Pensionskassenverband zur Zukunft der 2. Säule
Nach Gewerkschaftsbund und Arbeitgeberverband hat sich jetzt auch der Pensionskassenverband an einer Medienveranstaltung zum Bericht des Bundesrates über die Zukunft der 2. Säule und speziell zum Thema Umwandlungssatz geäussert.
Der Verband hat sich bei seinen Mitgliedern nach deren Meinung zu den 99 Fragen in der Anhörung zum Zukunftsbericht erkundigt. Beim Umwandlungssatz (s. Tabelle) wird klar, dass die geltende Festlegung im Gesetz entschieden abgelehnt wird. Eine Festsetzung per Verordnung wäre einer Mehrheit lieber. Bei den flankierenden Massnahmen zu einer Senkung finden eine Senkung des Koordinationsabzugs, eine Erhöhung der Altersgutschriften sowie eine Verlängerung des Sparprozesses die meisten Befürworter. Um das Leistungsziel bei einer kurzfristigen Senkung zu garantieren wird eine Finanzierung über die AHV klar abgelehnt, ein Pool auch, aber weniger klar.
Erste Priorität im Bericht hat für den ASIP der Umwandlungssatz. Es folgen Unterdeckung/Sanierung und an dritter Stelle die Neureglung des BVG-Zinses. Die Senkung des Umwandlungssatzes ist für den Verband von hoher Dringlichkeit, das belegen nach Darstellung von Präsident Christoph Ryter alle technischen Grundlagen mit der von ihnen errechneten Verringerung der Sterblichkeit. Die vom SGB an den Grundlagen vorgebrachte Kritik wird als unbegründet zurückgewiesen. Auch die Entwicklung der Renditen sprechen laut ASIP unvermissverständlich für eine Senkung. Dem Verweis des SGB auf die Langfristigkeit des Anlagehorizonts wird mit dem Argument begegnet, dass die in den 90er Jahren erzielten hohen Überschüsse längst an die Versicherten verteilt worden sind.
Ausgehend von einer erwarteten Rendite aufgrund eines typischen Portfolios mit 25% Aktien von 3,5% – netto 2,75% – ergibt sich laut ASIP auf Basis der Grundlagen BVG 2010 für 2015 ein technisch korrekter Umwandlungssatz von 5,8% (beide Geschlechter), ein voller Prozentpunkt unter dem dann geltenden gesetzlichen Satz von 6,8%. Auch ein rascher Rendite-Anstieg würde für die Kassen keine rasche Entlastung bringen, weil die Einbussen auf den Obligationen sie über mehrere Jahre stark belasten würden. Laut Hanspeter Konrad wird vom UWS direkt nur etwa jeder 7. Versicherte betroffen. Aufgrund der wachsenden Differenz zwischen der gesetzlichen Vorlage und der realen Notwendigkeiten vergrössert sich aber deren Zahl laufend. Zudem geraten kleine Kassen mit einer BVG-Minimum-Vorsorge zunehmend in Schwierigkeiten. Ihre Sanierung liegt für die Arbeitgeber oftmals ausserhalb ihrer Möglichkeiten.
Beim Thema Unterdeckung/Sanierung – Nr. 2 auf der Prioritätenliste des ASIP – sprechen sich dessen Mitglieder vorsichtig für einen Einbezug der Rentner in Sanierungsmassnahmen aus. Die von der Zürcher BVG-Aufsicht unterbundenen (von der OAK aber nicht weiter beanstandeten) Sanierungsmassnahmen bei Überdeckung werden deutlich unterstützt, ebenso die Mitnahme von Rentnerbeständen bei Vertragsauflösung sowie der mögliche Anschluss von insolventen Vorsorgewerken an den Sicherheitsfonds.
Die dritte Priorität – Festlegung des BVG-Mindestzinses – soll nach Meinung der ASIP-Mitglieder auf Basis einer Formel geschehen. Die favorisierte “Mehrheitsformel” lautet:
Mindestzinssatz = max (0, 0.7R, 0.7R + 0.1a) (Auswahl des jeweils grössten Wertes).
