Schweiz am Sonntag berichtet über Bestrebungen, den aktuellen BVG-Mindestzins angesichts der Negativzinsen der Nationalbank spätestens für 2016 zu reduzieren. Dagegen wehren sich linke Parlamentarier. SaZ schreibt: “Die Parlaments-Linke will von einer Senkung des Zinssatzes nichts wissen. Sie warnt vor einem neuen Rentenklau und nimmt die Nationalbank (SNB) in die Pflicht. Mit dem Negativzins gehe es «um Hunderte von Millionen Franken» bei den Sozialversicherungen, sagt die Basler Ständerätin Anita Fetz (SP). «Zahlen müssen es die Betroffenen mit einem niederen Zins für die Renten oder bei den Krankenkassen die Prämienzahler.» Die Baselbieter Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (SP) fordert nun «eine saubere rechtliche und ökonomische Lagebeurteilung». Wichtig sei vor allem, dass der Bundesrat aufzeige, mit welchen Instrumenten man wieder stabile Währungsverhältnisse herstellen könne. «Der entsprechende Bericht auf mein Postulat ist längst fällig», sagt Leutenegger. «Er soll nun endlich spätestens im Juni publiziert werden.» Fetz geht noch weiter. Niemand verstehe es, dass nun der Franken auf Kosten der Sozialversicherungen geschwächt werde. «Das leuchtet keinem ein, auch Herrn Jordan nicht», sagt sie. Die SNB wäre «sehr gut beraten», wenn sie die obligatorischen Sozialversicherungen vom direkten Negativzins ausnehme. Dauere der Zustand von heute länger an, stelle die SNB letztlich ihre Unabhängigkeit zur Disposition. Fetz: «Die Leute werden die Kollateralschäden nicht mehr verstehen und die Unabhängigkeit nicht mehr akzeptieren.»
Aktuell
Negativzins: Nicht genügend Papiergeld für Baranlagen
Die Handelszeitung schreibt mit Bezug auf einen Bericht von SRF “zehn vor zehn”: “Einige Pensionskassen überlegen einem Bericht der SRF-Sendung «10 vor 10», einen Teil ihres Rentengeldes anstatt auf dem Konto in einem externen Tresor zu lagern. Eine Kasse rechnet dem Bericht zufolge vor, dass sie durch einen solchen Schritt pro 10 Millionen 25’000 Franken Rentengeld sparen würde – trotz Unkosten für Tresormiete, Geldtransport und weiteren Ausgaben.
Laut den Recherchen von «10vor10» gibt es aber eine Bank, die innerhalb einer gewissen Frist kein Bargeld in derart hohen Summen aushändigen möchte. Der Redaktion liege das Schreiben einer grossen Schweizer Bank vor, heisst es, in welchem die Bank ihrer Kundin, einer Pensionskasse, mitteile: «Wir bedauern, dass innert Frist keine ihren Erwartungen entsprechende Lösung gefunden werden konnte.»
Weiter zitiert der SRF-Bericht Bankenprofessor Hans Geiger, der das Schreiben der Bank kritisiert: «Das ist ganz sicher nicht rechtens», so Geiger. Die Pensionskasse habe ein Konto, welches bedinge, dass sie jederzeit über ihr Geld verfügen dürfe. Dagegen rät die SNB den Banken «10 vor 10» zufolge, mit Bargeldnachfragen restriktiv umzugehen.
UBS Studie: “Kein Ausweg für Pensionskassen”
Die UBS äussert sich einer News-Meldung zu den von der SNB verfügten Negativzinsen und fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen. Zum Thema Pensionskassen heisst es dazu:
“Im Vorsorgesystem dürften bei anhaltenden Negativzinsen viele Pensionskassen noch stärker in Unterdeckung geraten. Dies auch, weil die Anlagerichtlinien in der zweiten Säule es nur beschränkt erlauben, vermehrt in Anlagen mit höheren Renditechancen zu investieren. Falls tiefe oder gar negative Zinsen länger Bestand haben sollten, könnte es gesetzlich erlaubt werden, dass Pensionskassen die Beitragssätze der Erwerbstätigen erhöhen, um die Finanzierung der versprochenen Renten zu ermöglichen. Dies würde zu einer verstärkten Umverteilung zwischen Erwerbstätigen und Rentnern führen und zudem die Unternehmen durch höhere Personalkosten belasten. Eine massvolle Reduktion des gesetzlichen Umwandlungssatzes erscheint vor diesem Hintergrund dringlicher denn je.
