Michael Ferber hat sich in der NZZ in das Thema Negativzinsen vertieft, mit höchst beunruhigenden Aussichten angesichts einer Richtung Rezession sich bewegenden Konjunktur. Dass zwei IMF-Ökonomen in einem Blogbeitrag Gedankenspiele mit einer noch verstärkten Absenkung der Zinsen in den Negativbereich anstellen, lässt aufhorchen. Zumal höhere Negativzinsen sich nur durch Einschränkungen des Bargeldgebrauchs durchsetzen lassen. Von den Folgen für Sparer und Vorsorgeeinrichtungen nicht zu reden.

Auch der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat in Interviews bereits argumentiert, Negativzinsen von bis zu –6% könnten eine Möglichkeit sein, um in Zukunft mit konjunkturellen Krisen umzugehen. Solch hohe Negativzinsen wären für Sparer und Anleger zweifellos ein Desaster – und bis jetzt schützt sie nicht zuletzt die Existenz von Bargeld vor einer solch extremen Geldpolitik.

Um Negativzinsen auf einem solchen Niveau durchzusetzen, schlagen Agarwal und Krogstrup (IMF) vor, die Geldmenge in zwei Parallelwährungen aufzuteilen – Bargeld und elektronisches Geld (E-Geld). Seien die Zinsen negativ, werde dies bei dem E-Geld direkt umgesetzt. Für Bargeld solle indessen ein Umrechnungskurs etabliert werden, damit dieses ebenfalls und genauso viel an Wert verliere wie das E-Geld bei der Einführung von Negativzinsen. In einem solchen Währungssystem wäre es dann kein Vorteil mehr, in Zeiten von Negativzinsen Bargeld anstatt E-Geld zu halten, schreiben die Ökonomen in dem Blog. (…)

Friedrich Schneider, emeritierter Professor an der Universität Linz, wendet sich im Gespräch scharf gegen die in dem IMF-Blog-Beitrag geäusserten Vorschläge. Dabei handle es sich um eine stellenweise Enteignung der Bürger. Die Folgen von solch hohen Negativzinsen für Sparer und die Altersvorsorge wären katastrophal. Auch die Vorstösse gegen das Bargeld von Ökonomen wie Rogoff seien sehr kritisch zu sehen. Der Harvard-Ökonom habe nie nachgewiesen, dass Bargeld die Kriminalität fördere, er behaupte dies einfach. Dies sei populistisch. Vielmehr zeigten empirische Ergebnisse, dass Einschränkungen beim Bargeldverkehr oder gar die Abschaffung von Bargeld keinen grossen Einfluss auf die Kriminalität und die Schattenwirtschaft hätten.

Die Abschaffung des Bargelds oder starke Einschränkungen bei Bargeldtransaktionen würden die totale Kontrolle des Bürgers hinsichtlich seines Zahlungsverkehrs bedeuten. Bargeldlose Zahlungen machten die Bürger noch mehr gläsern und überwachbar.

  NZZ