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Bernhard Kissler schreibt im Tagesanzeiger: Aufgrund des schlechten Börsenjahrs werden einige Pensionskassen die Alterssparguthaben ihrer Versicherten tiefer verzinsen. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass dies oft gar nicht nötig wäre.

[Der] durchschnittliche Deckungsgrad gemäss Zahlen der Pensionskassenberaterin PPCmetrics ist seit Anfang Jahr von rund 120 auf 105 Prozent gefallen. Die Zahlen beruhen auf Daten von 350 Pensionskassen und Hochrechnungen.

Doch das klingt dramatischer, als es ist. Denn der von Vorsorgeeinrichtungen ausgewiesene Deckungsgrad bildet nicht tatsächlich vorhandene Werte ab. Fachleute sprechen deshalb vom «technischen Deckungsgrad». Anstelle der tatsächlichen Werte rechnet er zukünftige Anlageerträge ein, die je nach Marktentwicklung auch ganz anders ausfallen können. Das gibt Interpretationsspielraum und führt dazu, dass etliche Kassen einen ziemlich optimistischen Deckungsgrad ausweisen.

Nicht offiziell ausgewiesen, aber als Schattenbuchhaltung geführt wird in der Regel ein «ökonomischer Deckungsgrad», welcher die Vermögenswerte anhand tatsächlicher Werte abbildet. Dieser ist gemäss Zahlen von PPCmetrics innerhalb eines Jahres bis heute sogar leicht gestiegen.

Gestützt auf Marktzahlen, stehen also Pensionskassen heute finanziell etwa gleich gut da wie vor Jahresfrist. Nach Einschätzung von Marco Jost, Pensionskassenexperte bei PPCmetrics, sollte deshalb in vielen Fällen auch eine ähnlich gute Verzinsung wie im Vorjahr möglich sein.

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Wie ist die scheinbar widersprüchliche Entwicklung möglich? Die Erklärung ist technisch etwas komplizierter. Ein wesentlicher Punkt ist, dass die Kursverluste auf bisherigen Obligationen nicht ins Gewicht fallen. Diese sind zwar im aktuellen Handel weniger wert, aber am Ende der Laufzeit erhalten Pensionskassen dennoch 100 Prozent ausbezahlt.

Hinzu kommen die gestiegenen Zinssätze für Obligationen. «Vor einem Jahr gab es für Kassaobligationen noch einen Minuszins – jetzt liegt er mit mehr als 1,2 Prozent im Plus», erläutert Jost. Dank der höheren Zinssätze können Vorsorgeeinrichtungen in Zukunft «kumuliert rund 15 Prozent mehr Rendite erzielen». Das erleichtert die Finanzierung zukünftiger Renten.

  TA