In der 1. Säule bedeutet eine tiefere Verzinsung eine starke Ausweitung der AHV-Finanzierungslücke, die schon vor Einführung der Negativzinsen bei über CHF 1000 Milliarden lag. In einem Szenario mit niedrigen Zinsen und schwachen Aktienmärkten könnte der AHV-Ausgleichsfonds gemäss Berechnungen der UBS-Ökonomen schon 2024 aufgebraucht zu sein. Hingegen zeichnet sich für ein Szenario mit höheren Zinsen und einer positiven Aktienmarktentwicklung ab, dass der AHV-Ausgleichsfonds noch bis 2028 ausreichen könnte, um die Ausgabenüberschüsse in der ersten Säule zu finanzieren.”
NZZ: “Negativzinsen als Gefahr für Sparer und Altersvorsorge”
Michael Ferber schreibt in der NZZ: “Mit dem «Franken-Schock» vom 15. Januar und als Folge der Negativzinsen sind die Renditen von Frankenobligationen in bisher nicht gekannte Tiefen gesunken. Bis in den Bereich mit längeren Laufzeiten hinein bringen Schweizer Staatsobligationen den Investoren nicht nur keinen Ertrag mehr – die Anleger bezahlen sogar dafür, dass sie der Eidgenossenschaft ihr Geld leihen «dürfen».
Diese Entwicklung tönt nicht nur verrückt, sie setzt auch die Pensionskassen, bei denen viele Bürger den grössten Teil ihrer Vermögen liegen haben, unter Druck. Einerseits dürften die Banken die Negativzinsen zunehmend auf die Vorsorgeeinrichtungen überwälzen. Zudem legen die Pensionskassen rund zwei Fünftel ihrer Gelder in Obligationen und in Liquidität an. Auf Sicht von mehreren Jahren drohen hier Renditen von im Durchschnitt rund null Prozent.
Es gilt hier aber die reale Verzinsung der Anlagen im Auge zu behalten. Würde die Deflation in der Schweiz in diesem Jahr, wie von manchen Wirtschaftsinstituten prognostiziert, 1,5 Prozent betragen, dann liesse sich mit den Obligationen wohl erneut eine positive Rendite erzielen. Trotzdem dürfte es für die Pensionskassen in der näheren Zukunft sehr schwierig werden, die für die Deckung ihrer Verpflichtungen nötigen Renditen zu erzielen. (…)
Ausserdem wird durch die Entwicklung ein für den Vermögensaufbau sehr wichtiger Faktor, der Zinseszinseffekt, weitgehend ausgeschaltet. Dadurch entsteht gerade langfristig orientierten Anlegern grosser Schaden, denn der Effekt kommt besonders bei langen Sparphasen stark zum Tragen. Der Zinseszinseffekt sorgt dafür, dass Zuwächse aus Zinserträgen mit jeder neuen Zinsperiode immer grösser werden. Gerade Bürgern, die bereits in jungen Jahren mit dem Sparen beginnen, half er so in der Vergangenheit wesentlich bei der Vermögensbildung. Durch die extrem niedrigen oder neuerdings sogar negativen Zinsen profitieren Anleger und Sparer immer weniger von dieser Magie des Zinseszinseffekts.
TA: Die Kosten der Negativzinsen für Krankenkassen und Pensionskassen
Der Tages-Anzeiger schreibt über die Folgen der Negativzinsen auf Krankenkassen und Pensionskassen. Beide halten sie grössere Bargeldbestände, die nun wegen der Nationalbankpolitik Kosten verursachen. Der TA schreibt:
“Neben den Krankenkassen sind auch Pensionskassen von den Negativzinsen betroffen. Sie bezahlen schon heute einen unbekannt hohen Betrag, Tendenz steigend. «Die Freibeträge der Banken für flüssige Mittel sinken laufend», bestätigt Lukas Riesen von PPCmetrics, der grössten Pensionskassenberatungsfirma der Schweiz. Eine mittelgrosse Pensionskasse mit einen Sparvermögen von 2 Milliarden Franken hält im Schnitt 40 bis 60 Millionen Franken liquide. Gilt der Negativzins langfristig, verliert sie pro Jahr 3 bis 4 Millionen Franken Sparvermögen.
