Charlotte Jacquemart befasst sich in der NZZ am Sonntag mit der Idee, dass Pensionskassen ihre Liquidität als Bargeld horten könnten, um den Negativzinsen zu entgehen. Sie schreibt:

Kein Wunder, überlegen sich die Kassenwarte alle nur möglichen Strategien. Darunter auch die Haltung von Bargeld, um den Negativzinsen ihrer Geschäftsbanken zu entgehen. Ins Auge gefasst hat dies zum Beispiel die Auffangeinrichtung, die als «Auffangbecken» der zweiten Säule naturgemäss viel Liquidität halten muss. Deren Anlagechef Marco Bagutti ist einer von vielen, die eine Bargeld-Aufbewahrung eines (dreistelligen) Millionenbetrags abgeklärt haben.

Dazu sei man wegen der treuhänderischen Pflicht gezwungen, sagt Bagutti. «Wer bei uns Geld deponiert, erwartet zu Recht, dass er mindestens so viel wieder ausbezahlt kriegt, wie er einst eingezahlt hat.» Dauerte die Negativzins-Phase von 0,75% länger an, wäre der Werterhalt der Versichertendepots gefährdet, sagt er. «Uns ist aber klar, dass eine Aufbewahrung von grossen Bargeldbeständen die Politik der SNB umgeht», sagt Bagutti. Seine Kasse hat sich nun gegen die Bargeldhortung entschieden, unter anderem, weil man vorerst auf die Politik hofft.

Andere haben bereits gehandelt. Finanziell lohnt sich das Halten von Cash: Die Jahreskosten für die Lagerung, den Transport und das Versichern der Cash-Millionen kommt auf geschätzte 0,3% des Barvermögens zu stehen, das man einlagert. Das ist deutlich günstiger als der Strafzins der SNB von –0,75%. (…)

Bei den verantwortlichen Stellen, der Oberaufsichtskommission (OAK) und dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), bestätigen die Verantwortlichen, dass es diesbezüglich keine Richtlinie gebe. Es sei zurzeit auch noch nichts zu diesem Thema geplant. Roman Saidel, Leiter der Direktaufsicht, sagt: «Der gesetzliche Rahmen sieht Bargeld explizit als zulässige Anlageform vor.» Der Entscheid, hohe Bargeldbestände zu halten, liege in der Eigenverantwortung der Vorsorgeeinrichtungen.

Der SNB ist der Cash-Entzug durch Pensionskassen ein Dorn im Auge, weil damit die Geldpolitik untergraben wird. Man habe aber keine Kompetenz, zwischen Bank und Kunden Vorschriften zu erlassen, sagt Sprecher Walter Meier. Man warne aber davor: Das Halten von Bargeld berge Risiken, die unterschätzt würden. «Zudem erschwert es den Kassen ihren Zahlungsverkehr für die Renten, der bargeldlos abgewickelt wird.» Bargeldhortung sei aber auch deshalb sinnlos, weil dem Bankensystem Mittel entzogen würden, die sonst der Wirtschaft zu Verfügung stünden, sagt Meier.