imageIn einem Beitrag auf finews schlägt Jens Pongratz, seit 2010 Direktor für Investment Solutions bei Corestone Investment Management, den Einsatz digitaler Instrumente vor, um die Systeme der Altersvorsorge in die Zukunft zu retten.

In allen drei Säulen werden die Vorsorgegelder nach bestimmten, wenig flexiblen Kriterien angelegt mit dem Ziel, eine Rendite zu erzielen, die für jeden eine bestimmte Vorsorgeleistung ermöglichen soll. Damit wird das System – und insbesondere die zweite Säule – den teils sehr unterschiedlichen Vorsorgezielen und der Vorsorgesituation des Einzelnen nicht gerecht. Man denke nur an die Risikobereitschaft, die bei jüngeren und älteren Beitragszahlern sehr unterschiedlich ist, nicht zuletzt aufgrund des jeweiligen Anlagehorizonts.

Um diesem Aspekt Rechnung zu tragen, bräuchte es eine Individualisierung der Altersvorsorge– dies aber ohne das Gemeinschaftsdenken aufzugeben. Wie soll das gehen? Und was müssten die Pensionskassen tun, um dem wachsenden Wunsch nach mehr Transparenz und Individualisierung gerecht zu werden? (…)

Die Digitalisierung könnte einen Lösungsansatz bringen, indem die neuen Möglichkeiten genutzt werden, um die private Vorsorge zu individualisieren und die zweite Säule vermehrt in einem Gesamtkontext der persönlichen Vorsorgesituation zu sehen. Fintech mit Robo-Advisory oder der aktuell häufig diskutierten Blockchain-Technologie ermöglicht dies schon heute. Denn damit ist es möglich, für jeden einzelnen Versicherten ein individuelles Ziel- und Restriktionenprofil zu erstellen.

Auf Seiten der Pensionskasse kann für jeden Kunden hierdurch eine individualisierte Anlagestrategie implementiert werden, die nicht nur an das Alter, sondern auch an die persönlichen Lebensumstände und Ziele angepasst ist. Somit hat jeder Versicherte eine auf sich zugeschnittene Vermögensanlage und ist doch im Ganzen mit allen anderen Versicherten verbunden und profitiert von Effizienz-, Know How- und Skalengewinnen.

Was bedeutet das für die Anlagestrategie von Pensionskassen? Der Charme dieses Ansatzes ist, dass er so gut wie keine Auswirkungen auf die Anlagestrategie der Pensionskassen haben muss. Die Pensionskassen, Versicherer und auch die staatliche Rente müssen jedoch für die notwendige Transparenz sorgen und in Zusammenarbeit eine technologische Lösung bieten, damit die Kunden eine adäquate und aktuelle Übersicht über alle Sparvermögen und Versicherungsansprüche haben.

Nur dann kann das individuelle «personal balance sheet» auch umgesetzt werden und den vollen Nutzen entfalten. Die Anbieter sind also gefordert, die entsprechende digitale Infrastruktur und gegebenenfalls auch Know-How im Bereich der individuellen Kundenberatung aufzubauen. Eine weitergehende Professionalisierung des gesamten Setups ist, auch im Asset Management selbst, von Nöten.

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