Monate) war mit durchschnittlich 0,10 grösser als im Vormonat (0,08). Für die grossen Pensionskassen betrug der Wert 0,13, für mittelgrosse 0,16 und für die kleinen 0,03.
Die falsche Reform
Barbara Ottawa hat am Vorsorge-Symposium die Diskussion um die BVG-Reform verfolgt und Stimmen aus des PK-Szene gesammelt. In der IPE-Dach schreibt sie:
Bei einer hitzigen Panel-Diskussion beim Symposium Zweite Säule, das jährlich vom Fachverlag vps.epas organisiert wird, zeigten sich die üblichen Gräben zwischen Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretung.
Aber am Rande der Messe erläuterte ein Vertreter einer Pensionskasse mit 28 Mrd. Schweizer Franken (knapp 29 Mrd. Euro) AuM, warum auch er und andere aus der Branche gegen die Reform sind.Bei seiner eigenen PK wären von den Änderungen im Umwandlungssatz weniger als 0,01% der Berechtigten betroffen. Die Ausgleichszahlungen für die Übergangsgenerationen, die allerdings zu einem Großteil vom Staat getragen würden, würden jedoch in die Milliarden Schweizer Franken gehen.
Tatsächlich sind drei Viertel der Schweizer derzeit bereits in Kassen versichert, die es sich leisten können, den Umwandlungssatz auf Leistungen der Arbeitgeber, die über das BVG-Minimum hinausgehen, an den aktuellen Zinssatz für aktiv Sparende anzugleichen – also teilweise 3% oder sogar weniger. Aus dem Durchschnitt mit dem obligatorischen Satz ergibt sich somit ein faktischer sogenannter „umhüllender Umwandlungssatz“ von rund 5% im Durchschnitt der Kassen.
Frauen pro und contra BVG-21
Ruedi Studer berichtet im Blick über ein Frauenbündnis, dass sich gegen die BVG-Reform 21 einsetzt. Im linken Lager wird BVG-21 neuerdings mit dem Begriff BVG-Bschiss bezeichnet. Studer schreibt.
Die Pensionskassen-Reform sorgt für Zoff im Frauenlager. Der Frauendachverband Alliance F hat vor kurzem die Ja-Parole zur Revision der beruflichen Vorsorge (BVG) gefasst. Doch jetzt setzt ein Frauenbündnis zum Konter an: Über 60 Vertreterinnen aus Politik, Kultur und Gesellschaft lancieren ein Manifest, in dem sie gegen den «BVG-Bschiss» protestieren und sich für ein Nein am 22. September starkmachen.
Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Nach der gewonnenen Abstimmung über die 13. AHV-Rente und der Niederlage bei der Prämien-Initiative steht mit der BVG-Reform die nächste sozialpolitische Auseinandersetzung an. Mit dem Manifest bereitet das Frauenbündnis auch das Feld für den Frauenstreik am 14. Juni vor, in dessen Rahmen ebenfalls Proteste gegen die Vorlage geplant sind.
Vorsorge-Symposium gestartet
Die vom Verlag der Schweizer Personalvorsorge organisierte PK-Messe hat ihre Tore geöffnet.
“Ungebremste Senkung der Umwandlungssätze”
Gabriela Medici, stv. Sekretariatsleiterin beim SGB, nimmt die Ergebnisse der ZKB PK-Studie zum Anlass, unhaltbare Vorwürfe gegen die Pensionskassen zu erheben. Das ist schon nicht mehr verwunderlich, aber doch beschämend, denn die Kassen sind eine sozialpartnerschaftliche Institution, und mit den plumpen Angriffen beschädigt der Gewerkschaftsbund nur sein eigenes Werk. Was verspricht man sich davon?
IZS stärkt den Dialog
Der Vorstand des Vereins IZS: (vorne, von links) Peter Wirth, Präsident Josef Bachmann, Lukas Wiede; (hinten, von links) Cyrill Schubiger, Geschäftsführerin Anna Lehmann und Mirja Sutter. Abwesend war Markus Bill (nicht im Bild). Foto: Claudio Zemp.
