PPCmetrics fasst in einer Präsentation die wichtigsten Fakten der Übernahme sowie mögliche Implikationen für Anleger zusammen.
Volkswirtschaft
Teilzeit gefährdet Solidarität
Obwohl ihre Ausbildung die Allgemeinheit viel Geld gekostet hat, arbeiten Akademiker oft nur Teilzeit. Bildungsökonom Stefan Wolter fordert für sie einen Mindestbeschäftigungsgrad oder dann eine Rückzahlungspflicht. Fabienne Riklin schreibt dazu in der SonntagsZeitung:
Ist die angestrebte Work-Life- Balance aus in dividueller Sicht durchaus nachvollziehbar, führt sie jedoch zu verschiedensten Problemen: Der Fachkräftemangel verstärkt sich, der Migrationsdruck steigt, es fehlen nicht nur Steuern, sondern auch Geld in der AHV. Berechnungen zeigen, dass ein Arzt, der nach der Ausbildung bis zur Pension voll arbeitet, etwa 500’000 Franken in die AHV einzahlt, die er selbst gar nie beziehen wird, sondern anderen zugutekommt. Dieses Geld wird künftig fehlen.
Der Staat – ein grosszügiger Arbeitgeber
Wer in der Verwaltung arbeitet, verdient mehr als in der Privatwirtschaft. Der durchschnittliche Jahreslohn in der Bundesverwaltung beträgt rund 120’000 Franken für eine Vollzeitstelle. In der Privatwirtschaft beträgt der Durchschnittslohn 90’000 Franken. Doch jetzt gibt eine Lohnstudie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) einen präziseren Einblick in die unterschiedlichen Lohnstrukturen.
Die Autoren der Studie verglichen dabei «statistische Zwillinge», also Personen mit dem gleichen Alter, Geschlecht, Ausbildung und weiteren identischen Merkmalen miteinander. Die Resultate zeigen: Im Mittel verdient ein Bundesangestellter rund 14’000 Franken oder 12 Prozent mehr als sein «statistischer Zwilling» in der Privatwirtschaft. Damit erhält er quasi einen 14. Monatslohn. Eine solche Lohnprämie der Bundesangestellten – in der Forschung als Public-Private-Pay-Gap beschrieben – bleibt nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt. Der «Nebelspalter» hat mit dem Mitautor und Direktor des IWP, Prof. Christoph Schaltegger über die Folgen gesprochen. Auszüge:
In der Vergangenheit war zu lesen, dass gerade Bundesangestellte von einer automatischen Lohnerhöhung profitieren. Welche Rolle dürfte dies spielen?
Wir kennen nur das Gesamteinkommen und können keine Rückschlüsse ziehen, inwiefern diese auf automatische Lohnerhöhungen zurückgehen. Mit Einführung des New Public Management hat die Bundesverwaltung versucht, Kriterien zur Produktivitätsmessung ihrer Mitarbeitenden anzulegen. Dem Bund sollte damit ein unternehmerischer Anstrich verpasst werden. Daran geknüpft sind Lohnerhöhungen der Bundesangestellten.
Von Netto-Zahler zu Netto-Empfänger
Die Personenfreizügigkeit mit der EU hat in den vergangenen Jahren vor allem die Schweizer Altersvorsorge gestützt. Auf längere Sicht ist indessen zu beachten, dass die Einwanderer von Nettozahlern zu Nettoempfängern werden, schreibt Michael Ferber in der NZZ. Zur Situation bei der AHV heisst es:
Die AHV ist das wichtigste Sozialwerk der Schweiz. Im Jahr 2021 hatte sie Ausgaben von rund 47 Milliarden Franken. Wie das Seco in seinem 2022 publizierten Bericht zum Freizügigkeitsabkommen mit der EU ausführt, tragen ausländische Staatsangehörige stark zur Finanzierung der ersten Säule des Altersvorsorgesystems bei.
Im Jahr 2019 beteiligten sich Staatsangehörige von EU- und Efta-Staaten laut Seco mit 27,1 Prozent an der Finanzierung der ersten Säule des Schweizer Altersvorsorgesystems, während sie 15,2 Prozent der Gesamtsumme der individuellen Leistungen bezogen. «Über die kürzere Frist betrachtet, hat die Personenfreizügigkeit also klare Vorteile für die Finanzierung der AHV», sagt Jérôme Cosandey, Directeur romand und Forschungsleiter Tragbare Sozialpolitik beim Think-Tank Avenir Suisse.
