Vernehmlassung zur Reform der BLPK, Anleihe zur Defizitfinanzierung
“Die Basellandschaftliche Pensionskasse (BLPK) wird einer umfassenden Reform unterzogen und für die Zukunft fit gemacht”, heisst es in einer Mitteilung des Kantons. Der Regierungsrat hat die entsprechende Vorlage in die Vernehmlassung geschickt. Diese sieht eine Vollkapitalisierung, die Umstellung auf das Beitragsprimat, die Umwandlung in eine Sammeleinrichtung sowie die Anpassung an die neuen Regelungen des Bundesgesetzes vor. Die Vernehmlassung beginnt am 6. Februar 2012 und dauert drei Monate. Ende 2010 betrug der Deckungsgrad der Kasse noch 77%.
Die von der Regierung vorgeschlagenen Massnahmen sind – basierend auf den Zahlen per 1. Januar 2011 – mit Kosten im Umfang von insgesamt 2.3 Milliarden Franken verbunden, wovon der Kanton 988.5 Mio. Franken trägt. Um ein sofortiges Anfallen dieser Kosten zu vermeiden, schlägt der Regierungsrat vor, für diesen Betrag eine verzinsliche Forderung der BLPK gegenüber dem Kanton, den Einwohner-, Bürger- und Kirchgemeinden sowie den übrigen angeschlossenen Arbeitgebern zu begründen. Diese Forderung ist innerhalb der nächsten 40 Jahre zu amortisieren. Dadurch würden die Kosten auf einen langen Zeitraum verteilt und die finanzielle Lage der BLPK werde stabilisiert, da sie nicht gezwungen sei, einen bedeutenden Teil ihres Vermögens in einem ungünstigen Umfeld anzulegen.
Im Sinne der Lastensymmetrie haben auch die aktiven Versicherten und die Rentenbeziehenden einen Beitrag an die Kosten resp. die Tilgung der Forderung zu leisten. Die aktiven Versicherten werden während der Dauer der Amortisation über eine temporäre Erhöhung der Beitragssätze ihres Vorsorgeplans von bisher 40 auf 50% an der Tilgung der Forderung beteiligt. Das ordentliche Pensionierungsalter wird von 64 Jahre auf 65 Jahre erhöht; die bisherigen Beiträge des Kantons an den Wegkauf der Rentenkürzung bei vorzeitiger Pensionierung werden gestrichen, ebenso die kollektive Finanzierung der AHV-Überbrückungsrente. Im Gegenzug dazu kommen die aktiven Versicherten in den Genuss einer grosszügig ausgestalteten Besitzstandsregelung.
Avenir Suisse: Der Röstigraben teilt auch die Pensionskassenlandschaft
Wurden die Vorschriften zur Finanzierung öffentlich-rechtlicher Pensionskassen nur deshalb abgeschwächt, um die welschen Kantone zu schonen, hat man sich bei Avenir Suisse gefragt. Um diese Frage zu beantworten, wurde der Deckungsgrad der 26 kantonalen Pensionskassen per Ende 2010 verglichen. Die Abbildung zeigt ein klares Gefälle von Ost nach West. In der lateinischen Schweiz (FR, GE, JU, NE, VD, VS und TI) beträgt der Deckungsgrad im Schnitt 66%. Er ist damit um satte 30 Prozentpunkte tiefer als in den restlichen Kantonen. Den tiefsten Wert weist der Kanton Genf mit 56% auf, den besten der Romandie findet man in Fribourg (79%). Am anderen Ende des Spektrums zeichnen sich die Kantone Appenzell (AR und AI), Glarus und Obwald mit Deckungsgraden von über 100% aus. Die fehlenden Mittel für eine Vollkapitalisierung der Kassen in Unterdeckung belaufen sich schweizweit auf 15,6 Mrd. Fr. 60% dieses Betrags (9,1 Mrd. Fr.) fallen in der lateinischen Schweiz an – bei nur 30% der Bevölkerung.
