100 Mieterparteien von vier Mehrfamilienhäusern an der Adligenstrasse in Emmen haben im vergangenen Februar die Kündigung erhalten. Grund: Die 45-jährigen Gebäude müssen totalsaniert werden.
Die erste Etappe soll im Februar 2027 starten. Im Luzerner Stadtparlament ging daraufhin eine Interpellation der SP ein. Denn Eigentümerin ist die Pensionskasse der Stadt Luzern (PKSL).
SP-Grossstadtrat Daniel Gähwiler, der auch Co-Geschäftsleiter des regionalen Mieterverbands ist, wollte unter anderem wissen, ob der Stadtrat über das Vorhaben vorab in Kenntnis gesetzt worden sei. Es sei ein Projekt, welches «auf Leerkündigungen statt Sozialverträglichkeit» setze.
Nun liegt die Antwort des Stadtrats vor. Er stellt sich hinter das Vorgehen der PKSL und «t ist überzeugt, dass mit der frühzeitigen, transparenten Information und dem umfassenden Massnahmenpaket die Sanierung der beiden Liegenschaften sozialverträglich umgesetzt wird.»
So etwa habe die PKSL wie im Februar bereits kommuniziert vor Ort ein Büro eingerichtet, um Anliegen der Mieterschaft zu klären, Beratung anzubieten und bei der Wohnungssuche zu helfen. Zwar würden die Mietzinse um 300 bis 600 Franken je nach Wohnungsgrösse steigen, doch sie blieben günstiger als in einem Neubau.
Zum Vorwurf, dass aufgeschobener Unterhalt nun zum Sanierungsdruck und damit zu den Leerkündigun-gen geführt habe, schreibt der Stadtrat: «Aus den im Geschäftsbericht der PKSL ausgewiesenen Informationen lässt sich nicht auf einen aufgeschobenen Unterhalt schliessen.»
Der Stadtrat hält überdies fest, dass die Stadt Luzern als Gründerin der PKSL und als angeschlossene Arbeitgeberin ein Interesse daran habe, dass ihre Arbeitnehmenden gut versichert sind und eine angemessene Verzinsung der Altersguthaben stattfindet. Die Anlagestrategie der PKSL scheine diesem Ziel gerecht zu werden. (hor)
In zentralplus heisst es zur Entwicklung der Leerkündigungen.
Hier ein Überblick über grosse Leerkündigungen im Raum Luzern:
Handelt es sich bei den teils heftig diskutierten Leerkündigungen um Einzelfälle? Antworten darauf liefert eine Studie der Zürcher Kantonalbank auf Basis von Daten des Bundesamts für Statistik.
Auf Anfrage von zentralplus hat die Bank auch Zahlen für den Kanton Luzern zugestellt. Diese reichen zwar nur bis in das Jahr 2018 zurück, ein Anstieg von Leerkündigungen ist im Kanton Luzern aber nicht feststellbar. Eher das Gegenteil ist der Fall: Im Jahr 2018 war die Zahl der von Leerkündigungen betroffenen Wohnungen am höchsten, im letzten Erhebungsjahr 2023 am tiefsten.
Die Autoren kommen nach ihrer Analyse zum Schluss: Leerkündigungen seien für Betroffene zwar unangenehm, «insgesamt aber weniger dramatisch als vielfach vermutet».
Laut den Autoren handle es sich bei Leerkündigungen um ein Dilemma. Einerseits müssten die betroffenen Mieter ihr vertrautes Umfeld verlassen, was diese oft nicht wollen. Dazu komme, dass sich Mieter die Wohnungen nach einer Leerkündigung und Sanierung oftmals nicht mehr leisten könnten.
Andererseits erlauben Sanierungen, dass Gebäude energetisch effizienter werden. Zudem könnten mit Neu- und Anbauten Quartiere verdichtet werden, so die Autoren.
Luzerner Zeitung / zentralplus