BGer: Die Risiken der Versicherten bei Unterdeckung
Dieter Müller von Qualibroker behandelt in einem Zeitungsartikel einen Entscheid des Bundesgerichts, der die Risiken der Versicherten beim Eintritt in eine Kasse mit Unterdeckung drastisch vor Augen führt. Den Fall fasst er wie folgt zusammen: “Am Anfang des Rechtsfalls steht ein gewöhnlicher Stellenwechsel: Die vierzigjährige Frau X. verlässt die Kantonsverwaltung Schwyz und arbeitet ab dem 1. Juli 2009 bei einem Transportunternehmen. Am 31. Juli 2009 wird ihr angespartes Alterskapital von 100’528 Franken an die untergedeckte privatrechtliche Pensionskasse der Ascoop überwiesen. Der neue Arbeitgeber von Frau X. hat den Anschlussvertrag bei der Ascoop allerdings auf den 31. Dezember 2009 gekündigt. Das löst eine Teilliquidation seines Vorsorgewerks aus. Die Ascoop zahlt für Frau X. an die neue Vorsorgeeinrichtung des Transportunternehmens eine Austrittsleistung von 92’745 Franken. Nach einer Arbeitsdauer von nur fünf Monaten hat Frau X. somit wegen der Teilliquidation der Pensionskasse ihres neuen Arbeitgebers einige Tausender an ihrem langjährig angesparten Alterskapital eingebüsst.”
Dass die Frau keine Freude am Entscheid hatte, ist nachvollziehbar, doch selbst das Bundesgericht konnte ihr nicht weiterhelfen. Es stellt fest: Aufgrund des Wortlauts des Gesetzes ist im Falle der Teilliquidation einer untergedeckten Pensionskasse stets die volle Austrittsleistung vom anteilsmässigen Abzug des Fehlbetrags betroffen und nicht nur das bei der fraglichen Pensionskasse angesparte Deckungskapital. Dementsprechend hat Frau X. nach nur fünf Monaten beim neuen Arbeitgeber zu Recht einen Teil ihres Vorsorgekapitals verloren.
Die Gewinne der Versicherer
Travail.Suisse hat einen Medienanlass dem Thema Gewinne der Lebensversicherer gewidmet. Gemäss ihren Angaben belaufen sie sich auf 600 Mio. Franken jährlich, die der “2. Säule entzogen” würden. Vom Bundesrat wird gefordert, dass er die Risikoprämien auf max. 120% der Leistungen senkt und die Legal Quote auf 95% erhöht. Für die Gewerkschaft kommt solange eine Senkung des Umwandlungssatzes nicht in Frage, bis diese Forderungen erfüllt sind. Dass sowohl Legal Quote wie auch Risikoprämien mit dem Umwandlungssatz nicht das geringste zu tun haben, sei hier der Vollständigkeit halber noch angefügt.
Konzerne verstärken Kontrolle
Die Kosten und Risiken von betrieblichen Nebenleistungen wie Alters- und Gesundheitsplänen sind in den vergangenen zehn Jahren weltweit unvermindert weiter gestiegen. Global agierende Unternehmen beabsichtigen, dieser Entwicklung entgegenzutreten, indem sie deutlich mehr Kontrolle über ihre globalen Leistungspläne und die zugehörige Benefits-Strategie ausüben. Zu diesem Ergebnis kommt die Aon Hewitt-Studie zur Corporate Governance der globalen Sozialleistungsprogramme, an der 140 multinationale Unternehmen vorwiegend aus Nordamerika und Europa teilgenommen haben. Weniger als 20 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass in den lokalen Niederlassungen, die global geltenden Benefits Richtlinien eingehalten werden. 90 Prozent der Teilnehmer wollen innerhalb der nächsten drei Jahre ein Richtlinienwerk aufgebaut haben. Dabei erwarten sie, dass Kompetenzen zurück in die Firmenzentrale verlagert werden. Bisher haben allerdings noch nicht einmal die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen formale Strukturen für den globalen Umgang mit Nebenleistungen implementiert. Die unterschiedlichen Herausforderungen, denen Multinationals in Industrie- und Schwellenländern gegenüberstehen, erschweren diese Aufgabe zusätzlich.
