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Erwerbstätigenquote nach Alter, Veränderung 2001 bis 2020

Der Tages-Anzeiger schreibt zum Trend, dass zunehmend die Erwerbstätigen bis in höhere Alter arbeiten. Gleichzeitig nehmen die Frühpensionierungen ab.

Menschen in der Schweiz arbeiten zunehmend auch im fortgeschrittenen Alter in ihrem Beruf weiter. Dass dieser Trend existiert, lässt sich anhand von Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung belegen. Sie zeigen zum einen, dass die Erwerbstätigkeit unmittelbar vor dem Pensionierungsalter zugenommen hat: Es arbeiten prozentual mehr 61-, 62-, 63- und 64-Jährige als vor zwanzig Jahren.

Doch auch übers ordentliche Rentenalter hinaus sind mehr Menschen beruflich aktiv. Rund ein Drittel aller Männer und rund ein Fünftel aller Frauen im Alter von 65 und 66 Jahren gehen einer bezahlten Arbeit nach. Typisch sind sogenannte Bogenkarrieren, bei denen man das Pensum sukzessive herunterfährt und mit geringerer Verantwortung im Betrieb weiterarbeitet.

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m Gegenzug lassen sich weniger Leute frühzeitig pensionieren. Auch das geht aus der Arbeitskräfteerhebung hervor: Um die Jahrtausendwende hatten sich etwa im Alter von 62 Jahren bereits 32 Prozent der Männer aus dem Erwerbsleben zurückgezogen. In der Zwischenzeit hat sich dieser Anteil auf 18 Prozent verringert. Ein ähnlicher Rückgang zeigt sich bei den Frauen.

Viele Menschen fühlen sich mit 60 oder 70 noch fit. Weniger Jobs sind körperlich anstrengend. Mehr Menschen sind gut ausgebildet. Gut Ausgebildete arbeiten in der Regel länger. Und obendrein herrscht Fachkräftemangel.

Vor diesem Hintergrund ist nicht abwegig, was die Jungfreisinnigen via Volksinitiative durchsetzen möchten: eine Erhöhung des AHV-Referenzalters von 65 auf 66 oder mehr Jahre, geknüpft an die statistische Lebenserwartung.

Dank der Massnahme würde die AHV finanziell entlastet, schätzungsweise um 2 Milliarden Franken pro Jahr. Zudem entstünden Anreize, länger zu arbeiten. Das Bundesamt für Sozialversicherungen rechnet in seinen Szenarien etwa damit, dass das effektive Alter, bei dem die Leute aus dem Arbeitsmarkt austreten, bei einer Erhöhung des ordentlichen Rentenalters von 65 auf 66 Jahre im Schnitt um 8 Monate zunehmen würde. Die dannzumal 66-Jährigen würden ungefähr so intensiv am Arbeitsmarkt teilnehmen wie heute die 65-Jährigen.

Ökonomen halten dies für plausibel. «Der Schweizer Arbeitsmarkt funktioniert gut», sagt Marco Salvi, Arbeitsmarktspezialist bei der Denkfabrik Avenir Suisse. «Er würde ein höheres Rentenalter problemlos absorbieren.» George Sheldon, emeritierter Professor an der Forschungsstelle für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie der Universität Basel, meint: «Es wird auch bei einem höheren Rentenalter genug Jobs für die älteren Erwerbstätigen geben.»

  Tages-Anzeiger