(vps.epas) Präsident Josef Bachmann begrüsste 14 Mitglieder zur Generalversammlung des Vereins «Innovation Zweite Säule» (IZS). Der Verein steht finanziell gut da und möchte weiterhin in Diskussionsveranstaltungen investieren und Aufklärungsarbeit leisten. Der Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt.
Per 2025 hat der Verein die Mitgliedergebühren angepasst. Firmen zahlen neu 800 Franken, die Einzelmitgliedschaft wurde von 175 auf 100 Franken gesenkt. Ziel der Senkung ist es, mehr Mitglieder zu gewinnen. Neu wurde auch ein Rabatt eingeführt für Mitglieder des Vereins «Generationeninitiative».
Vom Rentenklau zum Rentenbschiss
pw. Gabriela Medici, Rentenexpertin beim SGB, klärt auf. In einer E-Mail stellt sie fest. “Viele Menschen wissen noch nicht, dass bei einer Annahme der BVG-Vorlage ein Rentenabbau von bis zu 3200 Franken pro Jahr droht. Mit diesem BVG-Bschiss werden insbesondere Frauen zur Kasse gebeten – ohne dass ihnen höhere Renten garantiert sind!”
Und wir geben zu: das haben wir nicht gewusst. Aber zur Verbreitung dieser Fake News gibt es jetzt gratis Buttons mit dem Aufdruck “Nein zum BVG-Renten-Bschiss mit zornig erhobenen Fäusten im DDR-Design.
Man macht beim Gewerkschaftsbund auf Populismus. Dabei gäbe es ja einige stichhaltige Argumente gegen diese Reform.
PK-Studie bestätigt gute Verfassung der 2. Säule
Was früher die Swisscanto-Studie war, heisst nun Schweizer Pensionskassenstudie und sie bestätigt in der Ausgabe 2024, dass die Pensionskassen in guter Verfassung sind. In der Medienmitteilung wird dazu ausgeführt:
Die 2. Säule präsentiert sich kurz vor der Abstimmung zur BVG-Reform stabil. Die 24. Ausgabe der Schweizer Pensionskassenstudie bestätigt: Der langjährige Leistungsabbau in der beruflichen Vorsorge wurde gestoppt. Nach dem guten Börsenjahr 2023 ist die finanzielle Situation der Pensionskassen solid und erstmals stehen wieder Leistungsverbesserungen in Aussicht.
Hohe Renditen ermöglichen Ausbau der Reserven und Leistungen
Im Anlagejahr 2023 erzielten die Pensionskassen im Schnitt eine Nettorendite von 5,1 Prozent. Damit konnten die Vorsorgewerke ihr finanzielles Polster deutlich ausbauen. Nachdem der Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen im Jahr 2022 durch die negativen Renditen von 122,1 auf 110,1 Prozent gesunken war, lag er Ende 2023 bereits wieder bei 113,5 Prozent. Fast die Hälfte der Kassen hat die Wertschwankungsreserven zu mindestens 75 Prozent aufgefüllt und wäre damit bereit für Leistungsverbesserungen.Die durchschnittliche Rendite der besten 10 Prozent der Kassen lag 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten 10 Prozent der Kassen 2,3 Prozent erreichten. «Die höhere Performance der erfolgreichen Kassen kommt den Versicherten zugute: Die Top-Performer weisen per Ende 2023 wieder einen hohen Deckungsgrad aus und haben ihre Wertschwankungsreserven weitgehend gebildet. Dies hat ihnen ermöglicht, die gute Performance an die Aktivversicherten weiterzugeben und mit 3,7 Prozent deutlich über dem BVG-Mindestzins zu verzinsen», sagt Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank. Die schlechtesten Kassen verzinsten die Altersguthaben der Aktiven mit 2,0 Prozent; der Durchschnitt über alle Kassen hinweg lag bei 2,44 Prozent.