Fabian Schäfer beschreibt in der NZZ die wenig komfortable Situation, in welche sich der Arbeitgeberverband mit dem Sozialpartnerkompromiss zur BVG-Reform manövriert hat.

Pest und Cholera. Das sind etwa die Optionen, die der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) hat. Im zentralen Rentendossier hat er sich in eine saublöde Situation gebracht, wie es ein Vertreter eines anderen Verbands halb mitleidig, halb spöttisch formuliert. Der SAV, eine der einflussreichsten Kräfte in der Schweizer Politik, sieht sich gezwungen, in der Debatte um die berufliche Vorsorge (BVG) eine merkwürdige Rolle zu spielen. (…)

Seither befindet sich der SAV quasi in gewerkschaftlicher Geiselhaft. Im Unterschied zum Gewerbeverband, der den Kompromiss von Anfang an abgelehnt hat, haben die Arbeitgeber ihr Ja-Wort gegeben. Daran fühlen sie sich bis heute gebunden. Auch wenn alle bürgerlichen Parteien die vorgeschlagenen Rentenzuschläge ablehnen, auch wenn weite Teile der Wirtschaft dagegen sind, auch wenn relevante Mitglieder des SAV ausscheren: Die Verbandsspitze hält eisern an der Vorlage fest.

Und so kommt es, dass der Verband der Arbeitgeber Entscheide kritisiert, die mancher Arbeitgeber begrüssen dürfte. Das ist zwar unschön. Aber im Verband geht man dem Vernehmen nach davon aus, dass die Alternative – der Ausstieg aus dem Kompromiss von 2019 – gravierendere Konsequenzen hätte: für die Zukunft der Sozialpartnerschaft und die eigene Glaubwürdigkeit.

  NZZ