Rechnet man diesen Verlust auf das Vermögen der 2. Säule hoch, werden den BVG-Versicherten bis Ende Jahr geschätzte 120 bis 180 Millionen Franken allein wegen der von der SNB verfügten Negativzinsen entgehen. Dieser Verlust entspricht fast der Hälfte der gesetzlichen BVG-Mindestverzinsung.
CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi sagt, es dürfe nicht sein, dass dieses Zwangssparen durch die von der SNB eingeführten Negativzinsen zum Teil rückgängig gemacht wird. «Durch die Einführung der Negativzinsen entsteht eine Art Rentenklau”.
Weil die SNB keine negativzinsfreien Girokonti für die Pensionskassen einrichten will (Ausnahme Publica), hat der ASIP interveniert. Dazu heisst es im TA: “«Der Asip bedauert diesen Entscheid ausserordentlich», erklärt Verbandsdirektor und Rechtsanwalt Hanspeter Konrad. Er hält den Argumenten der SNB Folgendes dagegen: «Sämtliche Vorsorgeeinrichtungen gelten unseres Erachtens als ‹andere Inhaber von Girokonten in Schweizer Franken› gemäss Merkblatt der SNB, auf deren Guthaben in der Regel kein Negativzins erhoben wird.» Das Merkblatt schliesst in der Tat nicht aus, dass Krankenkassen und Pensionskassen ein zinsloses Girokonto führen können.
Wie reagieren die Kassen? Laut dem Währungsspezialisten Wolfram Klingler von der Firma XTP investieren Pensionskassen ihre liquiden Mittel in kurzfristige Anlagen, die noch nicht in den negativen Bereich abgerutscht sind. Damit gehen sie aber höhere Risiken ein. «Entweder haben sie einen sicheren Verlust oder ein noch höheres Verlustrisiko. Das ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera.»
Mitteilung zum SNB-Entscheid zu Girokonten
Durch die Medien konnte der ASIP erfahren, dass sein Antrag auf Einrichtung negativzinsfreier Girokonten für Pensionskassen durch die Nationalbank abgelehnt wurde. Jetzt hat sich der Pensionskassenverband dazu bei seinen Mitgliedern geäussert. In der Mitteilung heisst es:
“Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mit Brief vom 20.2.2015 mitgeteilt, dass sie dem Antrag des ASIP, Girokonti für Pensionskassen mit einer Verzinsung von mind. 0% einzurichten, im Rahmen des Nationalbankgesetzes nicht stattgeben kann. Der ASIP bedauert diesen Entscheid ausserordentlich. Mit der Grenze für einzelne Banken, einen Teil der Einlagen ebenfalls zu 0% verzinst zu erhalten und erst den Negativzins von z.Zt. -0.75% auf Guthaben ab dieser Grenze zu bezahlen, wollte man ja primär den Retail-kunden vor negativen Zinsen (teilweise) schützen. Der grösste Teil des Vermögens von Privatpersonen liegt aber meist nicht auf Bankkonti, sondern in den Pensionskassen dieser Versicherten. Freigrenzen wie für die Banken wären für die Pensionskassen als Durchführungsstelle für eine Sozialversicherung aus unserer Sicht somit ebenfalls angezeigt gewesen.
Wir werden uns auch in Zukunft für möglichst gute Lösungen für die Vorsorgeeinrichtungen in diesem schwierigen Umfeld einsetzen.
An der ASIP-Mitgliederversammlung vom 8. Mai 2015 in Zürich nimmt ein Mitglied der SNB Stellung zur aktuellen Geld-, Währungs- und Zinspolitik.”
Frankenkurs: “Absicherung jetzt noch wichtiger”
Marc Brütsch und Stephan Thaler (Swiss Life) gehen in ihrem Beitrag in der Schweizer Personalvorsorge auf die Themen Kursabsicherung nach dem SNB-Entscheid sowie die Konjunkturaussichten ein. Sie schreiben: “Der SNB-Kurswechsel hat das Thema der Fremdwährungsabsicherung wieder zuoberst auf die Agenda gebracht. Unsere Meinung bleibt unverändert: Währungsrisiken werden vom Markt nie adäquat entschädigt. Anlagen in Fremdwährungsobligationen sollten zwecks Schonung des Risikobudgets mit einer strategischen Absicherung der Währungsrisiken gekoppelt werden.
