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Der Tages-Anzeiger bringt die Daten, welchen einen Eindruck davon geben, wie die Kurseinbrüche der letzten Tage und Wochen die Pensionskassen treffen.

Noch zu Beginn des Jahres waren die meisten Pensionskassen in einer komfortablen Situation – das Jahr 2019 hatte ihnen aussergewöhnlich gute Renditen beschert. «Nach den massiven Kursstürzen an der Börse sind aber wohl viele in eine Unterdeckung geraten», sagt Stephan Skaanes von der Firma PPCmetrics. Er schätzt, dass der durchschnittliche Deckungsgrad nur noch knapp über 100 Prozent liegt. Da die Krise aber längst nicht ausgestanden ist, dürfte er noch weiter sinken. Die Kassen bräuchten einen Deckungsgrad von 117,6 Prozent, um einer Krise zu trotzen, wie sie in einer Erhebung der Oberaufsicht Berufliche Vorsorge vor einem Jahr angaben.

Die Pensionskassen haben die Gelder der Versicherten vor allem in Aktien, Immobilien und Obligationen angelegt. Allein die in Aktienfonds angelegten Vermögen haben seit Anfang Jahr zwischen 20 und 35 Prozent an Wert eingebüsst. Das gesamte Pensionskassenvermögen – ersichtlich im Index für Pensionskassengelder – verzeichnet ein Minus zwischen 6 und 9,7 Prozent. Auch die in Immobilien angelegten Gelder können noch erheblich an Wert verlieren. Am beständigsten sind zurzeit Obligationen. Für diese müssen die Pensionskassen zwar Zinsen zahlen, aber sie gelten zurzeit als halbwegs sicherer Hafen für Anleger. Für Skaanes erweist sich jetzt die oft kritisierte konservative Anlagestrategie der Pensionskassen als richtig. Denn die meisten haben ihr Vermögen mindestens zur Hälfte in Obligationen angelegt. (…)

Bis Ende nächster Woche müssen sich die Parteien zur vom Bundesrat eingeleiteten Revision der beruflichen Vorsorge vernehmen lassen. Damit soll die Umverteilung von den Berufstätigen zu den Rentnern eingedämmt werden. Es fragt sich jedoch, ob die Sanierungsvorschläge angesichts der Krise noch taugen. «Wir werden von der Entwicklung richtiggehend überrollt», sagt Nationalrätin Ruth Humbel, Präsidentin der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit.

Die grosse Frage ist, mit welchen Mitteln die Übergangsgeneration noch entschädigt werden kann, wenn der rentenbestimmende Umwandlungssatz gekürzt wird. Die Sozialpartner – Arbeitgeberverband und Gewerkschaften – waren übereingekommen, dass Arbeitgeber und -nehmer zusammen 0,5 Lohnprozente zahlen. Nach Ansicht Humbels ist das jedoch kein gangbarer Weg mehr, da viele Unternehmen massiv unter der Krise leiden. Ihrer Ansicht nach sollten die Pensionskassen selber ihre betroffenen Versicherten entschädigen und wo das nicht möglich ist, den Sicherheitsfonds beiziehen. Pierre-Yves Maillard, Präsident des Gewerkschaftsbund und SP-Nationalrat, glaubt hingegen nicht, dass die Pensionskassen dazu noch imstande sind – jetzt noch weniger als vor der Krise.

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