imageFabian Schäffer kommentiert in der NZZ die Politik der Linksparteien in Fragen der Rentenreform. Sie ist vor allem für die jüngere Generation verheerend. Das interessiert aber offenbar nicht.

Heute ist es die forciert frauenfreundliche Linke, die aus den Entscheiden der vorgestrigen Patriarchen Profit schlägt. Ungeniert setzen die Rot-Grünen und die Gewerkschaften das Rentenalter der Frauen, das mittlerweile bei 64 Jahren liegt, als politisches Pfand ein. Im Gegenzug zur sachlich völlig logischen Erhöhung auf 65 versuchen sie herauszuholen, was sie herausholen können. Zur Rechtfertigung schieben sie Themen vor, die sich beim besten Willen nicht über die AHV regeln lassen: die umstrittene Frage der Lohngleichheit und die ungleiche Verteilung der unbezahlten Arbeit (Frauen 60 Prozent, Männer 40 Prozent).

Angesichts dieser hemmungslosen Blockadepolitik ist es eine Allianz der pragmatischen Kräfte, die von der SVP bis zur GLP reicht, die eine Lösung finden muss. Vermutlich kann sie noch so grosse Kompensationen für die Frauen beschliessen – die Linke ist sowieso dagegen. Diese These hat sich am Dienstag erhärtet, als der Ständerat ein durchaus üppiges Abfederungsprogramm beschlossen hat, das von links umgehend zurückgewiesen wurde. (…)

Im Dickicht der Kompensationen sollten die lösungsorientierten Parteien das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Entscheidend ist, dass die Reform an der Urne eine Mehrheit findet. Da ist es durchaus vernünftig, die Kompensationen höher anzusetzen, als dies manchen Bürgerlichen lieb wäre.

Denn erst wenn der unerklärliche Unterschied beim Rentenalter endlich eliminiert ist, wird sich die Politik den wahren Problemen der Altersvorsorge zuwenden. Diese liegen in der Demografie. In den letzten Jahrzehnten hat die Lebenserwartung derart stark zugenommen, dass das Rentenalter 65/64 bereits heute eine unerhörte Ungerechtigkeit gegenüber den nachfolgenden Generationen darstellt. In den nächsten Jahren müssen jüngere, zahlenmässig kleinere Jahrgänge den ausgedehnten Ruhestand der grossen Babyboomer-Generation finanzieren.

  NZZ