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imagepw. Dass der Pensionskassenverband dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert, wurde den Teilnehmern an der Mitgliederversammlung lediglich durch den Aufdruck auf dem “Bhaltis” bewusst gemacht, sehr viel wichtiger waren die laufende Diskussion um die BVG-Reform, die Angriffe auf das System einer freiheitlichen 2. Säule und insbesondere der Wechsel in der Geschäftsleitung.

Nach 19 Jahren tritt Hanspeter Konrad im August zurück, Lukas Müller-Brunner wird als erst dritter Direktor des Verbands seine Stelle übernehmen. Die Verabschiedung von Konrad fiel mit einem kurzen Film mit Reminiszenzen von Medienauftritten und vielen guten Wünschen, der Verleihung eines «Oscars» für seine Leistung und einer Standing Ovation für schweizerische Verhältnisse fast schon emotional aus – und das in einer Branche, die sich gemeinhin durch helvetische Nüchternheit auszeichnet.

Konrad, überrascht und anscheinend etwas gerührt, hielt dann eine wieder sehr nüchterne Abschiedsrede vor den Mitgliedern. Er verband seine Erfahrungen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten mit einem Überblick über die Entwicklung der 2. Säule, brachte aber wesentlich seine Sorgen und Bedenken über die Zukunft der beruflichen Vorsorge zum Ausdruck. Während die sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit in den Kassen funktioniert, bricht sie auf politischer Ebene auseinander.

Ein überhandnehmender Moralismus, schiefe Kostenvergleiche und populistische Angriffe vergiften das Klima. Wenig sagte Konrad über das vom Verband entwickelte Konzept zur BVG-Reform, den sogenannten ASIP Mittelweg, der leider im Parlament nicht zum Erfolg kam, aber zweifellos zu den herausragenden und wegweisenden Aktivitäten während Konrads Amtszeit zu zählen ist.

Lukas Müller-Brunner, der vom Arbeitgeberverband zum ASIP wechselt, stellte sich mit einer klugen, kämpferischen, dabei blendend formulierten und frei gehaltenen Rede vor. Der an der HSG ausgebildete Ökonom kann praktische Erfahrung in Sachen Pensionskassen vorweisen. Bei der früheren Swisscanto Vorsorgeberatung (heute Prevanto) erstellte er Berechnungen der Vorsorgeverpflichtungen gemäss IAS 19, nicht der einfachste Job in der Branche. Seine Tätigkeit als Ressortleiter Sozialpolitik beim Arbeitgeberverband – er übernahm die Nachfolge von Martin Kaiser – kam kaum zur Sprache.

Intensiv widmete er sich dagegen den Gefahren, die der 2. Säule drohen. Mit den laufenden Angriffen soll das Gewicht der Altersvorsorge zunehmend in Richtung der 1. verschoben werden. Dazu wird die berufliche Vorsorge gezielt und fortlaufend schlecht gemacht, um gleichzeitig die AHV in umso helleren Farben erstrahlen zu lassen. Dem will er sich widersetzen und man traut ihm das auch zu. Der nicht nur ironisch gemeinten Bemerkung, dem ASIP sei mit dem Engagement von Müller-Brunner ein Transfercoup gelungen, kann man durchaus zustimmen.

Von der Veranstaltung wäre noch zu berichten, dass die Umfrage bei den ASIP-Mitgliedern, wie sie der BVG-Reform gegenüber eingestellt sind, offensichtlich eine gemischte Reaktion lieferte. Den technischen Aenderungen – der sog. Modernisierung mit verringertem Koordinationsabzug und tieferer Eintrittsschwelle – wird überwiegend zugestimmt, den politischen Implikationen der Reform gegenüber ist man jedoch mehr als skeptisch eingestellt. Zahlen wurden noch keine genannt.

Den Abschluss bildete eine Diskussion mit bürgerlichen Jungpolitikern. Ihr grösster Wunsch in Sachen Altersvorsorge ist offenbar, dass die BVG-Reform nächstes Jahr angenommen wird. Dass sie massiv auf ihre Kosten geht und eine neue Umverteilung auslöst, scheint sie nicht zu stören.