André Jaeggi: “Die zweite Säule steht auf der Kippe”
André Jaeggi sieht in der NZZ die BV heftigen Stürmen ausgesetzt. Einleitend stellt er fest, was allgemein bekannt sein dürfte: “Den Pensionskassen weht an den Finanzmärkten ein eiskalter Wind entgegen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen brav Jahr für Jahr ihre Beiträge, doch der dritte Beitragszahler streikt oder arbeitet bestenfalls nach Vorschrift. Ansprechende und angemessene Renditen zu erzielen, fällt immer schwerer. Mit Obligationen ist kaum mehr etwas zu verdienen, Aktien dümpeln vor sich hin, nicht erst jetzt, sondern seit einigen Jahren. Das gilt erst recht für Pensionsfonds in der Schweiz, denen der starke Franken seit Jahren einen zusätzlichen Strich durch die Rechnung macht. Mit einer Diversifikation ins Ausland war nichts bis wenig zu holen; die Senkung des Mindestzinssatzes auf 1,5% spiegelt die trübe Lage.”
Im weiteren verweist er auf die vielfach zu hohen Leistungsversprechen, die nicht mehr einzuhalten sind und die daraus – bei öffentlichen Kassen – für die Steuerzahler sich ergebenden Folgen. Eine weitere Senkung des Umwandlungssatzes ist für ihn kein Hilfsmittel (ein Schmerzpflaster auf dem Holzbein”). Als Lösungsansätze sieht er im Ueberobligatorium die Einführung der Strategiewahl durch die Versicherten, bei gleichzeitiger Uebernahme der damit verbundenen Risiken.
Im Obligatorium schlägt er die “konsequente Umsetzung der Idee des Beitragsprimats” vor. “Das heisst: Im Zeitpunkt der Pensionierung ist der Beitrag vorhanden, der auch tatsächlich angespart worden ist. Dieser Beitrag wird entweder als Kapital ausbezahlt oder in eine Rente umgewandelt, und zwar zu einem Umwandlungssatz, der aufgrund der aktuellen Lebenserwartung anzuwenden ist. Das bedarf dann keines politischen Entscheids mehr, sondern wird anhand einer – korrekt nachgeführten – Sterbestatistik jährlich festgestellt. Damit erübrigte sich auch die leidige Feststellung des Deckungsgrads und von Kursschwankungsreserven.”
US: 401(k) plan trends to watch in 2012
This year will bring about a number of changes in 401(k) plans. Some are driven by consumers demanding better investment choices, lower fees, and help to improve the performance of their portfolios. Others are mandated by the government in an effort to protect workers as they strive to save enough for retirement. Here’s a look at 9 major developments to watch in the year ahead:
1. Higher contribution limits. 2. Improved fee disclosure. 3. Declining fees. 4. More ways to get advice. 5. More companies restoring 401(k) matches. 6. Larger number of ETFs and index-fund selections. 7. Automatic features will rise. 8. Options for generating income will grow. 9. Number of multiple employer plans will climb.
Beobachter: “So werden wir gemolken”
Der Beobachter schreibt über die Verwaltungskosten der Sammelstiftungen bei Versicherern. Dort heisst es: “363 Franken im Jahr zahlt jeder Versicherte für die Verwaltung seines Pensionskassengeldes – behaupten Swiss Life, Axa und Co. In Wirklichkeit kassieren sie fast das Fünffache.”
D: S&P Downgrading zwingt zu Regeländerung
Die Deutsche Bundesregierung reagiert nach Informationen von Handelsblatt Online auf die umstrittenen Rating-Entscheidungen der vergangenen Tage und Monate. Sie will die Anlagerichtlinien von zwei insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro schweren Fonds der Beamtenversorgung ändern. Die enthaltenen Mindestanforderungen an die Bonitätsurteile von Standard & Poor’s und Co. sollen überarbeitet werden.
Bislang darf die Bundesbank im Auftrag des Innenministeriums nur Wertpapiere kaufen, die „von den drei jeweils führenden, unabhängigen und an den internationalen Kapitalmärkten eingeführten Ratingagenturen übereinstimmend mit einem Rating von ‹AAA› bewertet sind“, heißt es in der entsprechenden Richtlinie. Damit dürften jedoch künftig keine französischen Staatsanleihen mehr gekauft werden, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonität auf die zweitbeste Note AA+ gesenkt hatte. Auch darüber hinaus ist die Zahl best bewerteter Wertpapiere zuletzt geschrumpft, sodass das Anlagespektrum stark beschnitten ist.
