Finanz und Wirtschaft befasst sich mit den Folgen der Zinswende auf die Immobilienanlagen der Pensionskassen.
Oliver Kunkel, Partner beim Pensionskassenberater PPCMetrics, führt im Gespräch mit FuW aus: «Zu den Immobilienanlagen mit einem Anteil von 20 bis 25% kommen auch noch die in den Aktienanlagen enthaltenen Immobilien hinzu.» Dazu gehörten neben Immobilienfirmen auch die Liegenschaften auf den Bilanzen der Unternehmen, wie etwa Versicherungen. Ausserdem fände sich unter den festverzinslichen Papieren ein bedeutender Anteil von Pfandbriefen.
Damit sind die Pensionen zunehmend von Wohl und Wehe des Wohnungsmarkts abhängig. Da die Immobilienpreise an der Zinsentwicklung hängen – niedrige Hypothekenzinsen begünstigen hohe Preise für Wohneigentum – wird angesichts steigender Zinsen die Liebe zu der Anlageklasse nun einem Belastungstest ausgesetzt. Die Zahlen zur Performance in den vergangenen Monaten bestätigen dieses Bild.
OAK. Die finanzielle Lage der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen hat sich in der ersten Jahreshälfte 2022 signifikant verschlechtert. Dies zeigen die Hochrechnungen der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV). Der Inflationsdruck, die damit verbundenen Zinsanstiege sowie geopolitische Unsicherheiten sorgten für Einbrüche in fast allen Anlagekategorien.
Waren die Vorsorgeeinrichtungen per Ende 2021 mit einem durchschnittlichen Deckungsgrad von 118,5 % finanziell noch sehr gut aufgestellt, sank dieser Wert per 30.06.2022 auf 103,4 %.
Anhand ihrer monatlichen Monitorings schätzt die OAK BV zeitnah die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz. Basierend auf der jährlichen Um-frage zur finanziellen Lage der Vorsorgeeinrichtungen werden monatliche Hochrechnungen erstellt, die auf den individuellen Anlagestrategien der Vorsorgeeinrichtungen sowie der effektiven Entwicklung der Anlagemärkte fussen.
Bei den aktuellen Marktturbulenzen kann Dynamic Asset Allocation für Pensionskassenverantwortliche eine gute Methode sein, um Portfolios zu steuern, schreibt Sandra Escher Clauss auf HZ Insurance.
Sicherheit ist eines der Bedürfnisse, das in den vergangenen Jahren und während der aktuellen Marktturbulenzen wieder stark an Relevanz gewonnen hat. Aus diesem Grund setzen einige PK-Verantwortliche auf die Methode der Dynamic Asset Allocation (DAA), um die Portfolios zu steuern. Diese orientiert sich in erster Linie an der Risikofähigkeit eines Vorsorgewerkes und weniger an der kassenseitigen Einschätzung der aktuellen Marktrisiken und -chancen. «Das primäre Ziel einer DAA ist die Bewahrung der Risikofähigkeit der Kasse in schwachen Marktphasen», erklärt Claudio Frehner, CEO der Tellco AG.
Die Inflation zieht an. Wie sollen Pensionskassen darauf reagieren? Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank, hat eine Strategie und erklärt sie im Interview mit HZ Insurance. Auszüge:
Um die anziehende Inflation aufzufangen, braucht es nicht zuletzt höhere Vermögenserträge. Wird das im erforderlichen Ausmass möglich sein? Ich denke schon. Immobilien bilden ein solides Fundament, die Zinsen bei den Obligationen steigen und die Aktien erträge werden langfristig auch wieder steigen.
Aktien haben in den letzten Jahren viel zur guten Performance von Pensionskassen beigetragen. In den letzten Monaten haben sie aber stark gelitten. Ist das nur ein vorübergehendes Phänomen oder müssen wir uns angesichts von weltweiten Konflikten und damit einhergehender Deglobalisierung nicht langfristig auf eine Dürre periode an den Aktienmärkten gefasst machen? Man darf sich von den negativen Entwicklungen der letzten Monate nicht täuschen lassen. Aktien unterliegen immer wieder starken Schwankungen. Sie spiegeln die Wirtschaft. Und die Wirtschaft wächst einerseits real und anderseits durch die Inflation. Damit bleiben sie für die Pensionskassen eine wichtige Anlageklasse. Im Gegenteil: Viele Pensionskassen dürften ihren Aktienanteil noch etwas erhöhen. Ideal wären wohl – je nach Kasse – 30 bis 40 Prozent. Derzeit sind es im Durchschnitt nur gut 32 Prozent, zugelassen wären gar 50 und mehr Prozent.
