Schips: Prüfen, ob Rentner auch zur Kasse gebeten werden können
Im “Sonntag” äusserte sich der interviewte Prof. Bernd Schips zur Frage, wer und wie die Löcher in den Pensionskassen zu stopfen hat.
Sonntag: Also sind Pensionskassen zu hohe Risiken eingegangen?
Schips: Die Kassen sollten sich in ihrer Anlagepolitik langfristig orientieren. Sie sollten Anlagen mit geringen Wertschwankungen bevorzugen – etwa bestimmte Immobilien – oder in langfristig ertragsversprechende Aktien investieren wie etwa Nestlé. Aber in Hedge Funds haben Pensionskassen nichts zu suchen. Denn diese streben nach kurzfristigen Gewinnen.”
Kann denn die zweite Säule die Rentenversprechungen halten?
Ich bin skeptisch, ob mit dem Kapitaldeckungsverfahren die Versprechungen erfüllt werden können. Denn niemand kann den Wert des jetzigen Vermögensstandes garantieren. Bereits heute finden Subventionierungen der Rentner durch die Jungen statt, da das geäufnete Kapital der Rentner zu klein ist. Kassen mit einem hohen Rentneranteil drohen in Schieflage zu geraten. Die Situation wird sich mit dem demografischen Wandel weiter verschärfen.
Sollten Rentner künftig helfen, Löcher in den Pensionskassen zu stopfen?
Es ist zu prüfen, ob Rentner bei Sanierungen auch zur Kasse gebeten werden können. Dann müssten die Rentner aber einen Bonus bekommen, wenn es der Kasse wieder gut geht. Ein solches Modell ist durchaus prüfenswert.
ASIP: Die Notwendigkeit von Nullrunden
In einem Interview mit 20 Minuten erläutert Hanspeter Konrad, Direktor des Schweiz. Pensionskassenverbands ASIP die Notwendigkeit von sog. Nullrunden. Konrad: “Im Interesse der längerfristigen Vorsorgesicherheit sind auch zwischenzeitlich tiefere Zinssätze in Kauf zu nehmen. Ein unrealistisch festgelegter, am Finanzmarkt nicht erzielbarer, garantierter Zinssatz schadet mehr als er nützt.”
20 Minuten: Ist das Anrechnungsprinzip nicht einfach ein billiger Trick, um die schlechte Arbeit der Pensionskassenverwalter zu kaschieren?
Konrad: Es geht hier keineswegs darum, die Arbeit der Führungsorgane einer Vorsorgeeinrichtung zu kaschieren. Die langfristige Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichtes der Vorsorgeeinrichtung ist die zentrale Aufgabe der verantwortlichen Führungsorgane. Die Pensionskasse muss nachhaltig Sicherheit für die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen bieten.
Das mag sein, trotzdem wird mit der Nullverzinsung auf dem Buckel der arbeitenden Bevölkerung saniert.
Das lässt sich nicht wegdiskutieren: Die Nullverzinsung ist eine einseitige Sanierungsmassnahme zu Lasten der aktiven Versicherten. Der Arbeitgeber und die Rentenbezüger leisten dabei keinen Beitrag, profitieren aber mindestens indirekt davon.
Rethinking Retirement Income Strategies
Due to rising life expectancy, many European households may be faced with the prospect of insufficient pension savings to finance their desired level of consumption and lifestyle. In addition, their retirement income options are often constrained by a requirement to purchase an annuity to maintain an appropriate income level until the end of their life.
The report on Rethinking Retirement Income Strategies: How Can We Secure Better Outcomes for Future Retirees, prepared by Professor Maurer and Barbara Somova, shows that this requirement does not give individuals the level of flexibility needed to choose the best solution for managing their accumulated pension savings. By holding a proportion of pension assets in equity early on in retirement, and switching to bond holdings and annuities progressively over time, individuals can expect to achieve significantly higher retirement income, at a comparatively low risk.
The explanation for this result is simple: in an environment where individuals are living longer, the benefits of investment diversification extend well beyond normal retirement age, as diversification creates the kind of upside income potential not found in conventional annuities, while providing downside protection against the higher risks associated with a portfolio that is concentrated on equity holdings.
Rethinking Retirement Income Strategics: How Can We Secure Better Outcomes for Future Retirees? published by the European Fund and Asset Management Association (EFAMA). The authors of this report a Raimond Maurerand Barbara Somova.
