arbeitgeberRoland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbands, hält zum Ergebnis der Jahresrechnung der Compenswiss fest:

Das Umlagedefizit hat im vergangenen Jahr sogar erstmals die Marke von einer Milliarde Franken geknackt. Damit liegt der Verlust bedenkliche 300 Millionen Franken über den Projektionen des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV). Die bedrohliche strukturelle Schieflage der AHV wird mithin «Schwarz auf Weiss» erkennbar. Das ist die schlechte Nachricht, die sich bei genauerem Hinsehen offenbart.

Besonders alarmierend ist, dass die Einnahmeseite um fast 400 Millionen Franken hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Ausfall dürfte nicht zuletzt der rückläufigen Nettozuwanderung geschuldet sein, die 2017 deutlich unter der BSV-Kalkulation von durchschnittlich 60’000 Personen pro Jahr bis 2030 lag.

Das BSV geht basierend auf dieser – aller Voraussicht nach – überhöhten Prognose von einem Umlagedefizit aus, das 2025 über 3,7 Milliarden Franken und 2030 über 7 Milliarden Franken betragen wird. Es wird also immer offensichtlicher, dass selbst diese horrenden Defizite die künftige Entwicklung beschönigend darstellen. Eine solche Defizitwirtschaft muss angeprangert statt bagatellisiert werden.

 

Dann sollte auch allen Akteuren wie Schuppen von den Augen fallen, dass es nun dringend einen ersten und verdaubaren Reformschritt braucht, der die Finanzen der AHV für die nächsten Jahre stabilisiert. Umso unverständlicher ist, dass ausgerechnet der Bundesrat diese Botschaft nach dem Scheitern der Altersvorsorgereform 2020 ignoriert und mit seiner Neuauflage einen veritablen Fehlstart hinlegt. Der Bundesrat scheint auszublenden, dass Steuererhöhungen «auf Vorrat» vom Volk nicht goutiert werden, wie das enorm knappe Resultat zur Abstimmung über die Mehrwertsteuererhöhung im Rahmen der Reform Altersvorsorge 2020 deutlich gemacht hat.

  Artikel Müller