R: 7-jähriger gleitender Durchschnitt der 7-jährigen Bundesobligationen a: 85% Pictet BVG 93 Index und 15% IPD Wüest und Partner Immobilien Index.
CS PK-Index: Auswertung für Q1
Die stichtagsbezogene Darstellung der rollenden 5-Jahres- Betrachtung der in annualisierter Form erhobenen Rendite- Risiko-Positionen der einzelnen Pensionskassen (vgl. Abbildung 2a) hat sich seit der letzten Index-Publikation unwesentlich verändert. Per 31. März 2012 präsentiert sich die regressive Steigung negativ, woraus folgt, dass eine der Prämissen der modernen Portfoliotheorie, wonach höheres (systematisches, d. h. marktbedingtes) Risiko durch höhere Renditen entschädigt wird, je nach Einstiegszeitpunkt über mehrere Jahre hinweg verletzt werden kann.
Der ungewichtete Durchschnitt der annualisierten Renditen ist im Vergleich zum Vorquartal gestiegen und liegt bei 0,40 %. Etwas gesunken ist der ungewichtete Durchschnitt der annualisierten Risiken, er liegt bei 5,70 % (rotes Dreieck). Im risikoarmen Bereich (3 – 4 % annualisiertes Risiko) befinden sich per 31. März 2012 fünf Pensionskassen. Im risikoreichen Bereich (über 8 % annualisiertes Risiko) befinden sich drei Pensionskassen. Im vergangenen Quartal konnte rund ein Drittel der im Pensionskassen Index enthaltenen Pensionskassen keine positive annualisierte 5-Jahres-Rendite ausweisen.
NZZ: “Pioniertaten der Pensionskasse Novartis”
Werner Enz stellt in der NZZ die neuen Wahlmöglichkeiten für Versicherte bei der Pensionskasse Novartis für Lohnbestandteile über 150’000 Franken vor. Die Kasse bietet vier individuelle Anlagestrategien an. Enz schreibt: “Das Eingehen auf individuelle Wünsche hat weiter zur Idee geführt, abgestimmt auf den Anlagehorizont im Sinne einer fünften Option ein Life-Cycle-Modell anzubieten. Dahinter steckt der Gedanke, in jungen Jahren aggressiver zu investieren, auch weil man Aktienbaissen – wie sie sich in den letzten zehn Jahren häuften – aussitzen kann. Je näher aber das Datum zum Übertritt ins Rentenalter rückt, desto grösser ist üblicherweise das Bedürfnis, von der Pensionskasse eine sichere Rente beziehen zu können. In diesem Zusammenhang kann eine Pensionskasse wie diejenige von Novartis für ihre Mitarbeiter Mehrwert schaffen. Bedarfsgerechten Gestaltungsmöglichkeiten gehöre jedenfalls die Zukunft, so zeigt sich Markus Moser (Geschäftsführer der PK) überzeugt. Auch an dieser Stelle wird klar, dass Wettbewerb unter Anbietern und Wahlmöglichkeiten in der zweiten Säule eine wichtigere Rolle spielen werden.”
Artikel NZZ / Information der Novartis zu ihrem Modell (mit Video)
NZZ Interview mit Colette Nova: “So fährt man den Karren an die Wand”
Simon Gemperli und Michael Ferber interviewten Colette Nova, Vizedirektorin im BSV, zu aktuellen Fragen der beruflichen Vorsorge. Die Chefin des Geschäftsfeldes BV und frühere Sekretärin des Gewerkschaftsbundes kritisierte die Positionen des SGB bezüglich Umwandlungssatz mit klaren Worten. Eher ausweichend verhielt sie sich bei Fragen über ihr Verhältnis zur Assekuranz, welche sie vor nicht allzu langer Zeit noch aus der BV rauswerfen wollte. Auszüge:
Frau Nova, Sie waren bis 2010 geschäftsführende Sekretärin des Gewerkschaftsbunds. Heute sind Sie beim Bund für die berufliche Vorsorge zuständig und vertreten oft diametral andere Positionen als die Gewerkschaften. Wie geht das auf?