Mercer: Asset Management-Gebühren unter Druck
Das Gebührenniveau konnte 2008 in den meisten Anlageklassen gehalten werden, für 2009 wird jedoch eine grössere Bereitschaft erwartet, Gebühren nach unten anzupassen. Insbesondere bei alternativen Anlagen dürfte in Anbetracht der durchzogenen Resultate im vergangenen Jahr der Druck auf die Gebührenhöhe deutlich zunehmen. Fund of Funds Anbieter sind in diesem Umfeld besonders gefordert, ihre Entschädigungsansprüche zu rechtfertigen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle internationale Studie des Beratungsunternehmens Mercer, in deren Rahmen die Gebühren von 19’000 Asset Management-Produkten von 3400 Vermögensverwaltern analysiert wurden.
Die Studie zeigt, dass im Bereich der alternativen Anlagen die höchsten Gebühren pro eingesetzten Franken anfallen. „Man muss bei der Beurteilung dieses Ergebnisses vorsichtig sein, da Überlegungen bezüglich Rendite und Risiko wichtiger sein sollten als die zu bezahlenden Gebühren. Allerdings ist zu beobachten, dass insbesondere bei Fund of Funds ein hoher Anteil des erhofften Mehrwertes wegen der hohen Gebühren nie beim Investor ankommt. Wir erwarten, dass dies in der aktuellen Situation der Finanzmärkte vermehrt auf Kritik stösst. Fund of Funds Anbieter werden also künftig die Höhe der geforderten Gebühren genau rechtfertigen müssen“, so Sven Ebeling, Leiter des Bereichs Investment Consulting von Mercer in der Schweiz.
Reuters: Dutch pension funds get more time on solvency
Dutch pension funds, such as the world’s third-largest ABP, will get more time to improve their solvency ratios to prevent measures such as cuts in pensions, the Dutch social affairs minister said. Pension funds, which are expected to have a solvency ratio of at least 105 percent under current guidelines, will have five years instead of three to restore their ratios, Dutch Social Affairs Minister Piet Hein Donner told reporters.
The Netherlands has about 650 pension funds which managed 736 billion euros ($925.5 billion) at the end of September, Dutch central bank (DNB) data shows, and about half of them had fallen to levels below of 105 percent, Donner said. ABP, the world’s third-largest state pension fund after Japan’s and Norway’s, reported last month that the value of its assets shrank to 173 billion euros at the end of December 2008 from 195 billion euros a year earlier, bringing the solvency ratio to 90 percent.
Dutch regulations also demand that pension funds can recover to a solvency of about 125 percent in 15 years time to have a sufficient buffer and to give inflation compensation.
SF: Interview mit Martin Janssen – Falsche Strategie bedroht Altersvorsorge
In einem Interview in der “Rundschau” äussert sich Prof. Martin Janssen über die aktuelle Situation der Pensionskassen vor dem Hintergrund der Ergebnisse des PK-Monitors der Swisscanto. Er wiederholt seine schon mehrfach geäusserte Ansicht, die Finanzierungssituation werde noch immer zu optimistisch dargestellt, aussagekräftiger sei der ökonomische Deckungsgrad. Befragt wurde er auch nach dem Umwandlungssatz. Janssen machte deutlich, dass eine Senkung unumgänglich sei.
NZZ: 20 Prozent weniger Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2050, falls nicht …
In den nächsten vier Jahrzehnten wird die Lebenserwartung der Männer von 79 auf 85 Jahre steigen, jene der Frauen von 84 auf 90 Jahre. Kommen heute vier 20- bis 64-Jährige auf einen Rentner, sind es 2050 nur noch zwei. Wenn das Pro-Kopf-Einkommen beibehalten werden soll, muss also die Erwerbsbeteiligung insbesondere der älteren Bevölkerung erhöht werden. Gelingt dies nicht, sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung gemäss einer neuen Studie (Christian Jaag, Christian Keuschnigg, Mirela Keuschnigg: Alterung, Sozialwerke und Institutionen, Universität St. Gallen) um 20 Prozent.
Der 20-prozentige Rückgang der Pro-Kopf-Einkommen könnte laut den Forschern mit dem Rentenalter 68 halbiert werden. Anders ausgedrückt: Wenn die Lebenserwartung um ein Jahr zunimmt, muss der Ruhestand im Durchschnitt um 9,2 Monate hinausgeschoben werden. Arbeiten heute 40 Prozent aller 60- bis 70-Jährigen, müssten es im Jahr 2050 sogar 80 Prozent sein, damit das Wohlstandsniveau gehalten wird. Ohne Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt müssten die Lohnbeiträge für die Sozialversicherung um 8 Prozent angehoben werden, wenn es keine Abstriche bei den Leistungen geben soll.
Cash: Ethos verlangt Say on Pay
An den grossen Generalversammlungen hofft Ethos-Direktor Dominique Biedermann auf starke Unterstützung bei den Lohnabstimmungen. Er fordert staatliche Vertreter im Verwaltungsrat der UBS. In einem Interview mit Cash äussert sich Biedermann zu den aktuellen Anträgen.