Und nicht nur das, Anlageverantwortliche müssen abklären, in welchem Umfang die eingesetzten Kollektivanlagen oder erteilten Mandate an Vermögensverwalter tatsächlich abgesichert sind. Denn eine hundertprozentige Absicherung ist aus operationellen Gründen – im Unterschied zu einer währungsgesicherten Benchmark- Performance – kaum je umsetzbar.”
NZZ: Harte Zeiten für Pensionskassen, Mindestzins “schräg in der Landschaft”
Michael Ferber behandelt in der NZZ die Ertragsaussichten der Pensionskassen nach der Aufgabe des Mindestkurses für den Franken durch die SNB. Die kurzfristigen Folgen seien zwar nicht dramatisch, die Negativzinsen bildeten jedoch eine erhebliche Gefahr. Ferber schreibt: “Unter dem Strich sind die Verluste nicht dramatisch, zumal sich die Aktienkurse seit dem 15. Januar, dem Tag des SNB-Entscheids, wieder erholt haben. Aus Sicht des unabhängigen Finanz- und Vorsorgeexperten Daniel Dubach sind weniger die kurzfristigen Reaktionen der Märkte als vielmehr die Folgen der Negativzinsen das grösste Problem der Pensionskassen. Die Situation stuft er hier als besorgniserregend ein. Auch Peter Zanella von dem Beratungsunternehmen Towers Watson geht davon aus, dass die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen vor einer «ganz schwierigen Zeit» stehen. (…)
Derzeit seien viele Banken gegenüber den Kassen noch recht kulant und gäben die Negativzinsen nicht an diese weiter, wenn eine langjährige Geschäftsbeziehung bestehe. Dies würde sich bei einer erneuten Senkung aber wohl ändern, erwartet Dubach. Das «Experiment» der Schweizerischen Nationalbank mit den Negativzinsen mache den Pensionskassen sehr zu schaffen, sagt auch Zanella. Bei Marktbedingungen wie den derzeitigen könnten die Vorsorgeeinrichtungen die zur Deckung ihrer Verpflichtungen nötigen Renditen einfach nicht erwirtschaften. (…)
Auch bei den Verpflichtungen der Vorsorgeeinrichtungen sieht die Entwicklung nicht gut aus. Zanella meint dazu, die traditionell vor dem Jahreswechsel erstellten Asset-Liability-Management-Studien könnten die Kassen allesamt «in den Papierkorb werfen». Viele Vorsorgeeinrichtungen dürften nach den jüngsten Entwicklungen gezwungen sein, ihre technischen Parameter weiter zu senken. (…)
Solange es an den Aktienmärkten keinen Crash gebe, sei die Situation noch einigermassen tragbar, sagt Dubach. Trete aber in diesem Jahr noch ein solcher ein, wären einige Pensionskassen wohl bereits wieder nahe an Sanierungsmassnahmen. Aus seiner Sicht ist es stossend, dass die Entscheidungsträger in Bundesbern noch nicht entsprechend auf die Situation reagiert haben und den BVG-Mindestzinssatz von derzeit 1,75% nicht heruntergesetzt haben. Wenn man diesen Satz beispielsweise unter dem Aspekt betrachte, wie Finanzhäuser in der Säule 3a ihre Vorzugszinsen bei Konten gesenkt hätten, stehe dieser «völlig schräg in der Landschaft». Eine Senkung würde für die Vorsorgeeinrichtungen den Druck in der derzeitigen Situation, immer höhere Risiken einzugehen, etwas reduzieren.