Wer für einen Verband arbeitet, vertritt die Position dieser Organisation. Wer für ein Bundesamt arbeitet, vertritt die Position dieses Amts. Das ist normal. Schwierig wäre es, wenn man permanent gegen die eigene Überzeugung handeln müsste. Das ist für mich im BSV überhaupt nicht der Fall.
Der Gewerkschaftsbund zweifelt an den offiziellen Grundlagen zur Berechnung der Lebenserwartung. Personen mit tieferen Einkommen und solche, die nur im BVG-Obligatorium versichert sind, würden weniger lang leben als ausgewiesen und hätten Anspruch auf einen höheren Umwandlungssatz. Wie sehen Sie das?
Wir haben uns die Unterlagen des SGB sehr gut angeschaut. Aus fachlicher Sicht ist die Kritik an den vorhandenen Daten nicht stichhaltig. Es trifft zum Beispiel nicht zu, dass die Lebenserwartung nicht zunimmt. Stellt man wie der SGB auf die Lebenserwartung bei Geburt ab, scheint es gewisse Unterschiede zu geben. Für den Umwandlungssatz ist aber die Lebenserwartung ab dem Zeitpunkt der Pensionierung relevant. Hier ist es anders, weil Angehörige von Risikogruppen eher vor dem Rentenalter sterben als andere Versicherte. Die bisher bekannten Resultate einer noch nicht publizierten grossen Studie zur Lebenserwartung zeigen keine Korrelation zwischen Lebenserwartung und Branchen oder Berufen auf.
Das heisst, Sie sehen keine Anhaltspunkte, dass für bestimmte Gruppen ein höherer Umwandlungssatz angemessen wäre?
Die Lebenserwartung variiert zum Beispiel je nach Kanton. Dieses Kriterium ist stärker als alle soziodemografischen. Auch die Ausbildung hat einen Einfluss, aber einen schwachen. Für den Mindestumwandlungssatz muss man zwingend auf die vorsichtigsten Daten abstellen. Es muss aber jede Vorsorgeeinrichtung individuell eine passende technische Grundlage wählen und berücksichtigen, falls der eigene Versichertenbestand vom Durchschnitt abweicht.
Der Gewerkschaftsbund bezweifelt auch die Annahmen des Bundes zu den Pensionskassen-Renditen. In den letzten 70 Jahren hätten diese mit einem Standard-Portfolio 5 Prozent betragen.
Die Vorsorgeeinrichtungen fahren seit über zehn Jahren Pensionierungsverluste ein, für welche die aktiven Versicherten aufkommen müssen. Es sieht nicht so aus, als ginge es rasch wieder aufwärts. Die Aussage, die Vorsorgeeinrichtungen könnten das problemlos wegstecken, ist schon sehr gewagt. Es besteht das Risiko, dass man so den Karren an die Wand fährt.
Sie haben sich als Gewerkschafterin sehr kritisch zur Rolle der Lebensversicherungen in der zweiten Säule geäussert. Müssen Sie jetzt bei dem Thema einen Spagat machen?
Es stellt sich die Frage, ob man die heutige Gewinnverteilung, die derzeitige Mindestquote, beibehält. Es scheint nicht einfach zu sein, hier praktikable Lösungen zu finden, die auch politisch mehrheitsfähig sind. Pensionskassen können eine Unterdeckung haben, Versicherungen nicht. Deshalb ist die Situation hier anders. Auch müssen die Folgen der Regulierungen Solvency II und Swiss Solvency Test mit einbezogen werden. Dieser ist erst ab 2011 für die Versicherungen verbindlich geworden, und hinsichtlich Krisenresistenz sind die Auswirkungen noch nicht bekannt.
Es braucht also noch Zeit, um dies zu beobachten?