Interessanterweise operieren alle Pensionskassen in der Romandie im Leistungsprimat, während 80% der Kassen in der Deutschschweiz bereits zum Beitragsprimat übergangen sind. Zweitens hängt der ausgewiesene Deckungsgrad stark von frei wählbaren Parametern, wie dem technischen Zins ab. So «verbessert» ein um 1% zu hoch geschätzter technischer Zins den Deckungsgrad um ca. 10 Prozentpunkte. Auch in dieser Hinsicht sind die Unterschiede zwischen den Regionen signifikant. Der durchschnittliche technische Zins in der lateinischen Schweiz beläuft sich auf 4,1% gegenüber 3,7% in der Deutschschweiz. Den Maximalwert von 4,5% weist die CIA in Genf aus. Die Aussichten westlich der Sarine sind deshalb noch viel düsterer als bisher angenommen.
Sind die lateinischen Kantone also weniger in der Lage, Sanierungsmassnahmen zu finanzieren und damit diese Notsituation zu korrigieren? Die Antwort lautet nein. Genf und Waadt leisten aufgrund ihrer Finanzkraft positive Beiträge im interkantonalen Finanzausgleich. Es ist auch schwer einzusehen, worin sich die finanzielle Kraft des Wallis von der Graubündens unterscheiden soll. Der Entscheid, Finanzmittel zu erheben– via Steuern oder Schulden – oder Budgetkürzungen vorzunehmen, um eine Pensionskassensanierung zu ermöglichen, ist überall eindeutig politisch begründet.
Die tiefen Deckungsgrade in der lateinischen Schweiz reflektieren deshalb anderslautende politische Prioritäten. Es ist in der Romandie schwieriger, das Thema «Vorsorge der Verwaltung» anzugehen. Die Gewerkschaften der öffentlichen Hand sind stark, und Streikdrohungen von Staatsangestellten gibt es am Genfersee häufiger als in der übrigen Schweiz. Regierungsräte können kaum auf eine Wiederwahl hoffen, wenn sie zu offensiv gegen ihre eigene Verwaltung vorgehen.
Le Temps: Le Röstigraben existe dans les caisses de pension
Le degré de couverture s’élève à 66% en Suisse latine (y compris le Tessin) et 96% en Suisse alémanique. Il s’agit des résultats 2010, mais ceux de 2011 sont probablement pires.
Nos caisses de pension publiques sont montrées du doigt. L’analyse systématique de leur triste situation ne peut s’appuyer sur les a priori culturels ou la prétendue nonchalance des Romands. Mais la recherche des vraies raisons de l’écart n’est pas aisée. Une étude de Jérôme Cosandey, expert d’Avenir Suisse, est éloquente sur ce sujet. Elle porte sur les rapports de gestion 2010 des 26 caisses de pension publiques cantonales et le fruit de discussions avec des experts de la prévoyance.
Le pire taux de couverture se situe à Genève (56%) et le meilleur à Appenzell Rhodes-Intérieures (116,3%), selon Avenir Suisse. L’adjonction du Tessin (64,6%) n’est pas à l’avantage de la Suisse romande puisqu’il s’agit du troisième plus mauvais taux de couverture.
Le «Röstigraben» existe dans les caisses de pension. La Suisse latine assume 58% du découvert, la Suisse alémanique 42%. Si les caisses publiques voulaient atteindre les 100% de couverture, il manquerait 9,1 milliards de francs en Suisse latine et 6,5 milliards en Suisse alémanique. Et la situation ne s’est pas améliorée ces derniers mois.
Au sein des latins, le meilleur degré de couverture se trouve à Fribourg (79%). Mais six des sept institutions latines sont placées sous la barre des 70%, alors que cinq alémaniques dépassent les 100%.