Weltwoche: Die Menschenopfer der INCA
Wir haben an dieser Stelle schon früher über den Betrugsfall beim Verein Inca berichtet, der bei der Unia angesiedelt ist. Obwohl um einiges hässlicher als alle Vorgänge bei der BVK, haben sie in der hiesigen Medienlandschaft wenig Aufsehen erregt. Jetzt hat sich die Weltwoche des Themas angenommen. “Der Fall (…) ist auch ein Lehrstück darüber, wie die Gewerkschaft Unia Bedürftigen und Hilflosen in einer Notlage ihre Unterstützung versagt, wenn eigene Interessen im Spiel sind”, schreibt die WeWo. Auch Rita Schiavi, frühere Präsidentin der INCA, kommt im Artikel eher schlecht weg. Sie hat sich wenig elegant mit einem Rücktritt aus der Verantwortung gestohlen. Das Ganze gehört konkret in das Kapitel “Rentenklau”, nur wird hier auffällig sanft und rücksichtsvoll mit den Verantwortlichen umgegangen.
Swisscanto: Blog für Anleger (und Haie)
Swisscanto geht mit der Zeit und startet einen Blog zu Anlagethemen. Wenn sich dabei Thomas Härter über vegetarische Haie äussert, dann ist also damit keine zoologische Absonderlichkeit gemeint, sondern die gewagte Metapher gilt der EZB, welche die kleinen Fische auf dem Finanzmarkt vor den bösen bewahren will. Weil aber auf einem Blog Abschweifungen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind, erfahren wir (mit angefügtem Link), dass es tatsächlich vegetarische Haie gibt, aber auch, dass sich in den Tiefen des Finanzozeans allerhand Übles zusammenbraut. Den Einstieg in das neue Medienprojekt hat sich CEO Gérard Fischer vorbehalten, der allerdings dieses Mal ganz ohne Metaphern auskommt, was uns offen gestanden etwas überrascht.
Interpellation Aubert: Bessere Arbeitsmarktchancen für Ältere
Eingereichter Text: 1. Teilt der Bundesrat die Ansicht, dass ältere Arbeitnehmende bei einem Stellenwechsel/bei der Stellensuche benachteiligt sind?
2. Teilt er den Eindruck, dass das BVG zu dieser Benachteiligung beiträgt?
3. Wie stellt sich der Bundesrat zur Ausweitung der bestehenden Zuschüsse wegen "ungünstiger Altersstruktur" durch den Sicherheitsfonds BVG?
4. Ist er bereit, eine Senkung der Schwelle zur Zuschussberechtigung (von heute 14 Prozent z.B. auf 12 Prozent) zu prüfen?
5. Welche weiteren Massnahmen gedenkt er zu treffen, um die Arbeitsmarktchancen älterer Arbeitnehmender zu erhöhen?
Motion Pezzatti: Rentenalter und Finanzausgleich
Eingereichter Text: Der Bundesrat wird beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen des Nationalen Finanzausgleichs (NFA) dahingehend anzupassen, dass Nehmerkantone, welche ihren Angestellten ein tieferes Rentenalter anbieten als in Geberkantonen vorherrscht, keine Gelder aus dem NFA beziehen dürfen. Mitzuberücksichtigen sind dabei auch der Umwandlungssatz und das Beitragsverhältnis Arbeitnehmer/Arbeitgeber. Die aus dem tieferen Rentenalter und hohem Umwandlungssatz resultierenden Steuerausfälle und Arbeitgeberbeiträge dürfen nicht zulasten der anderen Kantone gehen. Frühpensionierungssysteme mit flexiblen Rücktrittsaltern, welche zu keinen zusätzlichen finanziellen Belastungen für die Arbeitgeber führen, sollen von dieser Regelung natürlich ausgenommen sein.
Postulat BD: Früheres Sparen in der PK
Eingereichter Text: Der Bundesrat wird beauftragt zu prüfen, ob statt wie bisher erst ab dem Alter von 25 Jahren neu bereits ab 18 Jahren oder ggf. nach Abschluss der Erstausbildung (Abschluss der Berufslehre, Studium) in die Altersvorsorge der 2. Säule eingezahlt werden soll.
Begründung: Beim aktuellen Zinsniveau und mit Rücksicht auf die demografische Entwicklung muss nach Möglichkeiten gesucht werden, wie die Altersleistungen gesichert werden können. Im Anhörungsbericht zur Zukunft der zweiten Säule waren in erster Linie Umwandlungssatz und Pensionsalter das Thema.
