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Umlageergebnis der AHV in Mio. Franken bis 2045;
Quelle: Darstellung Gutachten; Daten: BSV

Was spricht für, was spricht gegen eine Erhöhung des Rentenalters? Der Verein “Volksinitiative für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge (Renteninitiative)” – also die Jungfreisinnigen – haben zur Abklärung ihres Initiativbegehrens ein Gutachten bei Prof. C.A. Schaltegger und P. Leisbach von der Universutät Luzern in Auftrag gegeben. Die Autoren kommen – wenig überraschend – zu einem sehr positiven Schluss. Angesichts sinkender Geburtenraten, steigender Lebenserwartung und eines zunehmenden Ungleichgewichts zwischen Rentnern und Erwerbstätigen ist eine Rentenaltererhöhung unumgänglich.

Folgende Kontra- und Pro-Argumente werden untersucht:
Kontra:
(1) «Der Arbeitsmarkt ist für ein höheres Rentenalter gar nicht bereit – Ältere finden kaum mehr einen Job.» (2) «Längeres Arbeiten schafft Arbeitslosigkeit bei den Jungen.» (3) «Die Menschen sind gesundheitlich nicht in der Lage, über 65 zu arbeiten.» (4) «Die Produktivität sinkt mit zunehmendem Alter. Länger arbeiten macht deshalb keinen Sinn.» (5) «Es braucht keine Automatismen in der AHV. Das ‹Primat der Politik› muss gewahrt bleiben.» (6) «Lohngleichheit vor gleichem Rentenalter: Die Angleichung des Frauenrentenalters an jenes der Männer ist ungerecht, da die Frauen bei den Löhnen diskriminiert werden.» (7) «Rentenalter erhöhen heisst Leistungen kürzen – obwohl die Renten seit Jahrzehnten nicht erhöht wurden.» (8) «Die Finanzierungslücke lässt sich einfach mit höheren Steuern für Unternehmen und Reiche schliessen.» (9) «Die Produktivitätssteigerungen in der Wirtschaft müssen ein früheres Rentenalter zur Folge haben.»

Pro:
(1) «Die Renteninitiative sichert eine nachhaltige Finanzierung der AHV.»
(2) «Ohne strukturelle Anpassung der Sozialwerke drohen spürbare Steuererhöhungen, die
mehrheitlich auf den Jungen lasten.»
(3) «Ohne Anpassung des Rentenalters fehlen der Wirtschaft aufgrund der demografischen
Entwicklung notwendige Arbeitskräfte.»
(4) «Ein längeres Arbeitsleben beeinflusst die Gesundheit positiv.»

Zwar ist die Kontra-Liste deutlich länger als jene mit Pro-Argumenten, aber sie hat kaum Gewicht. Im Fazit wird festgehalten:

Die Vorbehalte gegen ein höheres Rentenalter in der Schweiz sind unbegründet. Die in diesem Gutachten diskutierten Zahlen und wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass sowohl die Gesundheit der Menschen wie auch der Arbeitsmarkt auf eine Erhöhung des Rentenalters bestens vorbereitet wären. Bereits heute sind denn auch viele Personen in der Schweiz über das ordentliche Rentenalter hinaus erwerbstätig.

Eine nüchterne Betrachtung der AHV-Finanzen im Rahmen der demografischen Entwicklung und der vorhandenen Instrumente zeigt: Langfristig dürfte kein Weg an einem höheren Rentenalter vorbeiführen. Über die konkrete Umsetzung lässt sich zweifellos streiten – Zielkonflikte zwischen politischer Mehrheitsfähigkeit und finanzieller Nachhaltigkeit scheinen unausweichlich. Die Renteninitiative bewegt sich in diesem Spannungsfeld und stellt eine mögliche Option dar. Sie wirkt stark stabilisierend, reicht alleine jedoch nicht aus, um die AHV-Renten nachhaltig zu sichern. Je mehr man allerdings auf die Erschliessung zusätzlicher Einnahmequellen setzt, desto stärker wird der Wohlstand insbesondere der jungen und zukünftigen Generationen geschmälert.

Zusätzlich zur notwendigen Erhöhung des ordentlichen Rentenalters stellt sich die Frage, inwiefern die Rentensysteme langfristig gänzlich zu flexibilisieren wären, um die in vielen Köpfen verankerte «Guillotine 64/65» aufbrechen zu können. Eine Flexibilisierung würde jedoch bedingen, gleichzeitig die Erwerbsanreize im Alter auszubauen.

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