Für Hansruedi Scherer, Partner bei PPCmetrics, ist der Schaden für Pensionskassen wegen des Credit-Suisse-Debakels überschaubar, wie er im cash-Interview sagt. Zu denken geben ihm aber die höheren Systemrisiken und der sinkende Wettbewerb. Auszüge:

imageDie Konti, welche die Pensionskassen bei der Credit Suisse haben, scheinen sicher?   
Das sehen wir auch so. Die Interventionen der letzten Tage haben gezeigt, dass die ‹too big to fail›-Banken eine implizite Staatsgarantie aufweisen, und die CS wird nun in eine solide Bank integriert.    

Nahezu alle Schweizer Pensionskassen haben in Aktien und Obligationen der Credit Suisse meistens via Anlagefonds investiert. Kann man den Schaden hier schon abschätzen?   
Hier ist das Bild sehr differenziert. Etwas zynisch gesprochen, ist der Abschreiber auf den Aktien aufgrund der Rettungsaktion das kleinste Problem. Die grossen Verluste haben die Aktionäre schon früher zu verbuchen gehabt. Bei den Obligationen im engeren Sinn erwarte ich, immer gegeben mein heutiger Wissensstand, eine Beruhigung der Lage und dass diese normal zurückbezahlt werden.

Wieso Fremdkapitalgeber an den Verlusten beteiligt werden könnten, wie das gewisse Presseberichte implizieren, solange die Eigenkapitalgeber, also die Aktionäre, noch einen Restwert erhalten, ist mir schleierhaft. Ausser die Emissionsbedingungen enthalten spezielle Klauseln, dass heisst ‹Write down Klauseln›. Bis zu einem Totalverlust erwarte ich hingegen bei Finanzinstrumenten, die bei Verletzung gewisser Mindestkapitalisierungsstandards zum Eigenkapital gezählt werden dürfen. Diese weisen Write down Klauseln auf. Auf diesen Obligationen haben die Gläubiger aber auch während der Laufzeit eine hohe Risikoprämie erhalten.  


Ist es verbreitet, dass Pensionskassen auch direkt in Aktien und Obligationen der CS investiert haben?   
Ja, dies ist absolut üblich. Aber bei den Aktien ist der Anteil der CS am SPI so klein geworden, dass dies bei den meisten Pensionskassen gut verkraftbar ist. Die CS hat auch mehrere Obligationen emittiert, die Teil des Swiss Bond Index sind, entsprechend sind auch Pensionskassen in diese investiert.    

Welche direkte Schäden sehen Sie sonst für die Pensionskassen?
Direkte Schäden sehe ich nicht. Es gilt zu beachten, wie sich die Service-Qualität bei der CS verändert respektive ob Schlüsselpersonen gehen, was zu Performanceproblemen führen könnte. Da sich dieser Problematik aber sicher alle Beteiligten bewusst sind, hoffe ich, dass dies nicht zum Problem wird.

Inwiefern lastet das CS-Debakel auf den Deckungsgraden der Pensionskassen?   
Der Untergang einer Firma ist ein normaler Vorgang auf dem Kapitalmarkt. Gegeben die insgesamt relativ kleine Gewichtung von CS-Titeln in den Portfolios der Pensionskassen gehen die direkten Verluste aus dem Debakel in der normalen Volatilität des Finanzmarkts unter. Wenn dank der Übernahme sich der Markt wieder beruhigt und die Risikoprämien wieder sinken, dann wird das sogar positive Auswirkungen auf die Deckungsgrade haben.  

Welche langfristigen Veränderungen für die Pensionskassen sehen Sie wegen dieses Bankenerbebens?     
Leider wird die Konkurrenz verkleinert. Auf gewissen Teilmärkten ist die Position der UBS nun definitiv dominierend. Ergreifen nicht neue Akteure die Chance, in den Markt einzutreten, dann befürchte ich einen gedämpften Preisdruck im Asset Management und somit höhere Preise oder weniger stark sinkende Preise.

  cash.ch