Fabian Schäfer beschreibt in der NZZ die Stimmungslage der Linken im Polit-Kampf um die Altersvorsorge. Ein Kernthema, bei welchem sie mit allen Mitteln die Meinungsführerschaft bewahren wollen.

Die Genossen wollen ihre Chance packen. Die Grünen halten mit, die Gewerkschaften ohnehin. Und so schickt sich das kompakte rot-grüne Lager an, die anstehenden Urnengänge, in denen es um relativ pragmatische Vorlagen geht, ideologisch maximal aufzuladen.

Das ist nichts für sensible Gemüter. Das beste Beispiel liefert die AHV-Debatte: Die Linke argumentiert, eine Erhöhung des Rentenalters der Frauen führe zu einer «Rentenkürzung». Dabei würden die Frauen im Vergleich mit den Männern bereits unter einer «Rentenlücke» leiden.

Nun denn. Soweit Frauen im Alter tatsächlich tiefere Einkünfte haben, liegt dies nicht an der AHV, sondern an den Renten aus den Pensionskassen. Diese würden eben gerade höher ausfallen, wenn das Rentenalter steigt und die Frauen länger einzahlen. Aber das interessiert die Linke nicht.

Richtig ist, dass die Frauen in der AHV einen Teil ihrer Privilegien verlieren würden. Sie müssten gleich lange arbeiten wie die Männer, um eine volle Rente zu erhalten. Die überfällige Gleichberechtigung würde sachte umgesetzt, mit einer Übergangsphase von neun Jahren, in der die AHV den Neurentnerinnen weiterhin exklusive, lebenslange Zuschläge bezahlt.

Die linke Rhetorik ist plump. Wer die Angleichung des Rentenalters zum «Abbau» umdeutet, müsste auch die grossartige Entwicklung der Lebenserwartung seit der Gründung der AHV 1948 einberechnen. Der «Lebensabend» umfasst mittlerweile schier eine ganze Nacht: Damals konnte sich eine 65-jährige Frau auf 14 verbleibende Jahre freuen – heute sind es 23. Bei den Männern ist der Anstieg ähnlich imposant: von 12 auf 20 Jahre. (,,,)

Auch in den nächsten Monaten werden die SP und ihre Mitstreiter alles tun, um im Pulverdampf des Klassenkampfs die ebenso drängende wie schmerzhafte Frage verschwinden zu lassen, um die es bei der Altersvorsorge wirklich geht und um deren Beantwortung die Schweiz sich schon viel zu lange drückt: die Generationengerechtigkeit in einer alternden Gesellschaft. Es wäre bitter, wenn sie damit durchkämen.

  NZZ