Die Vorschläge, welche es prominent auf die Frontseite der NZZ schafften, sind überwiegend auf Kritik gestossen. Zur Aufstockung des AHV-Fonds heisst es:
Diego Taboada, Senior Fellow beim Think-Tank Avenir Suisse, überzeugt dieser Vorschlag nicht. Eine Aufstockung des AHV-Ausgleichsfonds mit Bundesgeldern – die wiederum hauptsächlich von den Erwerbstätigen stammten – sei weder eine strukturelle Lösung noch eine befriedigende Antwort im Sinne der Generationengerechtigkeit, teilt er mit.
Taboada weist zudem darauf hin, dass der AHV-Fonds kein langfristiges Finanzierungsinstrument der Sozialversicherung ist, sondern vielmehr ein Puffer: Er soll sicherstellen, dass Renten auch dann ausbezahlt werden können, wenn die Einnahmen in einem bestimmten Jahr die Ausgaben nicht decken.
Der Asip-Direktor Lukas Müller-Brunner hält höhere Bundesbeiträge für den AHV-Ausgleichsfonds im derzeitigen Umfeld zudem für unrealistisch. «Im Moment steht in Bundesbern das Sparen im Vordergrund, die Diskussion geht in eine völlig andere Richtung», sagt er. Das Kapitaldeckungsverfahren in der AHV zu stärken, hält er zudem für problematisch.
Betr. Pkt 2 für eine stärkere Kapitaldeckung aller drei Säulen kritisiert Müller-Brunner:
Laut Müller-Brunner ist es gefährlich, an einzelnen Stellschrauben wie der Eintrittsschwelle zu drehen. Schliesslich seien die Mindestparameter der beruflichen Vorsorge aufeinander abgestimmt, so dass sie ein in sich schlüssiges System ergäben.
Ebenso erteilt er höheren Anlagerisiken – die für höhere Renditen nötig wären – eine Absage. Heute würden Anlagerisiken von den Pensionskassen basierend auf ihrem individuellen Risikoprofil festgelegt, und damit sei man in den letzten Jahrzehnten trotz Turbulenzen gut gefahren.
Am besten kommt die Forderung nach Flexibilisierung des Rentenalters an, aber sie ist schon weitgehend erfüllt, es fehlt primär noch am Willen von Arbeitgebern und -nehmern, sie auch zu nutzen.
Studie Deloitte / NZZ
KI-generierte Zusammenfassung der Vorschläge von Deloitte:
Das Dokument behandelt die demografischen Herausforderungen der Schweiz und präsentiert drei wirksame Reformen zur Verbesserung der Drei-Säulen-Altersvorsorge.
Reformbedarf in der Altersvorsorge
Die Schweiz steht vor der Herausforderung einer demografischen Alterung, die Reformen im Vorsorgesystem erfordert.
- Zwei Drittel der Bevölkerung lehnen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ab.
- 49% sind gegen höhere Lohnbeiträge, 60% gegen mehr Steuern auf Vorsorgegelder.
- 67% lehnen eine einmalige Erhöhung des Rentenalters ab.
- 68% unterstützen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters.
Vorschläge für Reformen der Altersvorsorge
Drei Reformoptionen könnten mehrheitsfähig und volkswirtschaftlich sinnvoll sein.
- Temporäre Erhöhung der Bundesbeiträge zur AHV wird von 44% unterstützt, um den AHV-Fonds aufzubauen.
- 53% befürworten eine stärkere Kapitaldeckung in der 1. Säule (AHV), um die Finanzierungslücke bis 2040 zu schließen.
- 68% unterstützen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, um freiwilliges längeres Arbeiten zu fördern.
Demografische Herausforderungen und deren Auswirkungen
Die demografische Alterung hat erhebliche Auswirkungen auf das Vorsorgesystem.
- Die Lebenserwartung steigt: 82,2 Jahre für Männer und 85,8 Jahre für Frauen (2023).
- Der Altersquotient wird von 33 (2023) auf 45 bis 2055 steigen.
- Die AHV-Ausgaben steigen bis 2040 auf 75 Milliarden Franken, während die Lohnbeiträge nur auf 50 Milliarden Franken steigen.
Finanzielle Situation der AHV
Die AHV steht vor finanziellen Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen.