Nach den neuen Regelungen zur Solvabilität werden die Lebensversicherungen mehr Eigenkapital brauchen. Dies stellt die Frage neu. Schliesslich könnte es dazu führen, dass die Aktionäre der Versicherungen die in schwierigen Zeiten relativ hohen Risiken der beruflichen Vorsorge nicht mehr mittragen wollen. Man muss die heutige Regel noch länger beobachten und sicher sein, dass sie stabile Resultate bringt. Die BVG-Kommission hat sich für die Überprüfung der Mindestquote im Jahr 2015 ausgesprochen.
Ethos lehnt Vergütung bei Credit Suisse ab
Für die Schweizer Pensionskassen-Stiftung Ethos sind die Boni der Credit-Suisse-Topmanager zu hoch. Ethos rät den Aktionären, den Vergütungsbericht an der Generalversammlung abzulehnen. Bevorzugt werde eine Obergrenze für die Löhne.
Der Chef des Asset Managements ist der am besten bezahlte Credit-Suisse-Manager: Robert Shafir wurden für das vergangene Jahr 8,5 Mio. Franken zugesprochen. Konzernchef Brady Dougan kam auf 5,8 Mio. Franken (rund 4,8 Mio. Euro), nicht einmal halb so viel wie im Vorjahr. Dougan liegt auch deutlich hinter Kollegen wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit 9,4 Mio. Euro. Nach einem Einbruch des Jahresgewinns um fast zwei Drittel auf 1,95 Mrd. Franken sanken die Boni bei Credit Suisse insgesamt um 41 Prozent.
Ethos kritisierte auch, dass ein neues Bonus-Programm für die Manager zu komplex sei. Dies mache es für Aktionäre und Empfänger schwierig, sich eine Meinung zu bilden.
Die politische Couleur im BSV
Jürg Brechbühl, künftiger Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV), wurde mit dem St. Galler Tagblatt vom 21.04.2012 interviewt. Auszüge:
Bundesrat Alain Berset will die Erste und die Zweite Säule vermehrt als Gesamtpaket betrachten. Entspricht dies auch Ihrer Stossrichtung?
Das ist vor allem die Stossrichtung der Bundesverfassung. Sie schreibt vor, dass die berufliche Vorsorge zusammen mit der AHV 60 Prozent des Einkommens abgleichen soll. Man muss die beiden Säulen so weiterentwickeln, dass man dieses Ziel möglichst erreicht.
Wie könnte eine stärkere Vernetzung konkret aussehen?
In zahlreichen Punkten stützt sich die berufliche Vorsorge bereits heute auf die AHV ab. Ein Beispiel ist das Rentenalter. Wegen der steigenden Lebenserwartung werden wir gewisse Anpassungen vornehmen müssen. Es stellt sich daher etwa die Frage, ob man die Lücken in der beruflichen Vorsorge mit der AHV korrigieren könnte.
Heisst das, man würde die AHV-Beiträge erhöhen?
Wenn Sie den Mindestumwandlungssatz senken und das Leistungsniveau erhalten wollen, müssen Sie so oder so auf die eine oder andere Art die Beiträge erhöhen – sei es durch höhere Sparbeiträge in der beruflichen Vorsorge oder durch einen tieferen Koordinationsabzug.
Muss der Mindestumwandlungssatz gesenkt werden?
Das Stimmvolk hat dies 2010 abgelehnt. Es wird folglich schwierig sein, eine Senkung durchzubringen, ohne Massnahmen zu treffen, die das aktuelle Leistungsniveau im Rahmen des BVG sicherstellen.
Wird das Stimmvolk, das zu einem immer grösseren Teil aus älteren Menschen besteht, Leistungskürzungen je zustimmen?
Es kommt immer darauf an, wie eine Vorlage konkret aussieht. Man darf die Intelligenz des Stimmvolks nicht unterschätzen. Es trifft durchaus Entscheide, die sich aus einer Notwendigkeit heraus ergeben. Um es zu überzeugen, muss man die Fakten auf den Tisch legen – und den heutigen Standard in der Mindestvorsorge bewahren.