BSV: Mitteilungen über die BV Nr. 126
Die umfangmässig wieder etwas bescheidener ausgefallene, neuste Ausgabe der “Mitteilungen über die berufliche Vorsorge” Ausgabe Nr. 126 enthält u.a. einen Hinweis, welche Aufgaben dem BSV künftig mit Blick auf die jetzt operative Oberaufsichtskommission gemäss “Organisationsverordnung” noch zufallen. Es wird dort festgehalten, dass das Amt “auch weiterhin dafür zuständig ist, Rechtsgutachten zu allen Auslegungsfragen der Gesetzgebung zur beruflichen Vorsorge abzugeben, (und) wird in den Mitteilungen auch weiterhin Stellungnahmen veröffentlichen. Genauso bleiben die weiteren Rubriken der Mitteilungen erhalten (Hinweise und Rechtsprechung). In einer neuen Rubrik „Exkurs“ werden punktuell detailliertere Überlegungen und Analysen über ein gewähltes Thema veröffentlicht.” In dieser ersten Ausgabe 2012 suchten wir allerdings einen solchen Exkurs vergeblich.
NZZ: Dringliche BVK-Sanierung
Werner Enz kommentiert in der NZZ die Sachlage bei der Zürcher Kantonskasse. Er hält fest: “Eine Minus-Performance von 123 Mio. Fr. für 2011 (-0,6%) zeigt mit der nötigen Schärfe das auf, was Frau Gut meint, wenn sie von den «effektiven BVK-Verpflichtungen als unserer grossen Herausforderung» spricht. Kapitalien der Rentenbezüger müssen mit 4% verzinst werden, was 430 Mio. Fr. entspricht. Die Guthaben der Aktiven werden nur mit 2% (für 2012 werden es noch 1,5% sein) bzw. 243 Mio. Fr. verzinst; im Zeitraum 2004 bis 2011 wurden durch Aktive schon Minder-Verzinsungen von 750 Mio. Fr. getragen, ein Prozedere, das den Grundsatz des Beitragsprimats – Auszahlung der selbst aufgebrachten Sparbeiträge – letztlich verletzt. Der Kanton wird nicht um die Sanierung seiner Pensionskasse herumkommen. Zürich ist eher spät dran, denn bis 2014 muss die BVK – mit oder ohne Unterdeckung – verselbständigt sein in einer Stiftung.”
BVK: Neuanlauf nach Korruptionsskandal, Complementa-Mandat gekündigt
Bei der BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich sind organisatorische Verbesserungen vorgenommen worden. Die Kasse habe nach dem Korruptionsfall die meisten Empfehlungen der Administrativuntersuchung umgesetzt und ihre Geschäftsprozesse breiter abgestützt, teilte die Zürcher Finanzdirektion mit.
So hat die BVK den früher mit nur einer verantwortlichen Person unterdotierten Anlagebereich (Asset Management) auf total fünf Stellen ausgebaut. Sie verfüge damit über ein breit abgestütztes Knowhow, das dem Anlagevolumen der zweitgrössten Kasse der Schweiz entspricht. Zudem öffnet und verbreitert die Finanzdirektorin, wie sie an einem Mediengespräch bekannt gab, das Investment Committee – auch im Sinne eines Vorgriffs auf die Verselbstständigung: Diesem gehören ab 1. April 2012 nicht mehr nur je ein Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer als stimmberechtigte Mitglieder an, sondern neu je zwei. Von der BVK wird nur noch deren Chef als stimmberechtigtes Mitglied dabei sein. Beraten wird das Gremium zudem von nicht stimmberechtigten Fachleuten.
Fortgesetzt hat die BVK die Überprüfung laufender Mandate. Einzelne wurden gekündigt wie zum Beispiel jenes mit der Complementa AG, die mit der Wertschriftenbuchhaltung und dem Investmentcontrolling beauftragt war; diese Aufgaben würden nun zum Teil hausintern wahrgenommen, zum Teil neu vergeben wie jenes der Wertschriftenverwahrung, die an die Schweizer Niederlassung von JP Morgan ging. Da bestehende Verträge neu ausgehandelt wurden, konnten die Vermögensverwaltungskosten erneut gesenkt werden.
Gemäss ersten provisorischen Berechnungen dürfte der Deckungsgrad im vergangenen Jahr von 86,5 auf 83,2 Prozent gefallen sein. Die Rendite der Anlagen erreichte minus 0,6 Prozent. Der Deckungsgradverlust ist auch auf den zu hohen technischen Zinssatz zurückzuführen, der den laufenden Renten zu Grunde gelegt ist.