SGK: Verbesserung für Teilzeitler gefordert
Wer Teilzeit arbeitet, soll bei der beruflichen Vorsorge (BVG) eine günstigere Situation als heute antreffen. Die Sozialkommission (SGK) des Nationalrats befürwortete ohne Gegenstimme eine entsprechende parlamentarische Initiative. Laut der Initiantin Christa Markwalder (fdp., Bern) ist es heute möglich, dass eine Person bei mehreren Arbeitgebern jeweils weniger als 24 000 Franken verdient und deshalb über keine zweite Säule verfügt. Diese Personen drohten dereinst auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Benachteiligt seien vor allem Frauen. Markwalders Initiative verlangt bei Teilzeitarbeit Versicherungspflicht.
Mercer Global Pension Index: Schweiz rutscht auf den 5. Platz ab
Das Schweizer Vorsorgesystem erreicht im internationalen Vergleich der Altersvorsorge von Mercer den fünften Rang, nachdem es im Vorjahr noch auf Platz 3 gelegen hatte. Allerdings hat sich gegenüber dem Vorjahr der Indexwert von 73.3 (72.7) leicht verbessert. Neu führt das erstmals im Index erfasste Dänemark das Ranking an und erreicht als erstes Vorsorgesystem auch gleich den Grade „A“. Dänemark verdrängt damit die Niederlande von der Spitze. Schweden hat mit kleinem Vorsprung die Schweiz überholt.
Dies ist das Ergebnis des Melbourne Mercer Global Pension Index. Im Rahmen dieser Studie, die Mercer zusammen mit dem Australian Centre for Financial Services bereits zum vierten Mal durchgeführt hat, wurden die Vorsorgesysteme von 18 Ländern bewertet. Damit deckt der Index mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ab. Zur Beurteilung der Vorsorgesysteme wurden 40 Indikatoren ausgewertet. Diese basieren auf den Kriterien „Leistungen“, „Finanzierung“ und „Rahmenbedingungen“.
NZZ: Sparen mit Teilbezug
Die Steuerbehörden können einem das Ende der Arbeitstätigkeit mit einer gesalzenen Rechnung vergällen. Während das Sparen für das Alter steuerlich gefördert wird, macht der Fiskus beim Bezug dieser Gelder die hohle Hand, schreibt die NZZ und gibt Tipps, wie der Versicherte den Bezug optimieren kann.
Im Artikel heisst es u.a.”Hanspeter Konrad vom Pensionskassenverband ASIP weist darauf hin, dass sich die Frage der Zulässigkeit von Kapitalbezügen bei der Teilpensionierung stelle. Denn bis anhin liessen sich im Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) keine entsprechenden Bestimmungen finden. Deshalb müsse das PK-Reglement klären, ob der Anspruch auf Altersleistungen nicht mit Erreichen des ordentlichen Rentenalters, sondern mit der Beendigung der Erwerbstätigkeit entstehe. Trotz der fehlenden gesetzlichen Normierung würden Teilpensionierungen in der Praxis bei einer klaren reglementarischen Grundlage akzeptiert.”
CS PK-Index im Q3
Im Berichtsquartal nahm der Index um 3.57 Punkte resp. 2.77% zu und liegt per 30. September bei 132.29 Punkten. Zum positiven Resultat haben der Juli mit 2.02%, der August mit 0.09% und der September mit 0.65% beigetragen. Die YTD-Rendite betrug per 30. September erfreuliche 6.15%. Somit haben die Pensionskassen im Durchschnitt die BVG-Mindestverzinsung drei Monate vor Jahresende, bereits um mehr als das Dreifache übertroffen. Die Performance Contribution zeigt, dass im dritten Quartal alle Anlageklassen, ausser der Liquidität, zur positiven Rendite beigetragen haben.
Die BVG-Mindestverzinsung (aktuell 1,5% p.a.), ebenfalls ausgehend von 100 zu Anfang des Jahres 2000, stieg im Berichtsquartal um weitere 0.52 Punkte (resp. 0.37%) auf den Stand von 141.01 an. Die Differenz verringerte sich erneut und liegt per 30. September bei 8.72 Punkten.
