Jérôme Cosandey geht in einem Beitrag auf Avenir Suisse der Frage nach, in welcher Weise sich seit der Abstimmung über das 3 Säulen-System die gesellschaftlichen Verhältnisse verändert haben – und welche Konsequenzen das für die Soziale Sicherheit heute haben müsste. Cosandey schreibt:
Das Volk segnete das Dreisäulenkonzept 1972 an der Urne ab. 1983 verabschiedete das Parlament das Gesetz für eine obligatorische berufliche Vorsorge (BVG). Das Weltbild von damals prägt nach wie vor die Gesetzgebung der Schweizer Altersvorsorge.
Ende der 1970er Jahre war die Ehe, bis zum Tod eines Ehegatten, das dominierende gesellschaftliche Modell. Die Scheidungsrate betrug noch knapp 25%, während heute zwei von fünf Ehen auseinandergehen. Dadurch ergeben sich viele alleinerziehende Eltern oder Patchwork-Familien. Mit der Ehe war früher auch die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau klar. Spätestens bei der Geburt des ersten Kindes zog sich die Frau aus dem Erwerbsleben zurück – man zahlte ihr sogar ihre Freizügigkeitsleistung aus der zweiten Säule aus – und widmete sich ganz dem Nachwuchs und dem Haushalt. Der Mann konzentrierte sich auf die bezahlte Arbeit und strengte sich an, um den Einkommensverlust der Ehefrau zu kompensieren. (…)