SR DRS: Neue Anlagestrategien für PKs
Am World Economic Forum gibt die kanadische Lehrerpensionskasse zu reden. Diskutiert wird, ob ihre Anlagestrategie Vorbild sein könnte. Die kanadische Lehrerpensionskasse besitzt unter anderem Eisenbahnlinien oder Flughäfen. Sie erwirtschaftet langfristig erstaunlich hohe Renditen – und sie springt mit ihren Investitionen in die Lücke, die die klammen Staaten hinterlassen. Das macht die kanadische Lehrerkasse interessant für traditionelle Pensionskassen, heisst es im Bericht von Radio DRS.
Neue Investment-Ideen für Pensionskassen stossen deshalb auf grosses Interesse – auch in Davos. Beispielsweise der Vorschlag des US-amerikanische Starökonomen Nouriel Roubini. Er forderte an einer Podiumsdiskussion, dass Pensionskassen vermehrt in Infrastrukturprojekte investieren sollten. Solche Geld-Anlagen könnten bedeutend höhere Erträge bringen, als die heutigen Anlagestrategien.
Auch Philipp Jennings, Generalsekretär des internationalen Gewerkschaftsverbandes Global Union stiess ins selbe Horn. Pensionskassen sollten vermehrt auf Infrastrukturprojekte setzen, weil so mit den Geldern der Versicherten neue Jobs geschaffen werden könnten.
Sozialpolitik 2012 aus SGB-Sicht
Doris Bianchi (geschäftsführende Sekretärin beim Schweiz. Gewerkschaftsbund) hat im SGB-Newsletter die für 2012 absehbaren sozialpolitischen Entscheide aufgelistet und (teilweise) kommentiert.
CS PK-Index Q4 2011
Die CS hat die detaillierten Daten des Credit Suisse-Pensionskassenindex für das vierte Quartal 2011 mit den Jahreszahlen publiziert. Aufschlussreich sind die Ergebnisse dazu seit 2000. Sie zeigen die enorme Volatilität, die an den Finanzmärkten herrscht. 2000: 2,60%, 2001: -4,15%; 2002: -7,98%; 2003: 9,25%; 2004: 4,49%; 2005: 12,62%; 2006: 6,58%; 2007: 2,04%; 2008: -13,25%; 2009: 10,86%; 2010: 3,01 %; 2011: -0,56%.
Die Performance Contribution zeigt, womit im Berichtsjahr überhaupt Geld verdient werden konnte. Es waren dies Obligation CHF und FW, Immobilien und Hypotheken. Der Rest (Liquidität, Aktien, Alternative) waren alle negativ. Die Jahresperformance betrug –0,56%.
Die annualisierte Performance gemäss CS seit 2000 ergibt 1,85% für alle Kassen. Ihr steht die BVG-Verzinsung von 2,81% gegenüber. Am besten abgeschlossen haben die mittelgrossen VE mit 150 Mio. – 1 Mrd. Franken Vermögen, die knapp über 2% Performance kamen, die kleinen erreichten durchschnittlich 1,8%, die grossen (über 1 Mrd.) 1,66%. Mit anderen Worten: die professionell geführten, grössten Einrichtungen erzielten im Schnitt die geringste Rendite.
PKBS: Knapp über 95%
Die Pensionskasse Basel-Stadt (PKBS) hat es Ende 2011 über einen Deckungsgrad von 95 Prozent geschafft. Finanzdirektorin Eva Herzog bestätigt eine Schätzung des «Sonntags», wonach die PKBS Ende Jahr zu rund 96 Prozent gedeckt gewesen sein dürfte. Unter 95 Prozent hätte die PK zwingend sanieren müssen. Sanierungsmassnahmen würden aber auch so angegangen, sagt Herzog.
