Auf SRF berichtet Charlotte Jacquemart über die Tatsache, dass Personen, die vor Alter 65 in Rente gehen, deutlich höhere Renten beziehen als jene, die bis 65 arbeiten. Ermittelt wurden die Daten in der Neurentenstatistik des BFS. Grund dafür ist natürlich, dass nur wer über ein gutes Einkommen und damit gute PK-Leistungen verfügt , überhaupt an eine vorzeitige Pensionierung denken kann. Wer vor dem AHV-Rentenalter die Erwerbstätigkeit aufgibt, hat eine im Schnitt 1300 Franken höhere Rente.
Medien
“Die Altersvorsorge ist in die Jahre gekommen”
Michael Ferber gibt in seinem NZZ-Kommentar eine Übersicht über die beunruhigende Verfassung der Altersvorsorge mit den ungenügenden Plänen zur künftigen Absicherung.
Um die Probleme des Schweizer Altersvorsorgesystems zu lösen, reichen die vorgelegten politischen Reformvorschläge nicht aus. In den kommenden Jahren werden die Folgen des demografischen Wandels mit der Pensionierung der Babyboomer immer stärker zu spüren sein. Auch könnte die Phase mit ultraniedrigen bis negativen Zinsen noch lange andauern. Der Druck auf das Vorsorgesystem dürfte also weiter zunehmen. «Wer nichts ändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte», soll der frühere deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann einst gesagt haben. Nicht nur aufgrund des Abrutschens des Schweizer Altersvorsorgesystems in den einschlägigen Rankings sollten sich Politiker und Stimmvolk dieses Sprichwort zu Herzen nehmen.
“Wie gesagt, es ist ein Kompromiss”
SVP-Präsident Alfred Rösti hat dem Arbeitgeberverband in einem Tages-Anzeiger Interview ein Komplott mit den Gewerkschaften vorgeworfen. SAV-Präsident Valentin Vogt weist, natürlich, die Vorwürfe in einem NZZ-Interview zurück und erklärt die Gründe, weshalb der Verband den umstrittenen Rentenzuschlag im BVG akzeptierte. Fabian Schäfer hat ihn befragt. Auszüge:
Haben Sie kein Problem damit, dass nun ausgerechnet Ihr Verband die Lohnbeiträge erhöhen und die Umverteilung zwischen den Generationen weiter verstärken will?
Wie gesagt, es ist ein Kompromiss. Wenn wir allein entscheiden könnten, hätten wir diesen Rentenzuschlag sicher so nicht vorgeschlagen. Aber man muss auch die Vorteile sehen: Unsere Lösung reduziert die Umverteilung von Jung zu Alt im BVG von heute rund 7 Milliarden Franken deutlich. Damit kann ein grösserer Teil der Renditen für die Jungen verwendet werden. Eine Finanzierung über die Mehrwertsteuer ist für die Sanierung der zweiten Säule nicht möglich.
Macht es Ihnen keine Sorgen, dass die Gewerkschaften künftig bei jedem Problem im BVG immer versuchen werden, diese neue Umlagekomponente auszubauen?
Wie gesagt, es ist ein ausgewogener Kompromiss. Er dürfte eine Mehrheit im Stimmvolk finden und ist auch gut auf die parteipolitischen Realitäten abgestimmt.
Wie meinen Sie das?
Die politische Situation bei der Altersvorsorge ist verfahren. Wir haben im Parlament einerseits eine geschlossene Linke und andererseits eine zutiefst uneinige Rechte. Vor allem die SVP hat sich bei sozialpolitischen Kompromissen komplett abgemeldet, sie ist in diesem Bereich nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen, und verharrt auf ihren Maximalforderungen. Wie soll man da eine bürgerliche Lösung finden?
Der Dealmaker von der CVP
Der Blick befasst sich mit CVP-Ständerat Konrad Graber, laut Einschätzung der Zeitung “der vielleicht wichtigste politische Strippenzieher des Landes” und dessen Einschätzung der weiteren Entwicklung der Altersvorsorge.
Graber wirbt daher für einen verbindlichen politischen Masterplan über beide Pakete – AHV und Pensionskassen. Und er denkt noch weiter. Graber: «In dieser Gesamtschau könnte man sogar ein drittes und viertes Paket vorsehen.» Darin sieht der ausgebildete Mediator die politische Piste, um endlich eine ganz grosse Rentenreform zum Fliegen zu bringen: «In einem dritten Paket hätten Zusatzforderungen wie die Reform der Witwenrenten oder die Minderung der Heiratsstrafe Platz. Und es wäre möglich, in einem vierten Paket die politische Diskussion über ein höheres AHV-Alter in Aussicht zu stellen.» Ein solcher Masterplan würde garantieren, dass sämtliche Forderungen in den kommenden Jahren auf die politische Agenda kämen. So könne man Vertreter von extremen Positionen ins Boot holen.