Unternehmen reagieren auf Franken-Aufwertung
Einen Monat nach dem überraschenden „schwarzen Donnerstag“ in der Schweiz machen sich viele Unternehmen bereits Gedanken darüber, wie sich die Aufhebung des Mindestkurses auf ihre Beschäftigungsstrategien auswirken wird. Eine von Aon Hewitt durchgeführte Umfrage zu den Erwartungen multinationaler Unternehmen bezüglich Arbeitskosten hat ergeben, dass:
- 25% der Unternehmen nun Pläne zur Verringerung ihres Personalbestandes in Betracht ziehen;
- 29% der Unternehmen bereits beschlossen haben, ihre Lohnerhöhungen zu kürzen – wovon die Hälfte entschieden haben, ihre Löhne einzufrieren;
- insgesamt 71% der Unternehmen tiefere Lohnerhöhungen erwarten als ursprünglich geplant – wovon die meisten mit der Einfrierung bestimmter Löhne rechnen;
- die durchschnittlich erwartete Lohnerhöhung unter den befragten Unternehmen nun bei 1.25% liegt, im Vergleich zu 1.9% im Dezember 2014.
Die Studie hat ebenfalls ergeben, dass 57% dieser multinationalen Unternehmen in der Schweiz verschiedentlich formale Diskussionen zu den Auswirkungen der Wechselkursänderung auf ihre Geschäfte geführt haben. 27% davon haben bereits einen entsprechenden Aktionsplan entworfen.
Negativzinsen und PKs
Olaf Meyer, SR-Präsident der Profond Vorsorgeeinrichtung, hat auf finanzen.ch eine Auslegeordnung zum Thema SNB-Politik und Negativzinsen versucht. Auf eine rasche Besserung des makroökonomischen Umfelds, insbesondere in Europa, zu hoffen, scheint verwegen, was erwarten lässt, dass die Negativzinsen uns noch für geraume Zeit erhalten bleiben werden.
Meyer folgert: “So ist es wahrscheinlich, dass viele Pensionskassen den bereits massiven Abbau von Altersleistungen weiter vorantreiben und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der 2. Säule weiter steigt. Die damit verbundene Strategie hohe Geldbeträge risiko- und renditearm in Liquidität und kurzfristigen Obligationen zu "parken" wird jedoch belohnt, falls sich die Zinssätze relativ schnell erhöhen.
Im Falle lahmender Reformen und damit fehlender Sanierung der öffentlichen Haushalte der grossen Industriestaaten ist es wahrscheinlich, dass die Zinsen tief und realwertorientierte Anlagen in Aktien und Immobilien attraktiv bleiben. Kassen, die für eine derartige Strategie optieren, sind jedoch starken Kursschwankungen ausgesetzt, die für Aktien typisch sind. Im Falle schnell steigender Zinsen werden die Bewertungen der Portfolios von realwertstarken Kassen stärker leiden, als die der Kassen mit hohem Anteil in Cash und kurzfristigen Obligationen.
Fazit
Es ist nicht nachvollziehbar, dass auch Vorsorgeeinrichtungen von dem Negativzins auf Cash betroffen sind. Die negativen Zinsen entlang der Laufzeiten der Zinskurve haben zur Folge, dass eine neue Positionierung der Pensionskassen erfolgen wird, da Umschichtungen aus Anleihen mit negativer Verfallrendite ökonomisch angezeigt sind. Die dafür zugrunde liegenden Erwartungen für die Zukunft sollten klar kommuniziert werden, damit die neue Asset Allokation nachvollziehbar und verständlich ist.”
FAZ: Die neue Welt der Negativzinsen
Wer Geld spart, zahlt jetzt drauf. Wer einen Kredit aufnimmt, muss am Ende weniger zurückzahlen. Das ist die neue Welt der negativen Zinsen. Wie verrückt ist das denn?, schreibt die Frankfurter Allgemeine.
Die von der Zeitung vermerkten Verrücktheiten stammen stammen u.a. aus Dänemark und natürlich der Schweiz. “Das Verrückteste, was man bisher gehört hat, stammt aus Dänemark. Die dortige Bank Nordea, immerhin einer der größten Finanzkonzerne Nordeuropas, hat im Januar die ersten Hypothekenkredite mit negativen Zinsen ausgegeben. Die Bank hat das zwar bald wieder gestoppt, es sollen nur rund zwei Dutzend Verträge rausgegangen sein. Und wegen höherer sonstiger Gebühren soll es sich für die Bankkunden nicht sonderlich gelohnt haben. Aber das Unglaubliche ist damit passiert: Privatkunden konnten sich Geld für ein Haus leihen, und die Zinsen wurden für ein Jahr auf minus 0,03 Prozent festgeschrieben. Wer so einen Vertrag bekommen hat, muss also im ersten Jahr nicht nur keine Zinsen zahlen – sondern bekommt sogar Zinsen von der Bank.”