Allerdings ist diese Rechnung unvollständig. Schliesslich sind die heutigen Lohnbeitragszahler künftige Rentner – auf Sicht von mehreren Jahrzehnten könnten sie also die AHV belasten. Dabei ist wiederum zu berücksichtigen, dass im Jahr 2021 nur 7 Prozent der EU- und Efta-Staatsangehörigen bei den Altersrenten eine Vollrente bezogen. Dies liegt daran, dass viele der Einwanderer erst im Verlauf ihres Arbeitslebens in die Schweiz gekommen sind und folglich keine volle «Beitragskarriere» aufweisen. So belasten sie die AHV im Alter auch weniger stark.
Bessere Chancen für Ältere auf dem Arbeitsmarkt
Die tiefe Arbeitslosigkeit und der Fachkräftemangel führen dazu, dass auch Personen über 50 Jahren in der Schweiz wieder neue Jobs finden. Christin Severin schreibt in der NZZ dazu:
Die Altersguillotine verschiebt sich mit dem angespannten Arbeitsmarkt mehr und mehr nach oben. 50 Jahre sei kein Thema mehr, 55 Jahre auch nicht, auch 58 und 59 würde noch gehen, über 60 sei es weiter schwierig, sagen Personaler.
Grosse Unterschiede gibt es nach Branchen. Gerade in der Gastronomie, wo der Fachkräftemangel am ausgeprägtesten ist, finden gemäss einer Studie des Outplacement-Beraters Rundstedt sogar 60-Jährige wieder Stellen. Ein Grund dafür ist, dass die Eintrittsbarrieren in diesem Bereich tiefer sind als anderswo.
Auch im Gesundheits- und Sozialwesen, bei den Dienstleistern, aber auch im Bau und in der Informationstechnologie gaben viele Unternehmen bei einer Befragung im Sommer 2022 an, dass sie weniger Mitarbeitende hätten rekrutieren können als gewünscht. Die Finanzbranche, wo der Fachkräftemangel weniger ausgeprägt ist, tendiert hingegen anstatt zu späten Neueinstellungen zu Frühpensionierungen. (…)
Zinswende und PKs: Licht und Schatten
finews versucht aufzuzeigen, was der Zinsanstieg für die Vorsorgeeinrichtungen bedeutet. Die im laufenden Jahr aufgelaufenen Verluste werden kaum vermindert, allerdings verringert ein Anstieg der technischen Zinsen die Verpflichtungen. Fredy Greuter schreibt:
Auch wenn die höheren Zinserträge bei den Pensionskassen zwar etwas mehr abwerfen, werden sie die Anlageergebnisse bis Ende Jahr kaum wesentlich verbessern. Hinzu kommt: Ziehen die Notenbanker die geldpolitischen Zügel zu straff an, werden sie zwar die Teuerung erfolgreich bekämpfen, gleichzeitig aber auch die Wirtschaft bremsen.
Dies könnte negativ auf die Bewertung der Aktien- und Immobilienanlagen in den Portefeuilles der Kassen durchschlagen. Vieles wird also auch in der Pensionskassenwelt davon abhängen, ob die Währungshüter in den nächsten Monaten besonnen und mit ruhiger Hand agieren.
Ende der Negativzinsen
SNB. Die Nationalbank strafft die Geldpolitik weiter und erhöht den SNB-Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,5%. Damit wirkt sie dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegen und erschwert ein Übergreifen auf bisher von der Teuerung weniger betroffene Waren und Dienstleistungen.
Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, ist die Nationalbank zudem bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Die Zinsänderung gilt ab 23. September 2022. Zudem passt die Nationalbank die Umsetzung ihrer Geldpolitik an das Umfeld positiver Zinsen an. Damit stellt sie sicher, dass die kurzfristigen besicherten Geldmarktzinsen weiterhin nahe beim SNB-Leitzins liegen. Sichtguthaben der Banken bei der SNB werden bis zu einer bestimmten Limite zum SNB-Leitzins verzinst. Sichtguthaben oberhalb dieser Limite werden zu null verzinst. Zusätzlich wird die SNB liquiditätsabschöpfende Massnahmen einsetzen.
Technischer Zins quo vadis?