Werden wir länger arbeiten müssen?
Möglicherweise werden wir künftig kein fixes Rentenalter mehr haben. Bei vielen Pensionskassen kann man die Rente bereits heute nach eigenem Wunsch im Alter zwischen 58 und 70 Jahren beziehen. Dies könnte durchaus die Zukunft der gesamten Altersvorsorge sein. Je nach individueller Situation werden wir länger arbeiten oder uns früher zurückziehen.
Bundesrat Berset hat zahlreiche SP-Vertreter ins Innendepartement geholt. Wird das Departement nun linker?
Über einzelne Projekte entscheidet der Bundesrat und nicht das Bundesamt. Er macht die Politik. Was man sicher merken wird, ist eine Sensibilität in den sozialpolitischen Fragen. Eine solche können aber auch Mitglieder anderer Parteien mitbringen. Tatsächlich ist es wahrscheinlich so: Die Aufgaben des Amtes ziehen Menschen meiner politischer Couleur an.
Ab dem 1. Juli wird Jürg Brechbühl offiziell als Direktor des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) arbeiten. Im Mai steigt der 56-Jährige bereits mit einem 30-Prozent-Pensum ein. Seit 2005 ist er Teilhaber einer Firma, die Vorsorgeeinrichtungen verwaltet und berät. Davor war er bereits über 20 Jahre lang im BSV tätig, zuletzt als Vizedirektor. Brechbühl ist in Rheinfelden im Kanton Aargau aufgewachsen. Die Pläne für ein Atomkraftwerk in Kaiseraugst in den Siebzigerjahren haben ihn politisiert und zur SP gebracht. Seit 30 Jahren lebt er in Bern.
Aargauer PK mit schlechtem 2011
Die APK – Aargauische Pensionskasse – musste im Geschäftsjahr 2011 einen Rückgang ihres Deckungsgrads von 98 auf 92% hinnehmen, die Performance liegt bei unbefriedigenden minus 3,5%. Die Sollrendite beträgt 4,3%. Auf 1. Januar 2014 ist eine Senkung des Umwandlungssatzes geplant. Die Höhe wurde noch nicht festgelegt. Der Sparzins für 2012 beträgt 1%, der technische Zins 3,5%.
Das verfügbare Vermögen schrumpfte von 8,029 Milliarden auf 7,627 Milliarden – dies obwohl sich die Zahl der Versicherten leicht erhöhte auf 27’468 Personen. Hingegen sanken die Verwaltungskosten pro Person von 96 Franken auf 89 Franken.
Mitteilung APK / APK Deckungsgrad
BVK: Gemeinden-Exodus würde die Steuerzahler Milliarden kosten
Viele Zürcher Gemeindepräsidenten zweifeln, dass die Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich wieder auf die Beine kommt. Trotz höheren Beiträgen und gekürzten Leistungen und trotz den zwei Milliarden Franken, die der Kanton in die Kasse einschiesst, ist für diese Gemeindevertreter der Sanierungsplan der BVK-Chefs und des Regierungsrats zu optimistisch – auch wegen zu hoher Renditeerwartungen. Darum denken viele über eine Kündigung nach.
Der Wechsel zu einer anderen Pensionskasse hätte einen womöglich entscheidenden Vorteil: Die Gemeinden könnten gemäss den geltenden Verträgen ihre Rentnerinnen und Rentner bei der BVK belassen und die Aktiven in die neue Kasse mitnehmen.
Würden alle angeschlossenen Gemeinden und Betriebe austreten, wäre das für die BVK und den Kanton das Worst-Case-Szenario. Das relativ tiefe Durchschnittsalter der BVK-Versicherten von nur knapp 44 Jahren würde sprunghaft ansteigen. Im Vergleich mit anderen Kassen hat die BVK auch relativ wenig Rentenbezüger (27 Prozent aller Versicherten). Bei einer Massenkündigung von Gemeinden würde sich dieses Verhältnis stark verschlechtern.
