Tiefe Geburtenraten und die damit einhergehende Alterung der Gesellschaft gefährden in hohem Masse den Wohlstand, stellt die Studie «OECD Employment Outlook 2025» mit dem Untertitel «Can We Get Through the Demographic Crunch?» fest. Die NZZ schreibt dazu:
Der wirtschaftliche Aufstieg in den letzten Jahrzehnten war nur möglich, weil die Zahl der Beschäftigten Jahr für Jahr konstant gewachsen ist. Doch dieser Effekt verkehrt sich nun ins Gegenteil – aus zwei Gründen: Die Geburtenraten erreichen in allen Ländern neue Tiefststände: In der Schweiz kommen pro Frau gerade noch 1,3 Kinder auf die Welt, in Deutschland sind es 1,4.
Hinzu kommt die Welle an Pensionierungen bei den geburtenstarken Jahrgängen aus der Babyboomer-Generation. «Dies führt dazu, dass eine immer kleinere Zahl an Arbeitskräften das Einkommen für eine immer grössere Zahl von Menschen erwirtschaften muss, die zwar konsumieren, aber nicht produzieren», schreibt die OECD in ihrem Bericht.
Dies wirkt sich direkt auf unseren Wohlstand aus. «Die meisten OECD-Länder werden mit einem beispiellosen Einbruch des Pro-Kopf-BIP-Wachstums konfrontiert sein», schreibt die Organisation in ihrer Analyse. Und weiter: «Dies wird die Fähigkeit, den Lebensstandard zu verbessern, erheblich beeinträchtigen.»
Die OECD-Ökonomen untermauern ihre Aussage mit konkreten Berechnungen. Bisher erreichten die 38 Mitgliedstaaten ein durchschnittliches Pro-Kopf-Wachstum der Wirtschaft von 1,0 Prozent im Jahr. Dieses Tempo werde nun aber um 40 Prozent zurückgehen. Somit verlangsame sich das jährliche Wachstum in den kommenden Jahrzehnten bis 2060 auf nur noch 0,6 Prozent.
Für Europa sagt die OECD einen noch stärkeren Wachstumseinbruch voraus. So können die Schweiz und Deutschland mit einem jährlichen Plus von nur gerade 0,1 bis 0,3 Prozent rechnen. Österreich und Italien droht gar eine schrumpfende Wirtschaftsleistung pro Kopf. Denn diese Länder sind von der erwarteten Abnahme der Erwerbsbevölkerung überdurchschnittlich tangiert. (…)
Das grösste ungenutzte Potenzial aber sieht die Länderorganisation bei den älteren Beschäftigten. Es brauche eine bessere Beschäftigungspolitik für diese Gruppe – zumal diese von einer besseren Gesundheit profitiere und auch der Anteil der körperlich anstrengenden Jobs zurückgehe. Zu diesem Zweck sollen die berufliche Mobilität und das lebenslange Lernen gefördert werden.
Dass die Politik handle, sei auch deshalb wichtig, weil die Renten- und Gesundheitssysteme immer mehr kosteten, betont der Bericht. Dabei gehe es auch um die Frage der Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Denn die Älteren hätten bisher überdurchschnittlich vom höheren Wohlstand profitiert. Dagegen seien es primär die Jungen, welche die zusätzlichen Lasten aufgrund einer stagnierenden Wirtschaft zu tragen hätten.
NZZ / OECD-Studie (engl.)
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