Roche PK: Sparprozess ab Alter 20, UWS auf der schiefen Bahn
Rita Flubacher schreibt im Tagesanzeiger / Bund über Neuerungen bei der Roche-Pensionskasse. “Neu ist, dass der Stiftungsrat des Pharmamultis die Alterslimite, ab der Beiträge in der beruflichen Vorsorge einbezahlt werden müssen, von 25 Jahren auf 20 Jahre gesenkt hat. Den jungen Angestellten werden seit Jahresbeginn 3,5 Prozent ihres Gehalts direkt abgezogen, um ein Altersguthaben aufzubauen. Der Arbeitgeber bezahlt den doppelten Betrag, nämlich 7 Prozent vom versicherten Einkommen, in die Kasse ein. Bis zum Alter 25 summieren sich so rund 14’400 Franken mehr auf dem individuellen Vorsorgekonto. Laut Stiftungsratspräsident Gottfried Keller sind 150 Mitarbeitende oder knapp 2 Prozent der Belegschaft betroffen. Das durchschnittliche Gehalt liege bei 65’000 Franken. Die Betroffenen hätten praktisch keine Reaktion auf die Neuerung gezeigt, erklärt Keller.”
“Darüber empört sich der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Der Schritt sei “krass”, kritisierte SGB-Vorsorge-Spezialistin Doris Bianchi im «Blick». «Das sollte nicht Schule machen; die jungen Leute brauchen das Geld in diesem Alter.» Andere Vorsorgeeinrichtungen interessieren sich allerdings für das Vorpreschen von Roche, wie Keller und Robert Aeby, der Leiter der Pensionskasse, erklären. Mit Recht: Die Senkung auf 20 ist eine der Optionen, die der zu Jahresbeginn veröffentlichte «Bericht des Bundesrates zuhanden der Bundesversammlung über die Zukunft der 2. Säule» als Lösungsansatz auflistet.”
Im weiteren wird im Bund-Artikel die aktuelle Entwicklung bei der Anpassung der Umwandlungssätze aufgezeigt: “Die Umwandlungssätze für die Altersguthaben über dem BVG-Obligatorium schmelzen dahin: Publica, die Pensionskasse des Bundes, wird den Satz Mitte dieses Jahres auf 6,15 Prozent senken – die SBB ihren im Herbst auf 5,85 Prozent. Previs, die frühere Pensionskasse bernischer Gemeinden, wird ihn bis nächstes Jahr auf 6 Prozent drücken. Diesen Schritt schon vollzogen haben etwa die Kassen des Kantons Luzern (6,15), der Stadt Luzern (6,20), der UBS (6,05) und der Credit Suisse (6,20 bis 6,35, je nach Alter). Selbst die Pensionskasse des VPOD, der Gewerkschaft des Personals öffentlicher Dienste, weist einen deutlich tieferen Umwandlungssatz auf.”
KPMG Blog: “PK Vorbezüge für Wohneigentum amortisieren”
Auf dem KPMG-Blog schreibt Beat Seger zum Wohneigentumserwerb mit PK-Mitteln: “In einer Zeit, in welcher sich Technologien exponentiell weiter entwickeln und globalisierte Einflussfaktoren Wertverständnisse in erhöhter Kadenz beeinflussen, ist davon auszugehen, dass davon auch die Halbwertszeiten von Immobilien betroffen sind. Bereits heute sind Liegenschaften aus den 70er Jahren „out of date“ und nicht mehr „state of the art“ und für Wohneigentumstransaktionen nur noch in Ausnahmefällen geeignet. Gut denkbar, dass sich bis 2030 die Handelbarkeit individueller Wohneigentumseinheiten auf 20 Altersjahre reduziert haben wird. (…)
Es besteht die grosse Gefahr, dass das heute für Wohneigentum eingesetzte Vorsorgegeld durch einen Immobilienverkauf nicht mehr realisierbar sein wird. Die Fremdfinanzierung des heutigen Käufers wird bis zu seiner Pension auf rund 50% reduziert sein; das heisst, das Finanzierungsinstitut ist auf der sichereren Seite. Dieses wird zum damaligen Zeitpunkt in der Regel keine zusätzliche Finanzierung gewähren, da die Darstellung der Tragbarkeit schwierig sein wird. Das vorbezogene Vorsorgegeld steckt, nach heutiger Usanz, noch zu einem grossen Teil in der Immobilie und steht daher nicht für Ausgaben oder notwendige Investitionen im Alter zur Verfügung, zumal die Verkäuflichkeit der Immobilie zu einem adäquaten Preis in vielen Fällen nicht gegeben sein wird. (..)
