Kurt Speck befasst sich in der Handelszeitung mit dem Thema Nachhaltigkeit bei der Vermögensverwaltung von Pensionskassen.
Kapitalanlagen
Das Ende der fetten Immobilienjahre?
Jonathan Progin gibt in der FuW Nr. 8/23 eine Einschätzung der aktuellen Lage auf dem Immobilienjahre. Er schreibt:
Immobilienanlagen sind für Investoren seit der Zinswende nicht mehr so begehrt. Denn mit dem Leitzins der SNB sind auch die Renditen von zehnjährigen Bundesobligationen gestiegen, ein risikoloses Investment. Damit ist der Unterschied zu der durchschnittlich zu erwartenden Rendite von Immobilien kleiner geworden. Und zwar so klein, dass sich Investoren zwei- oder sogar dreimal überlegen, ob sie ihr Portemonnaie öffnen.
Die Rendite von zehnjährigen Bundesobligationen liegt bei rund 1,3%, und die Risikoprämie von Renditen an Top-Wohn- lagen beträgt nur noch rund 50 Basis- punkte. Vor allem für langfristige Investoren wie Pensionskassen und Versicherer sei das «nicht interessant», sagt David Schoch, Head of Research des Immobilienberaters CBRE.
Ein Staatsfonds für Startups?
Der Schweizer Markt für die Finanzierung innovativer Jungunternehmen ist auch im vergangenen Jahr trotz tauchenden Börsen stark gewachsen. Befragte Vertreter der Szene wünschen dennoch einen staatlichen Anschub, da es immer noch an Kapital für Wachstumsinvestitionen zwischen 10 und 50 Millionen Franken mangle. Hansueli Schöchli schreibt dazu in der NZZ:
In Bundesbern [steht] seit vielen Jahren die Frage im Raum, ob es einen staatlichen Anschub braucht. Eine vom Bund bestellte Studie vom vergangenen Jahr hatte kein Marktversagen bei der Finanzierung von Jungfirmen geortet und damit frühere Befunde bestätigt. Dennoch beschloss der Bundesrat im vergangenen Juni einen Kurswechsel: Er sprach sich auf Antrag von Wirtschaftsminister Guy Parmelin im Grundsatz für einen Schub des Bundes in Form eines staatlichen Innovationsfonds zur Finanzierung von Jungfirmen aus. Die Sache ist aber umstritten und nicht in Stein gemeisselt.
Mitten in diese Kontroverse platzen nun die neusten Zahlen zum Risikokapitalmarkt. Diese bekräftigen das Bild eines lebendigen Ökosystems für die Finanzierung von Jungfirmen. Die Datenreferenz dazu liefert seit 2012 der jährliche «Swiss Venture Capital Report» des Nachrichtenportals Startupticker.ch und des Branchenverbands Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (Seca).
Publica und Compenswiss im Vergleich
Die Vermögensverwalter des grössten Sozialwerks und der grössten Pensionskasse der Schweiz tragen der veränderten Risikowahrnehmung Rechnung – aber mit sehr unterschiedlicher Intensität. Susanne Kapfinger stellt in den AWP-Nachrichten einen Vergleich her.
Performance 2022: “Bewertungseffekte entscheidend”
PPCmetrics schreibt in einer Mitteilung zu ihrem Research Paper “Anlagestrategien im Jahr 2022”:
Das Anlagejahr 2022 erwies sich für institutionelle Anleger als herausfordernd. Der Zinsanstieg führte in den meisten Anlagekategorien zu deutlichen Kursrückgängen. Kaum einen Einfluss auf die Rendite von institutionellen Anlegern hatte die Aktienquote. Hingegen wirkten sich Privatmarktanlagen dank verzögerter Bewertung und stillen Reserven im Quervergleich positiv aus.
Dies zeigt das Research Paper «Anlagestrategien im Jahr 2022» der Beratungsfirma PPCmetrics AG, welches die Performance von institutionellen Schweizer Investoren für das Jahr 2022 anhand von Muster- Anlagestrategien analysiert.
Wohnungsmarkt: “Krise mit Ansage”
In der Schweiz werden derzeit zu wenig Wohnungen gebaut, als dass die steigende Nachfrage befriedigt werden könnte. Und es sieht nicht danach aus, als ob sich dies rasch ändern würde. Andrea Martel sucht in der NZZ nach Lösungen.
Der Bedarf an Wohnungen steigt laufend. 50’000 zusätzliche Haushalte pro Jahr sind in der Schweiz bald die Regel. Einerseits hat das Land eine starke Zuwanderung, anderseits breitet sich die ansässige Bevölkerung mehr und mehr aus.