Towers Watson: “Synoptische Darstellung der Gesetzesänderungen”
Towers Watson hat die Gesetzesänderung aufgrund der Strukturreform sowie der Finanzierungsvorschriften für öffentlich-rechtliche Kassen per 1. Januar 2012 in einer detaillierten, synoptischen Darstellung zusammen gefasst. Betroffen sind u.a. BVG, BVV 1 und 2, FZG und FZV, die Verordnungen für Anlagestiftungen und den Sicherheitsfonds sowie das ZGB. Neben der Darstellung von altem (falls vorhanden) und neuem Recht werden jeweils auch die offiziellen Erläuterungen gemäss bundesrätlicher Botschaft oder des BSV eingefügt. Der Text füllt nicht weniger als 154 (sic!) Seiten. Keine Feierabendlektüre, aber ein höchst wertvolles Hilfsmittel für die Arbeit.
CS PK-Index: 2011 im Minus
Im 4. Quartal 2011 nahm der CS-Pensionskassen-Index um 3.12 Punkte resp. 2.57% zu und liegt per 31. Dezember bei 124.63 Punkten, ausgehend von 100 zu Anfang des Jahres 2000. Zum Resultat haben der Oktober mit 1.62% und der Dezember mit 1.15% beigetragen, während der November ein Minus von 0.21% zu verzeichnen hatte. Die Performance Contribution zeigt, dass insbesondere Aktien Ausland (1.41%), Aktien Schweiz (0.75%), Fremdwährungsobligationen (0.23%), Schweizerfranken Obligationen (0.14%) und Immobilien (0.13%) zur positiven Rendite beigetragen haben.
Die BVG-Mindestverzinsung (rote Linie in Abbildung) legte im Berichtsquartal um weitere 0.5% resp. 0.68 Punkte auf den Stand von 139.45 zu. Somit verkleinerte sich die Differenz wieder und liegt per 31. Dezember 2011 bei 14.81 Punkten.
Für das Anlagejahr 2011 wurde eine Rendite von -0.56 (UBS PK-Monitor – 0,47)% verzeichnet. Die annualiserte Rendite des Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index (seit 01.01.2000) beträgt per Quartalsende 1.85%. Ihr gegenüber steht die annualisierte BVG-Mindestverzinsung, welche 2.81% beträgt.
Die Anlage-Allokation per 31. Dezember 2011 zeigt auf, dass sich die Liquiditätsquote (6.9%) erhöht hat. Ebenfalls erhöht wurden die Engagements in Aktien Schweiz (11.3%) und in Aktien Ausland (16.0%). Reduziert wurden im Gegenzug die Engagements in Schweizerfrankenobligationen (25.8%), Fremdwährungsobligationen (8.8%) und Immobilien (20.4%). Die Schweizerfrankenquote ist auf 76.3% gesunken.
Die detaillierte Auswertung des Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index für das 4. Quartal 2011 wird in rund zwei Wochen publiziert.
Stäfa wechselt zur Swisscanto
Die Gemeinde Stäfa hatte, den Anschlussvertrag mit der sanierungsbedürftigen Personalvorsorge des Kantons Zürich, BVK, auf Ende 2011 gekündigt. Neu hat sie sich der Swisscanto Flex Sammelstiftung der Kantonalbanken angeschlossen, schreibt die NZZ. Im November geisselte die Finanzdirektorin Ursula Gut das Verhalten Stäfas als unsolidarisch. Der Gemeindepräsident Karl Rahm konterte, Stäfa habe bloss die Hausaufgaben gemacht und sich auf der Suche nach einer optimalen Lösung beraten lassen. Gemäss Mitteilung ist die Gemeinde überzeugt, dass die rund 330 Stäfner Versicherten mit dieser Lösung besser bedient sind, als wenn sie bei der BVK verblieben wären.
UBS PK-Barometer: 0,5% minus 2011
Im Dezember liessen sich noch einmal ansehnliche Renditen erzielen. Dies reichte allerdings nicht, um den negativen Trend im durchzogenen Anlagejahr 2011 zu durchbrechen. Insgesamt mussten die Pensionskassen eine negative Rendite in Kauf nehmen. Knapp im grünen Bereich liegen die grössten Kassen, die kleinsten erlitten gemäss UBS-Barometer eine Einbusse von rund 1 Prozent.
Seit 2006 verzeichneten die kleineren Vorsorgeeinrichtungen eine Performance von 0.8% p.a., die mittleren von 1.1% p.a. und die grossen von 1.4% p.a. Damit beträgt der in der gesamten Periode erzielte Vorsprung der grossen Vorsorgeeinrichtungen satte 3.8% gegenüber den kleineren und immer noch gute 1.6% gegenüber den mittleren. Dies veranschaulicht den Effekt einer kontinuierlichen, wenn auch geringen Mehrrendite im Zeitablauf.
