Marco Salvi kommentiert auf der Website von Avenir Suisse die geringe Nachfrage nach dem 2018 eingeführten neuen Sozialwerk. Er schreibt:

So schnell sie geschaffen wurden, so schnell drohen die Überbrückungsleistungen in Vergessenheit zu geraten – zumindest vorläufig. Mangels Bezugsberechtigter wurde der kühne Entwurf zum Papiertiger. Kaum 200 Personen haben sie zwischen Mai 2021 und Juni 2022 erhalten, nicht mal ein Zehntel der prognostizierten Zahl.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits wurde während der Pandemie die Aussteuerung de facto sistiert, indem die Höchstzahl an Taggeldern der Arbeitslosenversicherung stark erhöht wurde. Mit der Erholung der Schweizer Wirtschaft hat dann die Zahl der älteren Langzeitarbeitslosen innerhalb eines Jahres bereits um ein Drittel abgenommen.

Damit ist das Reservoir an potenziellen Empfängern deutlich eingeschränkt. Das vor einigen Jahren angekündigte Ende der Arbeit – insbesondere der Arbeit, die von älteren Erwerbstätigen entrichtet wird – lässt offensichtlich auf sich warten. (…)

Die Überbrückungsleistungen haben dazu verholfen, das Narrativ «alt und deshalb arbeitslos» zu zementieren. Sie haben dem Mythos, die Zuwanderung würde die Schwächeren vom Schweizer Arbeitsmarkt verdrängen, ein öffentliches Imprimatur gegeben.

Die Realität ist aber eine ganz andere. Die Erwerbsquote der Schweizer Ü55 gehört heutzutage zu den höchsten der Welt. Vor kurzem wurde gar die 75-Prozent-Marke geknackt. Seit der schrittweisen Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU/Efta im Jahr 2002 hat die Quote um satte zehn Prozentpunkte zugenommen. Von der Verdrängung der älteren einheimischen Arbeitnehmer durch Zuwanderer kann keine Rede sein.

  Kommentar Salvi