Der CVP-Ständerat könnte sich zudem vorstellen, die jetzt ins Spiel gebrachten Steuererhöhungen zu staffeln. Denn sowohl bei der AHV-Reform als auch bei der Sanierung der Pensionskassen sind höhere Beiträge geplant. So geht es um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von bis zu 0,7 Prozent. Graber schlägt zum Beispiel zwei Schritte von je fünf Jahren bis 2030 vor. Nach einem ersten Schritt würde sich zeigen, wie stark die vom Bundesrat geplanten Anreize, die AHV später zu beziehen, funktionieren und Einsparungen ermöglichen.
Und wo sieht Graber die Fallstricke? «In Maximalforderungen: keine Steuererhöhungen, Verzicht auf AHV-Alter 65 bei Frauen oder Mehrwertsteuer-Erhöhungen, die über der psychologischen Grenze von einem Prozent liegen.» Aber es komme gut, wenn es kleine Pakete und einen grossen Plan gebe, so der 60-Jährige.
Selber will Graber im Herbst aus dem Ständerat abtreten, aber in Teilzeit über das AHV-Alter hinaus arbeiten.
Mythen und Realitäten
Michael Ferber geht in der NZZ diversen “Mythen” nach, die sich um die berufliche Vorsorge ranken. Dazu gehören: «In der beruflichen Vorsorge versickert Geld», «Der demografische Wandel ist kein Problem, da die Lebenserwartung nicht mehr steigt», «Man könnte die Probleme der Pensionskassen lösen, indem diese ihre Gelder besser und mit mehr Rendite anlegten», «Mehr zu sparen, ist keine Lösung», «Das, was ich einzahle, bekomme ich nie wieder», «Zu hohe Renten sind kein Problem, die Pensionskasse muss ja zahlen», «Nur grosse Pensionskassen sind effizient und effektiv».
Die Mythen sind fast alles steile Thesen, die in den letzten Monaten von Kritikern der 2. Säule in diversen Medien verbreitet wurden oder gängige Vorurteile in der Bevölkerung. Viel dran ist nicht. Was nicht heisst, dass die berufliche Vorsorge frei von Problemen wäre. Aber sie sind komplexer – und beunruhigender.
Phoenix im Kassensturz
Der Kassensturz berichtet über den Sanierungsfall der Sammelstiftung Phoenix. Auf der Website heisst es dazu:
Die Pensionskasse Phoenix ist eine Sammelstiftung mit Sitz im aargauischen Kleindöttingen. Die Pensionskasse ist seit längerem in finanziellen Schwierigkeiten. Verschiedene Tageszeitungen berichteten darüber: Die Rede ist von dubiosen und krummen Geschäften, von gefährdeten Renten und von Geld, das Phoenix verbrannt haben soll.
Nun muss die Pensionskasse saniert werden. «Kassensturz» weiss: Betroffene Versicherte zahlen momentan zusätzliche Lohnprozente ein. Noch härter trifft es die Angestellten der Kommunikationsagentur von Valentino Mauriello. Er wechselte für seine Firma von Phoenix zu einer anderen Pensionskasse. Phoenix kürzte daraufhin das Alterskapital. Total rund 80’000 Franken. Am härtesten traf es eine kürzlich pensionierte Mitarbeiterin. «Phoenix kürzte ihr das angesparte Kapital um 54’000 Franken», beklagt Mauriello.
Phoenix verteidigt die Rentenkürzung. Diese sei korrekt, da es sich bei dieser Firma um eine Teilliquidation handle.
pw. Interviewt wurden für die Sendung u.a. Urban Hodel vom Kassensturz, der von “Skandal” spricht, und Prof. Ueli Kieser, der “viel mehr Reglementierung im Grundbereich” fordert, während “darüber hinaus man die Freiheit behalten müsste”. Da müsse sich das “Parlament dahinter machen”. Ebenso bescheidene wie unklare Weisheiten eines Professors, der bisher nicht als Fachmann in Sachen BVG aufgefallen wäre. Gemäss der Revisionsstelle PwC kam es zu zahlreichen Unregelmässigkeiten in der Geschäftsführung der Phoenix, wie diese zur Unterdeckung geführt haben, wird aus dem Kassensturz Bericht aber nicht klar. Da wird vieles angetönt, etwa “Mauscheleien” oder der Einfluss der Broker angetönt, im Übrigen aber aus einem sicher höchst bedauerlichen Einzelfall eine grundsätzliche Schwäche der 2. Säule konstruiert.