HSLU. Anlagen in Immobilien und Hypotheken haben im Tiefzinsumfeld der letzten Jahre bei institutionellen Anlegern stark an Attraktivität gewonnen. Investitionen in Hypotheken stellen allerdings für viele Investoren Neuland dar, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, die im Auftrag von UBS durchgeführt wurde. Trotzdem belegen die Resultate: Bei allen Anlegertypen sind Hypotheken ein Thema.
Bei Pensionskassen und Sammelstiftungen beträgt die Allokation in Hypothekenanlagen zwischen ein und drei Prozent. «Interessant ist, dass grössere Pensionskassen mit einem verwalteten Vermögen von mindestens 500 Millionen Franken mit drei Prozent anteilsmässig deutlich häufiger Hypothekenanlagen tätigen als kleinere Anleger mit rund einem Prozent», sagt John Davidson, Co-Studienleiter und Dozent an der Hochschule Luzern.
Noch deutlicher ist die unterschiedliche Vorgehenswiese bei der Art der Hypothekaranlagen: Grössere Pensionskassen vergeben den grössten Teil der Hypotheken direkt (84 Prozent), während kleinere Unternehmen 97 Prozent der Anlagen indirekt, d. h. via Vehikel wie AST oder Fonds tätigen.
Die aktuelle Ausgabe der Handelszeitung befasst sich mit der Finanzierungssituation der Pensionskasse nach der Zinswende. Zwei Autoren kommen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Vermögensverwalter Pirmin Hotz schreibt:
Schweizerische Pensionskassen dürfen 30 Prozent ihrer Mittel in Immobilien und ebenso viel in alternative Anlagen anlegen. Das ergibt eine Maximalquote von 60 Prozent, die Vorsorgekassen in illiquide Anlagen und Produkte investieren können. Auch wenn die meisten Pensionskassen weit von dieser Quote entfernt sind, lässt sich heute schon prognostizieren, dass Ungemach droht.
Liquide börsengehandelte Aktien und Anleihen waren im ersten Halbjahr aufgrund steigender Zinsen, einer drohenden Wachstumsschwäche, Lieferkettenproblemen sowie einer geopolitisch instabilen Lage deutlichen Korrekturen ausgesetzt. Es wäre naiv, zu glauben, dass es bei Private Debt oder Private Equity diese Bewertungskorrekturen nicht geben wird. Bei nicht kotierten illiquiden Anlagen laufen diese aber naturgemäss langsamer ab.
Daniel Zulauf befasst sich in den AZ-Medien ausführlich mit einem Ergebnis der diesjährigen Swisscanto-Studie. Es geht um den festgestellten Anstieg der Vermögensverwaltungs-kosten, der insbesondere die grossen Pensionskassen betrifft. In der Kurzfassung heisst es:
Der brisante Hinweis ist gut versteckt, auf der allerletzten Seite der neusten, 78 Seiten dicken Pensionskassenstudie der Vorsorgespezialistin Swisscanto: Hier wird die Entwicklung der Verwaltungskosten thematisiert – respektive deren Anstieg. Dieser sei «besonders auffällig bei den grössten Einrichtungen mit einem Vermögen von über 10 Milliarden Franken», heisst es da. Seit 2019 sei bei diesen Kassen eine Erhöhung von gut einem Viertel respektive 27 Prozent festzustellen – von durchschnittlich 831 auf 1058 Franken pro Versicherten.
Der Befund sei «überraschend » und rufe nach einer «vertieften Analyse», hält Swisscanto fest. Eine Erklärung für den Kostenschub könnten gemäss von dieser Zeitung befragten Vorsorgespezialisten die gestiegenen Investitionen der Vorsorgeeinrichtungen in sogenannte Privatmarktanlagen sein, die 2021 eine hohe Aufwertung erfahren haben. Denn solche Anlagen in nicht börsengehandelte Aktien und Zinspapiere sehen hohe Performancebeteiligungen für die Produktanbieter vor.
Ein Befund mit politischem Zündstoff Klar ist schon heute: Der Befund birgt politischen Zündstoff – insbesondere jetzt, da sich das Parlament mit mässigem Erfolg an einer Reform bei der beruflichen Vorsorge abarbeitet. Nach diesem Kostenschub dürften die schon in der Vergangenheit kritisierten Verwaltungskosten wieder in den Fokus rücken. (chm)
NZZ. Nicht der Arbeitnehmer oder der Arbeitgeber hat vergangenes Jahr den grössten Beitrag zur beruflichen Vorsorge geleistet – es war der Finanzmarkt. Die Vorsorgeguthaben expandierten dank dem sogenannten dritten Beitragszahler 2021 um 85 Milliarden Franken. Die eingangs Erwähnten alimentierten die Altersvorsorge «nur» mit 30 Milliarden (Arbeitgeber) beziehungsweise 21,5 Milliarden Franken.
