Was ausserdem auffällt: Es wird zwischen 2002 und 2025 ein unveränderter Vorsorgeplan untersucht, obwohl bekannt ist, dass viele Pensionskassenpläne aufgrund der sinkenden Umwandlungssätze hinsichtlich der Sparbeiträge grosszügiger ausgestaltet wurden. Entsprechend ist die angegebene, durchschnittliche Reduktion einer erwarteten Rente meiner Ansicht nach nicht korrekt.
Seit 2002 sind Pensionskassenrenten laut Studie um 40 Prozent geschrumpft. Sind diese Werte aussagekräftig, wenn Kompensationszahlungen der Kassen explizit nicht berücksichtigt werden?
Kompensationsmassnahmen werden sehr unterschiedlich ausgestaltet – ihr Ausschluss ist nachvollziehbar. Unverständlich ist jedoch, dass weder die gestiegene Kapitalbezugsquote noch die Kausalität zwischen der Senkung des Umwandlungssatzes und der höheren Lebenserwartung Erwähnung finden.
2002 lag die Kapitalbezugsquote deutlich tiefer; ihr Anstieg hat die vom BFS erfassten Durchschnittsrenten merklich gedrückt. Heute beziehen mehr Versicherte ihr Altersguthaben ganz oder teilweise als Kapital statt ausschliesslich als Rente. Dies nicht zu berücksichtigen, verfälscht den Vergleich wesentlich.
Sinkende Renten infolge tieferer Umwandlungssätze sind teils Folge der höheren Lebenserwartung. Das ist weniger eine Kürzung als eine Anpassung: Vor der Senkung entsprach die gleiche Rente über längere Zeit faktisch einem Leistungsausbau. Eine reine Betrachtung der ausbezahlten Renten greift daher zu kurz.
Für mittlere und höhere Einkommen ersetzt die Rente teils weniger als die Hälfte des letzten Lohns. Ist die Berechnungslogik im Rentenindex für diese Lohnklassen belastbar, oder überschätzt sie den Rückgang?
Gerade im oberen Lohnbereich ist ein allfälliger Rückgang schwieriger zu quantifizieren, weil der überobligatorische Bereich sehr unterschiedlich ausgestaltet ist. Durchschnittswerte können hier leicht zu pessimistisch wirken.
Der Umwandlungssatz im Überobligatorium fällt oft unter 5 Prozent. Spiegelt die Modellrechnung die tatsächlichen, kassenindividuellen Sätze wider, oder stützt sie sich auf Durchschnittswerte, die Verzerrungen bergen?
Die Berechnungen scheinen auf Durchschnittswerten zu beruhen – ein in Studien übliches Vorgehen, das jedoch die Realität einzelner Kassen sowohl nach oben als auch nach unten verfehlen kann. Vor diesem Hintergrund erstaunt die Aussage, die Umwandlungssätze fielen «oft unter 5 Prozent». Der Durchschnitt liegt nachweislich darüber. Für eine sachgerechte Analyse wäre es deshalb sinnvoller, die Durchschnittswerte klar auszuweisen, statt mit unscharfen Formulierungen zu arbeiten.
Trotz sinkenden Renten glauben knapp 60 Prozent an eine problemlose Pensionierung. Hat die Umfragegestaltung im Vertrauensindex das Risiko einer Selbstüberschätzung zu wenig abgefedert?
Ja. Der Fragebogen stützt sich ausschliesslich auf Selbsteinschätzungen, ohne Kontrollfragen oder Abgleich mit objektiven Fakten wie Vermögensstand oder erwarteter Rentenhöhe. Wissensfragen fehlen, ebenso der Kontext zu langfristigen Prognosen, was Raum für Wunschdenken lässt.
Damit wird das Risiko einer Selbstüberschätzung nicht abgefedert – zumal andere Studien aufzeigen, dass viele Menschen ihr Vorsorgewissen überschätzen. Das kann die Resultate deutlich beeinflussen.
Die Zinsentwicklung wird als Haupttreiber genannt. Prüft die VZ-Studie, in welchem Ausmass Anlagestrategien der Kassen selbst zu den Kürzungen beigetragen haben?
Nein. Die Vermögensallokation und deren Umsetzungsqualität sind wichtige Faktoren, die das Resultat bei Pensionierung beeinflussen. Es gibt aber bereits genug Untersuchungen, die sich mit der Verwaltung der Vorsorgevermögen befassen. Die meisten Pensionskassen leisten in diesem Bereich eine sehr gute Arbeit.
HZ-Insurance / VZ-Studie