Zeitweise hält die Neubautätigkeit mit dieser Zusatznachfrage Schritt. Zwischen 2014 und 2018 wurden sogar mehr neue Wohnungen erstellt als unmittelbar benötigt. Seit dem Jahr 2020 steigt die Zahl der Haushalte jedoch wieder stärker als der Wohnungsbestand. Laut dem Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen fehlen jährlich 5000 bis 10’000 Wohnungen. (…)
Für die nachlassende Bautätigkeit gab es gute Gründe. Es ist noch keine drei Jahre her, da war in der Schweiz von einem Überangebot die Rede. Pensionskassen und Versicherungen hatten auf Hochtouren Wohnungen gebaut, was die Leerstände – auch vor dem Hintergrund einer relativ schwachen Zuwanderung – deutlich nach oben trieb. Es war eine Zeit, in der sich Vermieter teilweise gezwungen sahen, Interessenten mit Einkaufsgutscheinen oder mietfreien Zeiten zu umwerben.
Innovationsfonds: Hoffnung auf die Pensionskassen, Update
Hansueli Schöchli befasst sich in der NZZ mit dem von BR Parmelin vorangetriebenen Projekt eines mit Bundesmitteln alimentierten Innovationsfonds, der zu gleichen Teilen auch private Mittel anziehen soll, nicht zuletzt von Pensionskassen. Viel Begeisterung löst das Vorhaben nicht aus.
Die Schweiz soll mit einem staatlichen Innovationsfonds Jungunternehmen fördern. Dies hat der Bundesrat im Juni 2022 im Grundsatz befunden. Einige Jahre zuvor hatte die Regierung die Idee noch abgelehnt – namentlich mit dem Hinweis, dass hier kein Marktversagen ersichtlich sei.
Auch die jüngste vom Bund bestellte Untersuchung vom April 2022 durch das Institut für Wirtschaftsstudien in Basel ortete kein Marktversagen bei der Finanzierung von Jungfirmen. Doch Wirtschaftsminister Guy Parmelin wollte die Staatsfonds-Idee dennoch weiterverfolgen. Es gab zwar in der Regierung wenig Begeisterung, aber es gab auch kaum fundamentale Opposition.
Hoher Verlust, keine Ausschüttung
SNB. Die Schweizerische Nationalbank wird für das Geschäftsjahr 2022 nach provisorischen Berechnungen einen Verlust in der Grössenordnung von 132 Mrd. Franken ausweisen. Der Verlust auf den Fremdwährungspositionen betrug rund 131 Mrd. Franken und derjenige auf den Frankenpositionen rund 1 Mrd. Franken. Auf dem Goldbestand resultierte ein Bewertungsgewinn von 0,4 Mrd. Franken.
Die Zuweisung an die Rückstellungen für Währungsreserven wird 9,6 Mrd. Franken betragen. Nach Berücksichtigung der vorhandenen Ausschüttungsreserve von 102,5 Mrd. Franken resultiert ein Bilanzverlust von rund 39 Mrd. Franken. Dieser Bilanzverlust verunmöglicht gemäss den Bestimmungen des Nationalbankgesetzes sowie der Gewinnausschüttungsvereinbarung zwischen dem Eidgenössischen Finanzdepartement und der SNB eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022. Das betrifft sowohl die Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre der SNB als auch die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone.
Herausforderung für Vorsorgeanleger
Thomas Hengartner befasst sich in der Finanz und Wirtschaft mit der Situation der Vorsorgeanleger nach dem verlustreichen 2022.
Anleger haben 2022 die Wertschriftenaufwertungen der Vorjahre, die von den damaligen Nullzinsen angefeuert waren, zu erheblichen Teilen hergeben müssen. Private und Institutionelle stecken heftige Verluste ein. Doch Vorsorgesparer hätten die selbstverwalteten Pensionskassengelder und 3a-Wertschrifteninvestments im Wesentlichen beibehalten, sagt Beat Bühlmann vom Vorsorgedienstleister Finpension.
Wie er berichtet, investieren Kunden ihre separierten Pensionskassengelder in gemischten Wertschriftenportfolios mit einem Aktiengehalt von rund 40%: «Bei den 3a-Vorsorgeinvestments setzt die Kundschaft gar auf einen Aktienanteil von im Schnitt über 85%.»