Kaspar Hohler, Chefredaktor der Schweizer Personalvorsorge, kommentiert die Grafik des Monats von Juli 2022:
Die technischen Zinsen sinken seit Jahren, einhergehend mit den tiefen bis negativen Zinsen. Soweit die Geschichte bis Ende 2021. Doch zum Beginn des aktuellen Jahns ist die Zinswende gekommen – die grüne Kurve zeigt den Stand Ende Mai, bei Redaktionsschluss liegt die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen bereits zwischen 1 und 1.5 %. Die Senkung der technischen Zinsen zog sich über mehr als zehn Jahre hin.
Pensionskassen planten die entsprechen den Absenkungspfade in der Regel langfristig und kompensierten mögliche Leistungseinbussen vielerorts über Rückstellungen für Zinsgutschriften. Das Abflachen der Senkungskurve, das sich in der Grafik bereits erahnen lässt, wird sich durch den aktuellen Zinsanstieg wohl akzentuieren. Viele Kassen, die eine weitere Absenkung des technischen Zinses geplant haben, dürften darauf verzichten – der Durchschnittswert Ende 2022 wird praktisch demjenigen per Ende 2021 entsprechen.
Wenn Pensionskassen den technischen Zins tatsächlich wieder anheben, so werden sie dies aus Vorsichtsüberlegungen wohl nicht schneller machen, als sie ihn gesenkt haben. Die Rentenbäume wachsen also auch zukünftig kaum in den Himmel.
UBS: Beginnt an den Märkten eine neue Ära?
Der Chefökonom Schweiz, Daniel Kalt, und die Vorsorgespezialistin Jackie Bauer analysieren die Ereignisse rund um die Zinswende. Auszüge:
Wo stehen wir im Juli 2022?
Daniel Kalt: In der Mitte eines Jahres, das bislang von vielen Turbulenzen geprägt ist. Eine davon war und ist das Tempo, mit dem sich die Inflationsraten in den USA, in Europa und in der Schweiz entwickelt haben. Dies zwingt die Notenbanken, härter einzugreifen, als ihnen eigentlich lieb ist – wir gehen zum Beispiel davon aus, dass die SNB den Leitzins bis Ende Jahr um 125 Basispunkte anheben wird.
Heisst das, die Zeit der tiefen Zinsen ist Geschichte?
Kalt: Im Moment sieht es danach aus. Die Hypothekarzinsen, aber auch die Preise für langjährige Bundesanleihen haben diese Entwicklung zum Teil schon vorweggenommen und sind seit Herbst 2021 rasant angestiegen. Die Frage, ob die Erhöhung der Leitzinsen tatsächlich eine Epoche beendet oder nur eine temporäre Zäsur darstellt, werden wir erst in einigen Monaten abschliessend beantworten können.
Pensionskassen und Inflationsschub
In der Handelszeitung werden die Folgen der aktuellen inflationsären Entwicklung für die Pensionskassen auf Basis einer Einschätzung der Basler BAK behandelt.
Sichtbar ist das in der stark anziehenden Inflation auch in der Schweiz. BAK Economics ging im November 2021, als das volkswirtschaftliche Porträt verfasst wurde, von einem temporären Inflationsproblem aus, weil es auch deflationäre Gegenkräfte gab wie die zögerliche Erholung der Wirtschaft und den intensiven globalen Wettbewerb.
BAK Economics erwartet laut ihrem Chefökonom und Geschäftsleitungsmitglied Martin Eichler, dass die jetzt stark und länger als ursprünglich erwartet nach oben geschossenen Inflationsraten bis ins kommende Jahr wieder deutlich zurückgehen. Für die Inflation in der Schweiz im Jahr 2023 rechnet man hier mit 0,9 Prozent.
Folgen von Tiefzinsperioden auf die berufliche Vorsorge
CHSS berichtet über die Erkenntnisse der Studie «Effets d’une longue période de faibles taux d’intérêt sur la prévoyance professionnelle» und stellt dazu fest:
Ein wichtiger Teil der Finanzperformance der vergangenen Jahre ist auf ausserordentliche Kapitalerträge aufgrund der tiefen Zinsen zurückzuführen, die wiederum ein Ergebnis der äusserst vorteilhaften Geldpolitik sind. Ein Ende dieser Geldpolitik und ein Zinsanstieg hätten tiefere Bewertungen zur Folge und würden die erwartete künftige Performance deutlich senken.
