imageDie Inflation zieht an. Wie sollen Pensionskassen darauf reagieren? Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank, hat eine Strategie und erklärt sie im Interview mit HZ Insurance. Auszüge:

Um die anziehende Inflation aufzufangen, braucht es nicht zuletzt höhere Vermögenserträge. Wird das im erforderlichen Ausmass möglich sein?
Ich denke schon. Immobilien bilden ein solides Fundament, die Zinsen bei den Obligationen steigen und die Aktien erträge werden langfristig auch wieder steigen.


Aktien haben in den letzten Jahren viel zur guten Performance von Pensionskassen beigetragen. In den letzten Monaten haben sie aber stark gelitten. Ist das nur ein vorübergehendes Phänomen oder müssen wir uns angesichts von weltweiten Konflikten und damit einhergehender Deglobalisierung nicht langfristig auf eine Dürre periode an den Aktienmärkten gefasst machen?

Man darf sich von den negativen Entwicklungen der letzten Monate nicht täuschen lassen. Aktien unterliegen immer wieder starken Schwankungen. Sie spiegeln die Wirtschaft. Und die Wirtschaft wächst einerseits real und anderseits durch die Inflation. Damit bleiben sie für die Pensionskassen eine wichtige Anlageklasse. Im Gegenteil: Viele Pensionskassen dürften ihren Aktienanteil noch etwas erhöhen. Ideal wären wohl – je nach Kasse – 30 bis 40 Prozent. Derzeit sind es im Durchschnitt nur gut 32 Prozent, zugelassen wären gar 50 und mehr Prozent.


Obligationen sind für Pensionskassen die wichtigste Anlagekategorie. Über viele Jahre der Negativzinsen haben sie aber kaum einen Beitrag an die Vermögensbildung geleistet. Nun steigen zwar die Zinsen, dafür sinken die Buchwerte.

Die gesunkenen Buchwerte sehe ich als Investition in die Zukunft. Anleihen werden am Ende ihrer Laufzeit zurückbezahlt, doch die steigenden Zinssätze bringen bis dahin höhere Renditen. Steigende Zinsen wirken sich also viel positiver aus als die sinkenden Buchwerte auf der Negativseite, weil sie langfristig Wirkung entfalten. Steigende Zinsen sind das Beste, was Pensionskassen passieren kann.


Immobilien sind ein festes Standbein vieler Pensionskassen. Doch Renditeliegenschaften, namentlich im Wohnbereich, sind heute sehr teuer. Trotzdem kaufen Pensionskassen zusammen, was sie können, und nehmen dabei Bruttorenditen von 2 Prozent und weniger in Kauf. Bläht sich da nicht eine riesige Immobilienblase auf, die bei steigendem Leerstand platzen könnte?

Das sehe ich nicht so. Direktanlagen in Immobilien tätigen vor allem grosse Pensionskassen, und die haben ein sehr professionelles Liegenschaftsmanagement. Mit Aufwertungen auf dem Immobilienportfolio wie in den letzten Jahren ist künftig zwar nicht mehr zu rechnen. Wahrscheinlich gehen die Bewertungen sogar etwas zurück. Aber die Erträge werden stabil bleiben. Pensionskassen werden weiterhin Anlagen in Immobilien nachfragen.


Mit alternativen Anlagen, vor allem mit Private Equity und Infrastrukturbeteiligungen, versuchen Pensionskassen noch etwas mehr Rendite herauszuholen. Klappt das – oder wird da viel Aufwand für wenig Ertrag betrieben?

Private Equity und Infrastruktur sind grundsätzlich gute Anlagen für Pensionskassen. Das Problem ist, dass solche Anlagen vielfach intransparent und illiquide sind und letztlich sehr teuer. Bei Infrastrukturbeteiligungen muss man ins Ausland ausweichen, weil Kraftwerke, Strassen und Bahnlinien in der Schweiz zur Hauptsache dem Staat gehören. Im Ausland handelt es sich oft um Länder, in die man lieber nicht investieren würde. Das Angebot an attraktiven Beteiligungsmöglichkeiten ist also sehr klein, entsprechend hoch sind die Preise.

  HZ Insurance