Allerdings ist es gut möglich, dass viele die Werteinbusse ihrer Vorsorgeinvestments nicht unterjährig verfolgen und erst mit Erhalt des digitalen oder brieflichen Jahresauszugs in den kommenden Wochen entdecken werden. (…)
Oliver Bienek vom Anbieter Liberty Vorsorge berichtet auf Anfrage der FuW, die Liberty-Kundschaft sei mehrheitlich «ausgewogen investiert mit einem Aktienanteil zwischen 40 und 50%». Das treffe gleichermassen auf die Wertschriftendepots der Kategorien Freizügigkeit, 1e-Pensionskassen und 3a zu.
Im Verlauf des schlechten Börsenjahres 2022 habe der Vorsorgedienstleister Liberty beobachtet, dass die Kunden die gewählte Anlagestrategie und den Aktienanteil im Vermögen nicht oder nicht wesentlich verändert haben. Bei den Freizügigkeitsgeldern aus Pensionskassen und den 3a-Vermögen seien jedoch 30 bis 40% der Kunden in einer Kontolösung angelegt.
Jahresperformance -11%, Update
vps. Die Schweizer Pensionskassen haben im Jahr 2022 in der Anlage im Durchschnitt eine Rendite von -11.2 % erzielt. Dies geht aus dem PPCmetrics Pension Ticker hervor. Das Tool schätzt tagesaktuell die Rendite und den Deckungsgrad und basiert auf den Daten von mehr als 350 Vorsorgeeinrichtungen. Demnach haben die technischen Deckungsgrade im Jahresverlauf im Schnitt mehr als 15 % verloren und standen Ende 2022 bei 104.8 %. Der ökonomische Deckungsgrad lag am 19. Dezember bei 107.1 % (-8,5% seit Jahresbeginn). [Korrektur Angabe in der Klammer, -8,5 statt -15%].
Düstere Aussichten
finews fasst die Ergebnisse einer Umfrage von Create Research und Amundi zusammen. Der Bericht fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter 152 Pensionseinrichtungen aus 17 Ländern und einem verwalteten Vermögen von 1,98 Billionen Euro zusammen.
Als wahrscheinlichstes Szenario erwarten 50 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Stagflation-Szenario, also eine Kombination aus hoher Inflation und geringem Wachstum. 38 Prozent rechnen mit einer säkularen Stagnation beziehungsweise einer Rückkehr zu Vor-Corona-Verhältnissen mit geringem Wachstum, niedriger Inflation, geringen Investitionen, wachsenden Ungleichheiten und stagnierenden Löhnen.
Nur 12 Prozent erwarten hingegen ein Szenario der «Roaring Twenties», in dem der Preisdruck durch Versorgungsengpässe merklich nachlässt und das Wachstum durch Produktivitätsgewinne infolge von Innovationen anzieht.
Der drastische Anstieg der Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch in der westlichen Welt markiert einen Wendepunkt. Im Einklang mit den Ergebnissen aus den anderen Ländern müssen demnach auch die Schweizer Vorsorgewerke ihre Anlagen an ein Stagflationsumfeld sowie die Zinswende anpassen und gezielt nach renditestärkeren Assets suchen. Handlungsbedarf besteht gemäss Pensionskassenverwaltern zudem bei der ESG-Integration sowie beim Wunsch, die Portfolios auf ein Netto-Null-Ziel auszurichten.
Rege Emissionstätigkeit am Obli-Markt
Dank der regen Emissionstätigkeit der beiden grössten Schuldner verzeichnet der Schweizer Obligationenmarkt trotz Kursturbulenzen ein Rekordvolumen. Die FuW schreibt dazu:
Trotz kräftiger Finanzmarktturbulenzen kann der Schweizer Obligationenmarkt 2022 neue Rekorde feiern. Der Emissionsmarkt wurde so stark beansprucht wie seit Jahren nicht mehr. «Schon 2021 war ein gutes Emissionsjahr und 2022 war noch besser», sagte Markus Thöny, Chef des Bereichs Swiss Fixed Income bei Lombard Odier IM.
Dabei sei das Rekordvolumen vor allem der grossen Emissionstätigkeit der beiden grössten Schuldner, der Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute und der Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken zu verdanken, sagt Stefan Bösl, Leiter Kapitalmarkt bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB). Zudem haben der Lebensmittelriese Nestlé und der Pharmakonzern Roche zusammen rund 5 Mrd. Fr. eingesammelt. Zudem lieferten auch ausländische Pfandbriefemittenten einen namhaften Beitrag.
“Besser als es scheint”
Bernhard Kissler schreibt im Tagesanzeiger: Aufgrund des schlechten Börsenjahrs werden einige Pensionskassen die Alterssparguthaben ihrer Versicherten tiefer verzinsen. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass dies oft gar nicht nötig wäre.