In Bezug auf die Vorsorgeleistungen konnten die Vorsorgeeinrichtungen die Versicherten seit 1985 von Zinsgutschriften profitieren lassen, die im Durchschnitt über dem gesetzlichen BVG-Mindestzinssatz lagen. Zudem waren die Zinsgutschriften auch höher als die nominale Lohnerhöhung (zwischen 1985 und 2020: durchschnittlich 1,5 Prozentpunkte darüber). Damit lagen die Leistungen dank Kapitaldeckungsverfahren und drittem Beitragszahler über dem Niveau zum Erhalt der Kaufkraft der Versicherten und über der goldenen Regel, wonach Zinsgutschriften auf Altersguthaben der nominalen Lohnerhöhung entsprechen sollen.
Lohnentwicklung im Jahr 2021
BFS. Die Kaufkraft der Löhne hat seit der Einführung des schweizerischen Lohnindexes im Jahr 1942 zum 15. Mal abgenommen. 2021 führte die Teuerung von +0,6% zusammen mit dem um 0,2% gesunkenen Nominallohn zu einem Reallohnrückgang von 0,8% (–1,1% im sekundären Sektor und –0,7% im tertiären Sektor). Die Reallohnentwicklung bewegte sich 2021 zwischen –3,9% und +1,5%. Diese grosse Bandbreite verdeutlicht die Vielfalt der Lohndynamik in den einzelnen Wirtschaftszweigen. Unter Berücksichtigung der Teuerung und der Nominallohnentwicklung sind die Reallöhne im Jahr 2021 nur in drei Wirtschaftszweigen gestiegen (öffentliche Verwaltung +1,5%; sonstige Herstellung von Waren, Reparatur und Installation +1,5%; Verlagswesen, audiovisuelle Medien und Rundfunk, Telekommunikation +0,1%).
Markanter Beschäftigungsanstieg

Im 1. Quartal 2022 ist die Gesamtbeschäftigung (Anzahl Stellen) im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,5% gestiegen (+0,5% zum Vorquartal). In Vollzeitäquivalenten stieg die Beschäftigung im selben Zeitraum um 2,6%. In der gesamten Wirtschaft wurden 43’000 offene Stellen mehr gezählt als im entsprechenden Vorjahresquartal (+60,4%) und der Indikator der Beschäftigungsaussichten zeigt nach oben (+3,9%).
Weniger arbeiten! Wirklich?
Avenir Suisse. Arbeiten wir zu viel? Manche sind davon überzeugt und würden gerne per Volksabstimmung allen eine 4-Tage-Woche vorschreiben. Marco Salvi zeigt auf, warum den Arbeitnehmenden mehr gedient wäre, wenn die Arbeit besser über den Lebenszyklus verteilt werden könnte – anstatt sie im mittleren Lebensabschnitt zu konzentrieren. Konkrete Massnahmen gäbe es zuhauf: von der Anpassung des gesetzlichen Rentenalters bis zur Revision des Pensionswesens, so dass auch Einzahlungen über das Rentenalter hinaus rentenbildend wären.
Ein schnelles Umdenken scheint nicht in Sicht. Ausgerechnet die Gutverdienenden – die sich bereits heute eine Kürzung der Arbeitszeit eher leisten könnten – arbeiten durchschnittlich am längsten. Gemäss Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) arbeiten die 10% bestbezahlten Angestellten (gemessen am Stundenlohn) rund 8 Stunden mehr pro Woche als die 10% der Erwerbstätigen mit den geringsten Löhnen. Nimmt man an, dass in Zukunft Produktivität und Löhne weiterhin wachsen, könnte sich dieses Muster auf die breite Mittelschicht ausdehnen.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pensionskassen
Ergebnisse der Studie / 2. Säule im internat. Vergleich
BAK Economics hat im Auftrag des ASIP die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pensionskassen untersucht. Die Studie ist ein Update des 2018 erschienenen volkswirtschaftlichen Portraits der Pensionskassen.
Neben den Leistungen zugunsten der Versicherten wurden hierbei auch positive Übertragungseffekte betrachtet, die sich aus der Anlagetätigkeit der Pensionskassen ergeben. Zudem legt die Studie dar, welchen Effekt die Corona-Krise auf die berufliche Vorsorge hatte und welche Konsequenzen sie künftig noch haben könnte. Darüber hinaus werden die grössten künftigen Herausforderungen der beruflichen Vorsorge sowie die aktuellen Reformbemühungen dargestellt. Auf der ASIP-Homepage sind die Studie, einige der wichtigsten Resultate und ein Video einsehbar.
ASIP/BAK-Studie /
Download Studie /
Video
(Link).