Nun hat der Regierungsrat aufgezeigt, welche Konsequenzen eine solche Kündigungswelle hätte. Insgesamt könnten Betriebe mit 30’000 Aktivversicherten austreten – bei total 78’130 Versicherten. Bei einer Massenkündigung wäre laut Regierung eine weitere Einmaleinlage wahrscheinlich. Im Extremfall müsse sogar die Aufteilung der BVK in eine Aktivenkasse und in eine Rentnerkasse ins Auge gefasst werden. Damit den Pensionierten die Renten weiterhin bezahlt werden können, müsste die Rentnerkasse mit Garantien von mehreren Milliarden Franken ausgestattet werden. Wie der Regierungsrat schreibt, hat etwa ein Sechstel der angeschlossenen Arbeitgeber bei der BVK die Unterlagen angefordert, die es für die Einholung einer Gegenofferte braucht. heisst es im Tages-Anzeiger.
Winterthurer Stadtangestellte sollen erst mit 65 in Pension
Die Stadt Winterthur muss die Pensionskasse ihrer Angestellten sanieren. Gegenwärtig klafft darin ein Loch von rund 256 Millionen Franken, der Deckungsgrad liegt bei nur 83,4 Prozent. Als eine der Sanierungsmassnahmen sollen die Angestellten nun länger arbeiten. Als weiterer Schritt soll der technische Zins über sechs Jahre hinweg stufenweise gesenkt werden, und zwar von 4 auf 3,25 Prozent. Auch diese Massnahme würde 2014 eingeleitet. Die Stadt Winterthur muss zudem 150 Millionen Franken einschiessen.
CS-Studie: Pensionskassen 2012, massive Umverteilung durch überhöhten UWS
Die Credit Suisse hat die Studie «Herausforderungen Pensionskassen 2012 – Aktuelles Stimmungsbild und Hintergründe» veröffentlicht. Die Umfrage bei über 200 Schweizer Pensionskassen zeigt, dass das Tiefzinsumfeld die grösste Herausforderung für die Kassen darstellt.
Bei 80% der befragten Pensionskassen zählen die anhaltend tiefen Zinsen zu den drei grössten Herausforderungen. Anders als in den 1990er-Jahren lässt sich der Mindestzinssatz nicht mehr mit einer nahezu risikolosen Anlage wie Schweizer Bundesobligationen erzielen. Der Finanzmarkt fällt als «dritter Beitragszahler» zunehmend aus. Aber auch steigende Zinsen können den Pensionskassen Probleme bereiten, da das Obligationenportfolio dabei an Wert verliert. Obligationen sind mit einem durchschnittlichen Anteil von 35% des Anlagekapitals die wichtigste Anlageklasse der Pensionskassen.
Fast die Hälfte der Pensionskassen hat auf die anhaltend tiefen Zinsen mit einer Reduktion ihrer Obligationenquote zugunsten anderer Anlageklassen, hauptsächlich Immobilien, reagiert. Der durchschnittliche Immobilienanteil am Anlagevermögen stieg zwischen 2000 und 2010 von 12,5% auf 16,5% an und nimmt damit im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Als Hauptmotiv, vermehrt in Immobilien zu investieren, gaben zwei Drittel der befragten Pensionskassen die höhere Rendite und die geringere Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen an. Direkte Immobilienanlagen stellen jedoch die Pensionskassen vor Herausforderungen bezüglich der Diversifikation. Kleinere Pensionskassen haben kaum Möglichkeiten, ihr direktes Immobilienportfolio über verschiedene Eigenschaften wie Standort, Nutzungsart oder Objektalter zu diversifizieren.