Yves Rossier verlässt das BSV
Yves Rossier verlässt das BSV und wird neuer Staatssekretär im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Der Bundesrat ernannte ihn zum Nachfolger von Peter Maurer, der Präsident des IKRK wird. Rossier wird sein neues Amt am 1. Mai 2012 antreten. Damit folgt Rossier seinem ehemaligen Departements-Chef Burkhalter und dessen Nachfolger Berset hat die Chance, einen neuen Amtsdirektor nach eigenem Gusto zu wählen. Wer es sein wird, ist derzeit unbekannt. Beim BSV betont man zweierlei: Der Abgang von Rossier habe nichts mit dem neuen zuständigen Bundesrat zu tun, sei aber durch die Konstellation des Wechsels von Burkhalter und dem Weggang Maurers ausgelöst worden und zweitens wolle Berset möglichst auf 1. Mai den Nachfolger Rossiers in sein Amt einsetzen. Ein Interregnum sei unerwünscht.
Löcher bei den Berner PKs
Der “Bund” berichtet über die Finanzierungssituation der BPK (Kanton) und der BLVK (Lehrer). Die Zeitung schreibt: “Die Bernische Pensionskasse (BPK) hat laut Finanzchef Hans-Peter Wiedmer 2011 mit ihren Anlagen eine Rendite von nur 0,93 Prozent erzielt. Um die Kasse im Gleichgewicht zu halten, wären jedoch 4,1 Prozent nötig. Die bescheidenen Erträge am Finanzmarkt lassen den Deckungsgrad von 88,1 auf 84,3 Prozent sinken. In der Pensionskasse mit 45 000 aktiven Versicherten und Rentnern fehlen somit 1,6 Milliarden Franken. Bei der Bernischen Lehrerversicherungskasse (BLVK) sieht es etwas besser aus. Vor allem dank der Absicherung des Fremdwährungsrisikos liegt die Performance laut Direktor Luzius Heil mit 1,83 Prozent zwar höher, nötig wären jedoch mindestens 3,9 Prozent. Der Deckungsgrad ist denn auch – trotz Sanierungsmassnahmen – weiter gesunken: von 78,8 auf 78,2 Prozent. Um alle Verpflichtungen gegenüber den 22 500 Lehrern und Rentnern nachzukommen, fehlen der BLVK 1,4 Milliarden Franken. Insgesamt klafft somit in den Vorsorgeeinrichtungen des Kantonspersonals sowie vieler angeschlossener Institutionen ein Loch von 3 Milliarden.” Beide Kassen rechnen mit einem technischen Zinssatz von 3,5%. Nach Vorliegen der definitiven Jahresrechnungen sollen Massnahmen beschlossen werden. Welche, sei noch offen.
UK: Record deficit for pension funds in red
The aggregate deficit of UK corporate pension schemes with a shortfall soared to a record at the end of December, according to one official measure, as the effects of falling interest rates – which cause liabilities to swell – overwhelmed the impact of higher stock markets.
The UK’s Pension Protection Fund said that at the end of December, its 7800 Index, which measures the assets and liabilities of UK schemes, showed a record shortfall for schemes in deficit of £277.1bn ($429.2bn), up from £246.7bn at the end of November 2011 and from £61.0bn at the end of December 2010.
The latest numbers have provoked the National Association of Pension Funds, a trade body representing employers who sponsor retirement funds, to underscore the need for funding rules to be applied flexibly.
Joanne Segars, NAPF chief executive, said: “This Index shows that pension funds are falling even further into the red, and businesses will be under more pressure to fill in the deficits.
AZ: “Das Steuerwunder der Familie Hildebrand”
Trotz des Millionensalärs des Ehemanns versteuerte die Familie Hildebrand 2009 nur 96200 Franken – einen Bruchteil der Summen der Jahre 2006 bis 2008. Dafür kann es nur drei Gründe geben, schreibt die Aargauer Zeitung. Einer davon seien Nachzahlungen in die Pensionskasse. Dazu heisst es in der AZ: «Die Abnahme des steuerbaren Vermögens und das tiefe steuerbare Einkommen deuten darauf hin, dass Philipp Hildebrand grössere Nachzahlungen in die Pensionskasse geleistet hat», so Werner Räber vom Steuerberatungsunternehmen Dr. Thomas Fischer und Partner in Baar. Das sei absolut legal.
Als Notenbankchef mit einem Grundlohn von 833100 Franken eröffnen sich Hildebrand nämlich hohe Einkaufsmöglichkeiten in die Pensionskasse. Denn die Einkaufslücke berechnet sich jeweils auf Basis des aktuellen Einkommens. Zur Berechnung der Einkaufsmöglichkeit wird unterstellt, dass man ab dem 25.Altersjahr immer den letzten Lohn verdient hätte.
