imagepw. Werner Vontobel kritisiert im Blick den gängigen Ansatz zur BVG-Reform mit Senkung des Umwandlungssatzes und höheren Beiträgen zum Leistungserhalt. Er verweist dabei vor allem auf den geringen wirtschaftlichen Nutzen des verstärkten Sparens beim heutigen Zinsniveau. Die Kritik an der PK-Lobby geht allerdings daneben. Es sind primär die Sozialpartner, welche den Leistungserhalt in der 2. Säule fordern.

Die Senkung des UWS drängt sich aus Gründen der Generationen-Gerechtigkeit auf und nicht wegen der Interessen der “Lobby”. Ein Anstieg des Rentenalters würde übrigens zusätzliche Sparanstrengungen weitgehend überflüssig machen. Und schliesslich lässt Vontobel die bedenkliche Verfassung der AHV und ihre düsteren Aussichten ausser acht. Hier wäre abzuwägen, was gesellschaftlich und finanziell die langfristig effizienteste Lösung ist.

Es ist aus versicherungsmathematischer Sicht klar, dass die Pensionskassen-Renten wegen den sinkenden Zinsen und der steigenden Lebenserwartung um rund 30 Prozent sinken werden. Um dies zu vermeiden, müssen die Pensionskassen ihr Kapital massiv aufstocken. Je nach Annahmen betreffend Zins und Lebenserwartung geht es dabei um 300 bis 500 Milliarden Franken.

Doch es kommt noch dicker: Damit man mit – sagen wir – bloss 2 statt 3,5 Prozent Zins über 40 Beitragsjahre 30 Prozent mehr Kapital ansparen kann, müssen die Beitragssätze um nicht weniger als 82 Prozent angehoben werden. Reine Versicherungsmathematik. Statt bisher rund 50 müssen die Arbeitgeber und –nehmer also gut 90 Milliarden Franken jährliche Beiträge zahlen. Das ist die Logik des Kapitaldeckungsverfahrens: Bevor man mehr konsumieren kann, muss man den Konsum erst jahrelang stark einschränken.

Die Pensionskassen-Lobby geht deshalb scheibchenweise vor. Sie fordert vorerst nur eine Senkung des Umwandlungssatzes auf von 6,8 auf 6 Prozent. Die entsprechende Rentensenkung um 12 Prozent will sie mit Massnahmen kompensieren, die jede für sich harmlos klingen – Beitragspflicht schon ab 20 statt 25 Jahren, weniger Koordinationsabzug, mehr Einzahlungen in die 3. Säule etc. Im Endeffekt ist das aber doch der Einstieg in eine massive Nachfragesenkung.

Dabei liegt eine volkswirtschaftlich verträgliche Lösung auf der Hand: Wir müssen die Renten im Umlageverfahren sichern. Wenn wir statt jährlich 40 zusätzliche Milliarden in die 2. Säule zu buttern nur schon die Hälfte davon in die AHV einzahlen, könnten wir deren Renten um gut 40 Prozent erhöhen und damit einen soliden Beitrag zur Steigerung der Nachfrage und zum sozialen Frieden leisten.

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