Auf diesen «unterschätzten» dritten Beitragszahler weist die Asset Management Association Switzerland (Amas) in einer nicht ganz uneigennützigen Studie hin. Auf den Pensionskassenguthaben erzielte das Asset-Management eine Durchschnittsrendite von 8 Prozent. Der Vermögenszuwachs betrug damit im Schnitt 15 180 Franken pro Versicherten. Die Rendite der Vorsorgegelder hat vergangenes Jahr also jedem, der einer Pensionskasse (PK) angeschlossen ist, einen Kleinwagen finanziert.
In letzter Zeit hat die OAK BV wiederholt Anfragen erhalten, wie es sich seit dem 1. Januar 2020 mit der Bewilligungspflicht von Immobilienportfolio-Managern und weiteren externen Verwaltern von Vorsorge-vermögen verhält. Sie schreibt dazu abschliessend und als Empfehlung in einem Newsletter zum Thema:
Die OAK BV empfiehlt Vorsorgeeinrichtungen, Anlagestiftungen, Freizügigkeitseinrichtungen, Säule 3a-Einrichtungen und Wohlfahrtsfonds, welche ihr Vorsorgevermögen ganz oder teilweise extern verwalten lassen, zu prüfen, ob ihre externen Verwalter eine Bewilligung der FINMA als Verwalter von Kollektivvermögen benötigen, sofern die erforderliche Bewilligung der FINMA nicht bereits vorliegt.
Fragen zu einer allfälligen Unterstellungspflicht sind direkt an die FINMA zu richten: assetmanagement@finma.
Die Schweiz war schon immer eines der wichtigsten Ziele für ausländische Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen, um ihre verwalteten Vermögen zu erhöhen und neue kollektive Kapitalanlagen zu lancieren. Laut Philippe Steffen von Reyl Intesa Sanpaolo gibt es hier nicht nur eine starke Nachfrage nach Fonds, sondern auch eine pragmatische Regulierungslandschaft. Investrends schreibt dazu:
Neben den zahlreichen Banken und Versicherungsgesellschaften ist auch der Sektor der Pensionskassen von Bedeutung. In der Schweiz gibt es fast 1500 Pensionskassen, die aktiv verwaltet werden und über einen klar definierten Regulierungsrahmen verfügen. Zum Vergleich: In den Niederlanden, einem Land ähnlicher Grösse, gibt es nur 500 Pensionskassen. Im Zusammenhang mit Pensionskassen und Sozialversicherungen sei zu beachten, so Steffen, dass angesichts des hohen Einkommens der Angestellten in der Schweiz der zur Verfügung stehende Investitionsbetrag extrem hoch ist: Die Menge der in diesen Kassen verwalteten Investitionen beläuft sich heute auf über 1000 Mrd. CHF.
Als interessant erachtet Steffen auch, dass die Schweiz neben dem klassischen Bankensektor, wie er in anderen Ländern zu finden ist, eine Besonderheit in ihrem grossen Netzwerk unabhängiger Vermögensverwalter hat. Zwischen 2000 und 3000 Firmen sind hauptsächlich auf Genf, Zürich und Lugano verteilt. Aufgrund ihrer bankenunabhängigen Anlagepolitik sowie der hohen verwalteten Vermögen (15% des gesamten verwalteten Vermögens) stellen sie nach Ansicht Steffens ein erhebliches Potenzial für ausländische Vermögensverwalter dar, die auf der Suche nach Kapital sind.
Linke Forderungen nach “bezahlbarem” Wohnraum und zunehmende Einschränkungen für Vermieter machen Basel unattraktiv für Immobilien-Investitionen. Jetzt sind zwei grosse Projekte deswegen gefährdet. Die Basler Zeitung schreibt:
Die Investoren, denen die 300’000 und 57’000 Quadratmeter umfassenden Grundstücke gehören, werden immer nervöser. Zu viele unterschiedliche Interessen machen die Planung zu einer Herkulesaufgabe.
Vor allem die von einer linken Initiative geforderte Erhöhung des gemeinnützigen Wohn- und Gewerberaumanteils bereitet Kopfzerbrechen. Swiss Life, der rund die Hälfte des Klybeckareals gehört, hat dies bereits vor einiger Zeit deutlich gemacht. Falls der Lebensversicherer gezwungen würde, auf dem Areal 50 Prozent gemeinnützigen Wohnraum zu erstellen, sei das Projekt in der jetzigen Form «nicht möglich», sagte Philipp Fürstenberger, der für Swiss Life das Areal entwickeln soll im Januar zur «Basellandschaftlichen Zeitung».