Auch in der Schweiz wird es mit den negativen Zinsen immer doller, schreibt die FAZ. Dort haben sie das schöne Wort „Guthabenkommission“ erfunden. Dahinter verbirgt sich kein Gremium, sondern gleichfalls eine Art negativer Zinsen. Man muss sie zahlen, wenn man sein Geld zur Bank bringt. Die Credit Suisse hat diese Kommission für einige Großkunden eingeführt. Das Bankhaus Lombard Odier, immerhin die älteste Privatbank der Schweiz, verlangt jetzt eine solche Gebühr auch von wohlhabenden Privatkunden. Bei Einlagen von mehr als 100.000 Euro müssen sie jetzt negative Zinsen in Höhe von 0,75 Prozent im Jahr berappen.
Globale PK-Märkte auf Allzeithoch, Beruhigung in der Schweiz
Innerhalb der letzten 10 Jahre ist das globale Pensionskassenvermögen mit einer durchschnittlichen Zuwachsrate von rund 7% angestiegen und erreichte gemäss der „Global Pension Assets Study“ von Towers Watson Ende 2014 in den 16 globalen Hauptmärkten ein neues Allzeithoch von $36 Billionen. Somit konnte der 2008 entstandene Verlust dank konstantem Wachstum – 6.5% über die letzten 5 Jahre und 6.9% über die letzten 10 Jahre – wettgemacht werden.
Gemäss der Studie verfügen die Schweizer Pensionskassen über ein gesammeltes Vermögen von $823 Mrd. (ohne Einbezug von $ 140 Mrd. bei den Versicherern) und der Schweizer Markt befindet sich damit weltweit auf Platz 7. Diese Summe entspricht 121% des Bruttoninlandproduktes; ein Wert, den im internationalen Vergleich nur die Niederlande (166%) und die USA (127%) übertreffen. Im Vergleich zum globalen Vermögen ist der Anteil des Schweizer Marktes jedoch leicht gesunken (von 2.7 % auf 2.3 %). Dieser Rückgang lässt sich mit einem Vergleich der Asset Allokation der verschiedenen Länder erklären. Mit einem Aktienanteil von zirka 30% liegen die Schweizer Kassen etwa 20% hinter dem globalen Durchschnitt. Dieser beträgt knapp 50%. Somit sind über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet Aktien trotz der Finanzkrise die renditetreibende Kraft geblieben.
„Interessant ist auch die Beobachtung, dass der Anteil der einheimischen Anlagen bei Obligationen und Aktien gesunken ist. Weltweit erwies sich dieser Trend stärker bei Aktien als bei Obligationen und zeigte sich in der Schweiz besonders ausgeprägt“, erklärt Peter Zanella, Head of Retirement Solutions bei Towers Watson in Zürich. Seit 1998 sank der Anteil Schweizer Obligationen am gesamten Anleihenportfolio von 80% auf 63%, während der Anteil bei Aktien von 56% auf 34% s chrumpfte. Daraus wird ersichtlich, dass Schweizer Kassen mehr ins Ausland diversifizieren als dies in anderen Märkten der Fall ist.
Beruhigung der Märkte nach Entscheid Schweizer Nationalbank
Die Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB), den Euromindestkurs aufzuheben, führte bekanntermassen zu einigen Turbulenzen und zu panikartigen Reaktionen in den Devisen- und anderen Märkten. So gingen in den ersten Tagen nach Schätzung von Towers Watson rund CHF 30 Mia. an Pensionskassenvermögen verloren. Dank der anschliessenden Beruhigung der Märkte haben sich die meisten Pensionskassen von diesen Verlusten erholt, so dass nur noch ein leichter Rückgang der Vermögen von etwa 2-3% zu verzeichnen ist. Das Umfeld von Negativrenditen auf Obligationen und der damit verbundene Anlagenotstand wird aber weiterhin eine grosse Herausforderung für Schweizer Pensionskassen darstellen.