Die steigende Lebenserwartung, die schwachen Finanzmarktrenditen und die politischen Rahmenbedingungen führen dazu, dass in der zweiten Säule systemfremde Umverteilungsmechanismen Einzug gehalten haben. Am bedeutendsten ist die schleichende Umverteilung von Aktiven zu Rentnern. Die Ökonomen der Credit Suisse schätzen diese Umverteilung aufgrund der Umfragedaten auf rund 3,5 Mia. Franken für das gesamte Schweizer Pensionskassensystem im Stichjahr 2010. Dies entspricht rund 0,6% der Bilanzsumme der Schweizer Pensionskassen. Problematisch dabei ist laut CS, dass, sofern nicht entsprechende Anpassungen der relevanten versicherungstechnischen Parameter getätigt werden, diese Umverteilung Jahr für Jahr anfällt. Die Umverteilung speist sich hauptsächlich aus zwei Quellen. Wendet die Pensionskasse bei Neurenten zu hohe Umwandlungssätze an, dann fallen Pensionierungsverluste an, die letztlich die aktiven Versicherten oder die Arbeitgeber tragen müssen.
Die Umfrage zeigt, dass 64 der 68 befragten Pensionskassen über zu hohe Umwandlungssätze verfügen. Die Pensionierungsverluste summierten sich so in der Schweiz 2010 auf geschätzte 1,0 Mia. Franken. Bei den laufenden Renten kommt es zu einer Umverteilung von Aktiven zu Rentnern, wenn der technische Zins zu hoch angesetzt ist und das Vorsorgekapital der Rentner deshalb über längere Zeit höher verzinst wird als die Altersguthaben der Aktiven. Die Umfrage zeigt, dass im Jahr 2010 die durchschnittliche Pensionskasse den Rentnern einen technischen Zins von 3,5% «zahlte», während die aktiven Versicherten aufgrund der schwachen Finanzmarktentwicklung nur 2% erhielten. Die Umverteilung, die sich aufgrund der unterschiedlichen Verzinsung des Vorsorgekapitals der Aktiven und der Rentner ergibt, belief sich 2010 gemäss CS gesamtschweizerisch auf rund 2,5 Mia. Franken.
Mitteilung CS – Studie / NZZ
FNG-Studie zu nachhaltigen Anlagen
Der Markt für nachhaltige Anlagen in der Schweiz weist für 2011ein gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändertes Volumen auf. Dies ergab die Studie „Sustainable Investments in Switzerland“, die das unabhängige Beratungsunternehmen onValues zusammen mit dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) Schweiz veröffentlicht hat. Das Volumen nachhaltiger Anlagen lässt sich demnach zum Ende des Jahres 2011 auf 42,3 Milliarden Franken beziffern, was einem Zuwachs von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Jürg Brechbühl neuer BSV-Direktor
Der neue Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherungen BSV heisst Jürg Brechbühl. Der Bundesrat ernannte den 56jährigen langjährigen, früheren BSV-Vizedirektor zum Nachfolger von Yves Rossier, der als Staatssekretär ins Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA wechselt. Brechbühl tritt sein Amt offiziell am 1. Juli 2012 an.
Jürg Brechbühl ist seit 2005 Teilhaber einer Firma für Beratung und Verwaltung für Vorsorgeeinrichtungen, die Allea AG in Zürich. Zuvor arbeitete er über 20 Jahre im BSV, zuletzt ab 2001 als Vizedirektor und Leiter Geschäftsfeld Altersvorsorge. In dieser Funktion war er im BSV insbesondere für die AHV und die zweite Säule verantwortlich. Seine Karriere im BSV begann er nach seinem Jus-Studium an der Universität Basel 1982 als juristischer Mitarbeiter der Sektion Renten. Anschliessend wurde er 1987 Direktionsadjunkt, ein Jahr später Chef der Sektion Renten und stellvertretender Chef der Abteilung AHV/EO/EL, 1997 Stabschef und 2000 Vizedirektor.