[Der] durchschnittliche Deckungsgrad gemäss Zahlen der Pensionskassenberaterin PPCmetrics ist seit Anfang Jahr von rund 120 auf 105 Prozent gefallen. Die Zahlen beruhen auf Daten von 350 Pensionskassen und Hochrechnungen.
Doch das klingt dramatischer, als es ist. Denn der von Vorsorgeeinrichtungen ausgewiesene Deckungsgrad bildet nicht tatsächlich vorhandene Werte ab. Fachleute sprechen deshalb vom «technischen Deckungsgrad». Anstelle der tatsächlichen Werte rechnet er zukünftige Anlageerträge ein, die je nach Marktentwicklung auch ganz anders ausfallen können. Das gibt Interpretationsspielraum und führt dazu, dass etliche Kassen einen ziemlich optimistischen Deckungsgrad ausweisen.
Nicht offiziell ausgewiesen, aber als Schattenbuchhaltung geführt wird in der Regel ein «ökonomischer Deckungsgrad», welcher die Vermögenswerte anhand tatsächlicher Werte abbildet. Dieser ist gemäss Zahlen von PPCmetrics innerhalb eines Jahres bis heute sogar leicht gestiegen.
Gestützt auf Marktzahlen, stehen also Pensionskassen heute finanziell etwa gleich gut da wie vor Jahresfrist. Nach Einschätzung von Marco Jost, Pensionskassenexperte bei PPCmetrics, sollte deshalb in vielen Fällen auch eine ähnlich gute Verzinsung wie im Vorjahr möglich sein.
Wie ist die scheinbar widersprüchliche Entwicklung möglich? Die Erklärung ist technisch etwas komplizierter. Ein wesentlicher Punkt ist, dass die Kursverluste auf bisherigen Obligationen nicht ins Gewicht fallen. Diese sind zwar im aktuellen Handel weniger wert, aber am Ende der Laufzeit erhalten Pensionskassen dennoch 100 Prozent ausbezahlt.
Hinzu kommen die gestiegenen Zinssätze für Obligationen. «Vor einem Jahr gab es für Kassaobligationen noch einen Minuszins – jetzt liegt er mit mehr als 1,2 Prozent im Plus», erläutert Jost. Dank der höheren Zinssätze können Vorsorgeeinrichtungen in Zukunft «kumuliert rund 15 Prozent mehr Rendite erzielen». Das erleichtert die Finanzierung zukünftiger Renten.
BKW holt für Windparkprojekte zwei PKs an Bord
Die Pensionskasse Stadt Zürich und Medpension Vsao haben eine Minderheitsbeteiligung an mehreren Windparks der BKW erworben. Der Betrieb und die operative Kontrolle verbleiben beim Energieversorger.
Die Beteiligung erfolgt im Zusammenhang mit der im Oktober 2021 angekündigten «Capital-light-Strategie» der BKW. Dadurch sollen sich langfristig orientierte institutionelle Investoren auch an Projekten für erneuerbare Energien beteiligen können. Gleichzeitig verspricht sich BKW dadurch einen stärkeren Ausbau von regenerativen Energien.
Zusammen erwarben die Pensionskasse Stadt Zürich und Medpension Vsao einen Anteil von 49 Prozent an insgesamt neun Windparks der BKW in Frankreich, Italien und Norwegen. Der Löwenanteil von 41,5 Prozent entfällt dabei auf die Pensionskasse Stadt Zürich. Finanzielle Details gab BKW nicht bekannt. Noch stehe die Transaktion unter Vorbehalt von regulatorischen Zulassungen, heisst es.
Megatrends im Portefeuille
HSLU. Infrastrukturinvestitionen bieten eine interessante Möglichkeit, das Anlageportfolio von (institutionellen) Investoren zu optimieren. Eine Studie der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Pensionskassenverband ASIP befasste sich unter den Titel “Nachhaltigkeit und Infrastruktur im Immobilienportfolio – Eine theoretische und empirische Untersuchung des Anlageverhaltens von Schweizer institutionellen Investoren – mit den Chancen und Herausforderungen der Anlageklasse.
Dabei stellt der Fragebogen, welcher in Kooperation mit dem Schweizerischen Pensionskassenverbands ASIP versendet wurde, die Grundlage der Datenerhebung und Untersuchung dar. Befragt wurden 56 institutionelle Investoren – mehrheitlich Pensionskassen – aus der Deutschschweiz und der Romandie mit einem gesamten Anlagevolumen von circa 450 Mrd. Franken.






