Christin Severin kritisiert in der NZZ die Forderungen des Gewerkschaftsbunds mit Blick auf die Daten des OAK-Berichts zur finanziellen Situation der Vorsorgeeinrichtungen.
Doch anstatt anzuerkennen, dass die Pensionskassen ihre Hausaufgaben gemacht haben, reagieren die Gewerkschaften mit harscher Kritik. Sie werfen den Einrichtungen vor, in Reserven zu schwimmen. Das Geld komme immer weniger bei den Versicherten an. Man bezahle immer mehr für weniger Rente, behauptet der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) als Reaktion auf den Bericht.
Dabei blendet der SGB das Offensichtliche vollkommen aus: Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen. Das Rentenalter wird gerade erst und lediglich bei den Frauen minim angepasst. (…)
Insofern liegt es nicht am Geiz der Pensionskassen, sondern an der höheren Lebenserwartung, dass die Lohnbeiträge heute höher und die durchschnittlichen Renten dennoch tiefer sind als vor 15 Jahren, wie der SGB schreibt.
Natürlich wären höhere Renten schön. Brauchen könnte man sie auch. Wenn aber die heutigen Auszahlungen höher sind als die Einzahlungen der Bezüger, bleibt für die jüngere Generation weniger übrig. Diese einfache Mathematik wird jedoch ignoriert. Stattdessen suggeriert der SGB, dass die Pensionskassen böswillig auf dem Geld hocken: «Die Quittung bezahlen die Arbeitnehmenden.» (…)
Die vorsichtige Kalkulation wird umso wichtiger, wenn weniger Kinder geboren werden. Nicht nur in der Schweiz, auch in vielen anderen europäischen Ländern sind die Fertilitätsraten, die Anzahl Geburten pro Frau, auf neue Tiefstände gesunken. Je weniger Nachwuchs es gibt, desto weniger wird dieser in der Lage sein, neben der Finanzierung der eigenen Renten auch noch massgeblich zur Finanzierung der Renten der Vorgeneration beizutragen.