SNAGHTML3d4f57dWelche Folgen haben die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Finanzierung der Vorsorge? Der Frage geht Thomas Hengartner in der FuW nach.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie infizieren die finanzielle Altersvorsorge. Eine rückläufige Beschäftigung vermindert die lohnabhängigen Einzahlungen in die staatliche AHV und in die Pensionskassen. Und weil deren Leistungsverpflichtungen gar noch zunehmen, akzentuieren sich die Probleme, sagt Pensionskassenexperte André Tapernoux. Der Partner des Fachbüros Keller Partner befürchtet, Ende des Jahres könnten etwa 20% der Pensionskassen unterdeckt sein. Zu Jahresbeginn lag dieser Anteil gemäss Angaben der Bundesaufsicht OAK bei 1,1%.

Das Ausmass einer Unterdeckung wird voraussichtlich nur für wenige Vorsorgeträger so gravierend sein, dass unverzüglich eine harte Sanierung notwendig wird. Wegen der Pandemie sterben 2020 in der Schweiz mehr Menschen, als üblicherweise innerhalb eines Jahres zu erwarten ist, sagt Willi Thurnherr, CEO des Pensionsberaters Aon. Doch Todesfallleistungen würden die Vorsorgebranche lediglich geringfügig belasten, ergänzt er: «Den Deckungsgrad der Pensionskassen wird das vermutlich nur im Promillebereich tangieren.»

Wenn dank einer Impfung und wirkungsvolleren Behandlungen die Gesamtzahl der Todesfälle nächstes Jahr wieder auf das statistisch erwartete Mass fällt, werden im Vorsorgesystem gemäss Thurnherr erneut die bisherigen Tendenzen gelten: «Die Verlängerung der Lebenserwartung der Bevölkerung wird womöglich ganz wenig gebremst, dennoch bleibt die Ausdehnung der Rentenbezugsphase ein finanziell belastender Faktor für die Vorsorgebranche.»

Die Finanzen vieler Unternehmenspensionskassen waren beim Jahreswechsel sehr gut. Nach mehreren Jahren mit grossen Investmenterträgen hatten sie dicke Reservepolster. Der Deckungsgrad erreichte im Schnitt etwa 112%, womit die Vermögen die bilanzierten Verpflichtungen rund 12% überstiegen. Pensionskassenexperte Tapernoux schätzt, dass seither Werteinbussen der Vermögensanlagen – und der Zinsbedarf für die Guthaben der Erwerbstätigen und Rentenbeziehenden – etwa vier Deckungsgradprozente aufgezehrt haben.

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