Seit seinem Wechsel in die Privatwirtschaft gehört Brechbühl zudem verschiedenen Verwaltungs-und Stiftungsräten von Vorsorgeeinrichtungen an. Im Jahre 2006 präsidierte er die Expertenkommission „Finanzierung öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtungen“. Jürg Brechbühl ist heimatberechtigt in Trachselwald BE.
PKRück weiterhin auf Wachstumskurs
Die PKRück hat im Jahr 2011 erneut ein Rekordergebnis erzielt. In ihrem siebten Geschäftsjahr steigerte die auf Pensionskassen und Sammelstiftungen spezialisierte Lebensversicherungsgesellschaft die Anzahl ihrer Versicherten um 22% auf nunmehr 135’000 Personen. Dies entspricht einem Marktanteil von 13%. Gleichzeitig erhöhten sich die Prämieneinnahmen um 12% auf knapp 100 Mio. Franken, während der Jahresgewinn um 11% auf 3.5 Mio. Franken zunahm.
Die Invalidisierung ist in der Schweiz seit vier Jahren rückläufig. Die Kunden der PKRück profitieren von dieser Entwicklung, da die Gesellschaft ihre Preise für die Deckung dieser Risiken entsprechend anpasst. Ausserdem wirken sich die Massnahmen wie Case Management, Frühintervention und Regressabklärungen, die bei PKRück Teil des aktiven Leistungsfallmanagements sind, positiv auf den Schaden- und damit auf den Risikoverlauf aus. Davon profitieren die Kunden direkt: das Geschäftsmodell der PKRück sieht vor, dass die Risikogewinne an die Vorsorgeeinrichtungen zurückfliessen. Insgesamt wurden im Jahr 2011 Prämienrückvergütungen in Höhe von CHF 25.4 Mio. bzw. von durchschnittlich 28% der ursprünglichen Prämie rückvergütet.
UBS PK-Baromter im Q1
Nach Swisscanto und CS hat nun auch die UBS die Daten für das erste Quartal resp. März zur Performance der Schweizer Pensionskassen publiziert.
Die UBS schreibt in ihrer Mitteilung: Obwohl der Schwung an den Märkten gegen Ende des ersten Quartals merklich nachgelassen hat, können die Pensionskassen auch im März eine positive Performance vorweisen, was zu einem insgesamt guten Ergebnis für die ersten drei Monate führte.
Die ermutigenden Resultate seit Jahresanfang vermögen aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die Ertragslage der schweizerischen Vorsorgeeinrichtungen nach wie vor unbefriedigend ist. Auf kumulierter Basis erzielten sie seit Ende 2006 magere 3.3% oder etwa 0.6% pro Jahr. In diesem Zeitraum hatten die grossen Kassen mit kumulierten 5.1% die Nase vorne, vor den mittleren mit 3.4% und den kleinen mit 2.4%.
Ethos kontra UBS
Ethos empfiehlt den Aktionärinnen und Aktionären von UBS, an der Generalversammlung vom 3. Mai 2012 die Stimmrechte auszuüben. Damit soll dem Verwaltungsrat signalisiert werden, dass das Vergütungssystem der Grossbank nicht zufriedenstellend ist und das interne Kontrollsystem Mängel aufweist, schreibt die Ethos-Stiftung in einer Mitteilung.
Die Vergütungen für die Geschäftsleitung seien zu hoch und gegen oben nicht begrenzt: Der höchstbezahlte Manager, Robert McCann, erhielt 9,2 Millionen Franken, wovon 85 Prozent variabel sind. Die anderen Geschäftsleitungsmitglieder erhielten im Durchschnitt 5,7 Millionen Franken, siebzig Prozent davon sind variabel. Inakzeptabel seien auch Vergütungen ohne Gegenleistung, so das Vier-Millionen-Franken-Willkommenspaket für den zu wählenden Verwaltungsratspräsidenten.
Trotz einer Opposition von über einem Drittel der Aktionäre an der letztjährigen Generalversammlung, habe der UBS-Verwaltungsrat das Vergütungssystem nicht geändert. Ethos stimme daher erneut gegen den Vergütungsbericht.