Steigende Ausgaben für Verteidigung und Soziales und der demographische Wandel treiben die Zinskosten für die Staatsverschuldung rasant in die Höhe. Die NZZ fasst eine Studie der Commerzbank zum Thema zusammen.

Der alte Kontinent gelangte wieder an jenen Punkt, an dem er vor mehr als 10 Jahren in der Euro-Krise schon einmal stand. Damals mutierte die EZB zum Büttel der Regierungen, kaufte deren Staatsanleihen und pumpte massenhaft Liquidität ins Bankensystem.

In der Corona-Pandemie liess die Zentralbank die Käufe eskalieren und löste dadurch eine Inflationswelle aus.

Der Mix aus expansiver Finanz- und Geldpolitik droht sich in den nächsten Jahren zu wiederholen. Zieht die Inflation an, könnten Regierungen und Zentralbanken versucht sein, den höheren Renditeforderungen der Anleger mit dem Mittel der finanziellen Repression zu begegnen. So wie in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Damals wiesen die Regierungen die Zentralbanken an, die Zinsen nach unten zu drücken, legten Obergrenzen für die Verzinsung von Spareinlagen fest, verpflichteten institutionelle Anleger zum Kauf von Staatsanleihen und verhängten Kapitalverkehrskontrollen, um Investoren die Flucht ins Ausland zu erschweren.

Was wie ein Doomsday-Szenario anmutet, könnte schneller Realität werden als gedacht. Für die Bürger und Sparer sind das keine guten Aussichten. Doch solange die Regierungen nicht den Mut aufbringen, das Ruder in der Finanzpolitik herumzureissen, tun die Bürger gut daran, sich auf ein neuerliches Zeitalter der finanziellen Repression einzustellen. Darüber können auch telegen in Szene gesetzte Freundschaftstreffen der Staats- und Regierungschefs nicht hinwegtäuschen.

  NZZ /   Commerzbank-Studie