Ktipp: Es ist genug Geld in den Kassen
Der Ktipp meint einmal mehr, die Pensionskassen hätten mehr als genug Geld, die Rentenkürzungen seien unnötig und nichts weiter als ein “Raubzug auf die Renten”. Kritik darf insbesondere der ASIP für seinen Vorschlag für die BVG-Revision mit einer Senkung des Umwandlungssatzes auf 5,8 Prozent einstecken. Warum die Senkung ganz überflüssig sei, wird mit folgender Überlegung begründet:
Was die Branche verschweigt: Es braucht keine Reform mit Rentenkürzung und höheren Beiträgen. Den Pensionskassen geht es nämlich heute sehr gut. Das zeigt auch die jüngste Meldung des Bundesamtes für Statistik: Kürzlich teilte es mit, dass die Pensionskassen im Jahr 2017 ihre Wertschwankungsreserven um 47,6 Prozent auf 84,8 Milliarden Franken fast verdoppeln konnten. Die freien Mittel stiegen gar um 67,7 Prozent auf 7,5 Milliarden Franken. Die Reserven der Pensionskassen sind also so hoch wie noch nie.
Die Zahlen der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge und der Finanzmarktaufsicht Finma belegen zudem, dass sich das angesparte Kapital in der 2. Säule Ende 2017 auf 1100 Milliarden Franken belief (saldo 9/2018). Davon sind aber lediglich 966 Milliarden Franken für die Erwerbstätigen und die Rentner bestimmt. 134 Milliarden des Kapitals gehören den Pensionskassen und Lebensversicherungen.
Das ist natürlich unhaltbar und fügt sich ein in eine lange Reihe absonderlicher Artikel von Saldo und Ktipp zur Sozialversicherung. Man würde sich wünschen, dass die Redaktoren in so vielgelesenen Zeitschriften ein Minimum an Sachverstand mitbrächten, wenn sie sich an so gewichtige Themen wagen.
“Raubzug an der Jugend”
Die anhaltende und noch längst nicht bis in alle finanziellen Kapillaren analysierte Umverteilung zwischen Jung und Alt in der 2. Säule (und der 1.) gewinnt zusehends an Publizität. Ob sich die Politik noch länger darum scheren kann? Stefan Barmettler nahm sie in der Handelszeitung als Anlass für einen Kommentar. Barmettler:
Dabei ist klar: Das Drei-Säulen-Modell funktioniert nur, wenn die Altersvorsorge auf drei separaten, soliden und austarierten Säulen steht. Heute aber wackeln zwei der drei Säulen und drohen, sich gegenseitig zu destabilisieren.
Die Jungen machen sich zu Recht Sorgen um ihre Altersvorsorge. Was das Dilemma noch grösser macht: Die Schweiz ist auf bestem Weg, ein Volk von Transfer-Empfängern zu werden – eine arbeitende Minderheit zahlt, eine pensionierte Mehrheit kassiert.
Wo der Schuh drückt
In einem “Expertenchat” zum Thema Pensionskasse im “Espresso” auf Radio SRF konnten die Hörer ihre Anliegen Carlo Picecchi (Vermögenspartner) und Selina Wyss (VZ Zentrum) vorlegen. Die Gespräche wurden protokolliert und geben einen Einblick, mit was und wo die Versicherten Probleme mit ihren Pensionskassen haben.
IPE: Guest Viewpoint von Beat Zaugg
In der IPE hat Beat Zaugg, CFA, die Bedeutung nachhaltiger Anlagen in der Schweiz in einem Gastbeitrag ausgeleuchtet.
Swiss pension funds will be also influenced by developments in the EU, such as the EU taxonomy, MIFiD regulation and reporting standards set by specialist bodies. The race among countries to lead the drive into sustainable finance has been relaunched. Swiss asset managers, service providers, academics and pension funds look set to demonstrate high quality and innovation in sustainable investment solutions. Two characteristics Switzerland is already famous for in many other sectors.
BSV-Mitteilungen feiern die 150. Ausgabe

So sah die erste Ausgabe von 1986 aus, vor Internet und Smartphone.