Anhaltend hohe Währungsabsicherungskosten
c-alm hat uns den untenstehenden Chart mit der aktuellen Entwicklung der Währungsabsicherungskosten gemessen am USD zukommen lassen. Gegenüber dem Höchststand kurz nach dem 16.1. hat sich eine gewisse Entspannung eingestellt, die (annualisierten) Absicherungskosten haben sich zwischen 1,5 und 2 Prozent eingependelt, bleiben aber volatil und weiterhin deutlich über den Grössen vor dem Fall des durch die SNB abgesicherten Euro-Mindestkurses.
Annualisierte ökonomische Währungsabsicherungskosten gegenüber USD basierend auf 3 Monats Terminkontrakten.
Quelle: Bloomberg Composite, Berechnungen c-alm, 10.2.2015
Der Euro – eine Fehlkonstruktion
Hansueli Schöchli mokiert sich in der NZZ über die “lockeren Sprüche der Gewerkschafter” (welche einen Franken/Eurokurs von 1.40 empfehlen) und lässt sich dann über die Gemeinschaftswährung aus:
Im Kern ist die Frankenstärke vor allem das Spiegelbild des Euro-Problems. Der Euro ist eine Fehlkonstruktion, weil ihm die zentrale Basis fehlt – eine europäische politische Identität. Doch ein Ende mit Schrecken ist für Europas Politiker das schlimmere Szenario als ein Schrecken ohne Ende, weshalb Durchwursteln angesagt bleibt. Die Schweiz muss mit dieser Fehlkonstruktion und mit periodischen Fieberschüben an den Devisenmärkten leben. Es gibt keine für alle Zeiten «richtige» Antwort zum Währungsregime. Die Optionen sollten offen bleiben. Klar scheint, dass auf absehbare Zeit die Deklaration einer neuen Kursgrenze wenig glaubhaft wäre und der Erfolg der Kursgrenze Franken/D-Mark von 1978 nicht eins zu eins auf die heutige Situation zu übertragen ist. Der Euro-Raum ist politisch und wirtschaftlich viel heterogener und weniger stabil als das damalige Westdeutschland. Die Schweiz wird sich deshalb der Geldpolitik im Euro-Raum noch viel weniger ausliefern wollen als der Geldpolitik der damaligen Bundesbank.
Negativzinsen: Cash-Abbau durch Renten-Vorauszahlung
Die von der Nationalbank verfügten Negativzinsen – ausser der Publica können die Pensionskassen sich nicht durch ein SNB-Konto davon frei machen – scheint zu allerhand mehr oder weniger innovativen Gegenstrategien Anlass zu geben. Marco Jost (PPCmetrics) schlägt zur Verringerung der teuren Liquidität vor, den Pensionierten ihre Rente einige Monate im Voraus zu überweisen, nachdem auch das Einbunkern von Tausendernoten sich als problematisch zu erweisen droht. Jost schreibt in der Sonntags-Zeitung:
Der nächste Gedanke liegt auf der Hand: Die in den kommenden (z. B. 6 oder 12) Monaten anstehenden Zahlungen aus laufenden Renten könnten heute schon (gesammelt) erbracht werden. Mindestens solange die Rentenbezüger das Geld ohne Strafzinsen halten können, wäre dies durchaus auch in ihrem Sinne.
Die Mathematik der Pensionskassen hat aber eine wichtige zusätzliche Dimension: Renten werden nicht für eine fixe Dauer ausbezahlt, sondern sind auf Lebzeiten ausgerichtet. Bei vorschüssiger Zahlung für mehrere Monate aufs Mal hätten die Rentenbezüger, die vor Ablauf dieser Zahlungsperiode sterben, zu viel erhalten. Das Rückfordern dieser Beträge aus der Erbmasse ist wiederum mit administrativen Kosten verbunden und widerstrebt auch dem Grundgedanken einer Rentenzahlung. Möglicherweise kompensieren die negativen Zinsen aber die Risiken mit der genannten Sterblichkeit und die vorschüssige Zahlung lohnt sich für die Pensionskassen sogar, wenn auf eine Rückforderung verzichtet wird.
(…) Mit steigendem Alter der Versicherten wird es hingegen immer unwahrscheinlicher, dass die erwarteten Entlastungen aus Todesfällen durch Negativzinsen kompensiert werden. Ob es sich für eine Pensionskasse rechnet, wenn sämtliche Rentenbezüger einen Rentenvorschuss erhalten, hängt dann von der spezifischen Struktur des Bestandes ab.