Inzwischen ist diese Drohung auch aus den Reihen der zweiten Klybeck-Investorin, der Central Real Estate AG – besser bekannt unter dem Namen ihrer Tochtergesellschaft Rhystadt AG –, zu vernehmen. Deren grösste Anteilseignerin, die Basler Versicherungsgesellschaft Baloise, sagt: «Die aktuell diskutierten politischen Vorstösse würden bei Inkrafttreten die bisherigen Planungsgrundlagen für das Projekt grundlegend verändern und den Bau von Wohnungen massiv erschweren.»
Die Zürcher Kantonalbank hat den neuen Markenauftritt ihres Asset Managements lanciert. Ab sofort tritt die drittgrösste Asset Managerin der Schweiz – ehemals Swisscanto Invest – unter der Dachmarke Zürcher Kantonalbank auf, um professionelle Anlegerinnen und Anleger anzusprechen. Damit erhält die institutionelle Kundschaft die gesamte Dienstleistungspalette der Bank neu unter ein und derselben Marke.
Die etablierte Marke Swisscanto bleibt weiterhin bestehen. Sie fungiert künftig als Produktmarke für die hauseigenen Fonds, die im Inland und in ausgewählten Märkten im Ausland vertrieben werden. Als Vorsorgemarke wird Swisscanto zudem weiterhin die Pensionskassenstudie herausgeben. (…)
Die Zürcher Kantonalbank hatte die Swisscanto Gruppe im Jahr 2015 übernommen. Damals entstand die landesweit drittgrösste Fondsanbieterin, die heute eine starke Wettbewerbsposition im Schweizer Anlage- und Vermögensverwaltungsgeschäft einnimmt.
pw. Nur wenige Vorsorgeeinrichtungen liegen im grünen Bereich. Bei den meisten steht die Ampel auf rot. Jedenfalls nach Meinung der Klima-Allianz, welche sich berufen fühlt, Noten zu verteilen, aber keinerlei Verantwortung für Anlagen und Vorsorge zu tragen hat. Uneingeschränktes Lob erhalten in der neusten Ausgabe des Klima-Rating von 160 Kassen nur gerade 6; bei all jenen, die keine detaillierten Angaben machen, wird davon ausgegangen, dass sie allesamt arge Klimasünder sind.
Amazon ist raus, Meta die Konzernmutter von Facebook ist drin. Im Portfolio des knapp 1,1 Billionen Euro schweren Government Pension Fund, dem Staatsfonds aus Norwegen, hat sich 2021 einiges getan – auch an der Spitze. Allein das Top-Investment stand für über 8 der 160 Milliarden Euro Gewinn. Das Privat Banking Magazin listet die Top-7 auf: 1:Microsoft; 2: Alphabet; 3: Apple; 4: Nvidia; 5: ASML (Halbleiter); 6: Tesla; 7: Meta.
In AWP Soziale Sicherheit Nr. 06/22 geht Prof. Thomas Ankenbrand, Leiter Center Investments an der Hochschule Luzern, auf das Thema Krypto Currencies bei PKs ein. Er hält u.a. fest:
Die Beimischung von Crypto Assets kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein. Denn Crypto Assets können mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 1,7 Trillionen US-Dollar (Coinmarketcap per 12.3.2022) als neue Anlageklasse betrachtet werden. Davon hat Bitcoin mit rund 40 Prozent den grössten Anteil. Crypto Assets wiesen in der Vergangenheit eine tiefe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen und Immobilien auf. Dies führt bei einer Beimischung von Crypto Assets zu einem traditionellen Portfolio zu verbesserten Risiko-Rendite-Profilen in Form einer besseren Sharpe Ratio.
Vergangene Renditen sind aber keine Garantie für zukünftige Renditen. Zu- dem sind die Risiken hoch. Trotzdem kann eine homöopathische Beimischung zu effizienteren Portfolios führen. Produkte in regulierten Märkten Stellt sich die Frage, wie in diese neue Anlageklasse investiert werden kann. Bei Investitionen in Crypto Assets muss hinzugefügt werden, dass sich die Risiken nicht nur auf Marktrisiken beschränken. Sie umfassen zudem auch andere Risikokategorien, wie operationeile Risiken. Das überrascht jedoch nicht, handelt es sich doch um weitest- gehend unregulierte, private Märkte. In den letzten Jahren ist aber ein Ökosystem von teils regulierten Finanzdienstleistern entstanden, welche die technisch anspruchsvollen Crypto Assets in traditionelle Anlagestrukturen verpacken. Dazu zählen zum Beispiel Fonds.