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Mit einer Grafik im leicht aktualisierten Stil des sozialen Realismus, wie er einst zwischen Berlin-Ost und Moskau im Schwange war, wirbt der SGB für seine Demo in Bern.

“Ständerat hat Skandal gegen die Frauen bestätigt”, schreibt Urban Hodel in einem Aufruf des Gewerkschaftsbunds zur Demonstration gegen die Beschlüsse des Rats und die Rentenreform insgesamt. Und weiter:

Unsere Renten werden an allen Fronten angegriffen! Die Bürgerlichen wollen, dass nicht nur die Frauen, sondern wir alle länger arbeiten müssen. Bis 66 oder sogar 67. Und bei den Pensionskassen sollen wir mehr bezahlen – und dafür weniger bekommen! Und neu wollen sie sogar bestehende Renten kürzen.

Marina Carobbio Guscetti von der SP meint in einem Email der SP:

«Die vorgesehenen Kompensationen für die Frauen der Übergangsgeneration bleiben absolut ungenügend. Eine anständige Flexibilisierung des Renteneintrittsalters ist nicht geplant. Das ist inakzeptabel. Wir werden nicht zulassen, dass gut zwei Jahre nach dem Frauenstreik die Frauen um ihre Rente geprellt werden.»
   Ein Rentenabbau ist nicht nur ein Affront gegenüber den Frauen, sondern gegenüber der gesamten arbeitenden Bevölkerung in diesem Land. «Die bürgerliche Politik verpasst es einmal mehr, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Die hyperventilierende Link unterschlägt dabei ein paar wichtige Daten. Insgesamt scheint sie die Realitäten aber schon längst aus den Augen verloren zu haben. Es geht ihr  offenbar nur noch um knallhart populistische Politik. Katharina Fontana ruft in einem Artikel der NZZ ein paar Zusammenhänge in Erinnerung:

Wie aus der AHV-Statistik 2020 hervorgeht, setzen sich die Beitragszahler zu 54 Prozent aus Männern und zu 46 Prozent aus Frauen zusammen. Die Summe der Einkommen, auf denen AHV-Beiträge erhoben werden, wird zu 66 Prozent von den Männern erbracht, zu 34 Prozent von den Frauen. Gleichzeitig werden 55 Prozent der Summe der Altersrenten an Frauen ausbezahlt und 45 Prozent an Männer; 2020 waren dies laut den Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) gerundet 24 Milliarden gegenüber gut 19 Milliarden Franken. (…)

Wenn man die Geschlechterrechnung für die AHV anstellt, fällt das Ergebnis also wie folgt aus: Erstens zahlen mehr Männer in das Sozialwerk ein als Frauen, zweitens leisten sie mehr Beiträge, und drittens bekommen sie weniger Geld heraus. Diese Umverteilung von Mann zu Frau ist gewollt, die erste Säule ist auf Ausgleich und Solidarität ausgerichtet. Das ändert aber nichts daran, dass es die Frauen sind, die bei der AHV heute gesamthaft profitieren. Das ist ein wesentlicher Punkt, wenn man über die Anpassung des Rentenalters redet.

  NZZ