In seinem Editorial der Jubiläumsausgabe schreibt BSV-Direktor Jürg Brechbühl:
Am 24. Oktober 1986 ist die Nummer 1 der BVG-Mitteilungen erschienen. Die vorliegende Ausgabe trägt die Nummer 150. Schwerpunkte der ersten Nummer waren etwa die Barauszahlung der Freizügigkeitsleistung und des Altersguthabens, der Anspruch der geschiedenen Frauen auf Witwenrente, Frist zur Einführung der paritätischen Verwaltung. Der Vergleich zeigt, dass die Themen, die in der beruflichen Vorsorge zu Fragen führen, erstaunlich konstant sind.
Noch mehr zeigen dies die Zusammenstellungen der BVG-Mitteilungen. Kapitalauszahlungen, WEF, Auswirkungen von Scheidung, Invaliditätsfragen, Begünstigtenordnung und Steuern sind die Schwerpunktthemen für die BVG-Mitteilungen. Da die Mitteilungen immer auch Fragen aufgreifen, welche dem BSV von Vorsorge-einrichtungen gestellt werden, dürften dies auch die Themen sein, mit denen die Praxis immer wieder konfrontiert wird.
Es sind die gleichen Themen, die immer wieder zu neuen Fragen führen. Das hat nicht nur etwas mit der Komplexität der beruflichen Vorsorge zu tun, sondern vor allem auch mit ihrer Fähigkeit, sich an neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Verhältnisse anzupassen.
Die Beiträge in Ausgabe 150 betreffen Fragen zur Barauszahlung beim Brexit, die Arbeitgeberbeiträge bei unterschiedlichen Vorsorgeplänen und die Rechtsprechung. Ein Exkurs geht auf die Situation der Grenzgänger in der BV ein.
In der aktuellen Ausgabe wird informiert, dass die Printausgabe eingestellt wird. Wer ein E-Mail bei Erscheinen der neuen Ausgabe wünscht, kann dies unter https://sozialversicherungen.admin.ch/de/benachrichtigung/ anmelden.
WSJ: Das ganze Elend mit den Negativzinsen
Das Wallstreet Journal geht in einem ausführlichen Artikel auf die in Europa grassierenden Negativzinsen ein. Auch die Situation in der Schweiz wird beleuchtet.
Es bleibt bei unter Null. Capital Economics erwartet sogar, dass im kommenden Jahr die SNB auf –1% geht.
The negative-rate policy’s ineffectualness is a sign of just how weak Europe’s economic engines are, and how vulnerable. The policy threatens pensions, creates the risk of real-estate bubbles and doesn’t fully quell the specter of deflation. European banks struggle with weak interest income and thin margins on loans, putting them behind American peers in profitability and making it harder for them to finance the economy.
Public frustration is mounting in healthy countries such as Germany and Switzerland that don’t necessarily need negative rates, while those that do aren’t seeing much benefit. Profitless companies stay afloat, steering resources away from more efficient ones and weighing on productivity. Central banks’ inability to raise rates leaves them with little ammunition to cushion the next downturn with the conventional tool of interest-rate reductions.
Prudent Investor oder Katalog mit Ausnahmen?
In der Schweizer Personalvorsorge 5/19 streiten sich Hanspeter Konrad (Direktor ASIP) und Christian Dreyer (Geschäftsführer CFA Switzerland) über Sinn und Zweckmässigkeit der Anlagerichtlinien gemäss BVV2 mit Kategorienbegrenzungen. Dreyer will sie durch eine generelle Prudent Investor-Regelung ersetzen, Konrad hält dagegen. Auszüge:
Können Sie skizzieren, was den Kern einer unverwässerten Prudent Investor Rule aus macht?
Dreyer: Man hat keinerlei Beschränkung der Anlagetätigkeit in Bezug auf irgendwelche Anlagevehikel. Selbstverständlich heisst dies in der Logik auch, dass irgendwelche Prozentquoten sowieso von Übel sind. Die Prudent Investor Rule beinhaltet ein starkes Prozessdenken. Angesichts der fundamentalen Unsicherheit der Kapitalmärkte kann niemand im Voraus wissen, was die richtigen Anlagevehikel sind. Aber man kann wissen, wie man sich am besten auf stellen sollte, um die Anlageziele erreichen zu können – dies mittels unternehmerischer Risikonahme und im Verständnis der Charakteristika der verschiedenen Assetklassen, also der Risiken und Renditen. Dazu gibt es akzeptierte Best Practices.
Eine absolute Offenheit des Anlageuniversums mit Fokus auf das Prozessdenken. Das klingt sehr anders, als das, was in der Schweiz verwurzelt ist.