- Lohnbeiträge decken nur etwa 75% der Ausgaben von 50 Milliarden Franken.
- Prognosen zeigen ein jährliches Defizit von 3,9 Milliarden Franken ab 2035.
- Der AHV-Fonds könnte ohne Gegenfinanzierung vollständig verschwinden.
Reformoptionen und deren Bewertung
Die Notwendigkeit von Reformen wird anerkannt, jedoch sind viele Vorschläge nicht mehrheitsfähig.
- Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und Lohnbeiträge wird abgelehnt.
- Eine stärkere Kapitaldeckung und Flexibilisierung des Renteneintrittsalters sind volkswirtschaftlich sinnvoll und mehrheitsfähig.
- Vorschläge zur Senkung von Rentenleistungen oder zur Erhöhung des Rentenalters finden keine Unterstützung.
Drei Stossrichtungen für Reformen
Drei vielversprechende Ansätze zur Reform der Altersvorsorge wurden identifiziert.
- Temporäre Erhöhung des Bundesbeitrags zur AHV, finanziert durch Einsparungen bei Subventionen.
- Stärkere Kapitaldeckung in allen drei Säulen zur Reduzierung der Defizite.
- Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, um den Bedürfnissen der Arbeitnehmer gerecht zu werden.
Höhere Durchschnittsrendite durch Kapitalmarkt
Die Nutzung der Kapitalmärkte kann die Altersvorsorge nachhaltig sichern und die Renditen erheblich steigern.
- Pictet schätzt, dass 1’000 Franken in Schweizer Aktien von 1926 bis 2024 auf 926’351 Franken angewachsen wären.
- Die Finanzmärkte sollten als dritter Beitragszahler zur Vorsorge neben Arbeitnehmern und Arbeitgebern betrachtet werden.
Stärkere Kapitalisierung der AHV
Eine stärkere Kapitaldeckung in der AHV könnte die Finanzierung langfristig stabilisieren.
- Der AHV-Fonds erwirtschaftete 2023 1,6 Milliarden Franken Kapitalertrag, 2024 waren es 2,8 Milliarden Franken.
- Eine Verdopplung des Fonds könnte ab 2035 ein Defizit von 2 Milliarden Franken decken.
- Eine durchschnittliche Rendite von 3,9% würde das Defizit vollständig abdecken.
Stärkung der zweiten Säule der Altersvorsorge
Die zweite Säule könnte durch höhere Einzahlungen und eine bessere Rendite gestärkt werden.
- Eine Senkung der Eintrittsschwelle würde die Vorsorge von Geringverdienern verbessern.
- Die Mindestverzinsung liegt bei 1%, während einige Pensionskassen über 4% Rendite erzielen konnten.
Individualisierung der zweiten Säule
Eine stärkere Individualisierung könnte die Renditen in der zweiten Säule erhöhen.
- Versicherten sollte die Wahl ihrer Pensionskasse ermöglicht werden, was 44% der Befragten begrüßen würden.
- Eine stärkere Einflussnahme auf die Anlagestrategie könnte die Rendite erhöhen.
Nutzung der dritten Säule optimieren
Die dritte Säule bietet bereits Individualisierungsmöglichkeiten, wird jedoch nicht ausreichend genutzt.
- Nur 17% der Befragten zahlen den Maximalbetrag in die dritte Säule ein.
- 41% der Befragten geben an, dass fehlende finanzielle Mittel der Hauptgrund für keine Einzahlungen sind.
Flexibilisierung des Renteneintrittsalters
Eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters könnte den Bedürfnissen der Arbeitnehmer besser gerecht werden.
- 69% der Befragten könnten sich vorstellen, nach dem Rentenalter weiterzuarbeiten.
- Ein Opt-in-Modell für den Renteneintritt könnte die individuelle Wahlfreiheit erhöhen.
Empfehlungen zur Reform der Altersvorsorge
Um die Altersvorsorge zu stabilisieren, sind umfassende Reformen notwendig.
- Temporäre Erhöhung der Bundesbeiträge und stärkere Kapitaldeckung in allen drei Säulen sind erforderlich.
- Unternehmen sollten flexible Arbeitsmodelle und Weiterbildung für ältere Mitarbeiter anbieten.