Ein rational nachvollziehbarer und die Mehrheit gleichstellender Lösungsansatz kann derjenige sein, dass sämtliche seit Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Wohneigentumsförderung bezogenen Vorsorgegelder bis zum Eintritt ins Pensionsalter inflationsbereinigt zurückzuzahlen, also zu amortisieren, sind. Dadurch kann ein Gleichstand mit den Nichtbezügern erreicht werden.”
Bern: Den kantonalen Kassen fehlen 3 Mrd.
Bei der Bernischen Lehrerversicherungskasse (BLVK) sank 2011 der Deckungsgrad laut Vizedirektor Christian Kaufmann leicht von 78,8 auf 78,2 Prozent. Anders gesagt ist in der BLVK-Kasse ein Loch von 1,430 Milliarden Franken. Dabei kam die BLVK noch mit einem blauen Auge davon, erwirtschaftete sie doch 2011 eine Rendite von 1,83 Prozent. «Wir sind so gut, weil wir einerseits das Währungsrisiko versichert haben, andererseits unserer Anlagestrategie treu geblieben sind», erklärt Kaufmann.
Bei der Bernischen Pensionskasse (BPK) sank der Deckungsgrad deutlich um 3,8 auf 84,3 Prozent. «Die definitive Rechnung ist noch nicht erstellt», betont Finanzchef Hans-Peter Wiedmer auf Anfrage. Die Rendite auf dem Gesamtdepot betrage 0,93 Prozent. Nur schon um den Deckungsgrad halten zu können, wäre eine Performance von 4,1 Prozent nötig. In Franken belaufe sich die Deckungslücke auf 1,6 Milliarden Franken.
Insgesamt fehlen den zwei staatlichen Pensionskassen BLVK und BPK somit gut drei Milliarden Franken. Diese Summe müsste der Kanton einschiessen, wenn er im Rahmen des laufenden Projektes Futura die zwei Vorsorgekassen vollkapitalisiert in die Zukunft entlassen würde.
Der Regierungsrat ist also unter Zugzwang, das seit 2005 laufende Projekt Futura endlich zu konkretisieren. Das heisst, Massnahmen vorzuschlagen, wie die Deckungslücken geschlossen werden sollen und wie beispielsweise die Rentenansprüche der älteren Versicherten nicht geschmälert werden. Nach dem Ausscheiden von Finanzdirektor Urs Gasche (BDP) übernahm Bernhard Pulver (Grüne) Mitte 2010 die Gesamtprojektleitung.
Swisscanto PK-Monitor: Gutes 4. Quartal, schwaches 2011
Die Entwicklungen auf den Aktienmärkten führten im vierten Quartal 2011 zu einer leichten Verbesserung der Deckungsgradsituation. Damit hat sich auf das Jahresende hin nach drei Quartalen in Folge mit sinkenden Deckungsgraden doch noch ein Trendumschwung bemerkbar gemacht. Trotzdem konnte ein Absinken der Schwankungsreserven seit Beginn 2011 nicht abgewendet werden.
Bei den privatrechtlichen Pensionskassen stieg der geschätzte vermögensgewichtete Deckungsgrad gegenüber dem dritten Quartal um 2,8 Prozentpunkte auf 103,1%. Ein ähnliches Bild, etwas weniger ausgeprägt, zeigt sich bei den öffentlich-rechtlichen Kassen, wo sich der Deckungsgrad um 2,4 Prozentpunkte auf 88,1% erhöhte. Generell ist hier jedoch anzumerken, dass dieser Deckungsgrad aufgrund teilkapitalisierter Kassen, also Kassen mit einem Zieldeckungsgrad von weniger als 100%, nicht direkt mit den privatrechtlichen Kassen vergleichbar ist.