Im Falle von Hildebrand waren es zuletzt eben 833100 Franken. Vor seinem Einzug ins SNB-Direktorium dürfte er deutlich weniger verdient haben. Je grösser die Lohndifferenz, umso grösser die Einkaufslücke und damit eben auch das das Steueroptimierungspotenzial. Denn der Pensionskassen-Einkauf kann eins zu eins vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden – und zwar nicht nur von SNB-Präsidenten.”
Interne Vernehmlassung zum 2. Säule-Bericht
Der ASIP hat seine Mitglieder eingeladen, ihm bis zum 22. Februar ihre Stellungnahmen zum Bericht über die Zukunft der zweiten Säule zuzustellen. Im Hinblick auf die definitive ASIP-Stellungnahme sollen sie in den Meinungsbildungsprozess einbezogen werden. Die Mitglieder werden ermuntert, ihre Meinung zum Bericht mitzuteilen.
Sonntag: Zentralstelle hilft auf der Suche nach PK-Guthaben
Der Sonntag berichtet über die Tätigkeit der Zentralstelle, die verlorene oder verloren geglaubte Guthaben in der 2. Säule ausfindig macht. Im Artikel wird berichtet: “Die Zentralstelle wurde 1999 vom Bund gegründet. «Wir sind quasi ein modernes Heiratsvermittlungsinstitut », sagt Geschäftsführer Daniel Dürr. Jährlich gehen über 23 000 Anfragen ein. 2011 konnte die Zentralstelle 15 315 Übereinstimmungen von Anfragen und Kontomeldungen lokalisieren. Liegen gelassene Gelder sind aber auch nach der Pensionierung nicht verloren. Denn sobald eine Vorsorgeeinrichtung ein vergessenes Guthaben meldet, untersucht die Zentralstelle, an welche Adresse die Rentenzahlungen der ersten Säule erfolgen. Im Anschluss werden auch hier die kontoführende Einrichtung und die berechtigte Person informiert. Im Jahr 2011 konnten so rund 7000 Übereinstimmungen verarbeitet werden.”
NZZaS: «Mit 1,5 Prozent Zins finanzieren wir Renten nicht»
Die NZZ am Sonntag interviewte den Vermögensverwalter Lars Jaeger (Beta Partners, Zug). Dabei kamen auch kanadische Kassen zur Sprache, welche letztes Jahr von NR Frick als Vorbild genannt wurden. Auszüge:
Gibt der Markt mehr (als 1,5%) her?
Ja. Wenn gutbezahlte Asset-Manager nicht mehr als 1,5% erwirtschaften können, dann frage ich mich, wofür wir sie derart fürstlich bezahlen. Zudem sind Pensionskassen Horden von ebenso gut entlöhnten Beratern ausgesetzt. Wofür eigentlich, wenn man so niedrige Renditeansprüche stellt?
Muss man von Versicherungen gleich viel verlangen wie von Pensionskassen?
Versicherungen haben bei der Kapitalanlage nicht die gleiche Flexibilität wie Pensionskassen. Dennoch: 1,5% sind wirklich nicht mehr viel. Etwas mehr schaffen auch Versicherer. Sie brauchen nicht das ganze Kapital in Schweizer Staatstiteln anzulegen. Viele Versicherer halten zu viele Bonds.
Sind 1,5% Mindestzins auch ein Problem für das System der zweiten Säule?
Ja. Mit 1,5% Zins finanzieren wir die Renten nicht. Demografie eingerechnet, werden die Renten massiv sinken, wenn wir nicht mehr erwirtschaften.
Sie beraten viele ausländische Kassen. Was machen diese anders?
Einer der besten Pensionskassenmärkte ist der kanadische. Kanadische Kassen werden von erfahrenen Profis geführt, die übrigens sehr gut verdienen. Diese haben bei den Anlagen kaum Einschränkungen. Sie können in sehr lang angelegte Kapitalanlagen mit entsprechend hohen Renditen investieren. Die Ontario Teachers zum Beispiel besitzt nur rund 30% Obligationen. Die kanadische öffentlich-rechtliche Kasse investiert bis zu 30% in Private Equity, 15 bis 20% in Hedge- Funds. Aber bei Letzteren nicht in die überteuerten Dachfonds, die sich unsere Kassen aufschwatzen lassen.
Wie viel erwirtschaften die Kanadier?
Die Ontario Teachers hat in den letzten zehn Jahren pro Jahr 7% erzielt. Das Risiko liegt dabei nicht viel höher, wie oft behauptet wird: weil viel breiter diversifiziert werden kann und die einzelnen Anlagen nicht miteinander korrelieren.