In der Anlageallokation per 30. September fällt auf, dass sich die Liquiditätsquote (7.2%) erneut reduziert hat. Ebenfalls reduziert wurden die Engagements in Schweizerfrankenobligationen (25.1%) und in Immobilien (20.9%). Erhöht haben sich im Gegenzug die Engagements in Fremdwährungsobligationen (9.0%), Aktien Schweiz (12.2%) und Aktien Ausland (16.5%). Die Schweizer Franken Quote hat sich per 30. September auf 78.0% reduziert.
Die detaillierte Auswertung des Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index für das 3. Quartal 2012 wird in rund zwei Wochen publiziert.
Die Pensionskassen Ende 2011 aus Sicht der Aufsicht
Die Konferenz der kantonalen BVG-Aufsichtsbehörden hat den Bericht zur Lage der Vorsorgeeinrichtungen 2011 “aus ihrer Optik” publiziert. Das Jahr hat bekanntlich schlecht geschlossen, was im Bericht seinen Niederschlag findet. Aber auch die im laufenden Jahr gute Performance ist für die Aufsicht offenbar kein Grund für Optimismus.
In der Pressemitteilung heisst es: “Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Lage bei den Vorsorgeeinrichtungen verschlechtert hat; auch bei den Vorsorgeeinrichtungen in Überdeckung sind in vielen Fällen die Wertschwankungsreserven nicht oder nicht in der definierten Höhe vorhanden, womit eine beschränkte Risikofähigkeit vorliegt. Die im Jahr 2011 prognostizierte Verschlechterung der Lage hat sich leider bewahrheitet. Die bisherige Entwicklung an den Finanzmärkten im Jahr 2012 wird voraussichtlich im günstigsten Fall zu einer leichten Entlastung führen; realistischer Weise können aber die vorhandenen Unterdeckungen damit nicht behoben werden.”
“Aus aufsichtsrechtlicher Sicht werden daher die nächsten Jahre anforderungsreich bleiben; die enge Überwachung der Unterdeckungsfälle, die fortdauernde Umsetzung der Bestimmungen aus der Strukturreform und die neuen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Umgestaltung der öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen bringen eine sehr starke Arbeitsbelastung für die Aufsichtsbehörden mit sich.”
UBS PK-Barometer September 2012
Auch im September konnte die Performance der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen an die gute Entwicklung der Vormonate anknüpfen. Damit bleibt der Mai im Jahr 2012 der bislang einzige Monat mit negativer Rendite. Aufgrund der bisher erzielten Jahresperformance könnte nach 2009 das laufende Jahr das erste seit 2007 mit ausreichender Rendite zur Erfüllung des Vorsorgezwecks werden.
Harcourt: «Hedge Funds nochmals neu entdecken»
«Es gab tatsächlich viele Enttäuschungen», räumt Georg Wessling (Bild), Head of Advisory bei Harcourt Investment Consulting, im Gespräch mit finews.ch ein. Dass die Investoren, insbesondere auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder andere Vorsorgeeinrichtungen, negative Renditen mit alternativen Anlagen hinnehmen mussten, habe indessen verschiedene Gründe.
Erstens hätten viele Investoren ganz einfach falsche Erwartungen in Bezug auf Risko und Rendite gehabt, erklärt Wessling und weist damit auf die zunehmend kurzfristigen Anlagehorizonte vieler Investoren hin. Zweitens bestehe ein erstaunlich weit verbreitetes Wissensmanko bezüglich der Funktionsweise von Hedge Funds, gerade bei Pensionskassen und deren Beratern, die von falschen oder unzureichenden Vorstellungen ausgingen und die entsprechenden Produkte nur im Sinne einer Long-/Short-Strategie betrachteten, so der Harcourt-Experte weiter.
Drittens hätten manche Anleger die verschiedenen Hedge-Fund-Strategien zu wenig differenziert. Schliesslich sei es je nach Marktumfeld ein Unterschied, ob man etwa eine Strategie mit «Distressed Securities» und Arbitrage-Zielen verfolge oder auf reines «Market-Timing» setze.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es auch nicht, dass die Allokation von alternativen Anlagen in den letzten Jahren bei den Pensionskassen unter 3 Prozent des Vermögens gesunken ist, wie verschiedene Studien (unter anderem von Complementa) zum Ausdruck bringen. «Doch das könnte sich wieder ändern, angesichts des anhaltenden Tiefzinsumfelds», sagt Wessling. Er geht davon aus, dass der Anteil an alternativen Anlagen bei institutionellen Investoren in den nächsten paar Jahren auf bis zu 10 Prozent ansteigen dürfte.