Ethos wird mitunter kritisiert, dass sie zu oft an die Öffentlichkeit gehe, statt mit den VR das diskrete Gespräch zu suchen.
Man kann in der Öffentlichkeit den bilateralen, diskreten Dialog natürlich nicht präsentieren. Was in den Medien erscheint, ist bloss eine Spitze des Eisbergs eines Dialogs und tritt dann ein, wenn es mit einem Unternehmen nicht mehr weitergeht. Wie jetzt mit Novartis. Seit drei Jahren diskutieren wir über die Lohnpolitik, nicht nur an den GV. Es hat nichts gebracht. Deshalb jetzt die Diskussion an der GV, die natürlich auch mediatisiert wird.
Sie sprechen die Konsultativabstimmung an, gegen die sich Novartis sperrt. Was erwarten Sie an der GV am 24. Februar?
Wir erwarten an der GV eine grosse Unterstützung. Ein Resultat wie bei Nestlé wäre schon ein grosses Signal. Der VR müsste handeln. Denn in einem Jahr kommt es zur Wiederwahl mehrerer VR-Mitglieder, unter anderem von Präsident Daniel Vasella. Man muss bedenken: Novartis hat immer mehr institutionelle Investoren. Rund 80 Prozent, und diese organisieren sich immer besser.
Tages-Anzeiger: Sammelstiftungen der Versicherer
Der Tages-Anzeiger befasst sich mit den Zahlen der Versicherer in der beruflichen Vorsorge für 2008 und schreibt: “Bisher hat kein Versicherer in der beruflichen Vorsorge seine Zahlen für 2008 publiziert. Im März wird es so weit sein. Aber ihre Versicherten wissen seit mehr als einem Jahr, mit welcher Verzinsung ihrer Spargelder sie rechnen können. Helvetia garantiert 2,95 Prozent für obligatorisch versicherte Guthaben – 0,2 Prozent mehr als der Mindestzins des Bundesrats. Allianz garantiert 3,1 Prozent. Swisslife, Axa und Bâloise legten sich aufs Minimum von 2,75 Prozent fest. Alle Gesellschaften garantieren zudem freiwillig einen Mindestzins auf überobligatorische Sparkapitalien, das sind Guthaben bei Jahreslöhnen von über 82’000 Franken. Helvetia zahlt 3,25 Prozent, Allianz 3,4 Prozent und Swisslife, Axa und Bâloise zahlen je 2,25 Prozent.”
Sammelstiftungen: Besser als ihr Ruf
In einem Kommentar im Tages-Anzeiger äussert sich Daniela Decurtins über die Sammelstiftungen der Versicherer und deren schlechter Ruf insbesondere bei der Linken. “Denn so übel wie ihr Ruf ist ihr Leistungsausweis nicht, wie die vom «Tages-Anzeiger» zusammengestellten Zahlen belegen. Über die letzten acht Jahre haben die Sammelstiftungen das Kapital der Versicherten mit jeweils 3,3 Prozent verzinst. Das ist sogar leicht mehr als die autonomen Pensionskassen, die als leistungsfähiger gelten”, schreibt Decurtins.
Swisscanto: PK-Monitor zur Fortschreibung des Deckungsgrads
Swisscanto, welche seit mehreren Jahren ihre PK-Studie über organisatorische, finanzielle und aktuarielle Fragen der Vorsorgeeinrichtungen durchführt, hat nun auf Basis der letztjährigen Daten eine Hochrechnung des durchschnittlichen Deckungsgrads per 31.12.2008 angestellt und den Medien präsentiert. Das Ergebnis ist ernüchternd und deutlich schlechter ausgefallen als bisher von den Aufsichtsämtern geschätzt und auch vom ASIP in einer Umfrage bei den Mitgliedern ermittelt. War man bisher von einem Anteil der VE in Unterdeckung von 50 bis 60 Prozent ausgegangen, so errechnete Swisscanto jetzt einen Anteil von rund 75 Prozent.
Für die Daten des “Pensionskassen Monitors” wurden die Angaben der PK-Studie für die Asset Allocation, den Deckunsgrad per Ende 2007 und die Sollrendite herangezogen und der DG per Ende 2008 mittels der massgeblichen Indices hochgerechnet. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Kassen im vergangenen Jahr kein Rebalancing durchgeführt haben, ihre Anlagestrategie aber sonst unverändert geblieben ist.
Das Verfahren erlaubt eine detaillierte Darstellung für private sowie öffentlich-rechtliche Kassen, gegliedert nach 5 Prozent-Abschnitten. Die obige Grafik mit den Resultaten für die Gesamtheit der VE gibt einen Eindruck von der massiven Verschiebung nach links (rote Balken) im Vergleich mit dem Vorjahr (graue Balken).
