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Für 59 Prozent aller Befragten sind garantierte Renten für Personen im Ruhestand ein zentrales Kriterium von Fairness im BVG, während «Erträge aus den Sparguthaben nicht für andere verwenden» von 44 Prozent als zentrales Element von Fairness genannt wird. Der grosse Rückhalt einer Rentengarantie für die aktuellen Rentner und Rentnerinnen macht deutlich, dass weite Teile der Bevölkerung das Kapitaldeckungsprinzip zwar formell gutheissen, es aber nicht wirklich verinnerlicht haben.

Vita. Die aktuelle Umfrage der Vita mit dem Titel “Fairplay in der beruflichen Vorsorge” legt ihren Fokus auf den Vermögensaspekt der beruflichen Vorsorge. Dabei stehen der Umverteilungsaspekt und die Haltung der Versicherten zu ihrem Altersguthaben im Zentrum. Rund 1’600 Personen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz haben zwischen dem 12. und dem 23. Januar 2021 an dieser Umfrage teilgenommen.

Die repräsentative Erhebung macht deutlich: Nur die wenigsten wissen Bescheid. Gerade einmal 11 Prozent der befragten Erwerbspersonen können sagen, ob und dass Kapitalerträge des eigenen Altersguthabens in der zweiten Säule für aktuelle Rentenzahlungen verwendet werden. Zugleich gehen 78 Prozent davon aus, dass der Widerstand gegen die aktuelle Umverteilung in der zweiten Säule steigen würde, wenn dies besser bekannt wäre.

Der Grund für das fehlende Problembewusstsein gegenüber der Aushöhlung des Kapitaldeckungsprinzips liegt nicht allein im fehlenden Wissen. Die Studie macht einen bemerkenswerten Mangel an Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Altersguthaben sichtbar. Obwohl das Guthaben in der zweiten Säule bei den meisten Erwerbstätigen in der Schweiz den grössten Anteil ihres Ersparten ausmacht, zählen es nur 44 Prozent zum eigenen Vermögen. Bei den 26- bis 35-Jährigen tun dies sogar nur 27 Prozent.

Obwohl die aktuelle Umverteilung in der zweiten Säule kaum bekannt ist, rechnen 49 Prozent der Erwerbspersonen damit, bei der Pensionierung nicht das gesamte Altersguthaben gemäss Vorsorgeausweis zu erhalten. Das grösste Risiko für ihr Altersguthaben sieht die Erwerbsbevölkerung in der Senkung des Umwandlungssatzes. Dies obwohl gerade der Verzicht auf eine Senkung des Umwandlungssatzes mit dazu beigetragen hat, dass in den vergangenen Jahren bis annähernd die Hälfte der Erträge nicht für den Vermögensaufbau, sondern für laufende Renten verwendet werden musste. (…)

Weil der Kenntnisstand über die berufliche Vorsorge gerade bei den jungen Erwachsenen besonders tief ist und sie sich des Vermögenscharakters der zweiten Säule am wenigsten bewusst sind, bleibt der politische Widerstand weitgehend aus. Umso bemerkenswerter ist es, dass die jüngeren Befragten eigentlich sehr sparorientiert sind.

Über die Hälfte der jungen Erwachsenen

legen regelmässig einen fixen Frankenbetrag zur Seite. Die Altersgruppe ab 55 Jahren, die mittlerweile von Babyboomern geprägt wird, zeigt dagegen die geringste Bereitschaft zu sparen. Weniger als ein Drittel von ihnen spart gezielt oder regelmässig. Das Sparbewusstsein wäre bei den Jungen also durchaus vorhanden, ausgerechnet beim Pensionskassenkapital fehlt dieses Bewusstsein jedoch den allermeisten von ihnen.

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