Die Credit Suisse hat die Studie «Herausforderungen Pensionskassen 2012 – Aktuelles Stimmungsbild und Hintergründe» veröffentlicht. Die Umfrage bei über 200 Schweizer Pensionskassen zeigt, dass das Tiefzinsumfeld die grösste Herausforderung für die Kassen darstellt.

Bei 80% der befragten Pensionskassen zählen die anhaltend tiefen Zinsen zu den drei grössten Herausforderungen. Anders als in den 1990er-Jahren lässt sich der Mindestzinssatz nicht mehr mit einer nahezu risikolosen Anlage wie Schweizer Bundesobligationen erzielen. Der Finanzmarkt fällt als «dritter Beitragszahler» zunehmend aus. Aber auch steigende Zinsen können den Pensionskassen Probleme bereiten, da das Obligationenportfolio dabei an Wert verliert. Obligationen sind mit einem durchschnittlichen Anteil von 35% des Anlagekapitals die wichtigste Anlageklasse der Pensionskassen.

Fast die Hälfte der Pensionskassen hat auf die anhaltend tiefen Zinsen mit einer Reduktion ihrer Obligationenquote zugunsten anderer Anlageklassen, hauptsächlich Immobilien, reagiert. Der durchschnittliche Immobilienanteil am Anlagevermögen stieg zwischen 2000 und 2010 von 12,5% auf 16,5% an und nimmt damit im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Als Hauptmotiv, vermehrt in Immobilien zu investieren, gaben zwei Drittel der befragten Pensionskassen die höhere Rendite und die geringere Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen an. Direkte Immobilienanlagen stellen jedoch die Pensionskassen vor Herausforderungen bezüglich der Diversifikation. Kleinere Pensionskassen haben kaum Möglichkeiten, ihr direktes Immobilienportfolio über verschiedene Eigenschaften wie Standort, Nutzungsart oder Objektalter zu diversifizieren.

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Die steigende Lebenserwartung, die schwachen Finanzmarktrenditen und die politischen Rahmenbedingungen führen dazu, dass in der zweiten Säule systemfremde Umverteilungsmechanismen Einzug gehalten haben. Am bedeutendsten ist die schleichende Umverteilung von Aktiven zu Rentnern. Die Ökonomen der Credit Suisse schätzen diese Umverteilung aufgrund der Umfragedaten auf rund 3,5 Mia. Franken für das gesamte Schweizer Pensionskassensystem im Stichjahr 2010. Dies entspricht rund 0,6% der Bilanzsumme der Schweizer Pensionskassen. Problematisch dabei ist laut CS, dass, sofern nicht entsprechende Anpassungen der relevanten versicherungstechnischen Parameter getätigt werden, diese Umverteilung Jahr für Jahr anfällt. Die Umverteilung speist sich hauptsächlich aus zwei Quellen. Wendet die Pensionskasse bei Neurenten zu hohe Umwandlungssätze an, dann fallen Pensionierungsverluste an, die letztlich die aktiven Versicherten oder die Arbeitgeber tragen müssen.

Die Umfrage zeigt, dass 64 der 68 befragten Pensionskassen über zu hohe Umwandlungssätze verfügen. Die Pensionierungsverluste summierten sich so in der Schweiz 2010 auf geschätzte 1,0 Mia. Franken. Bei den laufenden Renten kommt es zu einer Umverteilung von Aktiven zu Rentnern, wenn der technische Zins zu hoch angesetzt ist und das Vorsorgekapital der Rentner deshalb über längere Zeit höher verzinst wird als die Altersguthaben der Aktiven. Die Umfrage zeigt, dass im Jahr 2010 die durchschnittliche Pensionskasse den Rentnern einen technischen Zins von 3,5% «zahlte», während die aktiven Versicherten aufgrund der schwachen Finanzmarktentwicklung nur 2% erhielten. Die Umverteilung, die sich aufgrund der unterschiedlichen Verzinsung des Vorsorgekapitals der Aktiven und der Rentner ergibt, belief sich 2010 gemäss CS gesamtschweizerisch auf rund 2,5 Mia. Franken.

 Mitteilung CS – Studie  / NZZ