Die Berechnungen ergeben weiter, dass nur noch ein kleiner Anteil von schätzungsweise 5 Prozent aller Kassen heute über ausreichende Wertschwankungsreserven verfügt. Rund ein Viertel weist hingegen einen Deckungsgrad von unter 90 Prozent auf und ist – falls keine Staatsgarantie vorliegt – zu Sanierungsmassnahmen gezwungen.
Wie bereits in den Jahren 2001/ 2002 stellt sich die Frage nach der Risikofähigkeit der Pensionskassen. Diese ist umso geringer, je tiefer der Deckunsgrad liegt, gleichzeitig sind die Kassen für ihre Sanierung auf hohe Kapitalmarkterträge angewiesen, was jedoch risikobehaftete Anlagen voraussetzt. Zudem wird mit dem tiefen Deckungsgrad auch das Volumen der Anlagen verringert, was die Erträge zusätzlich reduziert. 2003 ist die Börse fulminant durchgestartet und hat die Vorsorgeeinrichtungen damit von ihren Problemen erlöst. Ob in absehbarer Zeit wiederum ähnliches zu erwarten ist, wagt derzeit niemand vorauszusagen.
Pensionskassenstatistik 2007
Treuhänder: Knackpunkte beim Ausfüllen des Beitragsformulars des Sicherheitsfonds BVG
“Die Revisionsstelle einer Vorsorgeeinrichtung hat neben der Prüfung des Jahresabschlusses jedes Jahr auch die Beitragsabrechnung mit dem Sicherheitsfonds BVG zu prüfen und zu unterzeichnen. Durch die Beachtung weniger Punkte können die häufigsten Unsicherheiten bei der Abrechnung mit dem Sicherheitsfonds geklärt werden”, heisst es zum Artikel von Beat Christen (Stv. Geschäftsführer Sicherheitsfonds) und Patrik Schaller (Leiter BV, Ernst & Young) im Treuhänder 1-2009. Um den Pensionskassen resp. denjenigen Personen, welch mit dem jährlichen Ausfüllen des Formulars der Beitragsabrechnung betraut sind, die Arbeit zu erleichtern, haben die beiden Autoren eine Checklist erstellt, um “mögliche Stolpersteine” zu umgehen.
Treuhänder: Eine rechtlich-ökonomische Analyse des Stiftungsrates
“Die zweckmässige Leitung einer Pensionskasse ist von grosser Bedeutung. Anforderungen an die Stiftungsräte dienen dazu, eine wirksame Pension Fund Governance zu gewährleisten; ebenso ist die Einführung von guten Anreizstrukturen empfehlenswert, damit die Organe der Pensionskasse ihre Verantwortung wahrnehmen”, schreiben Rolf Weber, Alexander Wagner und Aline Darbellay in ihrem ausführlichen Beitrag in Ausgabe 1-2009 des Treuhänder. Zur Zielsetzung ihrer Arbeit halten sie fest: “ Dieser Beitrag widmet sich der Frage, welche Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung zur Corporate Governance für die Frage der Pension Fund Governance fruchtbar gemacht werden können. Dabei stellen wir insbesondere auf die Schweizer Situation ab, doch sind einige der ökonomischen Überlegungen auch breiter anwendbar. (…) Bislang fehlt bzw. ist nicht in aktueller Weise vorhanden eine Analyse der Governance-Problematik in Pensionskassen aus einer Recht und Ökonomie verbindenden Sicht. Der vorliegende Beitrag versteht sich deshalb als konzeptionelle Ergänzung zu bestehenden Arbeiten.”
BGer: Rente trotz selbstverschuldeter Entlassung
Das Bundesgericht hat einem mit 60 Jahren Entlassenen eine Rente zugesprochen. Das Urteil könnte negative Folgen haben für Jobsuchende über 55, befürchtet die Pensionskasse des Kantons, wie der Tages-Anzeiger schreibt.
Im konkreten Fall bedeutet das Urteil, dass der Arbeitgeber (Techn. Fachschule Winterthur) via BVK dem Entlassenen einen niedrigen sechsstelligen Betrag zahlen muss (nicht etwa die Pensionskasse, wie man meinen könnte). Erich Meier, der Rektor der Fachschule, der zum Zeitpunkt der Kündigung noch nicht bei der STFW war, bestätigt die Grössenordnung; die Rückstellung sei gemacht. Und er gibt zu bedenken: «Dieses Gerichtsurteil macht es mir leider unmöglich, in Zukunft erfahrene Berufsleute in diesem Alter einzustellen.»

