Jonathan Progin gibt in der FuW Nr. 8/23 eine Einschätzung der aktuellen Lage auf dem Immobilienjahre. Er schreibt:
Immobilienanlagen sind für Investoren seit der Zinswende nicht mehr so begehrt. Denn mit dem Leitzins der SNB sind auch die Renditen von zehnjährigen Bundesobligationen gestiegen, ein risikoloses Investment. Damit ist der Unterschied zu der durchschnittlich zu erwartenden Rendite von Immobilien kleiner geworden. Und zwar so klein, dass sich Investoren zwei- oder sogar dreimal überlegen, ob sie ihr Portemonnaie öffnen.
Die Rendite von zehnjährigen Bundesobligationen liegt bei rund 1,3%, und die Risikoprämie von Renditen an Top-Wohn- lagen beträgt nur noch rund 50 Basis- punkte. Vor allem für langfristige Investoren wie Pensionskassen und Versicherer sei das «nicht interessant», sagt David Schoch, Head of Research des Immobilienberaters CBRE.
Wenn risikolose Anleihen wieder eine attraktive Rendite abwerfen, dann steigen die Renditeerwartungen von Investoren. Das wirkt sich wiederum direkt auf die Bewertung von Immobilienbeständen aus. Doch welche Preiskorrekturen anstehen, ist noch unklar: «Die Immobilienbranche treibt derzeit die Frage um, in welchem Ausmass Bewertungskorrekturen angebracht sind», bilanziert David Schoch.
Dazu kommt, dass die traditionelle Jahresendrally im Transaktionsgeschäft 2022 ausgeblieben ist, ergänzt Schoch. «Das ist ein Anzeichen dafür, dass der Immobilieninvestmentmarkt noch mit Zurückhaltung auf die Zinswende reagiert.» Insbesondere bei Wohnungs- und Büroliegenschaften an Toplagen seien kaum Transaktionen registriert worden.