imageDie Generation der Babyboomer, je nach Definition die zwischen ca. 1945 und 1965 Geborenen, geht in wachsender Zahl in Pension. Die Babyboomer werden zu Rentenboomern, wie es Pascal Renaud, Partner Toptima, an der diesjährigen BVS-Tagung formulierte. Das wird in den nächsten 10 – 15 Jahren erhebliche Konsequenzen auf die berufliche Altersvorsorge haben.

Renaud untermauerte seine Aussagen mit zahlreichen Grafiken und Tabellen und forderte die Verantwortlichen der Pensionskassen nachdrücklich dazu auf, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen, am besten schon heute. Absehbar sind zwei Pensionierungswellen, welche die einzelnen Kassen je nach Branche und Struktur unterschiedlich treffen werden, aber betroffen sind praktisch alle mittleren und grösseren Vorsorgeeinrichtungen, einfach früher oder etwas später.

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Die Form der Pyramide lässt erkennen, wann in welchem Ausmass die Pensionierungen zunehmen werden. Die beiden rot gestrichelten Linien zeigen, dass die Zahl der 65-Jährigen noch fast genau gleich gross ist wie jene der 20-Jährigen, aber 2019 gab  es erstmals mehr Personen, die 65 wurden als 20. Die Differenz wird sich bis 2029 auf 28’000 pro Jahr erhöhen.

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Die kumulierte Lücke zwischen Aktiven und Neurentnern von 2020 bis 2030 beträgt rund 200’000. Das Umlagesystem der AHV ist davon direkt noch stärker betroffen, aber der altersmässige Strukturwandel trifft auch die Pensionskassen. Die Zuwanderung kann das etwas abfedern, aber die Entwicklung nicht stoppen. Es ist eine deutlich stärkere Zunahme der Rentner als der Aktiven absehbar.

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Die Konsequenzen für die “Pensionskasse Schweiz” sind an den wachsenden Anteilen des Vorsorgekapitals der Rentner erkenntlich. Das wirkt sich auf die Risikofähigkeit der Kassen aus und reduziert die Wirksamkeit von Sanierungsmassnahmen. Renaud listet als weitere Folgen der Entwicklung auf: die Sollrendite steigt bei nicht risikogerechtem Umwandlungssatz; je nach Struktur der Kasse wird der Cashflow negativ und Anlagen müssen liquidiert werden; die Bedeutung der Liquidität nimmt generell zu.

In einem zweiten Auftritt zusammen mit Andreas Reichlin (PPCmetrics) meinte Renaud, wir würden um eine Erhöhung des Rentenalters nicht herum kommen, soll die Stabilität des Systems nicht aufs Spiel gesetzt werden. Gleichzeitig brach er eine Lanze für variable Renten, womit er in weiten Teilen der Branche auf erheblichen Widerstand treffen dürfte. Es sind ihm derzeit lediglich etwa zehn Kassen bekannt, welche diese Flexibilität kennen.

Als eine Möglichkeit erwähnte er die Option für die Versicherten, sich zwischen fixer, garantierter Rente und einer  variablen Rente zu entscheiden. Da aufgrund der Verzerrung durch den überhöhten Mindestumwandlungssatz aber die fixe Rente höher ausfallen würde, lässt sich das heute nur bei sehr gut ausgebauten Vorsorgeplänen umsetzen.

  Toptima  / NZZ