Konrad: Wirklich? Ich glaube, bei genauer Betrachtung nicht. Unser Konzept mit BVG Art. 71 und den entsprechenden Verordnungsbestimmungen kommt dem Grundgedanken der Prudent Investor Rule doch relativ nahe. So ist darin beispielsweise die notwendige Abwägung bezüglich des Zielkonflikts zwischen Risiko und Rendite klar umrissen. Das traditionelle Diversifikationsgebot ist im Kern ebenfalls enthalten.
Und die Anlagelimiten?
Konrad: Natürlich, es gibt den Anlagekatalog mit den Prozentzahlen. Aber dank des Erweiterungsartikels besteht die Freiheit, die vorhandenen Anlageformen zu nutzen und die Limiten zu über schreiten, wenn man dies fachmännisch begründet. Vor diesem Hintergrund bin ich mir nicht sicher, ob die Diskussion um die Abschaffung der Quoten nicht ein Streit um des Kaisers Bart ist.
Sie hören es, Herr Dreyer. Die Schweiz ist gar nicht so weit weg von der Prudent Investor Rule.
Dreyer: Das ist immer die Reaktion aus der Schweizer Perspektive. Der Punkt ist grundlegend: Die Schweizer Regulierung ist hinreichend kompliziert, dass man immer wieder Möglichkeiten findet, um Teile der Prudent Investor Rule darin abzubilden. Aber dem Sinn und Geist der Prudent Investor Norm wider sprechen die BW2, solange ein Erweiterungsartikel bemüht werden muss.
“Mehr Kompetenzen für die OAK”
Pierre Triponez, Präsident der OAK, äussert sich in einer Sendung des Radio SRF zur Risikosituation bei den Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen, wo die OAK auf vermehrte Aufsichtskompetenzen und erweiterte Vorschriften drängt. Dies vor dem Hintergrund, dass bald drei Viertel der Aktiven in SGE versichert sind und die Konkurrenzsituation angeblich Anlass für Sicherheitsbedenken gibt.
Zweierlei Nachhaltigkeit
Hansueli Schöchli schreibt in der NZZ über die Ergebnisse der OAK-Umfrage und die anhaltende Umverteilung in der 2. Säule, welche nur mit einer erheblichen Senkung des Umwandlungssatzes zu beseitigen ist, wogegen sich aber Grün und Links sträuben. Was nun aber die Nachhaltigkeit der beruflichen Vorsorge untergräbt, welche sonst in Umweltfragen so vehement gefordert ist. Schöchli schreibt:
In der Umweltpolitik ist die Idee in Mode, kommende Generationen nicht mit grossen Hypotheken zu belasten. Der politische Wahltrend in der Schweiz deutet auf eine Art «grüne Welle» hin. Ob das Wahlverhalten den Bürgern nur der Beruhigung des Gewissens dient oder ernst zu nehmen ist, wird sich allerdings erst künftig zeigen – zum Beispiel bei Volksabstimmungen über Vorlagen, die direkt ans Portemonnaie gehen.
Weiterhin ausser Mode ist die Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge. Das Abschieben von Hypotheken auf kommende Generationen scheint hier nach wie vor sehr populär zu sein. Ausgerechnet die Grünen kämpfen in Eintracht mit der traditionellen Linken an vorderster Front gegen die Eindämmung der Umverteilung zulasten der Jüngeren – eine Eindämmung, die durch Senkung des Umwandlungssatzes und Erhöhung des Rentenalters ermöglicht würde.
Spricht man Grüne auf ihre Widersprüche in Sachen Nachhaltigkeit zwischen Umweltpolitik und Altersvorsorge an, sind einzelne Eingeständnisse zu hören. Aber vor allem hört man den Hinweis, dass eine Erhöhung des Rentenalters und die Senkung des Umwandlungssatzes sozialpolitisch problematisch seien. «Nachhaltigkeit» ist also nur relevant für grüne Politik, wenn es nicht im Widerspruch zu anderen Zielen steht.
Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge hiesse Verzicht der Älteren auf Privilegien zugunsten der Jüngeren. Die Sache ginge direkt ans Portemonnaie. Dummerweise ist in der Altersvorsorge die Umverteilung zwischen den Generationen eng mit der Umverteilung zwischen «oben» und «unten» verbunden. Je stärker der Sanierungsbedarf durch Leistungsreduktionen bzw. durch Erhöhung des Rentenalters statt durch Mehreinnahmen geschieht, desto stärker wird die Umverteilung zwischen den Generationen gebremst – und desto eher wird in der Tendenz auch die Umverteilung von oben nach unten reduziert. Links-Grün kämpft für möglichst viel Umverteilung von oben nach unten und nimmt die damit verbundene Belastung der Jüngeren bewusst in Kauf.




