Die Zürcher BVK hat kürzlich zwei neue Rentenmodelle vorgestellt, welche beim VPOD nicht gut angekommen sind. Der Tages-Anzeiger hat jetzt das Thema aufgegriffen und zitiert Jorge Serra (VPOD) und Roger Baumann (c-alm).
Jorge Serra, Sekretär bei der Gewerkschaft VPOD und Präsident von PK-Netz, einer gewerkschaftsnahen Interessenorganisation in der beruflichen Vorsorge, übt harte Kritik. «Die Behauptung der BVK, dass man direkt nach der Pensionierung mehr Geld benötige, ist falsch», sagt er. Die tiefere Rente beim Modell «Dyna» führe dazu, dass ab dem Alter von 75 Jahren vermehrt Kosten auf den Staat und somit auf die Steuerzahler abgeschoben würden.
Auch angesichts der steigenden Teuerung sei es unsinnig, die Pensionskassenrente schrittweise zu senken: «So bleibt Rentnerinnen und Rentnern noch weniger Geld, als sie real ohnehin schon verlieren.» Serra befürchtet, dass die neuen Modelle der BVK in der gesamten Branche zu einer Weichenstellung mit mehr individuellen Modellen führen. «Die Folge sind steigender Beratungsaufwand und Verunsicherung bei der Wahl des Rentenmodells.» Die Stärke der beruflichen Vorsorge sei die kollektive Versicherung. Deshalb sei eine Individualisierung die falsche Entwicklung.
Roger Baumann, Pensionskassenexperte und Gründungspartner der Pensionskassenberaterin C-Alm, sieht das weniger dramatisch. Er bestätigt zwar, dass die BVK «das Eis bricht» und somit den Weg frei macht für den Trend hin zu flexibleren Rentenmodellen. Sammeleinrichtungen würden sich vermehrt mit solchen Angeboten im Wettbewerb positionieren. Doch im Vergleich zum bereits heute flächendeckend erlaubten Kapitalbezug sind die neuen Modelle nach Ansicht Baummanns für die Versicherten «harmlos».
Die BVK relativiert den Vorwurf, dass beim Modell «Dyna» den Versicherten ausgerechnet dann weniger Geld zur Verfügung steht, wenn die Gesundheitskosten steigen. Denn bei einem Alterssparguthaben von einer halben Million Franken betrage der Unterschied zur Normrente ab 75 Jahren gerade einmal 70 Franken pro Monat. Und im Gegensatz zum bisher schon erlaubten Kapitalbezug böten die neuen Modelle deutlich mehr finanzielle Sicherheit.
Die BVK betont, dass sie den versicherten Personen eine gute Beratung anbiete, damit diese bei der Wahl des Rentenmodells eine passende Entscheidung treffen könnten. Auch wenn ein Unternehmen zu einer anderen Pensionskasse wechselt, sieht die BVK keine Probleme. Sie schreibt dazu in einer Stellungnahme: «Sollte die Folgekasse auf eine andere Lösung setzen, würden wir – was absolut üblich ist – Kapital und Rentenmodell mitgeben.» (…)
Reto Spring, Präsident des Finanzplanerverbands Schweiz, begrüsst die neuen Rentenmodelle der BVK. Doch er sieht auch kritische Punkte und skizziert einige Kriterien für die Wahl der richtigen Variante: «Den vorzeitigen Kapitalbezug empfehle ich nur Leuten, die es gewohnt sind, mit einem grösseren Kapital umzugehen.» Es liege zwar im Zeitgeist, sofort alles zu konsumieren, ohne an die Zukunft zu denken. Doch für die Altersvorsorge sei das nicht ratsam.
Für Personen, die ohnehin mit knappem Budget haushalten müssen, kommt laut Spring ein Modell mit abnehmender Rente kaum infrage. Sonst drohe früher oder später ein schmerzhafter Verzicht auf Ferien, die schöne Wohnung, das Auto oder eine Abhängigkeit vom Sozialstaat. Spring vergleicht das mit einem Essen im Gourmettempel, bei dem man hinterher zum Zechpreller wird.
Prüfenswert seien die neuen Modelle insbesondere für Angestellte, die über das ordentliche Rentenalter hinaus einer Beschäftigung nachgehen und dank dieses Gehalts mehr finanziellen Spielraum haben.