Die erfassten Vorsorgeeinrichtungen erzielten im gesamten Kalenderjahr 2011 eine durchschnittliche vermögensgewichtete Rendite von 0,1%. Dieser Wert liegt weit unter der Sollrendite, die zur Aufrechterhaltung des bestehenden Deckungsgrades notwendig ist.
Als Folge davon hat sich der Anteil der Kassen in Unterdeckung erhöht. Der geschätzte Anteil der privatrechlichen Kassen in Unterdeckung dürfte sich im Jahresverlauf mit 26% etwas mehr als verdoppelt haben.
Swisscanto führt die Hochrechnungen für den Pensionskassen-Monitor neu ohne Beteiligung von Complementa durch. Damit wird für die quartalsweisen Hochrechnungen des Pensionskassen-Monitors dieselbe Datenbasis verwendet wie für die jährliche Umfrage "Schweizer Pensionskassen". Sämtliche Schätzungen des Pensionskassen-Monitors wurden deshalb von Swisscanto für die vergangenen Quartale neu gerechnet.
Grundlage für die aktuellen Schätzungen per 31. Dezember 2011 bilden die effektiven Angaben per 31. Dezember 2010 von 365 Vorsorgeeinrichtungen mit einem Vermögen von insgesamt CHF 431 Mia. Die Schätzungen sind Hochrechnungen aufgrund der Marktentwicklungen und der von den Umfrageteilnehmern zu Beginn des Jahres 2011 gewählten Anlagestrategie.
André Jaeggi: “Die zweite Säule steht auf der Kippe”
André Jaeggi sieht in der NZZ die BV heftigen Stürmen ausgesetzt. Einleitend stellt er fest, was allgemein bekannt sein dürfte: “Den Pensionskassen weht an den Finanzmärkten ein eiskalter Wind entgegen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen brav Jahr für Jahr ihre Beiträge, doch der dritte Beitragszahler streikt oder arbeitet bestenfalls nach Vorschrift. Ansprechende und angemessene Renditen zu erzielen, fällt immer schwerer. Mit Obligationen ist kaum mehr etwas zu verdienen, Aktien dümpeln vor sich hin, nicht erst jetzt, sondern seit einigen Jahren. Das gilt erst recht für Pensionsfonds in der Schweiz, denen der starke Franken seit Jahren einen zusätzlichen Strich durch die Rechnung macht. Mit einer Diversifikation ins Ausland war nichts bis wenig zu holen; die Senkung des Mindestzinssatzes auf 1,5% spiegelt die trübe Lage.”
Im weiteren verweist er auf die vielfach zu hohen Leistungsversprechen, die nicht mehr einzuhalten sind und die daraus – bei öffentlichen Kassen – für die Steuerzahler sich ergebenden Folgen. Eine weitere Senkung des Umwandlungssatzes ist für ihn kein Hilfsmittel (ein Schmerzpflaster auf dem Holzbein”). Als Lösungsansätze sieht er im Ueberobligatorium die Einführung der Strategiewahl durch die Versicherten, bei gleichzeitiger Uebernahme der damit verbundenen Risiken.
Im Obligatorium schlägt er die “konsequente Umsetzung der Idee des Beitragsprimats” vor. “Das heisst: Im Zeitpunkt der Pensionierung ist der Beitrag vorhanden, der auch tatsächlich angespart worden ist. Dieser Beitrag wird entweder als Kapital ausbezahlt oder in eine Rente umgewandelt, und zwar zu einem Umwandlungssatz, der aufgrund der aktuellen Lebenserwartung anzuwenden ist. Das bedarf dann keines politischen Entscheids mehr, sondern wird anhand einer – korrekt nachgeführten – Sterbestatistik jährlich festgestellt. Damit erübrigte sich auch die leidige Feststellung des Deckungsgrads und von Kursschwankungsreserven.”

