imageDie UBS hat auf ihrer Website ein Gespräch mit Patrick Müller, Head Institutional Clients, Vorsorgespezialistin Jackie Bauer und UBS-Chefökonom Daniel Kalt aufgeschaltet. Auszüge:

Was belastet die Pensionskassen momentan am meisten?
Patrick O. Müller: Eindeutig die sinkenden Deckungsgrade. Im Schnitt liegen diese nun wieder auf dem Niveau von Ende 2018. Die negative Performance könnte dazu führen, dass manche Kassen in Unterdeckung geraten. Sammelstiftungen müssen sich überlegen, wie sie damit umgehen, wenn kleinere Anschlüsse in Liquiditätsprobleme geraten.

Jackie Bauer: Hinzu kommt, dass die viele Pensionskassen für das letzte Jahr relativ hohe Zinsen gewährt haben. Das ist neben den Renditeeinbussen eine zusätzliche Belastung für die Deckungsgrade.

Rechnen Sie in diesem Jahr also mit tieferen Zinsen?
Jackie Bauer: Ja. Die Pensionskassen werden alles daransetzen, um die Deckungsgrade soweit wie möglich zu stabilisieren, ohne ausserordentliche Massnahmen ergreifen zu müssen. Deshalb sollten wir für dieses Jahr nur mit der Mindestverzinsung rechnen.

Welche Pensionskassen trifft die Krise besonders hart?
Jackie Bauer: Vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Kassen werden wir vermehrt Unterdeckungsfälle sehen, da die Deckungsgrade hier bereits relativ tief waren. Bei den privatrechtlichen Kassen hingegen lagen sie vor der Krise im Schnitt bei über 110 Prozent. Die meisten von ihnen dürften sich über 100 Prozent halten können, wenn auch nur knapp.

Welche Risiken stufen Sie für die Branche derzeit am höchsten ein?
Jackie Bauer: Die wohl grösste Herausforderung ist der Spagat zwischen kurzfristig verlangten Massnahmen und langfristig orientierten Investitionen. Pensionskassen sind durch die regulatorischen Vorschriften gezwungen, auf die Performance-Einbussen unmittelbar zu reagieren. Gleichzeitig müssen sie den Versicherten aber auf Jahrzehnte hinaus Leistungen versprechen. Die sinkenden Deckungsgrade verschärfen diese Problematik zusätzlich. Sammelstiftungen und kleinere Kassen sind davon stärker betroffen.

Patrick O. Müller: Deshalb gehe ich davon aus, dass die Konsolidierung anhalten wird. Die Professionalisierung auf der Anlageseite ist im aktuellen Umfeld wichtiger denn je. Kleinere Kassen werden sich wahrscheinlich vermehrt Sammelstiftungen anschliessen.

Regierungen und Zentralbanken stützen die Wirtschaft mit allen Mitteln. Welche Folgen hat das für festverzinsliche Anlagen?
Daniel Kalt: Die starke Rezession wird in den nächsten ein bis zwei Jahren deflationär wirken. Die Inflation wird tief bleiben und damit auch die Zinsen. Das hängt auch mit den Anleihekaufprogrammen der Zentralbanken zusammen, die mittlerweile nicht mehr nur qualitativ hochwertige Papiere kaufen, sondern zunehmend auch auf Segmente mit tieferen Ratings zurückgreifen. Das verzerrt Preise und Renditen von Anleihen und stellt Pensionskassen, die stark in festverzinslichen Anlagen investiert sind, vor grosse Herausforderungen.

  UBS Gespräch